Ruslan Tschagajew

Ruslan Tschagajew
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Ruslan Tschagajew
Daten
Geburtsname Ruslan Schamilowitsch Tschagajew
Kampfname Der weiße Tyson
Gewichtsklasse Schwergewicht
Nationalität Usbekisch
Geburtstag 19. Oktober 1978
Geburtsort Andijon
Stil Rechtsauslage
Größe 1,85 m
Kampfstatistik
Kämpfe 30
Siege 27
K.-o.-Siege 17
Niederlagen 2
Unentschieden 1
Ruslan Tschagajew besiegt Nikolai Walujew
Ruslan Tschagajew (Mitte) steht mit seinem Trainer Michael Timm (rechts) im Ring Rob Calloway (links) gegenüber (7. Januar 2006).

Ruslan Schamilowitsch Tschagajew (kyrillisch: Руслан Шамилович Чагаев; englische Transkription: Ruslan Chagaev; * 19. Oktober 1978 in Andijon, Usbekische SSR, Sowjetunion) ist ein usbekischer Boxer tatarischer Herkunft und ehemaliger WBA-Weltmeister im Schwergewicht.

Inhaltsverzeichnis

Amateurkarriere

Tschagajews erster internationaler Erfolg war 1995 der Sieg im Schwergewicht bei den in Taschkent stattfindenden Asien-Meisterschaften. Bei den Juniorenweltmeisterschaften 1996 in Havanna gewann er Bronze. Im selben Jahr nahm er für Usbekistan an den Olympischen Spielen in Atlanta teil, scheiterte allerdings bereits im ersten Kampf aufgrund einer Punktniederlage am späteren Bronzemedaillengewinner Luan Krasniqi.

Im Oktober 1997 wurde er in Budapest Amateurweltmeister im Schwergewicht und besiegte dabei im Finale Félix Savón nach Punkten (14:4). Dieser Titel wurde ihm allerdings wenig später aberkannt, da er zuvor bereits zwei Profikämpfe in den USA bestritten hatte. Um seinen Amateurstatus bewahren zu können, wurden diese Kämpfe zu Schaukämpfen deklariert. Dennoch erhielt Tschagajew vom Amateurboxweltverband AIBA eine einjährige Sperre.

Nach Ablauf dieser Sperre gewann er 1998 den Titel bei den Asienspielen in Bangkok. Im Februar 1999 traf er im Finale eines Amateurturniers in Plowdiw, Bulgarien erneut auf Savón und siegte nach Punkten (7:2), unterlag ihm allerdings wenig später im August 1999 bei der Amateurweltmeisterschaft in Houston im Viertelfinale 1:9. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney schied Tschagajew bereits im Viertelfinale gegen den georgischen Bronzemedaillengewinner Wladimir Tschanturia aus.

Im Juni 2001 konnte er in Belfast, Nordirland Amateurweltmeister im Superschwergewicht werden; er besiegte dabei im Finale den Ukrainer Olexij Masikin vorzeitig. Für diesen Erfolg erhielt er vom usbekischen Präsidenten Karimov 100.000 US-Dollar.

Profikarriere

Nach seinem „ersten“ Profidebüt 1997 wurde Ruslan Tschagajew 2001 endgültig Profi, zunächst in den USA. Nachdem er sich mit seinem US-amerikanischen Promoter zerstritten hatte, wurde er 2003 in Deutschland von Klaus-Peter Kohl für seinen Universum-Boxstall unter Vertrag genommen. In seinem zwanzigsten Profikampf gewann er durch einen umstrittenen Punktsieg über den ungeschlagenen Wolodymyr Wirtschis die WBO und WBA Intercontinental-Titel und verteidigte sie anschließend durch K.O. gegen Michael Sprott.

Im November 2006 besiegte er in einem Ausscheidungskampf um die Position des WBA-Pflichtherausforderers den US-Amerikaner John Ruiz nach Punkten. Am 14. April 2007 holte er dann schließlich durch einen Punktsieg über Nikolai Walujew den Weltmeistergürtel nach Version der WBA.

Tschagajew sollte am 13. Oktober 2007 in Moskau in einem Vereinigungskampf gegen den zu diesem Zeitpunkt amtiertenden russischen WBO-Weltmeister Sultan Ibragimow boxen. Der Kampf wurde von Tschagajew jedoch abgesagt, als Begründung wurde eine Magenerkrankung genannt. In der Folge gab es dazu in den Medien widersprüchliche Aussagen: Laut der BoxSport-Ausgabe vom September 2007 litt er an einer Hepatitiserkrankung, auf der Webseite seines Promoters wurde hingegen zur selben Zeit berichtet, der Boxer habe eine „akute Entzündung“ überstanden und befinde sich wieder im Training. Seine erste Titelverteidigung bestritt Tschagajew am 19. Januar 2008 erfolgreich mit einem unspektakulären Punktsieg gegen den 40-jährigen Briten Matt Skelton.

