Rucksack

Rucksack
Rucksack mit 30 l Fassungsvermögen

Der Rucksack ist ein Behälter aus Stoff, flexiblem Kunststoff (Nylon oder PVC) oder Leder, der an Gurten auf dem Rücken getragen dem Transport von Gegenständen dient. Leichte Rucksäcke werden allein an Schultergurten getragen; bei Rucksäcken für den Transport schwerer Lasten wird die Last über einen Hüftgurt auf die Hüfte verlagert.

Je nach Qualität, Einsatzgebiet (etwa Trekking, Klettern, Wandern, Reisen, Fahrradfahren, Freizeit, Lastentransport, Schule usw.) und Komfortanspruch des Trägers kann die Ausstattung der Rucksäcke variieren (etwa Belüftung des Rückens, innenliegendes Tragegestell zur Gewichtsübertragung auf die Hüfte, Verstellbarkeit der Rückenlänge zur Passformoptimierung, Eigengewicht, Güte und Haltbarkeit der Polsterung zur Druck/Scheuerstellenvermeidung usw.).

Inhaltsverzeichnis

Kraxe

Klassischer Rucksack der Schweizer Armee ca. 1960
Das Tragegestell ist integriert.
Hauptartikel: Rückentrage

Die Kraxe oder Rückentrage ist die Urform des Rucksacks, bei der das Gurtsystem nur ein offenes Gestell aus Holz oder (heute) Leichtmetall trägt. Man spricht auch von einem außenliegenden Tragegestell, an dem die eigentliche Last, direkt oder wiederum in separaten Behältnissen, befestigt wird. Der älteste archäologische Nachweis einer Kraxe stammt aus dem Fundkomplex der Gletschermumie Ötzi aus der Jungsteinzeit ca. 3.300 v. Chr. Kraxen dienten früher auch dem Handel über weite Strecken und dem Hausierer sowie Wasserhändler. Kraxen dienen, soweit bekannt, heute noch dem Buchtransport über Treppenhäuser in einzelnen Universitätsbibliotheken (Österreich). Des Weiteren sind spezielle Rückentragen zum Tragen von Babys, beispielsweise bei Wanderungen in den Bergen, beliebt.

Eine verwandte Entwicklung ist die Kiepe, ein auf dem Rücken getragener Korb.

Tragegestelle und Packboard

Die moderne Form der Kraxe ist das Tragegestell aus Leichtmetall, an dem die eigentliche Last befestigt wird. Das Tragegestell dient der Stabilisierung und Lastverteilung, im Vergleich zum Rucksack können (zum Teil) auch größere Lasten gut transportiert werden. So können etwa Tornister und Rucksäcke, Munitionskisten, Maschinenteile und Essensbehälter befestigt und bewegt werden.

Die ältere und einfachere Form des Tragegestells, das „Packboard“, im Wesentlichen eine Metallplatte oder ein leiterförmiges Holzgestell als grobe Näherung an die Kraxe, war noch bis in die 1960er/70er Jahre im militärischem Gebrauch. Manche Ausführungen hatten ein rückwärtiges Stoffmattenpolster, einzuhakende Querplattenträger und Gurtspannzeug zum Lastentransport. Es wurde zumeist durch das modernere Tragegestell („Frame“) abgelöst. Dieses hat oft, analog zum Gestellrucksack, ein Hüftpolster sowie rückwärtig eine ausklappbare Querplatte zur Lastaufnahme.

Rucksack mit integriertem Tragegestell

Traditioneller oder moderner Rucksack, oft mit Klappe, Karten- oder Außenfach, Anhängebebänderung, Trageschlaufe und Standverstärkung. Hinter dem Gurtzeug ist ein Tragegestell aus Bandmetall oder Kunststoff offen integriert, zum Teil auch im Rucksack vernäht. Ein bogenförmiges Polster in Hüfthöhe sorgt für den notwendigen Luftraum zwischen Rücken und Rucksack.

