- Saboteure
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Filmdaten Deutscher Titel Saboteure Originaltitel Saboteur Produktionsland USA Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 1942 Länge 108 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Alfred Hitchcock Drehbuch Peter Viertel, Joan Harrison, Dorothy Parker Produktion Frank Lloyd, Jack H. Skirball
für Universal PicturesMusik Kurt Heuser, Frank Skinner Kamera Joseph A. Valentine Schnitt Otto Ludwig, Edward Curtiss Besetzung - Priscilla Lane: Patricia Martin
- Robert Cummings: Barry Kane
- Otto Kruger: Charles Tobin
- Alan Baxter: Mr. Freeman
- Clem Bevans: Neilson
- Norman Lloyd: Frank Fry
Saboteure wurde 1942 von Alfred Hitchcock nach einer eigenen Geschichte[1] gedreht.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Für einen Sabotageakt in einer Flugzeugfabrik wird fälschlicherweise der dort beschäftigte Arbeiter Barry Kane verantwortlich gemacht. Um seine Unschuld zu beweisen, macht er sich auf die Suche nach dem eigentlich Schuldigen, dem mysteriösen Mr. Fry. Er jagt Fry durch halb Amerika und macht Bekanntschaft mit den Hintermännern – äußerst wohlhabenden Amerikanern, die in den Vereinigten Staaten eine Diktatur errichten wollen. Kane wird auf seiner Reise buchstäblich an eine Frau gekettet, trifft auf hilfsbereite Zirkusleute, bösartige Swimming-Pool-Besitzer und schließlich, in der Fackel der Freiheitsstatue, auf Fry, den Saboteur.
Hintergründe
Hitchcock übernahm das Grundkonzept seines 1935 gedrehten Films Die 39 Stufen, das er später in Der unsichtbare Dritte wieder aufgriff: Der zu Unrecht verfolgte Held auf temporeicher Flucht, die gleichzeitig Suche nach Beweisen für seine Unschuld und dem wahren Täter ist.
Vertraglich war Alfred Hitchcock noch an den Produzenten David O. Selznick gebunden, dieser glaubte jedoch nicht an den Film und „vermietete“ Hitchcock an einen Produzenten von Universal; eine Entscheidung mit Folgen, denn Hitchcock trennte sich später von Selznick und drehte bei Universal vierzehn seiner berühmtesten Filme. Eine weitere Hitchcock-typische Eigenart des Films – der teilweise etwas abgründige Sinn für Humor des Regisseurs – zeigt sich in der Wanderzirkus-Sequenz, wo die Protagonisten mit missgebildeten Laiendarstellern interagieren: Gegenüber der „normalen“ Gesellschaft gewähren sich heftig streitende Siamesische Zwillinge, eine (echte!) „Bärtige Dame“, ein misstrauischer Zwerg namens "Major Midget" (in der deutschen Synchronfassung ging das Wortspiel aus größt- und kleinst- verloren) den Flüchtlingen Schutz und Obdach.
Es kam Hitchcock entgegen, dem Einfluss Selznicks und dessen verhassten seitenlangen „Memos“ mit Verbesserungswünschen entkommen zu sein. Er konnte nun seiner Kreativität freien Lauf lassen. Der Film weist überdurchschnittlich viele Effekte und Einstellungen auf und wurde an mehr als 49 Drehorten produziert.
So wurden in einer Einstellung, in der Polizisten die Wagen eines Wanderzirkusses durchsuchen, im Hintergrund Kleinwüchsige in Polizeikostümen besetzt, um die Illusion der perspektivisch sich verjüngenden Kolonne zu steigern. Innovativ war auch Hitchcocks Trick, seine Darsteller aus einer Entfernung von über einer Meile mit Teleobjektiv zu filmen[1].
Als Hitchcock während der Dreharbeiten vom Brand und dem Kentern des großen Passagierschiffes „Normandie“ in New York hörte, ließ er sich sofort Aufnahmen der Wochenschau besorgen. Er drehte zusätzlich eine Szene, in der Fry zufrieden aus einem Taxifenster schaut, und schnitt sie später mit den Wochenschauaufnahmen zusammen. In einigen Bundesstaaten musste diese Szene auf Intervention durch die US-Marine entfernt werden, da diese befürchtete, das Schiffsunglück könnte von der Öffentlichkeit fälschlich für einen Sabotageakt gehalten werden[1].
