Schlacht von Legnano

Schlacht von Legnano
Schlacht von Legnano
Teil von: Krieg zwischen Ghibellinen und Guelfen
Datum 29. Mai 1176
Ort bei Legnano
Ausgang Entscheidender lombardischer Sieg
Konfliktparteien
Lombardenbund Heiliges Römisches Reich
Befehlshaber
Alberto da Giussano Friedrich I. Barbarossa
Truppenstärke
ca. 3.000 ca. 3.500
Verluste
schwer schwer

Die Schlacht von Legnano fand am 29. Mai 1176 etwa 30 km nordwestlich von Mailand statt. Dabei besiegten die im Lombardenbund („Lega Lombarda“) vereinten norditalienischen Kommunen das Heer Kaiser Friedrich I. Barbarossas.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Nach dem Ende des Römischen Reiches und der Völkerwanderung entstand in Europa das Reich der Franken, dessen König Karl der Große im Jahr 800 vom Papst zum Kaiser ernannt wurde. Es umfasste in groben Zügen die heutigen Staaten Frankreich und Deutschland, die Benelux-Staaten, die Schweiz, Österreich, Nord- und Mittelitalien, Teile Ungarns sowie einen kleinen Teil Nordostspaniens. Es sah sich als Nachfolger des 476 untergegangenen Weströmischen Reiches. Kurz nach dem Tod Karls des Großen zerfiel es jedoch unter anderem in ein West- und in ein Ostreich, aus denen später Frankreich bzw. Deutschland hervorgingen. Für kurze Zeit bestand auch ein Königreich Italien, das jedoch 962 vom deutschen König Otto I. erobert wurde, der danach zum Kaiser gekrönt wurde. Da die Kaiser meist abwesend und die Alpen ein beschwerliches Hindernis waren, erlangten die norditalienischen Kommunen eine weitreichende Autonomie und wehrten sich ab dem 11. Jahrhundert gegen die kaiserliche Vorherrschaft. Dabei erlangte mit der Zeit vor allem Mailand eine Vorherrschaft über andere Kommunen, die sich dagegen beim Kaiser beschwerten. Nachdem Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf dem Reichstag von Roncaglia bei Piacenza die kaiserliche Autorität durch die Entsendung von kaiserlichen Podestàs in die italienischen Kommunen erneuern wollte, wurde dies von vielen Kommunen abgelehnt und es kam zu Aufständen, die jedoch niedergeschlagen wurden. 1154 verwüstete er die mit Mailand verbündete Stadt Tortona, 1162 zerstörte Barbarossa Mailand. Außerdem schwelte seit 1077 ein Konflikt zwischen Papst und Kaiser um die Vorherrschaft in Europa, in dessen Rahmen es 1159 zu einer zwiespältigen Papstwahl kam. Der Vertreter der päpstlichen Vorherrschaft über den Kaiser, Papst Alexander III., verbündete sich u.a. mit den lombardischen Kommunen, und vermittelte zwischen den Kommunen ein Bündnis, den Lombardenbund.

Der Lombardenbund

Die sich sonst regelmäßig befehdenden norditalienischen Kommunen schlossen sich schließlich zum Zweck des gemeinsamen Kampfes gegen den Kaiser zur Lombardenbund zusammen. Auf einer Versammlung bei Pontida (zwischen Bergamo und Lecco) schworen sie, den Kaiser mit Waffengewalt zur Anerkennung ihrer Rechte zu zwingen. 1174 kam Kaiser Friedrich I. Barbarossa nach Italien, um den Aufständen der Kommunen ein Ende zu bereiten. Zunächst belagerte er die piemontesische Stadt Alessandria, die ihren Namen zu Ehren Papst Alexander III. erhalten hatte. Papst Alexander hatte sich mit dem Lombardenbund verbündet, weil er sich vom deutschen Kaiser bedroht fühlte, der auch die Stadt Rom als Ursprung seiner Kaiserwürde im Reich sehen wollte. Außerdem hatte Rom unter Karl dem Großen schon zum Karolingischen Reich gehört. Die kaiserliche Vorherrschaft in Italien endete jedoch am 29. Mai 1176 mit der Schlacht von Legnano.