Eine weitere Abstandshaltung ist eigentlich nicht notwendig und geht bei einigen modernen Konstruktionen definitiv zu Lasten des Rucksackvolumens und Komforts. Diese, strenggenommen und im Vergleich zur Kraxe/Kiepe und zur Blunse, eigentliche Form des Rucksacks ist, mit oder ohne Tragegestell, auch als Jägerrucksack, Aser (Jägersprache) oder Jagdrucksack bekannt, wobei viele Jäger auch Rucksäcke ohne festes Tragegestell bevorzugen, die aus Lodenstoff und Leder mit rollenlosen Schnallen gefertigt sind, um bei Bewegung im Revier keine Geräusche zu verursachen. Spezielle Formen für Individual- und Rucksackreisende erreichen zum Teil die dreifache Größe des regulären Typs und haben damit große Ähnlichkeit mit Tragegestellen.

Blunse

Einfache Bezeichnung für Rucksack ohne Tragegestell, häufig auch als Daypack bezeichnet, als einfacher aber modischer Artikel in zum Teil grellen Farben gehandelt. Geringe Transportkapazität und Probleme bei sperrigem oder schwerem Gut gehen einher mit kleinem Packmaß und hoher Verbreitung. Im Vergleich zu regulären Taschen sind insbesondere die freien Hände für Arbeit, Komfort und Radfahren zu bemerken.

Kurierrucksack

Der Kurierrucksack wurde für die Bedürfnisse von Fahrradkurieren entwickelt. Er ist gut auf dem Fahrrad zu tragen und schnell an- und abzulegen, besteht meist aus besonders robustem, wasserdichten Material (sogenannter LKW-Plane) und bietet viel Platz für die zu befördernden Gegenstände. Neben der Transportfunktion dient der Rucksack dem Kurierunternehmen häufig als Werbeträger.

Laptop- oder Notebook-Rucksack

Der Laptop- oder Notebook-Rucksack ist speziell entwickelt um auf praktische und einfache Art und Weise Laptops oder Notebooks zu transportieren. Er beherbergt unter anderem (oder hauptsächlich) ein gepolstertes Fach für den tragbaren Computer. Er wird mit Vorliebe von Motorrad- oder Fahrrad-Fahrern oder Pendlern verwendet.

City-Rucksack

Der City-Rucksack ist eine modisch gestylte, leichte Form des Rucksacks die als auf dem Rücken getragene Einkaufs- oder Aktentasche benutzt wird. Er wurde erst Mitte der 1980er Jahre eingeführt, zuvor waren Blunsen nur im Freizeit- und Outdoorbereich verbreitet.[1][2]

Koffer-Rucksack

Im Gegensatz zu einem typischen Rucksack, der die Öffnung zum Hauptfach oben hat, besitzt ein Kofferucksack eine große Öffnung vorne, so dass man den Koffer-Rucksack wie einen Koffer vor sich hinlegen und öffnen kann. Das Tragesystem lässt sich bei vielen Modelle zusätzlich auch unter der Verdeckung verstauen. Der Koffer-Rucksack mutiert mithin damit zu einer Reisetasche.

Foto-Rucksack

Ein kleiner Fotorucksack

Ganz ähnlich wie der Kofferrucksack sind Fotorucksäcke meist mit einer großen vorderen Klappe für einen schnellen Zugriff auf die mitgeführte Ausrüstung ausgeführt. In der Regel ist ein Fotorucksack doppellagig genäht mit zwischenliegender Polsterung aus PE- oder PU-Schaumplatten und mit ebenso gepolsterten, verstellbaren Inneneinteilungen ausgestattet. Mehrere Innenfächer und häufig auch Außentaschen erlauben die Unterbringung von Kleinteilen. Auch können außen Halteschlaufen für sperriges Zubehör wie Stative angebracht sein. Fotorucksäcke haben gegenüber Fototaschen deutlich höheren Tragekomfort. Bei konventionellen Modellen ist es jedoch nötig, den Rucksack für den Zugriff auf die Kameraausrüstung abzunehmen und irgendwo abzustellen. Alternative Konstruktionen erlauben das Lösen einer der beiden Tragegurte, sodass der Sack auf eine Körperseite geschwenkt und ohne abzusetzen wie eine normale Fototasche bedient werden kann.

