Schladminger Gletscher

Schladminger Gletscher
Schladminger Gletscher und Koppenkarstein
Schladminger Gletscher

Der Schladminger Gletscher ist nach dem Hallstätter Gletscher und dem Gosaugletscher der drittgrößte Gletscher des Dachsteingebirges in Österreich.

In den Jahren um 1850 betrug seine Eisfläche laut Friedrich Simony knapp 199 Hektar[1], nach moderner Schätzung etwa 3,2 km², wobei in diese Flächenangabe auch die Eisflächen zwischen Mitterstein (2.417 m ü. A.) und Gjaidstein (2.794 m ü. A.) einbezogen wurden.

In den 1980er Jahren wurde in seinem Kar die Talstation eines Sesselliftes[2] für den Sommerschilauf errichtet. Heute sind nur noch etwa 33 % der einstigen Fläche des Gletschers erhalten, das sind etwa 0,95 km². Die Abschmelzgeschwindigkeit des Schladminger Gletschers nimmt zur Zeit ab, da sein unterer Rand nunmehr bereits eine Höhe von 2.430 m erreicht hat und in dieser Höhenlage niedrigere Temperaturen herrschen. Im östlichen Bereich unter der Nordwand des Koppenkarsteins auf 2.555 m beginnt eine Felseninsel größeren Ausmaßes auszuapern.

Die unter dem Schladminger Gletscher liegenden Almen werden von Vischer als Zlacken (Lackenmoosalm), im lang Kohr (Langkaralm), Das Gaid (Gjaidalm), Taubenkor (Taubenkaralm), Schenbihel (Schönbichlalm) und das Matteregg (Modereckalm) bezeichnet. Auch die Bezeichnungen Schladminger Alm und Verfallene Alm sind zu finden.

Unter dem Schladminger Gletscher auf 2.040 m ü. A. liegt die Brunngrube oder auch Lange Grube. In diesem langgezogenen postglazialen Kar konnte 1996 eine spätbronzezeitliche Siedlung entdeckt werden. Eine 14C-Datierung erbrachte ein Alter von 3.385 Jahren. Ähnliche Funde sind auch von anderen Gletschern bekannt. So konnten Holzstücke mit anthropogenen Bearbeitungsspuren, die von Fernand Navarra 1955 und 1969 angeblich aus einer Gletscherspalte vom Berg Ararat in der Türkei geborgen wurden, mit der Radiokohlenstoffmethode auf ein Alter von etwa 2.000 Jahren datiert werden.[3]

Sage von der übergossenen Alm

Die Sage von der übergossenen Alm spiegelt die vergangene Blütezeit des Dachsteingebirges wider. Vor langer Zeit, so die Sage, war auf den üppigen Almwiesen genug Futter für die Kühe, die im Überfluss Milch gaben, so dass große Käselaibe und würzige Butterstriezel die Vorratskästen der Menschen füllten. Dieser Überfluss machte die Menschen jedoch stolz und übermütig, und sie begannen, sich mit der Milch zu waschen und darin zu baden. Damit nicht genug, sie legten die Fußböden mit Käselaiben aus, und verstopften die Fugen der Wände mit Butter. Als Strafe für diesen Frevel begann es in großen Flocken zu schneien und zu schneien und zu schneien, und der Schneefall hörte über Wochen nicht mehr auf, so dass die Almen unter dem Schnee begraben wurden, der bald zu Eis erstarrte.

Dieses Sagenmotiv von der übergossenen Alm, das im Alpenraum im Zusammenhang mit Gletschern häufig anzutreffen ist, erinnert vielleicht an die Kleine Eiszeit, eine dramatische Klimaverschlechterung, die um 1580 einsetzte und über 100 Jahre andauerte. Damals konnten viele Almen nur beschränkt genutzt werden, einzelne Almen mussten sogar aufgegeben werden. Möglicherweise ist diese Sage jedoch noch älter und beruht auf der Existenz bronzezeitlicher Siedlungen, die im Zuge des Gletscherrückgangs durch die Klimaerwärmung nun wieder zum Vorschein kommen. So zeugen die Steinkränze der Fundamente längst verfallener Almhütten von einer vergangenen Blütezeit.

Quellen

  1. http://www.anisa.at/gletscher%20dachstein%20index.htm
  2. http://www.planai.at/sommer_d_2114_DEU_HTML.htm
  3. Lloyd R. Bailey Wood from "Mount Ararat": Noah's Ark? The Biblical Archaeologist, Vol. 40, No. 4 (Dec. 1977) pp. 137-146
47.47008313.630355

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