Schlacht bei Hiltersried

Schlacht bei Hiltersried
Schlacht bei Hiltersried
Teil von: Hussitenkriege
Datum 21. September 1433
Ort Hiltersried (Gde.Schönthal), Bayern
Ausgang Sieg der Oberpfälzer Truppen
Konfliktparteien
Hussiten Oberpfalz
Befehlshaber
Johann Pardus Johann von Pfalz-Neumarkt
Truppenstärke
ca. 1.600 Mann ca. 1.200 Mann
Verluste
ca. 1500 Gefallene und 300 verwundete Gefangene ca. 140 Gefallene

1433 unternahm Johann von Pfalz-Neumarkt einen Kriegszug gegen die in der Oberpfalz plündernden Hussiten. Am 21. September gelang es ihm und seinen 1.200 Mann, in der Nähe der Ortschaft Hiltersried (in der heutigen Gemeinde Schönthal) - im heutigen Landkreis Cham in der Oberpfalz - eine ca. 1.600 Mann starke Abteilung der Taboriten zu schlagen. Es blieb die einzige größere Schlacht, in der die Hussiten unterlagen.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf der Schlacht

Johann griff zur Vesperzeit an, also gegen 18 Uhr und damit ungewöhnlich spät am Tag. Deshalb hatten die Hussiten, die an diesem Tag mit keinem Angriff mehr rechneten, ihre Wagenburg noch nicht fertig aufgebaut. Nachdem Oberpfälzer Armbrustschützen das Lager unter Beschuss genommen hatten, stürmten die Reiter in Keilformation auf den Eingang an der Schmalseite der Wagenburg zu. Gleichzeitig griff das Fußvolk die Längsseiten an, um Kräfte der Hussiten zu binden. Dadurch gelang den Rittern der Durchbruch in die Wagenburg. Danach konnten die Hussiten den Angreifern nichts mehr entgegensetzen und versuchten zu fliehen. Die Oberpfälzer setzten ihnen nach.

Am Ende blieben angeblich etwa 1.500 Hussiten auf dem Schlachtfeld und 300 gerieten in Gefangenschaft; ihre Anführer entkamen und gelangten mit ca. 130 Mann nach Pilsen. Dagegen verloren die Oberpfälzer der Überlieferung nach nur vierzehn Bürger und Bauern. Weitere ca. 120 Oberpfälzer erlagen nach der Schlacht ihren Verletzungen.

Eine lokale Quelle (Prälat Josef Kraus: „Gleißenberg – Ein Heimatbuch“, 1973) beschreibt die Schlacht folgendermaßen:

„1431 verbrannten die Hussiten das Schloß des Erasmus Sattelboger in Arnschwang, aber dem Schloßherm gelang es, dem Feind einen Hinterhalt zu legen und mit Hilfe der Bauern eine feindliche Abteilung zu überwältigen. Wieder zogen die Hussiten nach Bayern, um Proviant zu bekommen, denn in Böhmen war Hungersnot wegen mangelhafter Bestellung der Felder. 500 Reiter und 1.100 Mann Fußvolk unter Führung der Hauptleute Pardus und Ritka wurden zur Plünderung der Oberpfalz ausgeschickt. Über Neukirchen bei Hl. Blut, Roding, Walderbach, Reichenbach drangen sie raubend und sengend bis Nabburg vor. Reich mit Beute beladen wollten die Hussiten bereits wieder heimkehren, als Herzog Johann von Neumarkt-Neunburg sie bei Hiltersried stellte. Die Hussiten glaubten, ihm eine besondere Rache schuldig zu sein, weil sein Pfleger Teynstorffer zu Hirschau seinerzeit den Hieronymus von Prag gefangen genommen und an den Kaiser nach Konstanz ausgeliefert hatte. Als der Pfalzgraf die Hussitengefahr kommen sah, bot er das Landvolk ringsumher auf, sandte Botschaft an den benachbarten Adel und sammelte die bewaffnete Mannschaft auf der Schwarzenburg bei Rötz. Der Oberbefehl wurde dem bereits kampferprobten Hintschik Pflug übertragen. Der Bannerträger war Wilhelm Paulsdorfer. Neben ihm stand ein siebzigjähriger rühmlich bekannter Haudegen, Johann Zenger von Schneeberg, ferner der Wartberger von Kürnberg, Ulrich Thürlinger auf Thürlstein, Hans Sazenhofer auf Frauenstein, Marquard Stär, Pfleger von Cham, Ulrich Fronhofer, Albrecht von Treffelstein und Bodenstein und andere. Unter diesen Anderen, die nicht mit Namen genannt sind, mag auch der Hausner (Hans Hausner oder dessen Sohn) von Burgstall bei Gleißenberg gewesen sein. (...)
Vor dem Aufbruch wurde noch Gottesdienst gehalten, dann setzte sich der Zug in Bewegung. Es war der St. Matthäustag, 21. September. Der schon bejahrte Pfalzgraf Johann wollte in seinem heiligen Zorn persönlich noch mitkämpfen wider die Ketzer, aber sein Sohn Christoph und die Ritter gaben es nicht zu. Der Pfalzgraf warf sich während des Kampfes vor dem Sakramentshäuschen in der Pfarrkirche zu Neunburg v.W. nieder und flehte mit ausgespannten Armen nebst seiner Gemahlin Beatrix Gott um Sieg und Barmherzigkeit an. Unterdessen war das Heer den Räubern nachgeeilt und überraschte sie bei Hiltersried in einem verschanzten Lager. Die Hussiten stellten sich grimmig zur Wehr. Sie hatten auf einer Anhöhe, die heute noch "Hussitenbirl" heißt, ihre Wagenburg aufgebaut, die eine trutzige Festung zu sein schien, denn ihre Wagen waren miteinander verkettet und schienen jedem Angriff zu trotzen. Die tapferen Oberpfälzer nahmen die Wagenburg in die Zange und durchbrachen sie ungestüm. Dann begann ein fürchterlicher Nahkampf. 1.177 Tote blieben auf der Walstatt und 330 gerieten verwundet in Gefangenschaft. Nur einem kleinen Rest gelang die Flucht, darunter waren die beiden Hauptleute Pardus und Ritka, die bei Grafenried über die Grenze entkamen. Die Bayern verloren 10 Ritter und 129 Mann. Ganz Deutschland jubelte ob des Sieges bei Hiltersried. Endlich war der Feind überwunden, den man für unüberwindlich hielt. Die tiefen Wunden freilich, welche dem Lande und dem Volke geschlagen worden waren, forderten noch eine gute Zeit bis sie vernarbten. Überall war Not und Elend, ganze Ortschaften waren verlassen und niedergebrannt. (...) Trotz der schweren Niederlage erhoben die Hussiten nochmals ihr freches Haupt und erschienen 1434 vor dem benachbarten Waldmünchen, nahmen es ein und zerstörten es so schrecklich, daß es einige Jahre öde dalag. ... Im gleichen Jahr (1434) wurde Gleißenberg eine trostlose Brandstätte.“

Folgen der Schlacht

Die Niederlage bei Hiltersried führte zu internen Streitereien unter den Hussiten. Der seit langem schwelende Konflikt zwischen den radikalen Taboriten - die bis zum Ende kämpfen wollten - und den gemäßigten Utraquisten (Calixtinern) brach erneut aus. Die Hussitenbewegung brach auseinander, das Ende der Hussitenkriege rückte näher.

Weblinks

Siehe auch


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