Trekking-Rucksack

Kletter- und Outdoorrucksack mit Helmnetz

Die Anforderungen beim Wandern, vor allem aber beim Trekking, erfordern einen darauf abgestimmten Trekking-Rucksack mit großem Volumen von über 70 Liter. Dieser bietet häufig Möglichkeiten für die Befestigung von diversen Ausrüstungsgegenständen wie Isoliermatte, (Ski-)Stöcke, Zeltstangen, Eispickel und Berghelm außen am Rucksack. Außen angebrachte Ausrüstung macht den Rucksack beim Tragen allerdings instabil. Im Innenraum steht bei einigen Trekkingrucksäcken ein gesondertes Schlafsackfach zur Verfügung. Diese erhöhen allerdings das Eigengewicht des Rucksacks. Zusätzliche Taschen bieten Verstaumöglichkeiten für Brillen, elektronische Geräte oder sind mit Trinksystemen kompatibel. Besonders der Tragekomfort für lange Wanderungen oder gute Balance sind spezielle Eigenschaften eines Trekking-Rucksacks. Hersteller sind unter anderem Norrøna, Berghaus Ltd. und Lowe Alpine. Kletterrucksäcke, die schmal gebaut sind, verfügen im Unterschied zum Trekking-Rucksack nicht über das für long-distance treks notwendige Volumen und haben meist keine Seitentaschen.

Trinkrucksack

Trinkrucksack von CamelBak

Als Trinkrucksack (auch nach den Markennamen Platypus oder CamelBak (engl. Kamelrücken) oder verballhornt (Camelbagengl. Kameltasche)) wird ein Trinksystem bezeichnet, bei dem eine Trinkblase in einen Rucksack integriert ist. Die Trinkblase fasst in der Regel 1,5 bis 3 Liter. Mittels eines Schlauches, der nach vorne gelegt wird, kann der Benutzer dann Flüssigkeit zu sich nehmen, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. Deshalb benutzen unter anderen Ausdauersportler, die lange Strecken zurücklegen müssen, dieses Gerät. Es gibt diese Rucksäcke mittlerweile in vielen verschiedenen Ausführungen und Größen. Außer im Sport gehört der Trinkrucksack zur Standardausrüstung der Soldaten vieler Armeen weltweit.

Tornister

Hauptartikel: Tornister
Rechteckiger Schweizer Infanterietornister (Affe)

Der Tornister, umgangssprachlich auch Affe genannt, ist eine vorwiegend beim Militär angesiedelte Rucksackform, bei der eine Fell- oder Stoffbespannung über einen rechteckigen Holz- oder Kunststoffrahmen genäht wird. Beim Militär wird heute der Rahmen weggelassen. Das Innere ist meist mit Stoff ausgeschlagen. Der Tornister wird ausschließlich bei der Infanterie eingesetzt.

Da der Tornister bei einigen Pfadfinderschaften noch immer beliebt ist, gibt es speziell für diese Zielgruppe hergestellte Modelle, wobei statt dem früheren Holzrahmen Kunststoff verwendet wird.

Rolle

Neben dem umgehängten Sack und der Weiterentwicklung (Seesack) die Urform des Rucksacks. In eine Decke oder Lederhaut werden die Habseligkeiten eingerollt, die Deckenrolle mit einem Gurtzeug oder geeignetem Strick an jedem Ende verknotet und umgehängt. Die abgewandelte Form der diagonal umgehängten Regenplane mit darin eingewickelter Decke wurde lange Zeit in der russischen Armee getragen. Die Gepäckrolle ist heute noch bei wandernden Handwerks-Gesellen im Gebrauch. Das Tuch, in dem die Habseligkeiten eingeknotet werden, heißt Charlottenburger und ist auch ein beliebtes Erinnerungs- und Sammlerstück.

