Schienengeschütz

Schienengeschütz
Dieses 27,4 cm Eisenbahngeschütz konnte von den Alliierten im 2. Weltkrieg erobert werden.
Ein amerikanisches Eisenbahngeschütz wird geladen.

Ein Eisenbahngeschütz ist ein mobiles Geschütz, das auf einer Eisenbahn-Lafette montiert ist.

Bekannte deutsche Eisenbahngeschütze des Ersten und Zweiten Weltkriegs sind K12 (Kaliber: 21 cm), Bruno (28 cm) und K5(E) (Leopold/Robert) (28 cm), Langer Max und Siegfried (38 cm).

Die Sondergeschütze Schwerer Gustav und Dora (80 cm) werden oft fälschlicherweise als Eisenbahngeschütz bezeichnet. Sie sind nicht „mobil“ auf dem Streckennetz der Eisenbahn einsetzbar, sondern benötigen speziell gelegte kurze Gleisstrecken für den Auf- und Abbau und als Schießkurve.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Bei Eisenbahngeschützen handelte es sich in der Regel um großkalibrige Kanonen mit hohen Reichweiten. Sie sollten massive Festungsanlagen zerstören und Bunker durchschlagen, ein weiteres Einsatzfeld war der Beschuss von strategischen Zielen oder Bereitstellungen hinter der gegnerischen Frontlinie, die außerhalb der Reichweite der gewöhnlichen Feldartillerie lagen. Die Rohre der ersten Eisenbahngeschütze waren ursprünglich Schiffsgeschütze. Dies erklärt sich aus der unterschiedlichen Entwicklung der Geschütze bei Heer und Marine: Auf einem Schiff installierte Geschütze konnten erheblich größer gebaut werden als solche, die im Gelände transportiert werden mussten. Auch Probleme der Bettung sorgten dafür, dass klassische Feldgeschütze nicht die Ausmaße von Seegeschützen annahmen.

Die größten Eisenbahngeschütze benötigten eine sehr lange Vorlaufzeit, bevor der erste Schuss am Einsatzort abgefeuert werden konnte. Teilweise mussten extra Gleise wie Schießkurven oder Gleisklauen verlegt werden, oder es wurden vor dem Einsatz spezielle Bettungen wie z. B. Kreuzbettungen oder Vögele-Drehscheiben errichtet. Diese Maßnahmen dienten in erster Linie der Vergrößerung des Seitenrichtbereiches der Eisenbahngeschütze, die nicht beliebig zur Seite gerichtet werden können. Einige Geschütze standen beim Abschuss auf mehreren parallelen Gleisen gleichzeitig.

Im Jahre 1943 wurde versucht, die Eisenbahngeschütze gleisunabhängig zu machen. Ein weniger vielversprechendes Projekt mit dem Namen P1500 „Monster“, eine selbstfahrende Version des Typs Gustav/Dora, wurde allerdings nie realisiert und kann heute in die Kategorie Wunderwaffe eingeordnet werden.

Die Hochzeit der Eisenbahngeschütze war ohne Zweifel der Erste Weltkrieg mit seinen verhältnismäßig starren Frontlinien und Materialschlachten, hier lohnte sich der hohe Aufwand für ein Eisenbahngeschütz noch am ehesten. Im Zweiten Weltkrieg waren diese Waffen eigentlich schon veraltet, da ihre Aufgaben nun durch die Luftwaffe effizienter erfüllt werden konnten, da aber jedes größere Heer über sie verfügte, spielten sie dennoch eine Rolle.

Einsatzländer

Frankreich trieb die Entwicklung einer beweglichen Eisenbahnartillerie schon früh voran und erreichte auf diesem Gebiet während des Ersten Weltkrieges eine führende Stellung. Französische Geschütze verwendeten vielfach eine Konstruktion als Schleiflafette, wobei der Rückstoß beim Abfeuern durch das Zurücklaufen des gesamten Geschützes auf den Gleisen abgefangen wurde. Ein Beispiel dafür ist das Eisenbahngeschütz Schneider 320 mm Mle 1870/93. Ein Großteil der 1940 im Dienst stehenden Geschütze wurde durch die Wehrmacht erbeutet und weiter verwendet.

Großbritannien fertigte schwere Eisenbahngeschütze in Kalibern von 23,4 cm bis 34,3 cm, wobei hauptsächlich Marinerohre Verwendung fanden. Haupteinsatzgebiet war der Küstenschutz, wo die letzten drei 343-mm-Eisenbahngeschütze erst 1947 ausgemustert wurden.

Die USA griffen zunächst auf in Lizenz gebaute französische und britische Geschütze zurück, erst nach dem Ersten Weltkrieg gab es eigene Konstruktionen (25,4 bis 40,6 cm). Nur die im Zweiten Weltkrieg eingesetzte 20,3-cm-Kanone M3 A2 wurde in größeren Stückzahlen produziert.

Literatur

  • Joachim Engelmann: Deutsche Eisenbahngeschütze. 15–80 cm Kaliber. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1999, ISBN 3-7909-0673-5.
  • Franz Kosar: Eisenbahngeschütze der Welt. Motorbuchverlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01976-0.
  • Gerhard Taube: Deutsche Eisenbahn-Geschütze. Rohr-Artillerie auf Schienen. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-613-01352-5.

Weblinks


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