Tschagajew sollte zunächst am 31. Mai in Oberhausen einen Rückkampf gegen Nikolai Walujew bestreiten, der Kampf wurde jedoch wegen einer Virusinfektion des Usbeken auf den 5. Juli 2008 verschoben. Außerdem wurde über Probleme Tschagajews mit dem linken Auge in Folge einer Netzhautablösung aus dem Jahre 2001 berichtet. Doch auch das für den Juli 2008 geplante Duell gegen Walujew in Halle/Westfalen musste Tschagajew wegen eines in der Vorbereitung erlittenen Achillessehnenrisses absagen. Da er somit diese Pflichtverteidigung bereits zum zweiten Mal absagen musste, wurde ihm der offizielle WBA-Titel aberkannt und der Status des so genannten „Champion in recess“ (Weltmeister im Wartestand) zugesprochen. Dies bedeutete, dass er bis spätestens 26. Juni 2009 das Recht hatte, den dann amtierenden WBA-Weltmeister direkt herauszufordern.

Im ersten Kampf nach dieser Erkrankung trat Tschagajew am 7. Februar 2009 in der Stadthalle Rostock gegen den ungeschlagenen Costa-Ricaner Carl Davis Drumond an. In der dritten Runde zog er sich bei einem Kopfzusammenstoß eine stark blutende Platzwunde über dem linken Auge zu. Aufgrund dessen wurde der Kampf nach der sechsten Runde abgebrochen, entsprechend den Regeln die Punktezettel ausgewertet und Tschagajew zum Sieger einer so genannten technischen Entscheidung erklärt.

Während Tschagajews Verletzungspause hatte Nikolai Walujew erneut den WBA-Titel gewonnen, so dass Tschagajew in seinem nächsten Kampf gegen den Russen antreten sollte, um den alleinigen WBA-Weltmeister zu bestimmen. Jedoch scheiterte auch der dritte Versuch eines Rückkampfes, der für den 30. Mai 2009 in der finnischen Hauptstadt Helsinki angesetzt worden war, da ihm der finnische Boxverband aus gesundheitlichen Gründen die Kampferlaubnis verweigerte. Tschagajew ist aufgrund einer früheren Hepatitis-B-Erkrankung Träger des Hepatitis-B-Antigens. Die Virenkonzentration in seinen Blutwerten, die nach Aussagen einiger deutscher Ärzte nicht infektiös sei, wurde jedoch durch den finnischen Verband hingegen als ausreichend für das Vorhandensein einer Ansteckungsgefahr eingestuft.

Da wenige Tage später der Brite David Haye seinen für den 20. Juni 2009 geplanten Weltmeisterschaftskampf gegen Wladimir Klitschko wegen einer Trainingsverletzung absagte, einigte sich Universum Box-Promotion mit dem Klitschko Management auf einen Kampf in der Gelsenkirchener Veltins-Arena, dem Stadion des Fußball-Bundesligisten Schalke 04. Da die WBA den Kampf nicht als Weltmeisterschaft sanktionierte, betrat Tschagajew den Ring als Herausforderer für Klitschkos IBF- und WBO-Titel. Im Kampf gegen den Ukrainer war er allerdings weitestgehend chancenlos und musste in der zweiten Runde erstmals in seiner Profikarriere zu Boden. Nach der neunten Runde gab er bzw. sein Trainer Michael Timm nach vielen schweren Treffern den Kampf auf.

Nach der Niederlage erkannte die WBA Tschagajew den Titel des „Weltmeisters im Wartestand“ ab. In der Rangliste des Verbandes wurde er daraufhin zunächst auf Platz eins eingestuft, allerdings nach der folgenden längeren Inaktivität auf die dritte Position zurückversetzt. Die WBA ordnete schließlich einen Ausscheidungskampf zwischen Tschagajew und dem zu diesem Zeitpunkt auf Rang zwei platzierten Australier Kali Meehan an, um einen Pflichtherausforderer für die WBA-Weltmeisterschaft zu bestimmen. Im September 2009 wechselte Tschagajew von Timms Trainingsgruppe zu Magomed Schaburow, mit dem er sich auf den Kampf am 22. Mai 2010 in der Rostocker Stadthalle vorbereitete. Dort besiegte er den 40-jährigen Meehan, der vor dieser Begegnung 21 Monate nicht im Ring gestanden hatte, über zwölf Runden nach Punkten und erwarb damit erneut das Recht, um den WBA-Gürtel zu boxen.

