Schlacht bei Homburg an der Unstrut

Schlacht bei Homburg an der Unstrut

Der Sachsenkrieg bezeichnet die Auseinandersetzungen zwischen dem salischen Königshaus und den aufständischen Sachsen. Seinen Höhepunkt fand dieser teilweise bewaffnet ausgetragene Konflikt unter König Heinrich IV. in der Zeit vom Sommer 1073 bis zum Ende des Jahres 1075. Zu unterscheiden ist er von den Sachsenkriegen Karls des Großen in den Jahren 772 bis 804.

Inhaltsverzeichnis

Der Kriegsverlauf

Vorbedingungen

Missstimmung zwischen dem salischen Königshaus und den Sachsen bestand bereits unter Heinrichs Vater Heinrich III. latent. Dies mag vor allem an dessen süddeutscher Herkunft gelegen haben sowie an seinen zahlreichen Aufenthalten in der Goslarer Kaiserpfalz, die mit unverhältnismäßig hohen wirtschaftlichen Belastungen für die umliegende Bevölkerung verbunden waren. Mit dem Regierungsantritt Heinrichs IV. im Jahre 1065 verschärfte sich dieser Konflikt, da Heinrich mitten im sächsischen Kernland am Harz zahlreiches Krongut zurückforderte. Zur Sicherung dieses Königseigentums legte er ein Burgenbauprogramm auf und errichtete rund um das Gebirge zahlreiche Burgen, deren prominenteste die Harzburg war. Dies wurde von den Sachsen als Bedrohung empfunden. Zudem wurden diese Burgen mit Ministerialen schwäbischer Herkunft belegt, die sich zu zahlreichen Übergriffen gegen die sächsische Bevölkerung hinreißen ließen.

Der Beginn des Aufstands

Laut Chronist Lampert von Hersfeld zogen am 29. Juni 1073 die sächsischen Großen vor die Kaiserpfalz Goslar, um auf diese Missstände hinzuweisen und Besserung einzufordern. Heinrich IV. verweigerte den Dialog und floh vor den daraufhin mit einem großen Heer anrückenden Sachsen auf die nahe Harzburg, wo ihn die sächsischen Aufständischen unter der Führung von Otto von Northeim und Bischof Burchard von Halberstadt belagerten. Ihm gelang jedoch in der Nacht auf den 10. August 1073 die Flucht. Heinrich begab sich zunächst nach Eschwege und zog von dort über Hersfeld weiter in den süddeutschen Raum. Er fand allerdings kaum noch Unterstützung bei den Fürsten des Reiches, die nicht bereit waren, mit ihm gegen die Sachsen zu Felde zu ziehen.

Der Friede von Gerstungen

Daher stand Heinrich am 27. Januar 1074 nur mit einem kleinen Heer dem wesentlich größeren sächsischen bei Hersfeld gegenüber. Beide Seiten scheuten jedoch aus unterschiedlichen Beweggründen die Schlacht. Heinrich vermutlich wegen der offensichtlichen Unterlegenheit. Den sächsischen Führern war hingegen klar, dass ein Sieg ihres überwiegend aus Bauern bestehenden Heeres deren Stellung gestärkt hätte, was nicht in ihrem Sinne war. So kam es am 2. Februar 1074 zu Friedensverhandlungen in Gerstungen, bei denen eine Einigung zwischen den zerstrittenen Parteien erzielt werden konnte. Das wesentlichste Ergebnis war, dass Heinrich IV. der Schleifung der Burgen am Harzrand zustimmte.

Die Plünderung der Harzburg

Hierzu gehörte auch die Harzburg, die allerdings über eine Stiftskirche und eine Grablege mit Heinrichs verstorbenem Sohn und Bruder verfügte. Um diese zu schonen, verfügte Heinrich, bei der Harzburg nur die Türme und Mauern umzulegen. Dies wiederum empörte die umliegende bäuerliche Bevölkerung, die daraufhin im März 1074 Burg und Stiftskirche bis auf die Grundmauern niederriß und die königlichen Gräber schändete. So sehr Heinrich dieses Ereignis persönlich betroffen haben mag, politisch spielte es ihm alle Trümpfe in die Hand: Die Plünderung der Kirche und die Schändung des königlichen Grabes sorgten für höchste Empörung im Reich, zahlreiche Fürsten wandten sich wieder auf Heinrichs Seite. Die sächsischen Fürsten wiesen jede Schuld am Handeln der bäuerlichen Bevölkerung zurück und boten umgehend die Wiederherstellung von Burg und Kirche auf eigene Kosten an.

