Römische Provinz

Römische Provinz
Römische Provinzen unter Trajan (117 n. Chr.)

Die römischen Provinzen waren Verwaltungseinheiten des Römischen Reiches.

Zu einzelnen Provinzen und einer Gesamtübersicht siehe:

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Entwicklung

Ursprünglich beschrieb der lateinische Begriff provincia („Aufgabe, Verpflichtung“) einen Aufgabenbereich in der Verwaltung der Stadt Rom. Mit dem Erwerb zusätzlicher Gebiete wurden diese zu eigenen Aufgaben der Staatsverwaltung, also Provinzen im späteren Sinne. Bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. gab es aber noch keine festen Verwaltungseinheiten, sondern die Magistrate erhielten jeweils einen Aufgabenbereich (provincia) zugewiesen, dessen Zuschnitt wechseln konnte. Verwalter der Provinzen waren in der Zeit der Römischen Republik in der Regel aktive oder ehemalige Konsuln oder Prätoren (Proprätor oder Prokonsul), in der Kaiserzeit auch Legati Augusti pro praetore („Gesandte des Kaisers anstelle eines Praetors“).

Die ersten Provinzen waren 241 v. Chr. die Insel Sizilien, die während des ersten Punischen Krieges erobert worden war, und ab 237 v. Chr. Sardinien. Rom schickte je einen Prätor mit einem kleinen Kontingent zur Sicherung auf diese Inseln.

In der Kaiserzeit wurde die Provinzeinteilung des Reiches mehrfach geändert und reformiert. Augustus teilte die Provinzen in kaiserliche und senatorische ein. Unter Kaiser Diokletian wurden als übergeordnete Gliederungsebene 12 (später 14) Diözesen eingeführt, unter Konstantin I. zusätzlich die Präfektur. Die hierarchische Reihenfolge dabei war Präfektur – Diözese – Provinz. Die zur Zeit Diokletians und seiner Nachfolger neu abgegrenzten Provinzen waren in der Regel kleiner als die älteren Verwaltungseinheiten.

Prinzipien römischer Provinzialverwaltung

Zu den Prinzipien römischer Provinzialverwaltung gehörte es, die bestehenden Verwaltungs- und Rechtsinstitutionen in dem jeweiligen Gebiet/Land so weit wie möglich zu erhalten (wenn solche überhaupt vorhanden waren, was in den Provinzen außerhalb des Mittelmeerraums meist nicht der Fall war).

Der römischen Verwaltung unterlagen

Diese Aufgaben wurden mittels eines kleinen Stabes um den Statthalter organisiert. Die Steuereintreibung, die Sache von Quästoren oder Prokuratoren war, war so flächendeckend gerade in großen Provinzen schwer durchzusetzen, weshalb man Lizenzen zur Eintreibung der Gelder an die lokalen Eliten vergab, die damit die Steuerschuld ihrer Umgebung auf sich luden und die Abgaben zur weiteren Abführung selbst einzogen.

Für die Bevölkerung der Provinzen – sofern sie nicht zur Oberschicht gehörte, die ihre Privilegien verlor – war dies in der Regel eine Verbesserung der Lage, war sie doch nicht mehr der Willkür lokaler Despoten ausgesetzt. Allein die Tatsache, dass lokale Instanzen keine Todesstrafe verhängen konnten – jeder römische Bürger konnte (wie etwa der Apostel Paulus) bis zum Proprätor (in der Kaiserzeit bis zum Kaiser) appellieren, jeder freie Provinzbewohner bis zum Statthalter – führte für viele Provinzialen zu einer vor der römischen Herrschaft nie gekannten Rechtssicherheit.

Auf die Tatsache, dass es der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit unter römischer Herrschaft besser ging als vorher, ist auch zurückzuführen, dass in den fast 700 Jahren römischer Provinzialverwaltung Aufstände gegen Rom eine seltene Ausnahme blieben (z. B. Pannonischer Aufstand).

Ausbeutung

Hauptproblem römischer Provinzialverwaltung war die Ausbeutung der Provinzen durch den Statthalter in der Zeit der Republik.

Da römische Regierungsbeamte kein Gehalt bezogen, den sehr teuren Wahlkampf und die Amtsführung aus eigener Tasche bezahlen mussten, waren sie nach Ablauf ihrer Regierungszeit häufig mittellos. Kamen sie dann als Statthalter in eine Provinz, versuchten sie sich dort finanziell zu sanieren. Die Römer sagten dazu: „Arm kam er in die reiche Provinz, reich verließ er die arme.“ Die Provinz konnte dagegen zwar in Rom klagen, wenn sie aber keinen so guten Prozess-Anwalt wie Marcus Tullius Cicero im Fall des sizilianischen Statthalters Gaius Verres im Jahre 70 v. Chr. verpflichten konnte, waren ihre Chancen häufig gering. In der Kaiserzeit verbesserte sich die Lage der Provinzen, da der Kaiser aus eigenem Interesse seine Statthalter kontrollierte.

Siehe auch

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Römische Provinz Asia — Lage der Provinz Römische Provinzen unter Trajan (117 n. Chr.) Asia war eine Provinz des …   Deutsch Wikipedia

  • Africa (Römische Provinz) — Die römische Provinz Africa innerhalb des römischen Reichs Nordafrika 533 ca.645 Africa war in der Antike der lateinische Name für den Erd …   Deutsch Wikipedia

  • Asia (Römische Provinz) — Lage der Provinz Römische Provinzen unter Trajan (117 n. Chr.) Asia war eine Provinz des römischen Re …   Deutsch Wikipedia

  • Römische Revolution —   Schon länger war es einsichtigen Politikern klar geworden, dass der Großgrundbesitz zunahm, dass die Eigentumsverhältnisse auf dem Lande in Unordnung geraten waren, dass die Anzahl der freien Bauern immer mehr zurückging, und dass infolgedessen …   Universal-Lexikon

  • römische Geschichte — römische Geschichte,   die Geschichte der antiken Stadt Rom und des von ihr begründeten Staatswesens.    Anfänge und Königszeit (10./9. Jahrhundert bis 509 v. Chr.?)   Rom entstand auf den Vorbergen des Apennin, dort, wo eine alte Salzstraße (Via …   Universal-Lexikon

  • römische Provinzen —   Die Ursprungsbedeutung des Wortes provincia liegt im Dunkeln. Inhaltlich und lokal meint provincia den Amtsbereich eines römischen Magistrats. Der praetor urbanus etwa hatte die provincia urbana, das heißt, ihm oblag die Sorge um die städtische …   Universal-Lexikon

  • Provinz — (von lateinisch provincia) ist ein auf die Verwaltungsterminologie des antiken Rom zurückgehender Begriff, der heute verschiedene administrativ territoriale Einheiten sowohl im staatlichen als auch im kirchlichen Bereich bezeichnet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Römische Paraderüstung — Angaben Waffenart: Schutzwaffe …   Deutsch Wikipedia

  • Römische Militärlager Neuss-Gnadental — Das Legionslager Neuss, das antike Novaesium oder Castrum Novaesium (pl. Castra Novaesia), im Neusser Ortsteil Gnadental ist einer der bedeutendsten, besterforschten und ältesten römischen Militärplätze des Rheinlandes. Inhaltsverzeichnis 1 Lage… …   Deutsch Wikipedia

  • Provinz Africa — Die römische Provinz Africa innerhalb des römischen Reichs Nordafrika 533 ca.645 Africa war in der Antike der lateinische Name fü …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”