Salzbergwerk Borth

Salzbergwerk Borth
Salzbergwerk Borth
Das Salzbergwerk Borth im Jahr 2001
Das Salzbergwerk Borth im Jahr 2001
Abbau von Steinsalz
Geografische Lage
Koordinaten 51° 36′ 51″ N, 6° 32′ 59″ O51.6141796.549665Koordinaten: 51° 36′ 51″ N, 6° 32′ 59″ O
Salzbergwerk Borth (Regionalverband Ruhr)
Salzbergwerk Borth
Lage Salzbergwerk Borth
Standort Rheinberg-Borth
Gemeinde Rheinberg
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

p0p2

Im Bergwerk
In der Waschkaue

Das Salzbergwerk Borth ist ein Salzbergwerk zur Gewinnung von Steinsalz in Rheinberg-Borth. Durch das Salzbergwerk wird das in 500 bis fast 1000 m Tiefe liegende Steinsalz aus der niederrheinischen Salzpfanne abgebaut. Diese Salzschicht hat eine Stärke von etwa 200 m und erstreckt sich ca. 50 km weit von Rheinberg bis in die Niederlande nach Winterswijk.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1897 wurde in Borth bei Probebohrungen nach Kohle das Salzvorkommen entdeckt. 1906 errichteten die Deutschen Solvay-Werke bereits eine Sodafabrik, die zunächst mit Salz aus anderen Abbauorten und mit geringeren Mengen von ausgespülter Sole arbeitete. Eine großflächige Aussolung hatte die Bergbaubehörde nicht genehmigt, sodass für den bergmännischen Abbau oberirdisch der Förderturm und Tagesanlagen und unterirdisch Schächte und Strecken angelegt werden mussten. Das Abteufen des ersten Schachtes zwischen Borth und Wallach wurde wegen des nahen Rheins und der damit verbundenen Wasserführung im komplizierten und langsamen Gefrierverfahren durchgeführt.

Dieses erste Bergwerk wurde nach kurzer Zeit aufgegeben, als ein Wassereinbruch eine weitere Arbeit unmöglich machte. Eine Erhebung zwischen den Ortsteilen Wallach und Borth und das alte Maschinenhaus zeugen noch heute davon. Der "Alte Schacht" wurde ca. 1963-64 endgültig verfüllt und der Förderturm demontiert.

Nach dem folgenschweren Unfall untertage mit mehreren Toten zum Beginn der Bergbautätigkeit in Borth hatte man aus Furcht vor weiteren Wassereinbrüchen den "Alten Schacht" aufgegeben. Zwei neue Schachtanlagen wurden stattdessen an den Ortsgrenzen von Borth, Menzelen-Ost, Büderich und Wallach errichtet. Weitere Schwierigkeiten wie Wassereinbrüche, Probleme beim Transport des gefrorenen Erdreiches, Explosionen, Blitzeinschlag und das langwierige Gefrierverfahren führten dazu, dass erst nach 16 bzw. 20 Jahren die Schachtanlagen in Betrieb gehen konnten.

Der Doppelbock-Förderturm über Schacht II in Fachwerksbauweise wurde 2006 abgerissen und durch ein modernes Stahlkasten-Gerüst mit mehr Tragkraft ersetzt. Der Stahlbeton-Förderturm über Schacht I von 1964 ist weiterhin in Betrieb.

Abbauverfahren

Beim traditionellen Salzabbau mittels übergroßer Fräsmaschinen und Flurförderfahrzeuge wird das Salz in Kammern abgebaut. Hierbei werden gigantische Kammern in den steinharten Salzstock nach einem ausgeklügelten System gesprengt. Mittels Radlader, deren Schaufel 20 Tonnen Steinsalz fassen, werden die abgesprengten Salzblöcke zu einem Brecher gefahren und durch Transportbänder kilometerweit zur Förderstelle transportiert.

Der Steinsalzabbau wird nach dem Stützpfeilerprinzip betrieben. Hierbei wird die Salzkammer Stück für Stück vergrößert und man lässt Stützpfeiler aus Steinsalz stehen, um das Gewölbe zu stützen. Mittels eines Bohrwagens werden nach einem bestimmten System im Abstand von 1,4 Metern 7 Meter tiefe Bohrungen in das Steinsalz gebohrt und danach mit Sprengstoff verfüllt. Der freigesprengte Bereich ist 20 Meter breit, sieben Meter hoch und sieben Meter tief. So werden bei einer Sprengung ca. 2000 Tonnen Steinsalz gewonnen.

Die Salzkammern haben Abmessungen von mehr als 600 x 20 Metern und sind bis zu 20 Meter hoch. Die Verbindungsstraßen sind für die großen Kiruna-Lader so breit wie Autobahnen. Auch werden dort moderne bergmännische Techniken eingesetzt. Mittels lasergesteuerter Vortriebsmaschinen, wie sie auch im Verkehrstunnelbau verwendet werden, wird das Steinsalz abgebaut. Bei Temperaturen bis von 35 zu 40 Grad in 700-900 Metern Tiefe fährt der Bergmann mit dem Geländewagen zu seinem bis zu 25 km entfernten Arbeitsplatz. Die Luft ist durch das Salz sehr trocken, Feuchtigkeit wie im Kohlebergbau gibt es nicht.

Wirtschaft

Seit 1924 wird durch die Deutsche Solvay Salz abgebaut. Heute gehört die Firma zur esco (European Salt Company GmbH & Co. KG), einer Tochter der Kali-und-Salz-Gruppe.

Das Salzbergwerk ist das größte seiner Art in Europa. Auf einer Fläche von 88 km² wird die 200 Meter dicke Salzlagerstätte in Form von Steinsalz abgebaut.

Das Borther Steinsalz ist bekannt für die hohe Reinheit, eine Voraussetzung für die Gewinnung von Speisesalz, aber auch für das hochreine Salz 98 - 99%, das die Chemie und Medizinindustrie benötigt. Gefördert werden ca. 2.000.000 Tonnen Salz pro Jahr. Ein wichtiger Absatzbereich ist auch der Einsatz als Streu- oder Auftausalz für die Straßen in Deutschland und Europa.

Das abgebaute Steinsalz wird mittels der werkseigenen Eisenbahnlinie zu Rheinverladestelle "An der Momm" in Ossenberg verbracht und dort auf Schiffe verladen. Ein großer Teil des Auftausalzes wird per LKW zu den Bestimmungsorten verbracht. Speisesalz wird in der werkseigenen Verpackungsanlage verpackt und tritt von dort aus die Reise in die Geschäfte und Läden an.

Ein großer Teil des Salzes wird aber auch als Sole (in Wasser gelöstes Salz) zu den deutschen Solvay-Werken durch unterirdische Rohrleitungen nach Ossenberg transportiert. Dort dient es als Grundstoff für die Herstellung von Soda, PVC und Grundstoffen wie Chlor und Salzsäure für die Chemieindustrie.

Die Mächtigkeit und die Stabilität dieses riesigen Salzstockes wird auch an anderer Stelle deutlich. In Xanten, ca. 25 km von Borth entfernt, wurden riesige Salzkammern ausgespült. Diese dienen der Lagerung von Erdgas als eiserne Reserve und sind Bestandteil der deutschen Energiereserven. Hier wird das Erdgas unter hohem Druck gelagert. Weitere Kavernen (Salzkammern) sind geplant. Auch wird darüber nachgedacht, in den abgebauten Salzkammern giftigen Sondermüll zu lagern.

Literatur

  • Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. 3. Auflage, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum, 2006, ISBN 3-937203-24-9
  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 1994, ISBN 3-7845-6992-7

Weblinks


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