Schlacht am Smolinasee

Schlacht am Smolinasee

Am Smolinasee in Russland (unweit des heutigen Dorfes Palkino in der Oblast Pskow) siegte Wolter von Plettenberg am 13. September 1502 als Landmeister des Deutschen Ordens in Livland noch einmal über die Gegner Altlivlands. Durch den entscheidenden Einsatz der Panzerreiter wurde dieser Kampf zur letzten großen Schlacht eines Ritterheeres in der Geschichte. Eingegliedert in das Ritterheer des Ordens waren, wie schon seit 3 Jahrhunderten, die estnischen und lettischen Panzerreiter und Fußtruppen.

Kulturgeschichtliche Bedeutung der Schlacht

Nach der Schlacht von Tannenberg 1410 hatte der Deutsche Ritter-Orden bis 1466 zunehmend seine führende Rolle in Preußen verloren. Im Baltikum lagen die Verhältnisse anders. Landmeister Johann Freitag von Loringhoven hatte durch seine Diplomatie und 1492 durch seinen Sieg bei Neuermühlen den 200-jährigen Bürgerkrieg in Livland beendet. Landmeister Wolter von Plettenberg gelang es nach der Schlacht am Smolinasee 1502, durch seine Politik die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Deutsche Orden in Livland noch im 16. Jahrhundert in der Lage war, die einigende und beschützende Kraft des Landes zu verkörpern.

Die unmittelbare Bedeutung der Schlacht von 1502 ergab sich aus dem Zusammenwirken von Deutschen, Esten und Letten im Kampfe und aus dem anschließenden Friedensvertrag 1503 mit Iwan III., dem Großen von Moskau. Beides zusammen und die mit äußerster Klugheit geführten weiteren Verhandlungen Plettenbergs führten in Altlivland zu einer inneren und äußeren Friedenszeit von fast 60 Jahren. Das hatte es in der livländischen Geschichte nie vorher gegeben.

Unter dieser Voraussetzung kam es zu einer kulturellen Hochblüte im Land und zur unblutigen Einführung der Evangelischen Glaubensbekenntnisses bei Deutschen, Esten und Letten. Die Wirkung des nach 1502 in Livland sich ausbreitenden Gedankenguts der Reformation blieb auch nach dem Untergang Altlivlands 1561 ungebrochen. Die protestantischen Pastoren Livlands und seiner Nachfolgestaaten erwiesen sich über Jahrhunderte – später auch unter dem Einfluss J. G. Herders – als die ersten deutschen Förderer der lettischen und estnischen Emanzipation. In einem 500-jährigen Prozess gelang es Ihnen auch – bei den Landreformen auch positiv unterstützt durch vorausschauende russische Zaren – die Mitglieder der einheimischen Ritterschaften zu einem zunehmend aufgeklärten Umgang mit der Bevölkerung zu bewegen. In der Zeit der Russifizierung in den russischen Ostseeprovinzen 1880–1918 traten zahlreiche Esten und Letten zum russisch-orthodoxen, ab 1990 zum griechisch-orthodoxen Glauben über. Bei der Übernahme der Macht der Ritter- und Landschaften (in den russischen Ostseeprovinzen Livland, Estland, Kurland und auf Ösel) durch Letten und Esten nach dem 1. Weltkrieg zeigte sich aber, dass das Gedankengut der Reformation nicht verloren gegangen war. Die Arbeit der protestantischen Pastoren wirkte in aufklärerisch-positiver Weise mit auf die Verfassung der jungen demokratischen Staaten Estland und Lettland ein. Nach der Befreiung dieser Länder von aller früheren Unterdrückung durch die Sowjets blieb dadurch – nach allem Leid – ein Zusammenleben zwischen Esten, Letten und Deutschen weiterhin möglich und fruchtbar. Der 2. Weltkrieg und seine furchtbaren Folgen konnte diesen guten Beziehungen auf die Dauer wenig anhaben.

Historische Bedeutung

Aus heutiger Sicht beginnt die bis heute anhaltende positive Wirkung der Reformation in Livland mit Plettenberg. Selbst seinem katholischen Glauben treu, wurde er durch seine Politik zum wichtigsten Religions- und Völkerversöhner Livlands. Daran konnte auch die Russifizierungspolitik 1880–1918 nichts Grundsätzliches ändern. Der Tag des livländischen Sieges am Smolinasee wurde bis zum Untergang Altlivlands jährlich in Riga wie ein Nationalfeiertag begangen. Den Zeitgenossen war dieser letzte Sieg Livlands wie ein Wunder erschienen. Rückblickend erscheint er wie der Beginn des heute noch anhaltenden positiven Verständigungsprozesses zwischen Letten, Esten und Deutschen.

Literatur

  • Leonid Arbusow: Die Einführung der Reformation in Liv-, Est und Kurland. in: Forschung zur Reformationsgeschichte, Bd. 3, Leipzig und Riga, I 1919, II 1921
  • Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch. 2. Abt., Bd. 2, Nr. 382
  • Carl Schirren (Hrsg.): Eyne Schonne hystorie.... in: Archiv für die Geschichte Liv-, Est- und Kurlands VIII, 1861
  • Astaf von Transehe-Roseneck: Geschichte der Familie von Rosen. in: Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften, Teil Livland, Bd. 2; Görlitz 1931
  • Reinhard Wittram: Baltische Geschichte 1180–1918. München 1954
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