Salan

Salan
Raouf Salan - TIME, 1962

Raoul Salan (* 10. Juni 1899 in Roquecourbe, Tarn; † 3. Juli 1984 in Paris) war ein französischer General.

Inhaltsverzeichnis

Soldat

Erster Weltkrieg

Raoul Albin Louis Salan stammte aus Roquecourbe im Département Tarn. Nach dem Schulbesuch wurde er am 2. August 1917 an der Militärakademie von Saint-Cyr aufgenommen. Er wurde am 14. August 1918 zur Kolonialinfanterie versetzt und nahm in den letzten Wochen des Krieges an den Kämpfen bei Verdun teil. Nach dem Waffenstillstand gehörte er bis Mai 1919 zu den französischen Besatzungstruppen im Westen Deutschlands. Nach der Rückkehr nach Saint Cyr wurde er am 21. September Unterleutnant. Am 3. Dezember 1919 ging er wieder nach Deutschland und diente in einem marokkanischen Regiment in Landau.

Zwischenkriegszeit

Mit einem Regiment Senegalesen wurde er dann ins Mandatsgebiet Syrien an die Grenze zur Türkei versetzt. Am 11. September 1921 wurde er zum Leutnant befördert und kurz darauf, am 21. Oktober 1921 bei einem Gefecht schwer verwundet. Er lag noch im Hospital in Aleppo, als er vom französischen Hochkommissar einen Orden erhielt und zum „Ritter" der Ehrenlegion ernannt wurde. Nach Krankenhausaufenthalten in Toulon und im Val-de-Grâce in Paris wurde er am 2. Januar 1924 auf eigenen Wunsch nach Indochina versetzt. Bis auf wenige Ausnahmen verbrachte er hier seine weitere Laufbahn, bis er Indochina am 8. April 1937 verließ.

Seit dem 1. September 1937 arbeitete er für die Aufklärung im Kolonialministerium in Paris. Salan heiratete am 14. März 1939, die Familie hatte drei Kinder.

Zweiter Weltkrieg

Nach Kriegsausbruch wurde er in geheimer Mission nach Kairo und dann nach Khartum geschickt, um dem äthiopischen Widerstand gegen das noch neutrale Italien zu helfen. Im November 1939 kehrte er nach Paris zurück und wurde Januar 1940 Bataillonskommandeur in einem Kolonialinfanterieregiment.

Während des deutschen Vormarsches im Mai und Juni 1940 war sein Bataillon bei den Kämpfen an der Somme beteiligt. Salan erhielt in dieser Zeit weitere Auszeichnungen.

Am 16. Juli 1940 wurde er in das Kolonialministerium der Vichy-Regierung versetzt, am 25. Juni 1941 erfolgte die Beförderung zum Oberstleutnant, bevor er am 24. September 1941 nach Französisch-Westafrika versetzt wurde. Über Algier erreichte er im März 1942 Dakar. Am 25. Juni 1943 wurde er Oberst. Die nächste Station war im Mai 1944 Korsika, wo er das Kommando über ein Regiment erhielt und den General Jean de Lattre de Tassigny kennenlernte. Im August nahm er an der Landung in Südfrankreich teil und war an schweren Kämpfen um Toulon beteiligt.

Der weitere Kriegsverlauf führte Salan im Herbst und Winter 1944 ins Elsass, am 25. Dezember 1944 wurde er Brigadegeneral. Es folgen weitere Auszeichnungen, darunter die Ernennung zum „Kommandeur″der Ehrenlegion. In Mulhouse fand am 10. Februar 1945 die erste Begegnung mit Charles de Gaulle statt. Das Kriegsende erlebte Salan in Donaueschingen.

Indochinakrieg

Im Oktober 1945 kehrte er nach achtjähriger Abwesenheit nach Indochina zurück. Anfang 1946 nahm er an den Verhandlungen mit den Chinesen in Chongqing teil, in denen es um deren Abzug aus Indochina ging. In Hanoi lernte er am 8. Februar 1946 Ho Chi Minh kennen und war an den Verhandlungen zwischen Frankreich und den Việt Minh in Dalat im April und Mai 1946 beteiligt.

Admiral Georges Thierry d'Argenlieu bestimmte ihn als Begleiter Ho Chi Minhs bei der Konferenz von Fontainebleau. Nachdem der Krieg im Dezember 1946 offen ausgebrochen war, übernahm er am 25. Mai 1947 das Kommando über die französischen Truppen im Norden Indochinas. Am 1. September 1947 wurde er Divisionsgeneral. Im Oktober 1947 leitete er die Operation Lea, bei der beinahe die Gefangennahme Ho Chi Minhs gelungen wäre.

