Salomon Købner

Salomon Købner
Julius Köbner

Julius Johannes Wilhelm Köbner, ursprünglich Salomon Købner, (* 11. Juni 1806 in Odense, Dänemark; † 2. Februar 1884 in Berlin) gehörte mit Johann Gerhard Oncken und Gottfried Wilhelm Lehmann zu den Gründungsvätern der deutschen Baptisten. Neben seiner umfangreichen Missions- und Lehrtätigkeit innerhalb der damals noch jungen Freikirche ist besonders sein Werk als Kirchenliederdichter und Schriftsteller hervorzuheben.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Köbner ist jüdischer Abstammung und wird als erstes von neun Kindern des Rabbiners und Kaufmanns Isaak Aaron Kaufmann und dessen Ehefrau Hanna geboren. Die Familie ist zwar in Dänemark ansässig, ihre Vorfahren jedoch stammen aus Lissa in Polen. Von dort muss es eine Verbindung nach Schlesien geben: Der Name Köbner ist vom Namen der schlesischen Stadt Köben abgeleitet.

Schule und Beruf

In der Familie Köbners wird die deutsche Sprache gepflegt. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Odense, wo Salomon Köbner außer in der deutschen und dänischen auch in der französischen und englischen Sprache unterrichtet wird, erlernt er den Beruf eines Kupferstechers, zeigt aber auch auf anderen Gebieten große Begabungen.

1824 begibt er sich als Handwerksgeselle auf die damals obligatorische Wanderschaft und gelangt über Hamburg nach Lübeck. Neben seiner erlernten Tätigkeit befasst er sich als Autodidakt mit Literatur und Geschichte. Er verfasst Dramen, Gedichte und Essays, die zum Teil veröffentlicht werden.

Begegnung mit dem Christentum

Nach zahlreichen Begegnungen mit dem reformierten Lübecker Erweckungsprediger Johannes Geibel wandte sich Köbner dem Christentum zu und schließt sich 1826 in Hamburg der evangelisch-lutherischen Kirche an. Im Zusammenhang dieser Konversion ändert Köbner seinen jüdischen Vornamen. Nach seiner Verlobten Juliane Johanna Wilhelmina von Schröter, die er kurz nach seinem Übertritt zum Christentum ehelicht und die einer im Dienst der dänischen Krone stehenden mecklenburgischen Offiziersfamilie entstammt, nennt er sich jetzt Julius Johannes Wilhelm.

Köbners Weg zu den Baptisten

1835 lernt Julius Köbner die Hamburger Baptistengemeinde kennen. Unter dem Eindruck der Verkündigung Onckens, dem Ältesten und Pastor der erst ein Jahr zuvor gegründeten Gemeinde, lässt er sich am 26. Mai 1836 taufen und stellt seine vielfältigen Begabungen in den Dienst der jungen Bewegung. Nur wenige Wochen später lässt sich seine Frau Juliane in der jungen Hamburger Baptistengemeinde taufen. Drei Geschwister Köbners empfangen ebenfalls die Gläubigentaufe.

Erste Wirkungsfelder

Köbner übersetzt baptistische Literatur aus dem Englischen, korrigiert Onckens Veröffentlichungen und verfasst eine Fülle von religiösen Schriften. Johann Gerhard Oncken beruft ihn zum Predigtdienst, der von der Gemeinde bestätigt wird. 1837 veröffentlicht er gemeinsam mit Oncken das erste baptistische Glaubensbekenntnis.

Wegen der Durchführung nicht erlaubter religiöser Versammlungen wird Julius Köbner mehrfach in Hamburg inhaftiert.

Köbner als ordinierter Baptistenprediger

Köbners Kirche in Wuppertal-Barmen
Köbner-Kirche Kopenhagen (Dänemark)

Am 6. Oktober 1844 wird Köbner zum Baptistenprediger ordiniert. Gleichzeitig arbeitet er bis an sein Lebensende im Auftrag der American Baptist Convention[1] als Missionar für den deutschsprachigen Raum. Ausgedehnte Missionsreisen führen ihn durch Deutschland, die Niederlande und Dänemark, wo er eine ganze Reihe von Baptistengemeinden gründete.

