Römerlager Beckinghausen

Römerlager Beckinghausen

Die Entdeckung des als Uferkastell bekannt gewordenen Römerlagers bei Beckinghausen (heute ein Stadtteil Lünens) geht auf Vermutungen des Pfarrers Otto Prein zurück. Wie er herausfand, waren im Bereich des Beckinghauser Friedhofes angeblich noch im 19. Jahrhundert römische Funde im Fluss Lippe (Lippia) gemacht worden. Auch eine Furt durch die Lippe soll es damals noch an jener Stelle gegeben haben. Prein vermutete daher, dass die Römer in diesem Bereich einen befestigten Lippeübergang gebaut haben könnten.

Im Jahr 1906 fanden sich dort tatsächlich Keramikscherben, die von Constantin Koenen aus Neuss in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert wurden. Im Jahr 1911 konnten die Ausgräber des nahe gelegenen Römerlagers Oberaden, Albert Baum und Gerhard Kropatschek, bei einer Suchgrabung Preins Vermutung bestätigen. Weitere Grabungen fanden in den Jahren 1912 bis 1914 statt. Dabei konnte mittels einzelner Suchschnitte Größe und Gestalt der Befestigung festgestellt werden; größere Flächen wurden nicht erkundet. Auch 1937 und 1938 wurde gegraben. Zur bislang letzten Ausgrabung kam es im Jahr 1978. Dabei sollte vor allem das Lagerinnere erkundet werden. Ein klarer Befund ergab sich nicht, weil die Fläche erheblich gestört war.

Das Lager liegt an einem steil zur Lippe hin abfallenden Hochufer; es ist von ovaler Gestalt. Bei einer maximalen Länge von 185 Metern und einer Breite von 88 Metern misst seine Fläche rund 1,6 Hektar. Drei parallel verlaufende Spitzgräben haben die Anlage im Westen, Süden und Osten umgeben, der innere bis zu 3,7 Meter breit und mehr als zwei Meter tief. Nach Norden hin schützte das elf Meter abfallende Steilufer der Lippe das Lager. Hinter den Gräben lag eine drei Meter breite Holz-Erde-Mauer, möglicherweise alle 30 Meter durch Türme verstärkt. Eine Toranlage ist nur im Westen der Anlage gefunden worden. Die zwei inneren Spitzgräben wurden hier durch eine Erdbrücke unterbrochen.

Innerhalb des Lagers wurden vier Straßengräben gefunden. Der Wallstraßengraben verläuft im Abstand von sieben Metern parallel zur Holz-Erde-Mauer, zwei weitere verlaufen im Abstand von bis zu 25 Metern nahezu parallel entlang der Lagerlängsachse. An der Toranlage im Westen wurden neben zwei unklaren Gebäudegrundrissen einige Gruben entdeckt. Zwei von ihnen waren Töpferöfen, in denen Tonwaren hergestellt wurden; in einem der Öfen wurden mehrere ziegelartige Steine gefunden.

Die Datierung des Lagers fällt schwer, es wurden nur wenige Münzen und Keramikscherben gefunden. Die Keramikfunde werden als zeitgleich mit den Funden aus Oberaden eingestuft.

Literatur

  • Christoph Albrecht: Das Römerlager in Oberaden und das Uferkastell in Beckinghausen an der Lippe. Veröffentlichung aus dem Städtischen Museum für Vor- und Frühgeschichte. Dortmund II,1 (1938) S. 21-24.
  • Stephan Berke: Beckinghausen. In: Bendix Trier (Hrsg.), 2000 Jahre Römer in Westfalen (1989) S. 52-54. ISBN 3-8053-1100-1 od. ISBN 3-8053-1115-X (Museumsausgabe).
  • Johann Sebastian Kühlborn: Das Uferkastell in Beckinghausen. In: Johann Sebastian Kühlborn (Hrsg.), Germaniam pacavi – Germanien habe ich befriedet (1995) S. 125-129.
  • Johann-Sebastian Kühlborn: Das römische Uferkastell Beckinghausen. Museum der Stadt Lünen. Informationen aus dem Museum der Stadt Lünen, 4 (1996) S. 1-4.

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