Die Schlacht von Legnano

Die Schlacht von Legnano entwickelte sich aus einer lokalen Episode. Friedrich I. hatte mit seinen Truppen in Seprio bei Legnano eine Pause eingelegt. Die Bauern der Umgebung griffen zu den Waffen und stürzten sich im Morgengrauen auf die weit unterlegene kaiserliche Vorhut bei Borsano. Kurze Zeit danach erreichte der Kaiser persönlich mit seiner Reiterei den Ort des Geschehens. Die Bauern Legnanos zogen sich daraufhin zu ihrem „Carroccio” zurück, einem von Ochsen gezogenen Karren, auf dem sich das Kriegerheiligtum der Kommune befand (zu vergleichen mit der heutigen Truppenflagge). Während die Bauern der kaiserlichen Kavallerie nicht standhalten konnten und zum Teil nach Mailand flohen, stellten sich die übrigen Fußtruppen und die kleine örtliche Reiterei phalanxartig auf. Die ersten Linien wurden von den kaiserlichen Truppen sofort brutal niedergemacht, doch dann erwachte bei den Lombarden ein trotziger Kampfgeist, der sie fast bis zur völligen Vernichtung kämpfen ließ. In der Zwischenzeit waren jedoch die besten Reiter Brescias und Mailands sowie frische Infanterie eingetroffen. Diese griffen am frühen Nachmittag die Flanke des kaiserlichen Heeres an. Der entscheidende Schlag gelang den Reitern aus Brescia, die den Träger der kaiserlichen Insignien töteten und den Kaiser zur Flucht zwangen. Dieser Vorfall verunsicherte auch die übrigen Truppen, die Richtung Tessin flohen.

Weitere Entwicklung

Im Frieden von Konstanz erkannte der Kaiser 1183 die „innere Autonomie“ der italienischen Kommunen an, welche ihrerseits die formale „Oberhoheit“ des Kaisers akzeptierten. Kaiser Friedrich II., der lange Jahre auf Sizilien lebte und dort den modernsten Beamtenstaat seiner Zeit geschaffen hatte, versuchte 1237 erneut, Norditalien unter seine Kontrolle zu bringen (Schlacht von Cortenuova). 1249 schlugen die Milizen Bolognas seinen Sohn Enzio von Sardinien bei Fossalta und kerkerten ihn lebenslänglich ein. Mit dem Tod Friedrichs im Jahr 1250 und der Schlacht bei Tagliacozzo 1268 endete die Herrschaft der Staufer in Italien.

In Süditalien setzten sich anschließend die spanischen Aragonier fest, in Mittelitalien konsolidierte sich der Kirchenstaat mit der unantastbaren weltlichen Herrschaft der Päpste, während sich aus den nunmehr unabhängigen, zum Teil demokratischen Kommunen Norditaliens die freien norditalienischen Staaten entwickelten, die später dann Träger der glänzenden italienischen Renaissance wurden.

Bedeutung in der Moderne

Die Schlacht von Legnano gelangte während der italienischen Einigungsbewegung (Risorgimento) zu gewisser Bedeutung. Das 1847 entstandene Kampflied der italienischen Freiheitsbewegung Fratelli d'Italia bezieht sich in der vierten Strophe auf die Schlacht von Legnano. Nach den Volksaufständen und dem Krieg von 1848 komponierte Giuseppe Verdi die Oper La battaglia di Legnano, die im Januar 1849 uraufgeführt wurde.

Im Jahr 1900 wurde in Legnano dem sagenumwobenen Sieger der Schlacht von Legnano, Alberto da Giussano, ein Denkmal errichtet.

In den 1980er Jahren gründete der italienische Politiker Umberto Bossi die separatistische Partei „Lega Lombarda“, die später mit der „Liga Veneta“ zur Lega Nord fusionierte. Diese Partei führt Alberto da Giussano im Wappen. Wie die damalige Liga fordert auch diese moderne Ausgabe Autonomie von der „Zentralregierung“, die heute nicht in Deutschland, sondern in Rom sitzt. Vom Separatismus hat sich die Partei mittlerweile verabschiedet, doch kämpft sie weiterhin für Verfassungsreformen und die Einführung des Föderalismus in Italien. Die Bürgermeister vieler norditalienischer Kommunen sind Mitglied der „Lega“.

Darstellungen

Das Ereignis inspirierte unter anderem den italienischen Historienmaler Amos Cassioli (1832–1891), dessen Schlacht von Legnano betiteltes Gemälde wird in Florenz in der Galerie der modernen Kunst des Palazzo Pitti bewahrt.

Literatur

  • Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Band 3. De Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016985-1, S. 355 ff.
  • Karl Hadank: Zur Kontroverse über Legano. In: Historische Vierteljahresschrift 11 (1908), S. 517 ff.
  • Wilhelm von Giesebrecht: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 5, Teil 2. Schwetschke, Braunschweig 1888, S. 785 ff.

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