Hitchcock konnte aber nicht alle seine Vorstellungen durchsetzten. Eigentlich wollte er Gary Cooper und Barbara Stanwyck als Liebespaar und Harry Carey als Hauptschurken besetzen. Robert Cummings und Priscilla Lane waren bei Universal unter Vertrag und wurden ihm für die Hauptrollen aufgenötigt. Es handelt sich bei Saboteure übrigens um Hitchcocks ersten Film mit rein amerikanischer Besetzung.
Teile des Drehbuchs stammten von der Literatin Dorothy Parker. Insbesondere bei der Szene mit dem blinden Klavierspieler war deren Einfluss zu spüren. Dessen Sprache bekam einen leicht poetischen Klang. Gleichzeitig konnte ihm die als politisch eher links geltende Parker eine damals eher unübliche Position zu Patriotismus und Widerstand gegen fehlhandelnde Obrigkeit in den Mund legen.
Die Organisation der Saboteure war den „American Firsters“, einer faschistischen Organisation in den USA nachempfunden.
Der Film erlangte vor allem wegen der Szenen in der New Yorker Radio City Music Hall und dem Showdown auf der Freiheitsstatue Berühmtheit.
In Deutschland wurde der Film erst 1958 im Kino gezeigt.
Cameo
Hitchcocks eigener Auftritt beschränkte sich darauf, sich an einem Neuheiten-Stand vor einer Drogerie zu schaffen zu machen, während Barry Kane dort gerade in New York City ankommt.
Ursprünglich hatte er eine aufwändigere Szene geplant: Er wollte mit seiner Sekretärin eine Straße entlang gehen und ihr in Gebärdensprache etwas zeigen, woraufhin sie ihm eine Ohrfeige geben sollte. Die Produzenten lehnten dies allerdings ab, da sie befürchteten, dies könnte als Beleidigung von Behinderten verstanden werden. Siehe auch: Cameo-Auftritt.
Kritiken
„Oberflächlich gesehen ein Beitrag zur politischen Propaganda und geistigen Mobilmachung vor dem Kriegseintritt der USA, verwandelt Hitchcock das Sujet in einen subversiven und spannenden Abenteuer-Thriller, der das Fluchtmotiv grandios ausspielt und die Grundzüge von „Der unsichtbare Dritte“ (1959) vorwegnimmt.“
– Lexikon des internationalen Films (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
Einzelnachweise
- ↑ a b c Robert A. Harris, Michael S. Lasky; Joe Hembus (Hrsg.): Alfred Hitchcock und seine Filme. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1976 (Originalausgabe).
Weblinks
- Saboteure in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Kritik von U. Behrens, filmzentrale
Filme von Alfred HitchcockFilme vor 1940: Irrgarten der Leidenschaft | Der Bergadler | Der Mieter | Downhill | Easy Virtue | Der Weltmeister | The Farmer’s Wife | Champagne | Der Mann von der Insel Man | Erpressung | Juno and the Paycock | Elstree Calling | Mord – Sir John greift ein! | Mary | Bis aufs Messer | Nummer siebzehn | Endlich sind wir reich | Waltzes from Vienna | Der Mann, der zuviel wußte (1934) | Die 39 Stufen | Geheimagent | Sabotage | Jung und unschuldig | Eine Dame verschwindet | Riff-Piraten
Filme ab 1940: Rebecca | Der Auslandskorrespondent | Mr. und Mrs. Smith | Verdacht | Saboteure | Im Schatten des Zweifels | Gute Reise | Aventure Malgache | Das Rettungsboot | Ich kämpfe um dich | Berüchtigt | Der Fall Paradin | Cocktail für eine Leiche | Sklavin des Herzens | Die rote Lola | Der Fremde im Zug | Ich beichte | Bei Anruf Mord | Das Fenster zum Hof | Über den Dächern von Nizza | Immer Ärger mit Harry | Der Mann, der zuviel wußte (1956) | Der falsche Mann | Vertigo – Aus dem Reich der Toten | Der unsichtbare Dritte | Psycho | Die Vögel | Marnie | Der zerrissene Vorhang | Topas | Frenzy | Familiengrab
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