In den folgenden Jahren war er unter dem Oberbefehlshaber Jean de Lattre de Tassigny an zahlreichen Einsätzen in Tongking beteiligt, Am 1. August 1951 wurde er Kommissar für Südvietnam in Saigon, einen Monat später erhielt er seinen dritten Stern und am 28. August 1952 das Großkreuz der Ehrenlegion. Im Mai 1953 verließ er Indochina wieder und wurde Generalinspekteur des Heeres für das französische Mutterland.

Nach dem Fall von Điện Biên Phủ begleitete er Generalstabschef Paul-Henri-Romuald Ely nach Indochina, der dort den Oberbefehl übernahm. Im Oktober 1954 nahm er endgültig Abschied von Indochina.

Algerienkrieg

Die nächsten zwei Jahre verbrachte er auf hohen militärischen Posten in Paris, bis er am 12. November 1956 das Kommando über die Region Algier übernahm. Am 1. Dezember 1956 wurde er Armeegeneral. Der Algerienkrieg war inzwischen in vollem Gange, Salan überlebte am 16. Januar 1957 in Algier ein mit einer Bazooka ausgeführtes Attentat französischer Extremisten. Der Anführer der Gruppe, René Kovacs, beschuldigte den späteren langjährigen Minister und Premierminister Michel Debré hinter dem Anschlag zu stecken, konnte aber keinerlei Beweise liefern.

Während der Unruhen in Algier im Mai 1958 erhielt er vom scheidenden Premierminister Félix Gaillard den Auftrag, die Ordnung wiederherzustellen. Beim dann folgenden Zusammenbruch der IV. Republik unterstützten er und General Jacques Massu die Regierungsübernahme durch Charles de Gaulle. Er wurde aus Algerien abberufen und am 19. Dezember 1958 Generalinspekteur der französischen Armee. Mit Abschaffung dieses Amtes Anfang 1959 erhielt er den ehrenvollen, aber eher bedeutungslosen Posten des Militärgouverneurs von Paris.

Am 10. Juni 1960 schied General Salan aus dem aktiven Dienst aus, zwei Tage zuvor hatte ein privates Essen im Familienkreis mit Präsident de Gaulle stattgefunden. Er zog Ende Juli nach Algier um. Während eines Besuches in Paris im September untersagte ihm Verteidigungsminister Pierre Messmer die Rückkehr nach Algier. Bei einer Pressekonferenz Ende Oktober bekräftigte Salan sein Bekenntnis zu einem französischen Algerien. Kurz darauf ging er nach Spanien ins Exil.

OAS

Er schloss sich der Organisation de l'armée secrète (OAS) an, kehrte nach Algier zurück und versuchte mit den Generälen Maurice Challe, Edmond Jouhaud und André Zeller durch einen Putsch am 21. April 1961 de Gaulles Politik, die jetzt erkennbar auf die Unabhängigkeit Algeriens hinauslief, zu stoppen. Salan selber traf erst am 23. April aus Spanien kommend ein. Das Unterfangen der vier, von de Gaulle „un quarteron" (Kleeblatt) genannt, scheiterte schnell und Salan ging in den Untergrund. In dieser Zeit brachte er es am 26. Januar 1962 auf die Titelseite des amerikanischen Time magazine. Salan eskalierte die Gewalt in Algerien und befahl im Februar 1962, auch auf französische Gendarmen zu schießen. De Gaulle selber und auch André Malraux überlebten die Anschläge der OAS.

Gefängnis

Am 20. April 1962 wurde Salan in Algier verhaftet, er und Edmond Jouhaud riefen die Anhänger der OAS nun auf, den Kampf einzustellen. Am 23. Mai 1962 wurde er von einem Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wurde am 15. Juni 1968 von de Gaulle begnadigt und aus der Haft entlassen.

Letzte Jahre

Salan veröffentlichte zwischen 1970 und 1974 seine Autobiographie über die Zeit zwischen 1918 und 1960, 1975 ein weiteres Buch - diesmal über Indochina. Durch eine Amnestie der Nationalversammlung erhielt er seine Rechte als General und als Träger des Großkreuzes der Ehrenlegion zurück. Er starb am 3. Juli 1984 nach kurzer Krankheit im Militärhospital Val-de-Grâce in Paris und wurde in Vichy begraben.

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