Rundfunkstation

Rundfunkstation

Der Hörfunk, umgangssprachlich (und in der Schweiz üblich) Radio, war das erste elektronische Massenmedium, anfangs gleichbedeutend mit Rundfunk, dann in Abgrenzung zum Fernsehen von Technikern auch als Tonrundfunk bezeichnet. In Deutschland startete der regelmäßige Programmbetrieb im Oktober 1923. Hörfunk kann weltweit mit einem Radiogerät empfangen werden.

Inhaltsverzeichnis

Organisationsform

Hörfunk besteht in Deutschland aus den Radioprogrammen

Der Rundfunk der DDR war ein staatlicher Rundfunk.

Daneben können auf Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle sowie im grenznahen Gebiet auch auf Ultrakurzwelle Radioprogramme, die von ausländischen Sendestandorten aus abgestrahlt werden, empfangen werden.

Die Klassifizierung macht bereits deutlich, dass die Veranstaltung von Hörfunk in Deutschland aufgrund der Rundfunkhoheit der Bundesländer stets nach Landesrecht stattfindet. Dies betrifft sowohl die öffentlich-rechtlichen Anstalten als auch die Privatsender. Das Deutschlandradio stellt keine Ausnahme dar, obwohl es bundesweit verbreitet wird, denn es ist indirekt ein Gemeinschaftsprojekt aller Bundesländer, indem es direkt ein Projekt der ARD und des ZDF ist, wobei die ARD eine Dachorganisation der Landesrundfunkanstalten ist und das ZDF per Staatsvertrag zwischen den Bundesländern legitimiert ist. In der Folge ist eine Bundeshörfunkpolitik mit Ausnahme der Alliiertensender und des Auslandsdienstes nicht existent.

Geschichte

siehe Hauptartikel: Geschichte des Hörfunks

Produktion von Hörfunksendungen

In analogen Studios, wie sie bis in die 90er-Jahre hinein üblich waren, wurde eine große Menge physisches Material bewegt. Bänder und Schallplatten mussten aus dem Archiv beschafft und vorbereitet werden. Aufnahmeleiter und Tontechniker waren für den störungsfreien Programmablauf zuständig, wobei sie sich am Sendeplan orientierten.

Heute erfolgt nicht nur die Programmvorbereitung, sondern auch die Abwicklung nahezu ausschließlich über Computer. Zentrales Instrument ist der digitale Sendeplan, eine spezielle Software, die alle Programmelemente enthält, die während einer Sendung benötigt werden. Der Sendeplan ist mit einer Liste vergleichbar, die eine Vielzahl von Audiodateien enthält, die sich in verschiedenen Archiven (Programmordnern auf diversen Festplatten innerhalb des Hausnetzes oder Intranets) befinden. Sie können im Idealfall von jedem beliebigen PC innerhalb des Senders aufgerufen und abgespielt werden. Der digitale Sendeplan listet diese Komponenten chronologisch auf und kann sie entweder vollautomatisch oder per Mausklick abspielen. Musiksammlungen, Jingles und diverse Wortbeiträge liegen als Audiodateien auf Festplatten bereit.

Der Sendeplan kann dabei vollautomatisch, teilautomatisch oder zur Gänze von Hand programmiert werden. Reine Musikstrecken werden meist automatisch unter Einhaltung spezieller Kriterien erstellt. Der Redakteur gibt z. B. ein, welche Art von Musik gespielt werden soll und gibt gegebenenfalls die „Rotation“ vor, bei der errechnet wird, nach wie vielen Stücken ein Titel wiederholt werden kann. Die Musiktitel sind mit digitalen Metadaten (vergleichbar den MP3-Tags) versehen, die bestimmte Kriterien wie Musikstil, Geschwindigkeit oder Zielgruppe vorgeben. Nach diesen Kriterien kann der PC das Musikprogramm selbsttätig generieren, selbstverständlich können jederzeit Musikstücke „von Hand“ eingefügt werden, die flexibel in die Playlist eingebaut werden. Auch Jingles und Wortbeiträge werden in diesem Fall nach vorgegebenen Kriterien automatisch ins Programm eingefügt.