Die Märzbewegung von 1848 begrüßt Köbner mit freudiger Erwartung. Er veröffentlicht im selben Jahr das Manifest des freien Urchristenthums, in dem er den Baptismus als emanzipatorische und basisdemokratische religiöse Bewegung darstellt.

Seine Wirkungsorte als Seelsorger sind vor allem Hamburg, Wuppertal-Barmen, Kopenhagen und Berlin.

Bedeutung

Köbner prägt die junge baptistische Bewegung auf vielfältige Weise – nicht zuletzt durch sein schriftstellerisches Wirken. Christliche Romane, kirchengeschichtliche Erzählungen und große dramatische Gedichte mit lehrhaftem Charakter gehören zu seinen Arbeiten. Besonders beschäftigt ihn in seinem literarischen Werk die Geschichte der Waldenser.

Gesangbuch

1849 veröffentlicht Julius Köbner das erste Gesangbuch des Bundes der Baptisten, die Glaubensstimme der Gemeine des Herrn[2]. 59 Lieder dieses Gesangbuchs stammen aus seiner eigenen Feder. Auch das erste Liederbuch der dänischen Baptisten wurde von Köbner herausgegeben. Während das vorletzte Gesangbuch der deutschen Baptisten[3] noch drei Köbner-Lieder enthielt, findet sich im gegenwärtigen Kirchengesangbuch Feiern & Loben nur noch ein Köbner-Lied[4].

Gemeindegründungen

1845 organisiert Julius Köbner die erste niederländische Baptistengemeinde, die zum Ausgangspunkt der baptistischen Bewegung in Holland wird.

1852 gründet Köbner die Baptistengemeinde Wuppertal-Barmen und legt damit den Grundstein für die Entstehung baptistischer Gemeinden in der preußischen Rheinprovinz.

Auch der dänische Baptismus verdankt seine Entstehung der Wirksamkeit Julius Köbners. Von 1865 bis 1879 war er Pastor der von ihm gegründeten Kopenhagener Baptistengemeinde.

Wichtige Impulse durch Köbners Wirksamkeit erhält auch die baptistische Bewegung in Nordwestdeutschland und in Berlin.

Weiterer Lebensweg

Nach dem Tod seiner ersten Frau 1868 heiratet Köbner 1875 die Dänin Dorothea Stagstedt. Aus dieser Ehe geht eine Tochter hervor. 1879 stirbt auch seine zweite Frau. Köbner übernimmt am Ende seines Lebens eine Predigstelle in Berlin, wo er seinen Lebensabend beschließt.

Werke

  • 1848 veröffentlicht Köbner ein Sendschreiben "an das deutsche Volk"; Titel dieser Schrift: "Manifest des freien Urchristenthums" [5]
  • 1849 gibt Köbner das erste baptistische Gesangbuch heraus, die Glaubensstimme für die Gemeine des Herrn". In diesem Gesangbuch sind viele eigenen Lieder enthalten.
  • 1861 übersetzt er eine Schrift des dänischen Theologen Søren Kierkegaard ins Deutsche.
  • 1865 dichtet er Das Lied von Gott – ein didaktisches Gedicht in acht Teilen mit begründeten Anmerkungen"
  • Viele weitere Schriften des frühen deutschen Baptismus – die meisten von ihnen befassen sich mit praktischen Gemeindefragen oder apologetischen Themen – stammen aus Köbners Feder.

