Rothenhaus

Rothenhaus
Červený Hrádek
Červený Hrádek führt kein Wappen
Červený Hrádek (Jirkov) (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Chomutov
Gemeinde: Jirkov
Geographische Lage: 50° 31′ N, 13° 27′ O50.51138888888913.4502777777787Koordinaten: 50° 30′ 41″ N, 13° 27′ 1″ O

Červený Hrádek (deutsch Rothenhaus) liegt im böhmischen Erzgebirge. Der Ort mit dem gleichnamigen Schloss ist ein Ortsteil von Jirkov (Görkau) im Bezirk Komotau. Das Barockschloss wurde 1670 von Antonio della Porta aus der ehemaligen Burg im spätgotischen Stil ausgebaut. Neben dem großen Park sind heute die Galerie, eine Ausstellung, der Innenhof und die Schlosskapelle zu besichtigen.

Geschichte

Ursprünglich stand auf dem Platz die Burg Bořek. Belege über die Gründung dieser Burg liegen nicht vor. Vermutlich wurde diese aber vor 1413 von Dietrich Kraa erbaut. 1415 erhielt Kraa von Wenzel IV. die Burg und zwei Teile des Ortes Bořek als Lehen. Seine Frau Katharina verkaufte 1417 alles an Wenzel von Morawes und Kopitz. Wenzel war Katholik und kämpfte während der Hussitenkriege auf der Seite des Kaisers Sigismund.

1421 wurde die Burg von den Hussiten abgebrannt. Nach der Renovierung wurde sie mit roter Farbe versehen. Ab diesem Zeitpunkt nannte man sie Rote Burg (Červený Hrádek) (Rotes Haus). 1448 kaufte Albert von Kompas, königlicher Hauptmann in Brüx (Most), die Burg. 1454 erwarb er noch die Herrschaft Seeberg hinzu. Sein Sohn verkaufte den Besitz an die Ogir von Otschedlitz. Ab 1473 gehörte die Herrschaft den Glatz von Altenhorst. Lorenz Glatz vererbte 1516 das Eigentum der Tochter Anna, verheiratet mit Sebastian von Weitmühl, dem Herren von Chomutov (Komotau). 1547 nahmen die Sachsen Rothenhaus ein, Weitmühl erhielt es zwar wieder zurück, verpfändete es aber zwei Jahre später Heinrich von Gersdorff. 1554 erwarb Christoph von Carlowitz das Anwesen. Diesen interessierte eher der Bergbau und er verkaufte nach und nach die Herrschaft. 1576 übergab er den Rest seinem nichtehelichen Sohn August von Gersdorff. Gleich ein Jahr darauf kaufte Bohuslaus Felix Lobkowicz von Hassenstein das Anwesen. Ihm gehörte auch Komotau (Chomutov), mit dessen Schicksal das von Rothenhaus (Červený Hrádek) bis 1605 verbunden war.

Bohuslaus' Sohn Joachim tauschte nach dem Tod seiner Frau das Eigentum mit seinem Verwandten Georg Popel von Lobkowicz. Er erhielt Jung-Bunzlau (Mladá Boleslav). In dieser Zeit war der größte Teil der Bevölkerung protestantisch. Georg Popel war aber überzeugter Katholik und bemühte sich, die Bevölkerung zu katholisieren. Helfen dabei sollten ihm Jesuiten, die er nach Chomutov rief. Es kam zum Aufstand, das Schloss wurde geplündert und mit ihm auch das Areal der Jesuiten. Der Aufstand wurde anschließend niedergeschlagen und die Aufständischen hart bestraft. Die Stadt Chomutov musste hohe Strafzahlungen leisten. Gerettet wurde sie, als Popel in Ungnade fiel und sein Eigentum konfisziert wurde.

Im Jahre 1605 wurde das große Anwesen nach und nach verkauft. Rothenhaus (Červený Hrádek) mit Görkau (Jirkov), Platten (Blatno) und 24 Dörfer kaufte Adam Hrzan von Harasov. Während des folgenden Dreißigjährigen Krieges war die Burg des Öfteren belagert, erobert, geplündert und zweimal abgebrannt. Ab den 30er-Jahren herrschte die Witwe Sabina, die kurz nach dem Tode ihres Mannes den kaiserlichen Oberst Herrn Morzin heiratete, der mit seiner Abteilung in Komotau (Chomutov) stationiert war. 1646 übernahm ihr Sohn Johann Adam von Herzan das Schloss, das inzwischen eine nicht mehr reparierbare Ruine geworden war. Johann Adam baute 1655 bis 1675 ein neues Schloss. Das Aussehen des Gebäudes, dessen Entwurf vermutlich von Antonio della Porta stammte, hat sich seit dieser Zeit kaum geändert,.

Während der Kriege unter Maria Theresia litt das Schloss erneut. 1771 kaufte Johann Alexander von Rottenhan die Herrschaft von Johann Adam von Auersperg, die er nach sechs Jahren seinem Sohn Heinrich übergab. Dieser war einer der bedeutendsten Männer seiner Zeit, einer der Gründer der Textilindustrie im damaligen Saazer Kreis (Žatec). Während seiner Zeit wurde die Schlosskapelle vergrößert. Er ließ auch den englischen Garten anlegen. Geerbt wurde das Schloss 1809 von seiner Tochter Marie Gabrielle, Frau des Grafen Georg von Buquoy. 1861 zerstörte Feuer Ställe, Wohnhäuser und Schulen. Zwei Jahre später übernahm die Enkelin, die mit Prinz Ludwig von Hohenlohe-Langenburg verheiratet war, das Gut. Der älteste Sohn Gottfried hatte sechs Kinder, von denen Max Egon Rothenhaus (Červený Hrádek) erhielt. Dieser organisierte hier 1938 die Schicksalsbegegnungen zwischen Lord Runciman mit Konrad Henlein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Anwesen konfisziert.

Siehe auch

Weblinks


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