Die Schlacht bei Homburg an der Unstrut

Heinrich aber war nun wieder deutlich auf Konfrontation aus und sammelte ein diesmal wesentlich größeres Heer, das er allerdings erst im Jahre 1075 gen Sachsen führen konnte. In der Schlacht bei Homburg an der Unstrut (ehemaliges Kloster Homburg bei Bad Langensalza) am 9. Juni 1075 fügte er dem sächsischen Heer, wiederum überwiegend aus einfachen Bauern bestehend, eine vernichtende Niederlage bei und zog anschließend verheerend durch Sachsen und Thüringen. Als Gefolgsmänner König Heinrichs kämpften u.a. Rudolf von Rheinfelden, der böhmische Herzog Vratislav II., Markgraf Ernst von Österreich (gefallen), der lothringische Herzog Dietrich II., der Bischof von Bamberg sowie Graf Hermann II. von Gleiberg. Auf der Seite der sächsischen Großen standen neben Otto von Northeim und Burchard II. von Halberstadt: der billungische Sachsenherzog Magnus, der Markgraf der Nordmark Lothar Udo II., Gebhard von Süpplingenburg (gefallen), der sächsische Pfalzgraf Friedrich II. von Goseck und Graf Dietrich II. von Katlenburg.

Einer der beiden Anführer, Bischof Burchard II. von Halberstadt, wurde bei der Homburg von königlichen Truppen festgesetzt und am 13. Juni schließlich dem Bischof von Bamberg als Gefangener übergeben.

Der Chronist Lampert von Hersfeld berichtet in seinen „Annales“:

„Die Schlacht hatte sich bereits vom Mittag bis zur neunten Stunde hingezogen, und es war schon nahe daran, daß sich zwei Heerhaufen zweier Länder, Schwaben und Bayern, zur Flucht wandten, und wiederholt meldeten Boten dem König, daß ihre Leute in höchster Gefahr seien, da rückten plötzlich Graf Hermann von Gleiberg auf der einen, auf der anderen Seite die Bamberger Mannen zum Angriff heran. Jetzt wirft auch der Herzog von Böhmen, jetzt der Herzog Gozelo von Lothringen ihre Reiter mit verhängten Zügeln in den Kampf. Diesem gewaltigen Ansturm konnten die Sachsen nicht mehr standhalten und wichen langsam zurück.“

Am 27. Oktober unterwarfen sich schließlich bei Spier (Sondershausen) die sächsischen Führer dem König, und zwar öffentlich, d.h. vor dem ganzen Heer. Heinrich ließ keinerlei Milde walten, sondern kostete seinen Triumph aus. Die Unterwerfung geschah laut Lampert barfüßig, ohne Ausnahme sowie bedingungslos. Heinrich hielt anschließend zahlreiche sächsische Große an verschiedenen Orten in Haft und vergab ihre Lehen anderweitig.

Der weitere Verlauf

Nahezu zeitgleich mit der Kapitulation beginnend, zog der Investiturstreit für die folgenden Jahre Heinrichs ganze Aufmerksamkeit auf sich. Die Unruhen in Sachsen flammten auch und gerade in dessen Verlauf immer wieder auf, erreichten aber nicht mehr die politischen Dimensionen der Jahre 1073 bis 1075.

Auf dem Fürstentag von Trebur im Oktober 1076 stellte sich Otto von Northeim erneut auf die Seite der Opposition. Obwohl selbst jederzeit ein potenzieller Kandidat, wählten die Fürsten nicht ihn, sondern 1077 in Forchheim Rudolf von Rheinfelden und später Hermann von Salm zu Gegenkönigen. Dennoch blieb Ottos Einfluss auf die oppositionelle Politik groß. Auch militärisch tat er sich weiterhin hervor, in den Schlachten bei Mellrichstadt, Flarchheim und an der Elster kämpfte er in vorderster Front.

Selbst Heinrichs Sohn, Heinrich V., hatte noch mit den Sachsen zu kämpfen. Er verlor zum Beispiel die Schlacht am Welfesholz (1115) gegen die unter der Führung des späteren Kaisers Lothar III. kämpfenden Sachsen.

Quellen

  • Brunonis Saxonicum bellum. Brunos Sachsenkrieg. - Übersetzt von Franz-Josef Schmale. - In: Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV. - Darmstadt, 1968. - (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe ; 12). - S. 191–405.
  • Carmen de bello saxonico. Das Lied vom Sachsenkrieg. - Übersetzt von Franz-Josef Schmale. - In: Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV. - Darmstadt, 1968. - (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe ; 12). - S. 142–189.
  • Lampert von Hersfeld: Annalen. - Darmstadt 1957. - (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe ; 13)

Die beiden bekannten Autoren, Bruno und Lampert von Hersfeld, schildern die Auseinandersetzung aus der Sicht der Sachsen, während der unbekannte Verfasser des „Carmen“ ein Parteigänger Heinrichs war.

Literatur

  • Hans K. Schulze: Hegemoniales Kaisertum: Ottonen und Salier. Berlin 1991, ISBN 3-88680-307-4.

Weblinks


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