Tschagajew verlor am 27. August 2011 in Erfurt gegen Alexander Povetkin den Kampf um die vakante WBA-Meisterschaft einstimmig nach Punkten (112-116, 113-117, 113-117).

Liste der Profikämpfe

27 Siege (17 K.o.-Siege, 9 Punktsiege), 2 Niederlagen, 1 Unentschieden
Jahr Tag Ort Gegner Ergebnis für Tschagajew
1997 21. August Hollywood Casino, Aurora, USA Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Donnie Penelton Sieg / KO 1. Runde
3. September Ramada Inn, Rosemont, USA Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Brian Jones Sieg / KO 2. Runde
2001 21. September Taschkent, Usbekistan Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Everett Martin Sieg / TKO 4. Runde
2002 14. April Hard Rock Hotel and Casino, Las Vegas, USA Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Val Smith Sieg / KO 1. Runde
11. Mai Grand Casino, Biloxi, USA Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Chris Isaac Punktsieg (einstimmig) / 8 Runden
5. Oktober Cobo-Hall, Detroit, USA Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Rob Calloway Unentschieden / 3 Runden
2003 22. Mai Yonkers Raceway, New York, Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Zakeem Graham Sieg / TKO 3. Runde
18. November Universum Gym, Hamburg, Deutschland BrasilienBrasilien Daniel Frank Sieg / KO 2. Runde
2004 17. Februar Hansehalle, Lübeck, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Sedreck Fields Punktsieg (einstimmig) / 6 Runden
30. März Saaltheater Geulen, Aachen, Deutschland RusslandRussland Alexei Warakin Sieg / KO 2. Runde
18. Mai Hansehalle, Lübeck, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Wade Lewis Sieg / TKO 1. Runde
22. Juni Sportzentrum, Telfs, Österreich Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Sedreck Fields Sieg / KO 2. Runde
31. Juli Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Garing Lane Sieg / KO 5. Runde
26. Oktober Scandlines Arena, Rostock, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Willie Williams Sieg / KO 3. Runde
16. November Kugelbake Halle, Cuxhaven, Deutschland KroatienKroatien Asmir Vojnović Sieg / TKO 4. Runde
14. Dezember Freizeit Arena, Sölden, Österreich Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Tommy Connelly Sieg / TKO 2. Runde
2005 26. März Erdgasarena, Riesa, Deutschland BahamasBahamas Sherman Williams Punktsieg (einstimmig) / 8 Runden
28. September Color Line Arena, Hamburg, Deutschland BrasilienBrasilien Jucimar Francisco Hipolito Sieg / TKO 1. Runde
22. Oktober Brandberge Arena, Halle (Saale), Deutschland Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mark Krence Sieg / KO 5. Runde
2006 7. Januar Zenith, München, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Rob Calloway Sieg / KO 2. Runde
11. März Color Line Arena, Hamburg, Deutschland UkraineUkraine Wolodymyr Wirtschis Punktsieg (Mehrheitsentscheidung) / 12 Runden
15. Juli Color Line Arena, Hamburg, Deutschland Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Michael Sprott Sieg / TKO 8. Runde
18. November Burg-Wächter Castello, Düsseldorf, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten John Ruiz Punktsieg (Geteilte Entscheidung) / 12 Runden
2007 14. April Porsche-Arena, Stuttgart, Deutschland RusslandRussland Nikolai Walujew
WBA-Weltmeisterschaft
Punktsieg (Mehrheitsentscheidung) / 12 Runden
2008 19. Januar Burg-Wächter Castello, Düsseldorf, Deutschland Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Matt Skelton
WBA-Titelverteidigung
Punktsieg (einstimmig) / 12 Runden
2009 7. Februar Stadthalle, Rostock, Deutschland Costa RicaCosta Rica Carl Davis Drumond
WBA-Titelverteidigung
Punktsieg (Technische Entscheidung) / 6. Runde
20. Juni Veltins-Arena, Gelsenkirchen, Deutschland UkraineUkraine Wladimir Klitschko
IBF- und WBO-Weltmeisterschaft
Niederlage / Aufgabe 9. Runde
2010 22. Mai Stadthalle, Rostock, Deutschland AustralienAustralien Kali Meehan Punktsieg (einstimmig) / 12 Runden
19. November Universum Gym, Wandsbek, Hamburg, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Travis Walker Punktsieg (einstimmig) / 8 Runden
2011 27. August Erfurt, Deutschland RusslandRussland Alexander Powetkin Niederlage (einstimmig) / 12 Runden
(Quelle: BoxRec-Datenbank)

Sonstiges

Der 1,85 m große Boxer wohnt und trainiert in Hamburg, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er ist Muslim. Seine Frau, eine armenische Ärztin, ist vor der Hochzeit zum Islam konvertiert.

Weblinks


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