Schlacht am Blood River

Schlacht am Blood River
Schlacht am Blood River
Teil von: Großer Treck
Darstellung von Andries Pretorius' Laager.
Darstellung von Andries Pretorius' Laager.
Datum 16. Dezember 1838
Ort Blood River in Südafrika
Ausgang Sieg der Buren
Konfliktparteien
Buren (Voortrekker) Königreich der Zulu
Befehlshaber
Andries Pretorius Ndlela kaSompisi, Dambuza
Truppenstärke
• 472 Buren,
• 120 Afrikaner aus Port Natal,
• 333 Sonstige (Wagenlenker, Reitknechte und Händler)
• 10.000–20.000 Krieger
Verluste
drei Verwundete rund 1.000–3.000 Getötete

In der Schlacht am Blood River (deutsch: „Blutfluss“; afrikaans: Bloedrivier), auch als Schlacht am Ncome River bezeichnet, errangen burische Voortrekker unter Andries Pretorius (1798–1853) am 16. Dezember 1838 einen entscheidenden Sieg über die Streitmacht der Zulu unter deren Heerführern Ndlela kaSompisi († 1840) und Dambuza († 1840).

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Der Annexion des Kaplandes durch Großbritannien (1814) folgten eine Reihe von Neuerungen, wie die Einführung des britischen Rechts, das unter anderem auch die Gleichstellung von Weißen und freien Nicht-Weißen vorsah, sowie 1833 die Abschaffung der Sklaverei. Die mehrheitlich konservativ gesinnten und als Farmer lebenden Buren betrachteten diese rechtlichen Neuerungen nicht nur als Bedrohung ihrer althergebrachten Lebensweise, sondern fürchteten auch um ihre Existenzgrundlage. 1835 setzte daher eine Auswanderungsbewegung ein, deren Ziel es war, sich dem Einflussbereich der Briten und des britischen Rechts zu entziehen. Insgesamt machten sich in den folgenden Jahren rund 6.000 Buren, die sogenannten Voortrekker, auf den Weg in Richtung Norden, um noch freies Land zu erreichen und dort ihre gewohnte Lebensweise fortzusetzen.[1]

Im Zuge dieser als Großer Treck bezeichneten Auswanderungsbewegung kam es immer wieder zu Zusammenstößen mit der einheimischen Bevölkerung. Einer der ersten einheimischen Machthaber, auf den die Voortrekker stießen und den sie schließlich besiegten war Mzilikazi, der König der Matabele und Rivale des Zulukönigs Dingane. Obwohl Dingane die Weißen anfangs unterstützt hatte, war er über ihren Sieg über seinen Rivalen nicht glücklich, da er sie insgeheim genauso als Gefahr für sein Volk betrachtete. Im Februar 1838 entschied er sich daher zu einem „Präventivschlag“ gegen die weißen Eindringlinge, die er in ihren Camps und sonstigen Aufenthaltsorten angreifen und töten ließ. Mehr als 500 Voortrekker und ihrer afrikanischen Helfer sind diesen Angriffen zum Opfer gefallen, darunter auch Pieter Retief und seine Begleiter in der Zuluhauptstadt uMgungundlovu als sie dort einen Vertrag mit dem König aushandeln wollten. Nachdem die Buren in Natal ihren Schock überwunden hatten, rüsteten sie eine Strafexpedition aus, die von Andries Pretorius angeführt wurde, der erst im November 1838 zu ihnen gestoßen war. Zum Generalkommandanten gewählt, führte er 472 Mann nebst 120 einberufenen Schwarzen aus Port Natal und über 300 Reitknechte und schwarze Wagenfahrer mit 64 Planwagen in Richtung uMgungundlovu in der heutigen Provinz KwaZulu-Natal. Es gelang Pretorius die Zulu am 16. Dezember 1838 zum Angriff auf sein gut befestigtes und günstig im Gelände platziertes Laager (die aus Planwagen bestehende Wagenburg) zu provozieren und sie in der nun folgenden Schlacht vernichtend zu schlagen.[2]

Ablauf

Zulukrieger attackieren das burische Laager; Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