Schriften in Auswahl

  • Manifest des freien Urchristentums an das deutsche Volk, Hamburg 1848
  • Die Gemeine Christi und die Kirche, Hamburg o.J.
  • Eine Widerlegung der von Herrn Archidiaconus Lührs herausgegebenen Schrift »Die Widertäufer«,

Hamburg (1850), 2. erw. Aufl. 1853

  • Warum dürfen keine Apokryphen in der Bibel stehen?, Hamburg 1853
  • Worin besteht die Heiligung des Christen? Beantwortung nach der Heiligen Schrift, Hamburg 1855
  • Leitfaden durch die Bibel für Kinder, Hamburg 1858
  • Ist der Glaube an Wunder noch zeitgemäß? In Übereinstimmung mit ächter Realphilosophie beantwortet, Elberfeld 1878
  • Rationalismus unter den Gläubigen, Elberfeld o.J. (1878)
  • Die eigenthümliche Herrlichkeit der neutestamentlichen Gemeinde der alttestamentlichen gegenüber. Nach der heil. Schrift, Elberfeld 1881
  • Die Geigerin. Erzählung, Barmen 1881
  • Die Sünde wider den heiligen Geist, Wiesbaden 1881
  • Reform der Gemeindeversammlungen. Ein Referat, gelesen den 16. August 1882 in der Bundeskonferenz zu Altona, Elberfeld 1882
  • Staat und Kirche, vereinigt oder getrennt, Elberfeld 1882
  • Der Zustand nach dem Tode, Elberfeld 1882
  • Die neue Erde. Eschatologische Studie, Elberfeld 1883
  • Wasser aus dem Heilsbrunnen. Eine Sammlung von Predigten, hrsg. von Hermann Windolf, Berlin 1906
  • Um die Gemeinde. Ausgewählte Schriften, hrsg. und kommentiert von Hermann Gieselbusch, Berlin 1927
  • Das Lied von Gott. Ein didaktisches Gedicht in 8 Theilen. Mit einer Einleitung und begründenden Anmerkungen, Hamburg 1872

Von Köbner herausgegebene Liederbücher

Zitat

Aus dem Obigen wird es jedem klar sein, dass wir (erg.:die Baptisten) dem Prinzipe der Religionsfreiheit huldigen. Wir empfangen diese edle Freiheit nicht erst heute aus der Hand irgendeiner Staatsgewalt, wir haben sie seit 15 Jahren als unser unveräußerliches Gut betrachtet und sie, wenn auch auf Kosten unserer irdischen Habe und Freiheit, fortwährend genossen. Aber wir behaupten nicht nur unsere religiöse Freiheit, sondern wir fordern sie für jeden Menschen, der den Boden des Vaterlandes bewohnt, wir fordern sie in völlig gleichem Maße für alle, seien sie Christen, Juden, Mohammedaner oder was sonst. Wir halten es nicht nur für eine höchst unchristliche Sünde, die eiserne Faust der Gewalt an die Gottesverehrung irgendeines Menschen zu legen, wir glauben auch, dass der eigene Vorteil jeder Partei ein ganz gleichmäßiges Recht aller erheische

(nach Köbners Manifest des freien Urchristenthums).

Literatur

  • Ruth Baresel: Julius Köbner – Sein Leben (1930)
  • Günter Balders: Julius Köbner, in: Evangelisches Gemeindelexikon, Wuppertal 1986, S. 307
  • Erich Geldbach (Hrsg): Religions-Freiheit. Festschrift zum 200. Geburtstag von Julius Köbner, Berlin 2006, ISBN 3-932356-90-X
  • Markus Wehrstedt, Bernd Wittchow (Hrsg.): Julius Köbner. Manifest des freien Urchristenthums an das deutsche Volk (1848), Berlin 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. American Baptist Convention ist der ältere Name der heutigen American Baptist Churches USA
  2. Die Schreibweise ist Gemeine (ohne d); siehe Titel des Gesangbuches in den Literaturangaben und vgl. Herrnhuter Brüdergemeine
  3. Gemeindelieder; dieses Gesangbuch wurde von 1978 bis 2003 in deutschsprachigen Baptisten- und Freien evangelischen Gemeinden genutzt.
  4. Feiern & Loben, Nr. 33: Lobt in seinem Heiligtume, den der große Wunder tut
  5. http://www.solidrockfaith.com/koebner.html

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