San-Marco-Regiment

San-Marco-Regiment
Wappen des Regiments

Die italienische Marine verfügt mit dem San-Marco-Regiment in Brindisi (Apulien) über eine eigene Marineinfanterie. Bis Mitte der 1990er-Jahre hieß es „San-Marco-Bataillon“, wurde dann aber wegen der neuen geopolitischen Lage nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts und der zunehmenden Auslandseinsätze verstärkt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Im 19. Jahrhundert hatte die italienische Marine kleinere Einheiten von infanteristisch ausgebildeten Marinesoldaten, die permanent auf Kriegsschiffen stationiert waren. Diese Einheiten wurden aber bald wieder aufgelöst. Nach der Schlacht von Karfreit (Oktober-November 1917), dem Zusammenbruch der Isonzo-Front und dem Rückzug zum Piave sah sich der italienische Generalstab wegen der Bedrohung Venedigs gezwungen, Matrosen von den Kriegsschiffen zu holen, und sie am unteren Piave gegen die deutsche und österreich-ungarische Armee zum Einsatz zu bringen. Nach dem Kriegsende verlieh die dankbare Stadt den in einem Regiment zusammengefassten Soldaten eine Flagge mit dem Markuslöwen. Das Regiment wurde nach dem Patron der Lagunenstadt benannt. Zwischen den beiden Weltkriegen existierte nur ein „San-Marco-Bataillon“. Im Zweiten Weltkrieg wiederum zum Regiment ausgebaut, kämpfte es besonders in Tobruk und Tunesien, wo es im Mai 1943 bei Cap Bon die letzten Stellungen der Achse auf afrikanischem Boden verteidigte. Von Herbst 1943 bis 1945 kämpfte das Regiment auf Seiten der Alliierten, während andere Verbände, die ebenfalls diesen Namen trugen, auf Seiten der Deutschen am Krieg teilnahmen.

Nach 1945

Nach 1945 wurde es als Bataillon in Venedig mit Personal aus Marine und Heer wieder aufgestellt. Während der italienisch-jugoslawischen Spannungen wegen der Triest- und Istrienfrage soll der jugoslawische Staatschef Tito Mitte der 1950er-Jahre von Italien den Abzug dieser Eliteeinheit aus Venedig gefordert haben, die seiner Ansicht nach nicht zur Verteidigung Italiens gegen den Warschauer Pakt diente, sondern als Aggressionsinstrument gegen Jugoslawien. Das Bataillon wurde dann nach Brindisi in Süditalien verlegt und ganz in die italienische Marine integriert. In Venedig wurde statt dessen die Lagunari aufgestellt. Von 1982 bis 1984 war das Bataillon an einer internationalen Friedensmission im Libanon beteiligt. Sowohl die Lagunari als auch die San-Marco-Marineinfanterie haben den Markuslöwen im Wappen und führen die jahrhundertelangen Traditionen der venezianischen Marineinfanterie weiter, die vor allem in der Adria und im östlichen Mittelmeer (Kreta, Zypern) gegen die Türken kämpften. Pläne zur Zusammenlegung beider Verbände wurden Mitte der 1990er-Jahre vorübergehend aufgegeben. Heute besteht jedoch zwischen den beiden Regimentern eine enge Kooperation, die 2005 durch die Einrichtung eines gemeinsamen Führungsstabes in Brindisi weiter gefestigt wurde (Forza di Proiezione dal Mare).

Heute

Das „San-Marco-Regiment“ besteht heute aus dem amphibischen Bataillon „Grado“ und dem Unterstützungsbataillon „Golametto“ und umfasst ungefähr 1.500 Soldaten. Zusammen mit dem Logistik- und Ausbildungsregiment „Carlotto“, einer Seetransporteinheit (Landungsboote) und einer Hubschrauberstaffel bildet es das „Kommando der amphibischen Kräfte der italienischen Marine“, welches bei Bedarf durch das Lagunari-Regiment des Heeres verstärkt werden kann. Dieses Marinekommando ist über vereinigte Führungsstäbe eng mit der spanischen Marineinfanterie verbunden und beschäftigt sich heute vor allem mit internationalen Friedenseinsätzen.