Am Fluss Ncome, der nach der Schlacht den Namen Bloedrivier erhalten sollte, traf die von Dambuza und Ndlela kaSompisi angeführte Zulustreitmacht, die auf 10.000 bis 20.000 Krieger geschätzt wurde, auf die in ihrem Laager verschanzten Buren. Die Regimenter (amabutho) der Zulu griffen die Wagenburg wiederholt an, wurden aber durch das konzentrierte Feuer der Buren immer wieder zurückgeschlagen und mussten den Kampf schließlich abbrechen. Keinem einzigen Zulu war es gelungen, in die Wagenburg einzudringen. Die Voortrekker hatten als Folge der Schlacht nur drei Verletzte zu verzeichnen (darunter Pretorius selbst), kein einziger von ihnen war getötet worden. Im Gegensatz dazu hatten die Zulu verheerende Verluste erlitten. Die Zahl ihrer Toten und infolge der erlittenen Verletzungen Gestorbenen wurde seitens der Buren mit rund 3.000 angegeben.[3]

Entscheidend für den burischen Sieg war auch die kluge Strategie, nur die besten Schützen quasi an vorderster Front zu platzieren, die im Umgang mit den Feuerwaffen weniger Geübten und die übrigen Helfer jedoch mit dem Nachladen der Gewehre und Pistolen zu beauftragen. Auf diese Weise standen jedem Schützen immer genügend geladene Waffen zur Verfügung, sodass ein beständiges Feuer auf die angreifenden Zulu unterhalten werden konnte. Die Schilde der Zulu wurden von den Gewehrkugeln mit Leichtigkeit durchschlagen und überdies konnten diese aufgrund der relativ geringen Angriffsfläche, welche die durch das Gelände zusätzlich geschützte burische Wagenburg bot, auch ihre Überzahl nicht zur Geltung bringen.

Folgen

Vier Tage später erreichten Pretorius und seine Männer den königlichen Kraal uMgumgundlovu, der aber inzwischen von Dingane aufgegeben und dem Erdboden gleichgemacht worden war. Auf einem Hügel nahe dem Kraal fanden sie die sterblichen Überreste Pieter Retiefs und seiner Begleiter vor, die sie in einem Massengrab beisetzten.

Der Sieg Pretorius' machte die weitere Kolonisierung Natals und die Gründung der Burenrepublik Natalia möglich. Die Zulu wurden erheblich geschwächt, Dinganes Macht schwand, und der Niedergang des mächtigsten indigenen Volksstammes im südlichen Afrika setzte ein.

Rezeption

Der 16. Dezember wird in Südafrika als Feiertag begangen. Aufgrund eines Gelübdes, das Pretorius und die Voortrekker am 9. Dezember abgegeben und bis zum Tag des Sieges in der Schlacht täglich erneuert hatten, wurde er bis 1994 als Geloftedag/Day of the Vow („Tag des Gelübdes“), seither als Day of Reconciliation („Versöhnungstag“) bezeichnet.

Literatur

  • John Laband: The A to Z of the Zulu Wars (= The A to Z Guide Series, No. 202). The Scarecrow Press, Inc., Lanham–Toronto–Plymouth 2010, ISBN 978-0-8108-7631-6, S. 184f. (Stichwort: NCOME, BATTLE OF (1838)).
  • S. P. MacKenzie: Revolutionary Armies in the Modern Era. A Revisionist Approach (= The New International History Series). 1. Aufl., Routledge, Chapman & Hall, London–New York 1997, ISBN 978-0-415-09690-4, S. 68-77: The Voortrekkers, Blood River, and the Zulu War of 1838–1840.

Weblinks

 Commons: Schlacht am Blood River – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Jörg Fisch: Geschichte Südafrikas. dtv, München 1990, ISBN 3-423-04550-7, S. 128-132.
  2. Fisch (1990), S. 132-134 und Laband (2010), S. 185.
  3. In der modernen Literatur wird diese Zahl jedoch als zu hoch angesehen. Zum Vergleich wird hier immer wieder auf die Zahl der getöteten Zulu in den großen Schlachten des Zulukrieges von 1879 (beispielsweise Kambula oder Ulundi) verwiesen, wo der britischen Armee wesentlich bessere Handfeuerwaffen zur Verfügung standen als den Buren 1838. Dennoch wird anlässlich dieser Schlachten in den britischen Quellen nie eine Zahl von getöteten Zulu genannt, die jener, welche die Buren für die Schlacht am Blood River nannten, auch nur annähernd gleichkommt. – Laband (2010), S. 185, geht daher „nur“ von „[p]robably well over 1,000“ getöteten Zulu-Kriegern aus.
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