Sabier von Harran

Sabier von Harran

Die Sabier waren eine im 12./13. Jahrhundert untergegangene Religionsgemeinschaft, die vor allem in der Region um Harran und Sumatar im Südosten der heutigen Türkischen Republik und in den benachbarten Gebieten des heutigen Syriens und des Libanons verbreitet war. Der Kult beruhte auf der Verehrung der Gestirne. Wichtigster Gott war der babylonische Mondgott Sin.

Über den Kult sind nur wenig wirklich verifizierbare Nachrichten überliefert. Sin wurde in Form eines heiligen Steines im Haupttempel in Harran verehrt. Verwandtschaft zu den babylonisch-chaldäischen Gestirnskulten ist zu vermuten. Wann die Kultgemeinschaft entstand, ist nicht geklärt. Der Sin-Kult in Harran bestand jedenfalls schon im 6. Jahrhundert v. Chr., als sich der babylonische König Nabonid zu ihm bekannte. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde die Mondgottheit anscheinend Marilaha (Götterkönig) genannt und sollte über die Planetengötter gebieten, welche eine Vermittlerrolle zwischen Sin und den Menschen einnehmen. Bis in das 4. Jahrhundert verehrten die römischen Kaiser in Harran die Mondgöttin Selene. Die Religion konnte sich auch nach der Zerstörung des Haupttempels im Jahr 382 n. Chr. unter Kaiser Theodosius I. und der Erklärung des Christentums zur einzig zugelassenen Religion im römischen Reich behaupten.

Den Namen "Sabier" nahmen die Gläubigen erst an, als sie vom Kalifen Al-Ma'mun im 9. Jahrhundert vor die Alternative gestellt wurden, sich entweder zum Islam oder einer vom Koran tolerierten Buchreligion zu bekennen oder als Heiden behandelt zu werden. Wie die Mandäer bezeichneten sie sich von nun an als „Sabier“ oder „Sabäer“ (vermutlich waren hiermit im Koran Anhänger täuferischer Gemeinden oder Anhänger eines sabäisch-jemenitischen Gestirnskultes gemeint), da diese laut Koran (Sure 2, Vers 62 und Sure 6, Vers 69) zu dulden seien. Aus dieser Zeit ist u. a. überliefert, dass die Sabier dreimal täglich Gebete verrichteten, monogam lebten, keine Beschneidung kannten, rituelle Waschungen vollzogen und lange Haare trugen.

Von christlichen und muslimischen Autoren wurde verschiedentlich die Behauptung erhoben, dass die Sabier den Teufel anbeteten. Reste der Sabier sind im 12./13. Jahrhundert in der Gemeinschaft der Shamsi-Alawiten aufgegangen.

Literatur

  • Al-Biruni: In den Gärten der Wissenschaft. Berlin 1988. ISBN 3379002623 (Quellentexte aus dem frühen 11. Jahrhundert, S. 125-127.)
  • Daniel Chwolson: Die Ssabier und der Ssabismus. 2 Bde. Petersburg 1856.
  • Tamara Green: The City of the Moon God. The Religious Traditions of Harran. Leiden 1992. ISBN 9004095136

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