Das San-Marco-Regiment und die Lagunari wurden zusammen mit Unterstützungskräften erstmals im Rahmen der UNIFIL nach dem Libanonkrieg 2006 gemeinsam in einer Friedensmission eingesetzt (sog. „Initial Entry Force“, September 2006).

Organisation

Struktur des Kommandos Amphibische Kräfte (COMFORSBARC)
Parade, 2007

Unterstützungselemente

Zu den Unterstützungselementen des Regimentes gehören neben dem Stab eine Fernmeldeeinrichtung, ein Koordinierungszentrum für Feuerunterstützung, Luftraumbeobachter und Küstenverteidigungskräfte.

Spezialkräfte

Spezialkräfte bestehen in Form einer separaten Kompanie („Demolitori di Ostacoli Antisbarco-DOA“). Zu ihren Aufgaben zählt in erster Linie die Aufklärung von Landungszonen und die Beseitigung von Sperren, Hindernissen und Kampfmitteln. Die Soldaten können per Hubschrauber und Speedboot angelandet oder von U-Booten abgesetzt werden. In verschiedener Hinsicht ähneln die Einsatzmodalitäten dieser Einheit denen der Kampfschwimmer. Die Ausbildung erfolgt unter anderem beim italienischen Kampfschwimmerkommando COMSUBIN.

Boardingkräfte

Eine weitere separate Kompanie führt die sogenannten Boarding-Teams. Diese etwa acht bis zehn Mann großen Einheiten dienen in erster Linie der Inspektion von Schiffen, beispielsweise bei Embargomaßnahmen. Diese Kompanie besteht aus insgesamt etwa 180 Mann.

Grado-Bataillon

Das Grado-Bataillon umfasst die eigentliche Marineinfanterie der italienischen Marine. Das Bataillon setzt sich neben der Stabs- und Versorgungskompanie aus drei Kompanien sowie einer schweren Kompanie zusammen.

Jede der drei Kampfkompanien besteht aus einem Führungszug, drei 37 Mann starken Zügen und aus einem 21 Mann starken Zug, welcher der Feuerunterstützung dient. Diese Kompanien können mit amphibischen Fahrzeugen und Booten oder mit Hubschraubern an Land gebracht werden. In anderen Fällen operieren sie als mechanisierte Infanterie mit einer modifizierten Version des M113 („VCC-1“).

Die schwere Kompanie bildet mit ihren Flugabwehr- und Panzerabwehrwaffen sowie mit ihren 120-mm-Mörsern die Kampfunterstützungskomponente des Bataillons.

Golametto-Bataillon

Die Einsatzunterstützung übernimmt das Golametto-Bataillon. Es setzt sich aus einer Transport- und Logistikkompanie sowie einem Sanitätszug zusammen. Die Angehörigen dieses Bataillons sind voll ausgebildete Marineinfanteristen, die dem Grado-Bataillon bei Landungsoperationen die notwendige technische und logistische Unterstützung geben (combat service support). Allgemeine Unterstützungsaufgaben fallen in den Zuständigkeitsbereich des Carlotto-Regiments, das je nach Auftragslage das Golametto-Bataillon vor dem Einsatz mit den notwendigen Materialien versorgt.

Die Soldaten des San-Marco-Regiments werden nicht als „Marineinfanteristen“, sondern als Marinefüsiliere bezeichnet.

Ausrüstung

Leichte Waffen

Gepanzerte Fahrzeuge

Ungepanzerte Fahrzeuge

Verweise

Literatur

  • Sören Sünkler: Elite- und Spezialeinheiten Europas. Motorbuch Verlag, 2008, ISBN 3-613-02853-0.

Weblinks


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