Schiffswerft von Henry Koch AG

Schiffswerft von Henry Koch AG
Ehemaliges Verwaltungsgebäude der Werft

Die Schiffswerft von Henry Koch AG war die erste Schiffswerft in der Hansestadt Lübeck, die sich dort dem Eisenschiffbau verschrieb. Mit ihr fand der Schiffbau an der Trave im 19. Jahrhundert den Anschluss an die Entwicklung im modernen Schiffbau des 19. Jahrhunderts. Rechts ist das ehemalige Verwaltungsgebäude abgebildet.

Inhaltsverzeichnis

Gründer und Gründung

Heinrich Koch[1] kam als Seemann 1851 nach Australien, wo er vom Goldrausch im noch britischen Victoria auf den Feldern von Long Gully im heutigen Bendigo erfasst wurde und zu erstem Wohlstand gelangte. Dort anglifizierte sich sein Vorname in Henry und er wurde 1858 britische Staatsbürger. Auf den Goldfeldern von Long Gully stieg er zum Unternehmer auf und Koch's Pioneer Quartz Mining & Crushing Co dort galt um 1872 als „größte Goldaufbereitungsanlage der Welt“.[2] Im Jahr 1872 kehrte er nach einem Teilverkauf seines australischen Unternehmens als Millionär nach Deutschland zurück und ließ sich mit seiner Frau und seinen zahlreichen Kindern zunächst in Stade an der heimatlichen Unterelbe nieder. Die Neuorientierung ließ ihn dann Flussreeder an der Trave werden, wo er die Passagierschifffahrt der von ihm 1877 gegründeten Dampfschiffahrts-Gesellschaft „Pioneer“ auf der Trave zwischen Lübeck und dem Ausflugsort Israelsdorf, dem Fischerdorf Gothmund und dem Seebad Travemünde erfolgreich entwickelte, aber auch die Bugsierdienste mit Schleppern versuchte, hier in diesem Bereich allerdings auf ein Monopol der Kaufmannschaft zu Lübeck im Lübecker Hafen stieß. Die Fahrgastdienste gingen vom Verkehrsaufkommen allerdings 1882 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Lübeck–Lübeck-Travemünde Strand durch die LBE erheblich zurück.

Die ersten Schritte zur Gründung der Werft erfolgten bereits im Jahr 1877 mit der Gründung eines Schiffsreparaturbetriebes einschließlich eines Schwimmdocks. 1880 erfolgte die Gründung der Schiffs-Maschinen- und Kesselbau-Werkstatt der DG Pioneer im Bereich des heutigen Konstin-Kais[3] um die neue Eric-Warburg-Brücke. Dieser Betrieb musste 1882 nochmals etwas traveabwärts verlegt werden in den Bereich der sog. Kleinen Ballastkuhle, wo 1882 die Schiffswerft von Henry Koch gegründet wurde, die sich fortan ausschließlich mit dem Eisenschiffbau befasste. Mit etwa 350 Mitarbeitern lief 1883 der erste Neubau von Stapel.

Weitere Entwicklung

Mit dem frühen Tode Kochs im Jahr 1888 übernahmen seine Söhne Willy[4] und Franz[5] die unternehmerische Führung der Werft. Um die Jahrhundertwende gab es mit dem Drägerwerk nur einen weiteren Betrieb in Lübeck, der ebenfalls mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigte.[6] Die Werft blieb bis 1908 reiner Familienbetrieb, wurde dann zur Aktiengesellschaft, die 1932 den Betrieb einstellte und 1934 in Insolvenz ging. Die Weltwirtschaftskrise hatte bis 1932 den norddeutschen Schiffbau komplett zum Erliegen gebracht. Bis zum Jahr 1927 wurden 269 Schiffe mit 253.000 BRT fertiggestellt. Zu den Kunden gehörten der Norddeutsche LLoyd mit acht Einheiten und die Oldenburg-Portugiesische Dampfschiffahrts-Reederei mit allein 33 Einheiten.[7]

Gebäude

Ehemalige Kraftzentrale der Werft

Einige Gebäude der Werft, wie das gründerzeitliche Kesselhaus stehen heute noch an der Trave auf dem ehemaligen Werftgelände. Unter Denkmalschutz stehend und zu Büro und Gewerberäumen umgenutzt, erinnern sie heute noch an die frühe Zeit des Eisenschiffbaus.

Literatur

  • Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte, 1989, ISBN 3-7950-3203-2
  • Heinz Haaker: Koch, Heinrich (Henry) in Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Band 10, Neumünster 1994, S. 215 - 217. ISBN 3529026506
  • Ulrich Pietsch: Die Lübecker Seeschiffahrt vom Mittelalter bis zur Neuzeit, Lübeck 1982. ISBN 3-9800517-1-4

Einzelnachweise

  1. * 1832 in Wischhafen; † 1888 in Lübeck
  2. Haaker aaO, S. 216
  3. benannt nach dem Ratsherrn Hinrich Constin
  4. William Francis (oder Willy Franz) Koch (1865-1937)
  5. Francis (Franz) Jacob Koch (*1868)
  6. Graßmann aaO, S. 653
  7. Lübecker Seeschiffahrt, S. 29

Weblinks


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