Ruth Chatterton

Ruth Chatterton

Ruth Chatterton (* 24. Dezember 1893 in New York City, New York; † 24. November 1961 in Norwalk, Connecticut) war eine US-amerikanische Schauspielerin. Sie war während der frühen 1930er Jahre der größte weibliche Star der Paramount.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ruth Chatterton war die Tochter eines angesehenen und erfolgreichen Architekten. Sie gab ihr Bühnendebüt im Alter von zwölf, hatte ihr erstes Engagement am Broadway mit 18 und wurde zwei Jahre später durch die Mitwirkung in Daddy Long Legs zu einem Bühnenstar.

Trotz mehrerer Angebote drehte sie ihren ersten Film, und einzigen Stummfilm, Sins of the Fathers an der Seite von Emil Jannings erst 1928. Mit dem Aufkommen des Tonfilms wurde ihre klare Diktion rasch beliebt, und sie wurde 1929 zum größten Star des Studios durch die Verfilmung des Bühnenklassikers Madame X, bei der Lionel Barrymore Regie führte. Sie wurde dafür an MGM ausgeliehen und für einen der ersten Oscars nominiert. Der große Erfolg des Films brachte Chatterton den Titel First Lady of the Talkies ein. Das Studio setzte sie in der Folgezeit oft als leichtlebige Dame mit dubiosem Hintergrund in melodramatischen Liebesgeschichten oder als elegante Angehörige der besseren Gesellschaft in Komödien wie The Laughing Lady oder Charming Sinners, beide 1929, ein.

Ihren größten finanziellen Erfolg hatte sie 1930 mit dem Streifen Wiegenlied (engl. Sarah and Son), der sie als österreichische Sängerin zeigte, die ihren unehelichen Sohn aufgeben muss und am Ende doch glücklich wird. Die Kritiker lobten ihrer Fähigkeit, den schweren Akzent des Anfangs im Laufe der Handlung subtil zu modulieren. Angesichts der immer noch unzulänglichen Aufnahmetechnik war das eine erhebliche Leistung, die ihr ihre zweite Oscarnominierung einbrachte. Der Streifen The Right to Love aus demselben Jahr präsentierte Chatterton in einer Doppelrolle als steife Missionarin und deren ruheloser Tochter.

Ende 1931 ließ sich Chatterton, deren Stellung als größter Star des Studios durch Marlene Dietrich gefährdet wurde, für eine Wochengage von $ 6.000 von Warner Brothers abwerben. Gleichzeitig wechselten auch Kay Francis und William Powell zur Konkurrenz, ein Vorgang, der bislang einmalig war und viel Aufsehen erregte. Chatterton hatte sich Mitspracherecht bei allen Drehbüchern sowie bei der Wahl der Besetzung und des Regisseurs ausbedungen. Der erste Film, den sie 1932 drehte, war eine elegante Komödie, The Rich Are Always with Us, in der die junge Bette Davis eine Nebenrolle hatte. Davis schrieb später in ihrer Biographie, sie hätte der Chatterton vor der ersten gemeinsamen Szene gestanden: Ich habe so verdammte Angst vor Ihnen, ich bin sprachlos. Die beiden Schauspielerinnen kamen danach gut miteinander aus. Der erhoffte Karriereschub blieb jedoch für Ruth Chatteron aus, die angeblich 1933 über $ 350.000 verdiente. Sie drehte den letzten Film bei Warners 1934 und verließ das Studio im Streit, nachdem sie sich geweigert hatte, als Prostituierte in Mandalay aufzutreten.

Nach zwei billig produzierten Filmen bei Columbia schien ihre Laufbahn beim Film beendet, als ihr Samuel Goldwyn 1936 die zweite Hauptrolle in seiner Verfilmung von Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds (engl. Dodsworth) unter der Regie von William Wyler anbot. Chatterton spielte die alternde Ehefrau von Walter Huston und eine neue Karriere schien in Aussicht. Dann lehnte sie jedoch 1937 das Angebot ab, in der Neuverfilmung von Stella Dallas zu spielen und der verärgerte Goldwyn ließ die Schauspielerin auf eine schwarze Liste setzen. Sie drehte noch einen Film in England und zog sich danach auf die Bühne und ins Fernsehen zurück. Im Fernsehen trat sie unter anderem in einer Produktion von Hamlet auf.

1946 inszenierte Chatterton für ihre alte Freundin Kay Francis eine Tourneeaufführung der Boulevardkomödie Windy Hill. In zwei aktuellen Biographien über Francis lassen sich die teilweise dramatischen, teilweise komischen Ereignisse, die die Aufführungen begleiteten, nachlesen.

Ruth Chatterton war drei Mal verheiratet, darunter mit dem Schauspieler Ralph Forbes und mit George Brent. Mit dem wiedererwachten Interesse an Filmen, die vor Inkrafttreten des Production Code gedreht wurden, wurde auch Chatterton einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Anmerkungen

Als ausgebildete Pilotin organisierte Chatterton seit Mitte der 1930er Jahre Wettbewerbe, so das Los Angeles-nach-Cleveland Ruth Chatterton Continental Air Derby im August 1935.

Filmografie

  • 1928: Sins of the Fathers
  • 1929: The Doctor's Secret
  • 1929: The Dummy
  • 1929: Madame X
  • 1929: Charming Sinners
  • 1929: The Laughing Lady
  • 1930: Wiegenlied (Sarah and Son)
  • 1930: Paramount on Parade
  • 1930: The Lady of Scandal
  • 1930: Anybody's Woman
  • 1930: The Right to Love
  • 1931: Unfaithful
  • 1931: The Magnificent Lie
  • 1931: Once a Lady
  • 1932: Tomorrow and Tomorrow
  • 1932: The Rich Are Always with Us
  • 1932: Die große Pleite (The Crash)
  • 1932: Frisco Jenny
  • 1933: Lilly Turner
  • 1933: Der Boß ist eine schöne Frau (Female)
  • 1934: Journal of a Crime
  • 1936: Lady of Secrets
  • 1936: Girls' Dormitory
  • 1936: Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds (Dodsworth)
  • 1937: Die Ratte (The Rat)
  • 1938: A Royal Divorce

Weblinks


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