Seesack

Sehr spezielle Form des Rucksacks in Form eines sehr großen Sacks aus grobem Segeltuch. Der Sack hat oft ein Gurtzeug und kann an der Öffnung durch Einfädeln eines Karabinerhakens, eines großen Vorhängeschlosses oder eines Verschlussrings verschlossen werden. Seesäcke werden heute noch beim Militär und bei der Marine zum Transport und zur Aufbewahrung der persönlichen Ausstattung von Soldaten benutzt. Das Augenmerk liegt weniger auf hohem Tragekomfort als auf dem zügigen Transport großer Lasten und auf dem möglichst platzsparenden Verstauen an Bord.

Schulrucksack

Eine Variation der modernen, auf gesunde Körperhaltung, optimale Gewichtsverteilung und Tragekomfort ausgelegten Wanderrucksäcke ist der Schulrucksack als Schulranzen (mittlerweile auch aus modernen Materialien wie widerstandsfähigem und wetterfestem Polyester/PVC) für Kinder im Grundschulalter, heute als bevorzugtes Transportmittel für Schulmaterialien stark im Kommen.

Verschiedene (Ranzen, Schulranzen, Felleisen)

Ebenfalls eine historische Rucksackform ist der vorzugsweise aus festem Leder gefertigte Ranzen. Das Wort ist slawischen Ursprungs und leitet sich von rame (Schulter) ab. Die Behälter der Wanderburschen, in denen sie ihre Habseligkeiten transportierten, nannte man Felleisen.

Verschlüsse

Früher wurden Rucksäcke verschnürt, die Lederriemen mit Schnallen verbunden. Heute werden dafür Klettverschluss, Reißverschluss, Klick-Schnallen, Verstell-Schnallen und Tanka eingesetzt.

Begriff

Im übertragenen Sinn wird der Begriff „Rucksack“ auch für andauernde, seelische Belastungen gebraucht: „jemand trägt ständig einen Rucksack mit sich herum“.

Literaturhinweis

  • Effizienter Lastentransport in Nepal. In: Science. 308, 1755 (2005)/ Naturwissenschaftliche Rundschau. 1/2006, S. 22

Weblinks

 Commons: Rucksack – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Rucksack – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ulla Plog: Der neue Narzißmus, Die Zeit Nr. 10 vom 1. März 1985.
  2. Blümchen am Beutel, Der Spiegel Nr. 37 vom 9. September 1985.

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  • Rucksack — Sm std. (16. Jh., Standard 19. Jh.) Hybridbildung. Aus den Alpenmundarten aufgenommen; deshalb die umlautlose (oberdeutsche) Form von Rücken. Zuerst bezeugt in der Schweiz im 16. Jh.    Ebenso nndl. rugzak, ne. rucksack, nfrz. rucksack, nschw.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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  • rucksack — ► NOUN ▪ a bag with two shoulder straps which allow it to be carried on the back, used by hikers. ORIGIN German, from dialect rucken back + Sack bag, sack …   English terms dictionary

  • rucksack — [ruk′sak΄, rook′sak΄] n. [Ger < dial. form of rücken, the back (see RIDGE) + sack < OHG sac (see SACK1)] a kind of knapsack strapped over the shoulders …   English World dictionary

  • RUCKSACK — Das Rucksackproblem: Welche der Gewichte können in den Rucksack mit Maximallast von 15 kg gepackt werden, so dass der Geldwert maximal wird? (Lösung in diesem Fall: Alle Gewichte außer dem schwersten einpacken.) Das Rucksackproblem (oft mit… …   Deutsch Wikipedia

  • rucksack — (BrE) noun ⇨ See also ↑backpack VERB + RUCKSACK ▪ pack ▪ open ▪ put on, shoulder ▪ sling ▪ …   Collocations dictionary

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