Die Wortbeiträge unterteilt man grob in Moderation, Jingles, Werbespots und andere Wortbeiträge, zum Beispiel Korrespondentenberichte oder Rubriken. Dazu kommen noch die Nachrichten und Servicebeiträge wie Wetter- oder Verkehrsbericht. Wegen der Aktualität werden Nachrichten, Moderation oder Servicebeiträge erst kurzfristig erstellt oder sogar live eingespielt (z. B. aus dem Nachrichtenstudio). Für diese Beiträge werden im Sendeplan sog. „Platzhalter“ eingebaut, die auf keine konkrete Datei verweisen, sondern später durch zwischenzeitlich angefertigte Programmbestandteile (z. B.: „Beitrag 1“) oder Live-Beiträge ersetzt („aktualisiert“) werden.

Die Software kann zu bestimmten Zeiten selbstständig das laufende Programm unterbrechen und einen speziellen Audiostream (z. B. Nachrichten) übernehmen oder abgespeicherte Zeitansagen aufrufen. Anschließend kehrt das Programm zur Musikroutine zurück. Dieses Prinzip findet man häufig in den Nachtprogrammen kleinerer Privatsender oder in Nonstop-Musikschleifen. Viele Programmelemente werden zur Gänze vorproduziert und können jederzeit von der Festplatte abgerufen werden (z. B. Features, Magazine, moderierte Musiksendungen).

Mittlerweile werden scheinbar live moderierte Ansagen vorproduziert und als Aufzeichnung ins Programm eingefügt (Voice-Tracking). Diese Methode kommt insbesondere bei Privatsendern zum Einsatz und wird meist aus Kosten- (sämtliche Ansagen werden am Stück produziert und erst später unter die Musik gemixt, obwohl kein Moderator anwesend ist) und Effizienzgründen („saubere“, versprecherfreie Moderation) angewandt. Öffentlich-rechtliche Hörfunkprogramme verwenden vergleichbare Verfahren oft im Abendprogramm. Um Zeit einzusparen werden bei manchen werbefinanzierten Popstationen gelegentlich Musikstücke gepitcht. Dabei wird die Abspielgeschwindigkeit leicht erhöht, um in einer Sendestunde trotz häufiger Werbeunterbrechungen mehr Musiktitel unterzubringen, oder um die Länge eines Musikstückes den knappen Zeitvorgaben anzupassen.

Live-Sendungen kommen mitunter ohne exakten Sendeplan aus, stattdessen wachen Moderatoren und Sendetechniker über die genaue Einhaltung des Zeitplans. Die Zuspielung vorbereiteter Beiträge oder die Anwahl bzw. Vorbereitung der Musiktitel erfolgt nahezu immer am PC. Der Live-Moderator genießt heute eine große Freiheit beim Arrangieren vorbereiteter und (z. B. bei Wunschsendungen) direkt aufgerufener Musiktitel.

Sendeabwicklung

Ähnlich wie beim Fernsehen ist der Schaltraum das Zentrum der technischen Sendeabwicklung und zugleich Knotenpunkt aller ein- und ausgehenden Tonsignale. Unter einem Tonsignal versteht man in erster Linie das sendefähige Endsignal, das direkt zu den Sendeanlagen weitergeleitet wird, daneben aber auch eingehende Beiträge von Korrespondenten, Außenstudios, Partnerstationen oder Übertragungswagen. Kleinere Stationen übernehmen die Nachrichten und diverse Mantelprogramme (z. B. moderierte Nachtprogramme) häufig von externen Dienstleistern, die Zuführung erfolgt meist über Satellit, in zunehmendem Maße auch online.

