Rüdiger Grube

Rüdiger Grube
Rüdiger Grube (Mai 2009)
Rüdiger Grube (März 2010)

Rüdiger Grube (* 2. August 1951 in Hamburg-Moorburg[1]) ist ein deutscher Manager. Seit 1. Mai 2009 ist er Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und der DB Mobility Logistics AG.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Grubes Eltern waren Obstbauern in Moorburg,[3] sie bewirtschafteten einen Bauernhof.[1] Er ging in Moorburg zur Grundschule.[3]

Ausbildung, Studium

Grube besuchte für neun Jahre die Hauptschule und machte anschließend einen Realschulabschluss.[1]

Nach seiner Schulzeit machte er eine gewerblich-technische Ausbildung zum Metallflugzeugbauer beim Hamburger Flugzeugbau. Danach studierte er an der Fachhochschule Hamburg die Fachrichtung Fahrzeugbau und Flugzeugtechnik mit dem Abschluss Diplom-Ingenieur (FH). Es folgte ein Studium in Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Universität Hamburg. Anschließend arbeitete Grube als Berufsschullehrer an einer Gewerbeschule in Hamburg.[1]

Von 1981 bis 1986 war er als Lehrbeauftragter im Fachbereich Fertigungstechnik an der Universität Hamburg tätig. Grube wurde 1989 an den Universitäten Hamburg und Kassel in den Fachrichtungen Arbeitswissenschaften und Polytechnik promoviert.

Berufstätigkeit bei MBB, DASA, Daimler u. a.

1970 begann Grube seine Ausbildung zum Fluggerätbauer bei der damaligen Hamburger Flugzeugbau GmbH, damals Teil der Messerschmitt-Boelkow-Blohm GmbH, die später in die Daimler-Benz Aerospace AG (DASA) aufging. 1989 wurde er in Ottobrunn bei München Leiter des Ressorts Marketing, Vertrieb und Außenbeziehungen des Unternehmensbereichs Energie- und Industrietechnik.

1990 wurde er Leiter des Büros des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Airbus GmbH in Hamburg. 1992 wurde er verantwortlich für den Standort Ottobrunn der DASA. 1994 wurde er Leiter des Luftfahrt-Stabes und 1995 Direktor für Unternehmensplanung und Technologie bei der DASA. 1996 wurde er Senior Vice President und Leiter der Konzernstrategie der Daimler-Benz AG bzw. der späteren DaimlerChrysler AG. 1999 verließ Grube den Konzern und wurde Geschäftsführer bei der Stuttgarter Häussler-Gruppe, kehrte jedoch auf Bitten Jürgen Schrempps bereits nach wenigen Monaten wieder zu DaimlerChrysler zurück. 2000 erhielt er den Posten des Senior Vice President Konzernentwicklung bei DaimlerChrysler. 2001 wurde er Vorstandsmitglied für Konzernentwicklung bei DaimlerChrysler AG bzw. heute Daimler AG. Am 1. Mai 2009 wurde er Vorstandsvorsitzender bei der Deutschen Bahn AG.

Mandate

Grube ist Mitglied in folgenden Aufsichtsräten bzw. Führungsorganen: Chairman des Board of Directors von DaimlerChrysler China Limited, Beijing; Stellvertretender Vorsitzender des Board of Directors der Beijing Benz DaimlerChrysler Automotive (BBDC-A); Mitglied des Board of Directors von McLaren Group Ltd; im Aufsichtsrat von DaimlerChrysler Financial Services AG; im Beraterausschuss des DaimlerChrysler Flottenmanagements; im Beraterausschuss der DaimlerChrysler Luftfahrt; im Aufsichtsrat der Hamburger Port Authority Anstalt des öffentlichen Rechts (HPA) – bis 30. Juni 2009; im Aufsichtsrates der Chrysler LLC und Chairman im Board of Directors der EADS BV, Amsterdam; im Aufsichtsrat der Kornke Logistics Vienna AG.

Tätigkeits- und Verantwortungsbereiche bei Daimler und EADS

Grube war Vertrauter von Jürgen Schrempp und mit diesem Vertreter der heute stark kritisierten und wieder beendeten „Welt-AG“ bei Daimler. Er hat den Zusammenschluss mit Chrysler wie auch die Beteiligung an Mitsubishi vorbereitet, betrieben und verteidigt. Es wurde allgemein erwartet, dass er wegen dieser Vergangenheit mit Schrempp ebenfalls den Konzern verlässt; dies war jedoch nicht der Fall: Er führt als Verantwortlicher für die Konzernentwicklung die Trennungen von Mitsubishi und Chrysler durch.

Dieter Zetsche nutzt zudem den Hanseaten für die Aufgabe bei der Beteiligung an der EADS. Er war auch in seiner Funktion als Standortverantwortlicher für Ottobrunn an der Zerschlagung des Flugzeugbauers Dornier beteiligt und war bei der DASA Befürworter der Übernahme des holländischen Flugzeugbauers Fokker durch Daimler-Benz, wie er auch wiederum die Trennung von Fokker damals schon als Senior Vice President für Konzernstrategie begleitete.

