Satellitenüberwachung

Satellitenüberwachung
KH-4B Corona – optischer Spionagesatellit
Wahrscheinlich eine Aufnahme eines Lacrosse – Radar-Spionagesatelliten
Keyhole (Corona) Aufnahme des Pentagon, 25 September 1967

Ein Spionagesatellit ist ein Satellit im Weltall, der mit einer hochauflösenden optischen Kamera, Radar oder anderer Sensorik ausgestattet ist, um die Erdoberfläche abzulichten. Es handelt sich um spezielle Erdbeobachtungssatelliten, die primär zu militärischen Zwecken verwendet werden. Die so gewonnenen Bilder bzw. andere Daten werden ausgewertet, um beispielsweise Informationen über Truppenbewegungen, Truppenstärke, Kampfhandlungen oder Ähnliches zu gewinnen. Auch Naturkatastrophen oder zivile Unglücke lassen sich mithilfe dieser Satelliten beobachten. Um eine möglichst hohe Auflösung des Zielgebietes zu erhalten werden Spionagesatelliten zur Beobachtung in einen niederen Orbit abgesenkt und später wieder angehoben. Dieses Vorgehen ist sehr teuer und beschränkt die chemisch angetriebenen Satelliten stark in ihrer Lebensdauer. Es begründet jedoch in der Hauptsache den Qualitätsunterschied zu zivilen Erdbeobachtungssatelliten.

Heutzutage kann man sich auch als Privatperson Fotos des eigenen Vorgartens, vom Weltall aus gesehen, anschauen – diverse Verlage haben CD- oder sogar DVD-Sammlungen mit mehreren Gigabyte Fotomaterial veröffentlicht, im Internet sind ebenfalls oft Bilder einsehbar. (Z. B. Web Map Service) Diese Bilder wurden jedoch von kommerziellen Satelliten geschossen, und bieten eine deutlich niedrigere Auflösung.

Kommerzielle Satelliten werden während Kriegen gerne von einer der Konfliktparteien gebucht um die eigenen Kapazitäten zu erweitern oder um der anderen Partei den Zugriff darauf zu verwehren. Auch sind einige weitere, eigentlich nicht-militärische, Erdbeobachtungssatelliten im Dual Use verwendbar.

Inhaltsverzeichnis

Auflösungsvermögen

Das Auflösungsvermögen eines Satelliten bezeichnet die Distanz zweier Punkte voneinander (in gegebenem Abstand vom Satelliten), bei der sie vom Satelliten gerade noch als getrennte Punkte erkannt werden können. Die beschränkte Auflösung kommt durch Interferenzphänomene zwischen den von den einzelnen Punkten ausgehenden Lichtwellen zustande. Um das Auflösungsvermögen der optischen Spionagesatelliten gibt es eine Menge Spekulation. Obwohl die genauen Daten streng geheim sind, kann man zumindest einige Näherungswerte berechnen. Wichtigster Punkt ist der Öffnungs- oder Hauptspiegeldurchmesser. Diese Größe kann zumindest nach oben hin durch den Durchmesser der Nutzlastverkleidung der Trägerrakete abgeschätzt werden. Durch die Diffraktion des Hauptspiegels der Optik ist die Auflösung physikalisch begrenzt. Die folgende Formel [1] berechnet das theoretisch mögliche Auflösungsvermögen der Satellitenoptik.

\mathrm{Auf{}l\ddot{o}sung} = 1{,}22 \cdot \mathrm{Wellenl\ddot{a}nge} \cdot \frac{\mathrm{Abstand}}{\mathrm{Durchmesser}}


Auflösungsberechnungen am Beispiel des KH-11 (Kennan / Crystal) Satelliten:

Wellenlänge des sichtbaren Lichts: 5,5 · 10−5 cm.
Spiegeldurchmesser des KH-11 (nach Jeffrey Richelson): 234,0 cm
Perigäumshöhe: ~ 300 km = 3 · 107 cm.
-> Auflösung: 8,6 cm aus 300 km Höhe

Durch atmosphärische Störeffekte verschlechtert sich die Auflösung in der Realität jedoch vom berechneten Wert. Durch den Einsatz von adaptiven Optiken können diese atmosphärischen Störungen teilweise korrigiert werden.

Selbst mit einem angenommenen Spiegeldurchmesser von 4 m (Annahme für gegenwärtig maximal mögliche Spiegeldurchmesser) liegt die Auflösung bei ca. 5 cm. Dies reicht nicht zum Lesen von Autonummernschildern oder zur Identifikation von Personen aus.

In seinem Buch „Verschlußsache“ schreibt Udo Ulfkotte, dass US-amerikanische Satellitenbilder deshalb die besten seien, weil man in den USA die durch Luftwirbel und Schichten verzerrten Bilder (mit einer größtmöglichen Auflösung von ca. 20 cm) mit Hilfe von flexiblen Teleskopspiegeln elektronisch aufbereiten könne. Amerika verfüge demzufolge über Satellitenbilder mit einer Auflösung von 3 cm, Russland über 30 cm.

Übersicht

Übersicht einzelner Spionagesatelliten (nicht vollständig).
Name Land Sensorik
Lacrosse USA Radar
SAR-Lupe Deutschland Radar
Helios 1 und 2 Frankreich Optisch (sichtbar und infrarot); Abhören von Kommunikation
Keyhole (KH) USA Optisch
Ofeq 3,4,5 und 6 Israel Optisch (sichtbar und ultraviolett)
Vela USA Gammastrahl-, Röntgen-, Neutronen- und Lichtblitzdetektoren
IGS Japan Optisch und Radar
RORSAT Sowjetunion Radar

Siehe auch: Aufklärungsflugzeug

Quellen

  1. Keyhole Resolution by Ted Molczan

Literatur

  • Pat Norris: Spies in the Sky – Surveillance Satellites in War and Peace. Springer, New York 2007, ISBN 978-0-387-71672-5
  • William E. Burrows: Deep black – space espionage and national security. Random House, New York 1986, ISBN 0-394-54124-3
  • Thomas Graham, Keith A. Hansen: Spy satellites - and other intelligence technologies that changed history. Univ. of Washington Press, Seattle 2007, ISBN 978-0-295-98686-9

Weblinks


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