Viele kleine Hörfunkstationen im kommerziellen Sektor arbeiten eng zusammen. Sie produzieren viele Beiträge gemeinschaftlich oder übernehmen ganze Sendestrecken von einem gemeinsamen Rahmenprogramm. Diese Radiosyndikate, die nach amerikanischem Vorbild entstanden sind, gibt es unter anderem in Bayern (BLR) und Nordrhein-Westfalen (Radio NRW). Sie produzieren als eigenständiger Dienstleister Nachrichten und Wortbeiträge, unterhalten ein eigenes Korrespondentennetz und produzieren ein oder mehrere Mantelprogramme, die von den Lokal- und Spartensendern zu bestimmten Zeiten übernommen werden. Die finanzielle Beteiligung an den Syndikaten richtet sich meist nach der Sendergröße (Marktanteil und Reichweite).

Die ARD betreibt ihren hocheffizienten Programmaustausch innerhalb eines eigenen technischen Netzwerks, des ARD-Sterns. Der Datenaustausch erfolgt über das HYBNET, ein extrem breitbandiges Intranet, an das sämtliche Rundfunkanstalten der ARD angeschlossen sind. Technischer Knotenpunkt ist das ARD-Sendezentrum in Frankfurt am Main.

Viele Radiostationen verwenden bei der Signalaufbereitung Soundprozessoren. Damit lässt sich z. B. das Sendesignal optimal an den vorgegebenen UKW-Spitzenhub von 75 kHz anpassen. Die Radiosender benutzen zur Beeinflussung der Klangdynamik Kompressoren, manche Stationen verwenden sie auch zur Kreation typischer „Sounddesigns“. Stark komprimierte Programme klingen oft „gequetscht“ und unnatürlich.

Digitale Hörfunksignale werden mit Analog-Digital-Umsetzern (A/V-Wandler) aus dem analogen Audiosignal erzeugt und mit einem der gängigen MPEG-Verfahren komprimiert. Vor der Weiterverbreitung über Satellit und/oder Kabel bzw. DAB-T werden die Einzelsignale mithilfe sog. Multiplexer mit anderen Signalen (Fernsehprogramme, andere Radioprogramme, Datendienste) zu einem einheitlichen Transportstrom kombiniert. Die Senderzuführung erfolgt bei den meisten ARD-Programmen und mehreren Privatradios direkt über Satellit.

Übertragungswege

Hörfunk wird verbreitet:

der Hörfunk wird übertragen:

dabei soll das analoge Verfahren bald durch das digitale Verfahren ersetzt werden (siehe Analoger „switch-off“)

Frequenzbereiche

Zur Verbreitung von terrestrischen Hörfunkübertragungen werden unterschiedliche Frequenzbereiche verwendet und verschiedene technische Spezifikationen benutzt:

Rundfunk-Band Modulationsart Wellenlänge Frequenz
Langwellenrundfunk (LW) Amplitudenmodulation (AM)

oder COFDM beim Digital Radio Mondiale (DRM)

2.000–1.000 m 150–300 kHz
Mittelwellenrundfunk (MW) Amplitudenmodulation (AM)

oder COFDM beim Digital Radio Mondiale (DRM)

600–150 m 500–2.000 kHz
Kurzwellenrundfunk (SW/KW) Amplitudenmodulation (AM)

oder COFDM beim Digital Radio Mondiale (DRM)

120–10 m 2,5–30 MHz (In Teilbereichen)
UKW-Rundfunk (Band II im VHF) Frequenzmodulation (FM) ca. 3 m 87,5–108 MHz
Band III (im VHF) COFDM beim Digital Radio (DAB) ca. 2 m 174–230 MHz
L-Band (im UHF) COFDM beim Digital Radio (DAB) ca. 1 dm 1–2,6 GHz

Rundfunksender des Langwellen- und Mittelwellenbereichs belegen eine Breite von 9 kHz (auf dem amerikanischen Kontinent 10 kHz), die des Kurzwellenbereichs eine Breite von 10 kHz und die des UKW-Bereichs eine Breite von 300 kHz.

