Rütlirapport

Rütlirapport

Der Rütlirapport ist ein militärisches Ereignis in der Schweiz, das am 25. Juli 1940 stattfand.

An diesem Tag bestellte der Oberbefehlshaber der Schweizer Armee, General Henri Guisan, sämtliche höheren Offiziere (ab Stufe Major) zum Rapport auf die Rütliwiese.

Die an diesem Rapport ausgegebenen Befehle über die Verteidigung des Landes im Zweiten Weltkrieg wurden als Botschaft der Abschreckung gegenüber den Achsenmächten Deutschland und Italien formuliert und haben die politischen, wirtschaftlichen sowie diplomatischen Massnahmen der Schweizer Regierung in Bern flankiert.

Den Hintergrund bildete die Tatsache, dass die Schweiz nach dem Fall Frankreichs am 22. Juni 1940 komplett von den Achsenmächten eingeschlossen war und damals ein Angriff auf die Schweiz nicht ausgeschlossen werden konnte. Dies bewirkte in Teilen der schweizerischen Öffentlichkeit eine Panik, die auch die Regierung, den Bundesrat, ergriffen zu haben schien: Am 25. Juni hielt der Aussenminister und damalige Bundespräsident Marcel Pilet-Golaz eine Radioansprache, um die Gemüter zu beruhigen. Da Pilet-Golaz jedoch von «Anpassungen» an das «Neue Europa» sprach, konnte man daraus eine Aufforderung herauslesen, sich mit den Achsenmächten zu arrangieren.

Aufgrund dieser Konstellation erhielt der Rütlirapport im kollektiven Bewusstsein der Schweiz einen besonderen Platz als Manifestation eines unbeugsamen Unabhängigkeitswillens an einem geschichtsträchtigen Ort und in schwerer Zeit. Diese Darstellung gilt aber mittlerweile als überholt. Guisan-Biograph Willi Gautschi weist etwa darauf hin, dass grosse Teile der Rede erst später so redigiert wurden, wie sie ins kollektive Gedächtnis aufgenommen wurden. Auch eine Selbstverherrlichung der Anwesenden wurde festgestellt, welche etwa beschreiben, dass der Akt bei sonnigem Wetter stattfand, obwohl Statistiken beweisen, dass es an jenem Tag durchzogen regnerisch war.

Ebenso fokussiert sich in der Reaktion der beiden damals wichtigsten Personen des schweizerischen öffentlichen Lebens aber auch der Zwiespalt im Umgang der damaligen und späteren Schweizer mit dem Nationalsozialismus: Während der pragmatische Pilet-Golaz zum verhassten Symbol des verdrängten Defätismus wurde (und 1944 denn auch, von allen fallen gelassen, zurücktreten musste), symbolisierte General Guisan bis in die 1960er Jahre den strahlenden Helden.

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