Vorstandsvorsitz der Deutschen Bahn

Nachdem Hartmut Mehdorn am 30. März 2009 im Zuge der „Datenaffäre“ bei der Deutschen Bahn AG seinen Rücktritt von seinem Amt als deren Vorstandsvorsitzender angeboten hatte, gehörte Grube zum Personenkreis der möglichen Nachfolger.

Am 1. April 2009 wurde er vom damaligen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee für den gleichen Tag in das Bundesverkehrsministerium zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Im Vorfeld der Einladung hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier auf Grube als möglichen Kandidaten für die Nachfolge Mehdorns geeinigt.[1]

Am 2. April 2009 gab das Bundesverkehrsministerium bekannt, dass Verkehrsminister Tiefensee dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG Rüdiger Grube als neuen Vorstandsvorsitzenden vorschlagen werde.[4] Am 25. April 2009 wurde er mit Wirkung zum 1. Mai 2009 durch den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG zum Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG und der DB Mobility Logistics AG ernannt.[2] Er übernahm dabei die Vertragsbedingungen Hartmut Mehdorns.[5]

Grube legte nach Auffassung des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages einen "gelungenen Start" hin. Bei seinem Antrittsbesuch habe sich Grube, so der FDP-Verkehrspolitiker Horst Friedrich, im Namen der Bahn für die schlechten Beziehungen zum Verkehrsausschuss in den letzten Jahren, entschuldigt.[6] Als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens steht Grube nach eigenen Angaben der geplanten Kapitalprivatisierung aufgeschlossen-skeptisch gegenüber. Er wolle die Beziehung zu den Arbeitnehmervertretern verbessern und die gegen seinen Vorgänger erhobenen Datenschutzvorwürfe „bedingungslos aufklären“.[1]

Der Aufsichtsrat des Unternehmens erweiterte am 9. Dezember 2009 Grubes Kompetenzen. Ihm fallen demnach die bisherigen Funktionen Wirtschaft und Politik, Verkehrspolitik und Regulierung sowie Konzernbevollmächtigte der Länder zu.[7]

In seinen ersten Monaten als Bahnchef tauschte er unter anderem den gesamten übrigen Konzernvorstand (mit einer Ausnahme) aus und suspendierte die Führung der S-Bahn Berlin. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn gilt Grube als diplomatisch.[8] Grube hatte Mehdorn am 6. Dezember 1989 kennengelernt, als er dessen Assistent wurde. Später wurde er zu seinem Büroleiter. 1996 wechselte er von dort in den Daimler-Benz-Vorstand nach Stuttgart.[1] Mehdorn war ferner Grubes Trauzeuge.[9]

Laut eigenen Angaben spreche er täglich mit zwei bis drei Kunden selbst.[10]

Sonstiges

Grube ist verheiratet und Vater zweier Kinder.[5] Nach eigenen Angaben laufe er jeden Morgen etwa eine Stunde, am Wochenende mitunter Halbmarathons.[10]

Grube gehört keiner Partei an, gilt aber als der SPD nahe stehend.[1]

Seit Juni 2009 ist er Mitglied im Vorstand der Stiftung Lesen.[11] Grube wurde zum 1. Januar 2011, für die Jahre 2011 und 2012, in das Präsidium des BDI berufen.[12]

Er ist Schirmherr von Off Road Kids.

Im August 2010 positionierte sich Grube als einer von 40 prominenten Unterzeichnern des Energiepolitischen Appells, einer Lobbyinitiative der vier großen Stromkonzerne um die Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke voranzubringen.

Weblinks

 Commons: Rüdiger Grube – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Der neue Zugchef. In: Stern, Heft 18/2009, S. 106–111
  2. a b Deutsche Bahn AG: Rüdiger Grube neuer DB-Vorstandsvorsitzender, 25. April 2009
  3. a b «Sei Beispiel und Vorbild». In: mobil. September 2010, S. 6–14.
  4. Tiefensee schlägt Grube als neuen Bahn-Chef vor, Pressemitteilung von Reuters Deutschland vom 2. April 2009 (abgerufen am 2. April 2009).
  5. a b Jetzt sind Sie am Zug, Herr Grube. In: Bild am Sonntag, 31. Mai 2009
  6. Neue Kollegen gesucht. In: Süddeutsche Zeitung, 7. Mai 2009, S. 18.
  7. Deutsche Bahn AG: DB-Aufsichtsrat: Grünes Licht für das Projekt Stuttgart 21 / Richard Lutz als neuen Finanzvorstand bestellt. Presseinformation vom 9. Dezember 2009
  8. Christian Siedenbiedel: Der eiserne Vollstrecker. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 3. Januar 2010, Seite 32.
  9. Neben der Spur. In: Die Zeit, Nr. 5, 27. Januar 2011.
  10. a b "Ich will kein Volksheld sein". In: Welt am Sonntag, 23. Januar 2011.
  11. Deutsche Bahn AG: DB-Vorstandsvorsitzender Grube engagiert sich im Vorstand der Stiftung Lesen. Presseinformation vom 25. Juni 2009.
  12. Deutsche Bahn AG (Hrsg.): BDI beruft Dr. Rüdiger Grube ins Präsidium. Presseinformation vom 1. Dezember 2010.

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