Im Kurzwellenbereich werden auch Rundfunkübertragungen nach dem Verfahren der Einseitenbandmodulation durchgeführt. Für ihren Empfang benötigt man einen Empfänger mit einem speziellen Demodulator. Es gibt auch AM-kompatible Einseitenbandmodulation. Sie wird aber nicht eingesetzt.

Für digitale Hörfunkübertragungen, speziell Digital Radio (DAB), werden unter anderem Frequenzbänder genutzt, die früher nur für Fernsehübertragung Verwendung fanden. Digital Radio wird heute bereits in vielen Teilen der Welt (u. a. auch in Deutschland, Österreich, Schweiz) parallel neben den bestehenden UKW-Aussendungen betrieben und ist diesen qualitativ überlegen.

Bei Digital Radio Mondiale (DRM) werden die Frequenzbereiche von LW, KW und MW (die bislang amplitudenmoduliert betrieben wurden) verwendet und bei DRM lediglich mit einem COFDM-modulierten digitalen Signal betrieben. Bisher analog betriebene Sender wechseln zum Teil für bestimmte Stunden des Tages auf die digitale Modulation von DRM, wodurch heute bereits weltweit diverse Programme empfangbar sind. DRM ist jedoch nicht für die Aussendung im Frequenzbereich von UKW spezifiziert oder lizenziert.

Hörfunknutzung in Deutschland

Laut einer Analyse[1] aus dem Jahre 2006 gibt es in Deutschland etwa 65 Millionen Hörfunknutzer. Der Großteil dieser Hörer ist berufstätig und kommt aus der Gruppe der 14-49-Jährigen, wobei die Anzahl der Hörer, die unter 30 Jahre alt sind, abnimmt.[2][3]

Literatur

  • Frank Böckelmann: Hörfunk in Deutschland. Rahmenbedingungen und Wettbewerbssituation. Bestandsaufnahme 2006. Hrsg. vom Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. Vistas-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89158-441-5
  • Axel Buchholz, Walther von La Roche (Hrsg.): Radio-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk. 8. Aufl., List Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-471-78040-8
  • Konrad Dussel: Deutsche Rundfunkgeschichte. Eine Einführung. 2. Aufl., UVK-Verl.-Ges., Konstanz 2004, ISBN 3-8252-2573-9 (Reihe: UTB 2573)
  • Jürg Häusermann: Radio. Niemeyer, Tübingen 1998, ISBN 3-484-37106-4
  • Frank Schätzlein: Radio-Bibliographie. Fortlaufende Literaturliste zum Hörfunk. 2004 ff.

Siehe auch

Portal:Hörfunk, Geschichte des Hörfunks, Liste der Hörfunksender, Hörfunkpreis, Schule des Hörens

Weblinks

Quellen

  1. Eckdaten der Hörfunknutzeranalyse für Deutschland, 2006, Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e. V.
  2. Wie der Hörfunk von morgen aussehen könnte „Immer mehr laufen dem Radio die Hörer davon, vor allem die jungen. Die Media-Analyse verzeichnet seit Jahren einen Abwärtstrend in der Zielgruppe der unter Dreißigjährigen.“
  3. spiegel.de: „Sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Radiobetreiber sehen in diesem Befreiungsschlag die einzig verbliebene Chance. Ihnen laufen nämlich die Hörer in Scharen davon, vor allem die jungen. Bei den 14- bis 29-Jährigen hat es in den letzten Jahren drastische Einbrüche in der Hörergunst gegeben. Die Nutzung in dieser Altersgruppe sank von 81 auf 73 Prozent. Podcasts und auf jeden nur erdenkbaren Musikgeschmack spezialisierte Internetradios – aber auch MP3-Player und Computerspiele machen dem klassischen Radio zunehmend die jungen Hörer streitig.“

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