Rudolf Lavant

Rudolf Lavant
Rudolf Lavant

Rudolf Lavant, eigentlich Richard Cramer (* 30. November 1844 in Leipzig; † 6. Dezember 1915 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rudolf Lavant war das älteste von fünf Kindern. Sein Vater Carl Eduard Cramer stand dem Volkstribunen Robert Blum nahe. Nach der Schulentlassung Commis, dann Prokurist, führte Lavant neben seinem Beruf ein zweites Leben als Schriftsteller und Publizist für das Proletariat. Lavant war als Lehrer und Vortragender im Leipziger Arbeiterverein tätig. Er erfreute sich der besonderen Achtung August Bebels, der ihn mit der Revision der Vorwärts Druckerei beauftragte. Beruflich und privat oft auf Reisen, besuchte er Österreich, Italien und die Schweiz. Lavant wollte nichts anderes als „ein einfacher Soldat der Befreiungsarmee“ sein. Er war vorwiegend Lyriker. Franz Mehring nannte ihn den Formvollendetsten der frühen Periode. Lavant begann 1871 zu schreiben, seine Arbeiten wurden gedruckt in Leipziger Volkszeitung, Sozialdemokrat, Der Wahre Jacob, für den er lange Zeit die politische Leitgedichte verfasste, Lämplein, Die Neue Welt, Der Neue Weltkalender u.a. Lavant schrieb weltanschauliche-agitatorische Verse, Gedankenlyrik, balladeske Gedichte, aber auch humoristisch-satirische Verse in sächsischer Mundart als „Fritzchen Mrweesesnich“. Daneben trat er als Reiseberichter, Übersetzer (Daudet, Dzamy), Herausgeber und Journalist hervor.

Der Wahre Jacob

Schon im Frühjahr 1884 plante Heinrich Dietz Neuerungen: Die Buchhandlung „wird reorganisiert und soll nach vernünftigen Geschäftsgrundlagen geleitet werden, unter anderem auch mit dem Buchhandel in Verbindung treten, mit dem sie bisher gar keine Fühlung besaß“, berichtete Karl Kautsky nach London (an FE, 2. Februar 1884, Engels/Kautsky 1955, S. 96). Geld war inzwischen genügend vorhanden. Denn die Entscheidung, den alten „Wahren Jacob“ in Stuttgart wieder aufzunehmen, erwies sich als ein großer Erfolg. Die Redaktion übernahm zunächst wieder Wilhelm Blos, als ‘Sitzredakteur’ fungierte Rudolf Seiffert, aus Leipzig mit nach Stuttgart übergesiedelter und bei Johann Heinrich Wilhelm Dietz als Korrektor tätiger ehemaliger Schriftsetzer (Rieber 1984, S. 361ff; Hickethier 1979; Ege 1992, S. 28 dort fälschlich: aus Hamburg ausgewiesen). Als Mitarbeiter wurden Max Kegel und Rudolf Lavant gewonnen (vgl. auch Heymann – später selbst Chefredakteur des „Wahren Jacob“ – 1930). Der Kopf des Hamburger humoristischen Monatsblatts wurde beibehalten, es erschien ab Januar 1884 in vergrößertem Format. Die schnell steigende Auflage lieferte enorme Überschüsse (Rieber 1987, S. 166). Andere Quellen datieren das Erscheinen des „Wahren Jacob“ auf 1890: „Das erstmalig 1877 in Hamburg erschienene Witzblatt „Der Wahre Jacob“, das ebenfalls dem Sozialistengesetz erlag, aber nach seinem Fall sofort wieder seine Auferstehung feierte“ (Schöpflin 1947, S. 16; vgl. auch bbb 1952, S. 609, identisch, aber ohne Quellenangabe). „Es ist erstaunlich, daß damals „Der Wahre Jacob“ als eine der ersten und wesentlichen politisch-satirischen Zeitschriften in einer Auflage von 227.000 Exemplaren verkauft wurde“ (Ollenhauer 1963, S. 13). Der „Wahre Jacob“ wurde unter dem Sozialistengesetz nie verboten, obwohl die Polizeibehörden seinen Inhalt genauestens kontrollierten.

Am 6. Dezember 1915 starb Rudolf Lavant in Leipzig.

Werke

  • Vorwärts. Eine Sammlung von Gedichten für das arbeitende Volk. Verlag der Volksbuchhandlung in Hottingen, Zürich 1886.
  • In Reih und Glied. Gedichte von einem Namenlosen. In: Deutsche Arbeiter-Dichtung. Band 3, Verlag J. H. W. Dietz, Stuttgart 1893.
  • Eichenlaub und Fichtenreis. Liederschatz des Leipziger Turnvereins. Verlag von Wilhelm Achilles. Leipzig 1901 (Gedichtsammlung)
  • Ein verlorener Posten. In: Die Neue Welt. 3. Jahrgang, 1878 (autobiografischer Roman, als Fortsetzungsroman erschienen)
  • Idealisten. Novelle. In: Die Neue Welt. 5. Jahrgang, 1880, Nr. 33 ff. (als Fortsetzungsroman erschienen)
  • Eine Herbst-Fahrt in den „Rosengarten“. In: Die Neue Welt. 24. Jahrgang, 1899, Nr. 36f. (als Fortsetzungsroman erschienen)
  • Eine Bergfahrt in Süd-Tirol. In: Die Neue Welt. 25. Jahrgang, 1900, Nr. 33 ff. (als Fortsetzungsroman erschienen)
  • Eine Hütteninspektion mit Hindernissen. In: Die Neue Welt. 28. Jahrgang, 1903, Nr. 5 f.
  • Manfred Wittich: Lieder eines fahrenden Schülers. mit einem Vorwort versehen von Rudolf Lavant. Hrsg. von Anna Wittich, Leipziger Buchdr.in Komm., Leipzig 1904.
  • Rudolf Lavant (d.i. Richard Cramer): Gedichte. Hrsg. v. Hans Uhlig. Mit einem Vorwort von Manfred Häckel, Akademie Verlag, Berlin 1965. (Textausgabe zur frühen sozialistischen Literatur in Deutschland Band VI)

Literatur

  • Buch der Freiheit von Karl Henckel 1893, S.355, 357.
  • Stimmen der Freiheit von Konrad Beißwanger 1901 S.779f.
  • Von unten auf von Franz Diederich 1911, Band I Vorrede und Band II, S.254f.
  • Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten_1 von Wilhelm Blos 1914 S.148.
  • Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten_2 von Wilhelm Blos 1919 S.155, 156.
  • Artikel Lavant, Rudolf. In: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band I. von Franz Osterroth 1960 Verstorbene Persönlichkeiten. S. 160,161 und 181.
  • Artikel Lavant, Rudolf. In: Lexikon Sozialistischer Deutscher Literatur. Von den Anfängen bis 1945 Sprache und Literatur Halle (Saale) 1963 S. 317–319, 130,145-147, 325, 381, 482, 508, 511, 513, 516.
  • Hans Uhlig: Leben und Werk Rudolf Lavants. Dissertation, Greifswald 1965.
  • Wolfgang Emmerich: Lavant, Rudolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 745.

Siehe auch

Weblinks

 Wikisource: Rudolf Lavant – Quellen und Volltexte

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