Roßdorf (Bruchköbel)

Roßdorf (Bruchköbel)
Roßdorf
Koordinaten: 50° 12′ N, 8° 55′ O50.1977777777788.9111111111111Koordinaten: 50° 11′ 52″ N, 8° 54′ 40″ O
Einwohner: 3.000
Eingemeindung: 1. Juli 1974

Roßdorf ist ein Stadtteil der Stadt Bruchköbel im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Wahrzeichen sind die Kirche aus dem Jahr 1062, das Rathaus, das alte Backhaus im Ortskern und das 2003 errichtete steinerne Ross am Ortseingang.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptstraße (Hanauer Str.) mit Altem Rathaus (um 1700), davor der Rathausbrunnen (um 1713), rechts dahinter Backhaus (um 1773).

Erste urkundliche Erwähnungen stammen aus den Jahren um 800 als Rostorf und 1062, als Herr und Gaugraf Reginbodo die Kirche dem Kloster des heiligen Bonifatius in Fulda schenkte. Bereits vor 1200 war Roßdorf Sitz eines Archipresbyters unter dem Archidiakonat Maria ad Gradus in Mainz mit Sitz in Friedberg. Die Kirche ist in ihren wesentlichen Bestand unverändert erhalten; 1765 wurde sie im Inneren umgebaut und in ihrer Ausrichtung nach Westen gedreht. Ebenfalls Ende des 12. Jahrhunderts errichtete der Antoniter-Orden in Roßdorf sein erstes Kloster in Deutschland zur Eindämmung einer damals tödlichen Krankheit, des Antoniusfeuers, weshalb das Kloster als sein „erstes in Deutschland“ gewertet wurde. Es hatte zahlreiche Niederlassungen von Marville in Lothringen bis nach Brieg an der Oder. Bis 1240 erbauten die Antoniter ihre Kirche, der 18. Januar, der Antoniustag, ist der Tag der Kirchweihe. 1441 wurde der Sitz des Konvents nach Höchst am Main (Antoniterkloster Höchst) verlegt. In Roßdorf, Butterstadt und Hirzbach blieben nur noch landwirtschaftliche Höfe.

Mit der Reformation schwand der Einfluss der Antoniter auf das Dorf, das Kloster verfiel langsam, bis 1803 die Antoniter die Herrschaft verloren und ihr Besitz zunächst an die Grafen von Nassau, dann an die Kurfürsten von Hessen fiel und schließlich privatisiert wurde. Am Sonntag um den 18. Januar wird heute noch „Kerb“ (Kirchweih) gefeiert[1], am folgenden Tag findet das Schubkarrenrennen statt, das seinen Ursprung in einer Wette aus den 1920er-Jahren hat.

Das landwirtschaftlich geprägte Dorf wurde am 1. Juli 1974 nach Bruchköbel eingemeindet und hat als ein nicht selbständiger Stadtteil heute nahezu 4.000 Einwohner.

Einwohnerentwicklung

  • 1632[2]: 51 Familien
  • 1707: ca. 38 Familien
  • 1732: 65 Hofreiten[3]
  • 1754: 75 Familien = 340 Einwohner

Literatur

  • Roßdorf in Geschichte und Gegenwart, Festschrift zur 1200-Jahr-Feier, herausgegeben von der Vereinsgemeinschaft Roßdorf, Bruchköbel 2000
  • Rainer Haas: Roßdorfer Allerlei. Gesammelte Aufsätze, 2006.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926 S. 406.
  • Roßdorf, Gem. Bruchköbel, in: Historisches Ortslexikon www.lagis-hessen.de (Stand: 16. April 2010)

Weblinks

Belege

  1. Homepage zur Kerb
  2. In den Jahren 1632, 1707 und 1754 wurde in der Grafschaft Hanau die Zahl der Einwohner ermittelt. Die Zahlen sind hier wiedergegeben nach Erhard Bus: Die Folgen des großen Krieges – der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach dem Westfälischen Frieden. In: Hanauer Geschichtsverein: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung = Hanauer Geschichtsblätter 45 (2011), ISBN 978-3-935395-15-9 (formal falsche ISBN), S. 277-320 (289ff.)
  3. Ingrid Dallmeyer: Chronik der Stadt Bruchköbel und seiner Stadtteile Roßdorf, Niederissigheim, Oberissigheim und Butterstadt. Bruchköbel 1989, S. 51.



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