Ruth Leiserowitz

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Ruth Leiserowitz

Ruth Leiserowitz (gebürtige Kibelka; * 25. Dezember 1958 in Prenzlau, Brandenburg) ist eine deutsche Historikerin. Sie betreibt vornehmlich Forschungen im litauisch-russischen Raum, dem früheren Ostpreußen, zum Thema Juden und Wolfskinder. Seit 2009 ist sie stellvertretende Direktorin des Deutschen Historischen Instituts Warschau.

Leben

Ruth Leiserowitz wurde 1958 im uckermärkischen Prenzlau als Ruth Kibelka geboren und wuchs in der Kleinstadt Löwenberg bei Oranienburg als Tochter eines evangelischen Pastors auf. Nach Abschluss der Oberschule wechselte sie an das Evangelische Gymnasium Hermannswerder bei Potsdam, wo sie 1978 das Abitur ablegte. Da der Abschluss in der DDR nicht als Hochschulreife für allgemeine Studienfächer anerkannt wurde, unterzog sie sich 1981 an der Volkshochschule Berlin-Mitte erfolgreich einer weiteren Abiturprüfung. Eine Hochschulzulassung erhielt sie weiterhin nicht.

Kibelka lernte privat Polnisch und Litauisch, reiste durch die Ostblockstaaten und arbeitete außerdem in der Verwaltung des Berliner Aufbau-Verlags. Zwischen 1987 und 1990 betätigte sie sich als freiberufliche Übersetzerin und Dolmetscherin für Litauisch und Polnisch.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands studierte sie seit 1990 Geschichte und Polonistik an der Freien Universität Berlin und in Vilnius. Das Studium schloss sie 1996 mit der Magisterprüfung ab.

Zwischen 1996 und 2000 lebte Ruth Kibelka in Klaipėda, Litauen, wo sie im nahegelegenen Nidden auf der Kurischen Nehrung den Aufbau des Thomas-Mann-Kulturzentrums als wissenschaftliche Mitarbeiterin begleitete. Gleichzeitig lehrte sie zwischen 1996 und 2001 am Klaipėdaer Forschungszentrum Westlitauische und Preußische Geschichte. 1997 wurde Kibelka an der Humboldt-Universität Berlin im Fach Neuere und neueste Geschichte promoviert mit dem Thema „Die deutsche Bevölkerung zwischen Anpassung und Ausweisung nördlich und südlich der Memel 1945–1948“, betreut von Heinrich August Winkler.

Im Jahr 2000 nahm Ruth Kibelka durch Heirat den Nachnamen Leiserowitz an; in den Folgejahren bis 2005 arbeitete sie unter anderem an den Universitäten Potsdam, HU Berlin und Klaipėda an verschiedenen Forschungsprojekten. Bis in die Gegenwart (2009) hat sie einen unbefristeten Lehrauftrag an der Universität Klaipėda.

Zwischen 2005 und 2009 war Leiserowitz Projektkoordinatorin des DFG-Forschungsprojektes Nations, Borders, Identities – The Revolutionary and Napoleonic Wars in European Experiences and Memories am Berliner Kolleg für vergleichende Geschichte Europas (BKVGE) an der Freien Universität Berlin. 2007 wurde sie an der Humboldt-Universität in Berlin von der philosophischen Fakultät habilitiert. Ihre Habilitationsschrift hatte zum Thema „Grenzerfahrungen. Jüdische Perspektiven einer preußischen Peripherie“. Betreuer war erneut Heinrich August Winkler.

2009 wurde sie zur stellvertretenden Direktorin des DHI Warschau berufen.

An der Produktion mehrerer Dokumentarfilme der ARD war Ruth Leiserowitz mit Recherche und Beratung beteiligt, darunter Verschollen in Ostpreußen. Der lange Weg der Wolfskinder (zwei Teile, 2002/2004) sowie Schlesische Märchenschlösser (zwei Teile, 2003/2004).

Ruth Leiserowitz ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Veröffentlichungen

  • Auch wir sind Europa. Zur jüngeren Geschichte und aktuellen Entwicklung des Baltikums. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-7466-0052-9
  • Deutsch geboren – litauisch adoptiert. Wolfskinder in Litauen. LKI, Lampertheim 1995, keine ISBN
  • Leben danach. Nordostpreussen 1986–1993. Leer Verlag, Rautenberg 1995, ISBN 3-7921-0559-4 (zusammen mit Ann Tenno)
  • Vilko Vaikai – kelias per Nemuną. [Wolfskinder – Wege über die Memel], Übersetzung ins Litauische, Baltos Lankos, Vilnius 2001, ISBN 9955-00-014-7
  • Ostpreußens Schicksalsjahre 1944–1948. Aufbau-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-351-02505-X
  • Memellandbuch. Fünf Jahrzehnte Nachkriegsgeschichte. Basidruck, Berlin 2002, ISBN 3-86163-128-8
  • Von Ostpreußen nach Kyritz. Wolfskinder auf dem Weg nach Brandenburg. Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung, Potsdam 2003, ISBN 3-932502-33-7
  • Wolfskinder. Grenzgänger an der Memel. 4. erweiterte Auflage. Basisdruck, Berlin 2004, ISBN 3-86163-064-8
  • Sabbatleuchter und Kriegerverein: Juden in der ostpreußisch-litauischen Grenzregion 1812-1942, Fibre Verlag, Osnabrück 2010, ISBN 978-3-938400-59-3.

Weblinks


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