Salvatore Ferragamo

Salvatore Ferragamo

Salvatore Ferragamo (* 5. Juni 1898 in Bonito bei Neapel; † 7. August 1960) war ein italienischer Schuhdesigner und Namensgeber für das heutige, gleichnamige Unternehmen. Er begann seine Karriere in den 1920er Jahren in Kalifornien, wo er Entwürfe für Hollywood-Produktionen tätigte.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Geboren in der Region Kampanien, kreiert er im Alter von neun Jahren sein erstes Paar Schuhe für seine Schwester, die diese zu ihrer Firmung tragen sollte. Daraufhin sieht Ferragamo seine Bestimmung in dem Beruf des Schuhmachers, so dass er dies später in Neapel erlernt. Danach eröffnet er sein erstes kleines Geschäft, wandert aber 1914 nach Boston aus, wo sein Bruder in einer Schuhfabrik arbeitet. Salvatore überredet diesen, zuerst nach Santa Barbara, dann nach Hollywood mitzugehen.

Im Umfeld der Filmbranche eröffnet Ferragamo Anfang der 1920er Jahre eine Boutique für Maßanfertigungen und Reparaturen. Seine Arbeit und Reputation ermöglichen ihm, Filmgrößen und Prominente auszustatten, so z. B. Greta Garbo, Gloria Swanson, Mary Pickford oder Marlene Dietrich. Auch in den Stummfilmproduktionen der großen Regisseure Cecil B. DeMille und D. W. Griffith tauchen seine Schuhe auf.

In den 1950er Jahren entwirft er die Ballerinaschuhe von Audrey Hepburn. Zu seinen bekanntesten Kreationen gehörten unter anderem die Pumps für Marilyn Monroe mit elf Zentimeter hohen Absätzen.

Nach dreizehn Jahren in den Vereinigten Staaten kehrt Ferragamo 1927 nach Italien zurück, um sich in der Nähe von Florenz geschäftlich niederzulassen. Bereits 1933 muss er aufgrund von Misswirtschaft Insolvenz anmelden, expandiert aber dennoch sukzessive, bis er in den 1950er Jahren 700 Experten angestellt hat, um täglich 350 Paar handgefertigte Schuhe herzustellen.

Filiale in Hong Kong
Museo Salvatore Ferragamo

Ferragamo hat zeitlebens den Ruf eines Visionärs inne, der sich dennoch auf traditionelles, stilvolles Design besinnt. Er starb 1960. Sein Unternehmen wurde von seiner Tochter Fiamma Ferragamo übernommen, die ebenfalls als Schuhdesignerin tätig ist, und lebt weiter in der Herstellung von Schuhen, Luxustaschen, Uhren und Accessoires. Filialen existieren in den Metropolen vieler Länder (nebenstehehnd eine Filiale in Hong Kong).

1995 eröffnete in Florenz (Palazzo Spini Feroni) das Museo Salvatore Ferragamo, um das künstlerische Schaffen Ferragamos auszustellen.

Innovationen

Ferragamos Schuhe fallen nicht nur durch ihr Design auf. Immer wieder hat Ferragamo durch wesentliche Neuerungen die Schuhmode beeinflusst, zu seiner Zeit und zum Teil bis heute.

So hatte Ferragamo den Anspruch, nicht nur extravagantes, sondern auch bequemes Schuhwerk zu schaffen. Zu diesem Zweck schrieb er sich sogar in einen Anatomiekurs an der Universität von Südkalifornien ein. Das Ergebnis war eine Stahlfeder zur Unterstützung des Bogens zwischen Sohle und Absatz.

Diese Feder bedeutete eine entscheidende Veränderung. Bis dahin benötigten Schuhe mit hohen Absätzen eine Zehenkappe als „Bremse“, damit der Fuß nicht nach unten wegrutscht. Zehenfreie Schuhe konnten entsprechend nur mit flachen Absätzen gebaut werden. Erst Ferragamos Feder erlaubte es, zehenfreie Schuhe mit hohen Absätzen zu kreieren. Dies war die Geburtsstunde der klassischen Damensandalette. Auch in Schuhen mit Zehenkappe erfüllt die Feder ihren Zweck. Da der Fuß nicht mehr in die Kappe hineinrutscht, entsteht weniger Druck auf die Zehen und den Fuß insgesamt, die Schuhe werden bequemer.

Dies waren auch die Gründe, warum Ferragamo fortan seine Feder in all seinen Schuhkreationen übernahm. Andere Designer folgten ihm.

Wie groß der Einfluss Ferragamos zeitweise war, lässt sich am Keilabsatz erkennen. Der Keilabsatz wurde 1936 von ihm kreiert. Nur zwei Jahre später hatten 3/4 aller Damenschuhe in den USA einen Keilabsatz.

Ebenfalls sehr innovativ, wenn auch weniger erfolgreich, war seine unsichtbare Sandalette. Nachdem er während des Krieges bereits mit Riemchen aus Zellophan und Goldfäden experimentiert hatte, kam er 1947 auf die Idee, Bündel von dünnen Nylonfäden zu verwenden. Aus einem bestimmen Blickwinkel schien es dann so, als würde das Oberteil des Schuhs verschwinden. Auch andere Designer haben die Idee der unsichtbaren Sandalette oder Pumps immer wieder aufgegriffen, meist in der Form, dass für das Oberteil, evtl. auch Sohle und Absatz, anstelle von Leder Acryl oder ein anderer durchsichtiger Kunststoff verwendet wurden.

Daneben experimentierte Ferragamo mit zahllosen Materialien: Brokat, Sesselbezüge mit Gobelinstickerei, Kolibrifedern, Baumrinde. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, als in Italien Leder knapp war, schuf er Schuhe aus Materialien, wie Paketschnur, Kork oder Raffia.

Als Ferragamo starb, hinterließ er 350 Patente.

Er hinterließ sechs Kinder und seine Frau Wanda, die nach seinem Tod die Leitung des Unternehmens übernahm.

Zitat

Schönheit kennt keine Grenzen, es gibt keinen Sättigungspunkt des Designs, und die Menge der Materialien, mit denen ein Schuhmacher seine Geschöpfe verschönern kann, ist unendlich.

Ferragamo in seiner Autobiographie

Literatur

  • Linda O'Keeffee: Schuhe – Eine Hommage an Sandalen, Slipper, Stöckelschuhe. Könemann Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 1997. ISBN 3-89508-467-0.

Weblinks


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