Schlöth

Schlöth
Das Denkmal von Arnold Winkelried auf dem Dorfplatz in Stans, aufgestellt 1865
St. Jakobsdenkmal in Basel, 1871

Ferdinand Schlöth (* 25. Januar 1818 in Basel; † 2. August 1891 in Lutzenberg AR; bestattet in Thal SG), einer der bedeutendsten Schweizer Bildhauer des Spätklassizismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Schaffen

Schlöth wuchs als Sohn eines aus Berlin stammenden Schlossers in Basel auf. Nach einer Schlosserlehre bei seinem Vater und einer mehrjährigen Tätigkeit in diesem Beruf liess er sich ab 1843 in Rom zum Bildhauer ausbilden. 1847 eröffnete er dort ein eigenes Atelier. 1874 heiratete er die vermögende Witwe Emma Müller-Gengenbach und kehrte in die Schweiz zurück. Danach arbeitete abwechslungsweise in Basel und in Lutzenberg (Kanton Appenzell Ausserrhoden).

Aus einem Wettbewerb für ein Winkelried-Denkmal in Stans ging er 1855 siegreich hervor. Dessen Einweihung 1865 markierte einen Höhepunkt in seinem Schaffen und machte Schöth zu einem der renommiertesten Bildhauern der Schweiz. Es folgte das ebenso heroische Denkmal für die Schlacht bei St. Jakob an der Birs in Basel (1872 eingeweiht). Ferdinand Schlöth setzte mit diesen beiden Monumenten neue Massstäbe in der Kategorie des politischen Denkmals, wenn auch seine Lösungen fast ohne direkte Nachfolge blieben. 1873 gewann er zudem den Wettbewerb für das Tegetthoff-Denkmal in Wien, doch wurde sein Entwurf nicht ausgeführt, ebenso seine preisgekrönten Entwürfe für das Zwingli-Denkmal in Zürich. Neben Denkmälern schuf Schlöth vor allem Rundplastiken und Reliefs mit mythologischer, biblischer oder allegorischer Thematik sowie zahlreiche Bildnisbüsten, darunter einen ganzen Zyklus von Gelehrtenbüsten für das Museum in Basel (fertiggestellt 1876). 1870 wurde der Solothurner Richard Kissling sein bekanntester Schüler. In den 1850er-Jahren beeinflusste Schlöth zudem den jungen Reinhold Begas.

Schlöths Werk war geprägt vom Spätklassizismus in der Nachfolge Bertel Thorvaldsens, nahm aber auch Anregungen von neueren Strömungen in der abendländischen Plastik (Realismus, Neobarock) in sich auf. Fast alle seine Werke sind aus weissem Carrara-Marmor gefertigt und zeigen eine für die Thorwaldsen-Schule charakteristische subtile Oberflächenbehandlung.

Werke (Auswahl)

  • ganzfiguriges Knabenporträt (Martin Eduard Alfred Burckhardt), Marmor, 1847, Historisches Museum Basel
  • Psyche, Marmorstatue, 1850, Kunstmuseum Basel
  • Jason mit dem goldenen Vlies, Marmorstatue 1852, Kunstmuseum Basel
  • Mänade und Pan, Marmorrelief, 1853, Zürich, Schweizerisches Landesmuseum
  • Bacchantin (Allegorie des Herbstes), Marmorstatue, um 1854, Privatbesitz
  • Ballschläger (Pallone-Spieler), Marmorstatue, 1863, Privatbesitz
  • Winkelrieddenkmal in Stans, Marmor, 1865
  • St. Jakobs-Denkmal in Basel, Marmor, 1871 (eingeweiht 1872)
  • Adam und Eva vor dem Sündenfall, Marmorgruppe, 1873, Kunstmuseum Basel
  • Ganymed mit Adler, Marmorrelief, 1873, Skulpturhalle Basel (Depositium Gottfried Keller-Stiftung)
  • Professorenbüsten, Marmor, 1873-76, ehemals Museum an der Augustinergasse (heute Naturhistorisches Museum Basel), seit 2008 als Depositum in der Skulpturhalle
  • Modelle der Basilisken für die Wettsteinbrücke in Basel, 1879
  • Christus, Marmorbüste, 1883, Skulpturhalle Basel (Depositum Basler Kunstverein)
  • Leda mit dem Schwan, Marmor, 1890/91, Skulpturhalle Basel (Depositum Basler Kunstverein)

Ausstellungen

  • 1892 Skulpturhalle des Basler Kunstvereins
  • 1986 Nidwaldner Museum, Stans (Winkelrieddenkmal)
  • 2004/05 Skulpturhalle Basel

Literatur

  • Hess, Stefan / Lochman, Tomas (Hg.): Klassische Schönheit und vaterländisches Heldentum. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818-1891), Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Skulpturhalle Basel, Basel 2004; ISBN 3-905057-20-4
  • Hauser, Stephan E.: Schlöth, Lukas Ferdinand, in: Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst, Bd. 2, Zürich 1998, S. 940 f.
  • Meles, Brigitte: Das St. Jakobs-Denkmal von Ferdinand Schlöth, in: Geiser, Werner (Hg.): Ereignis – Mythos – Deutung, 1444–1994 St. Jakob an der Birs, Basel 1994, S. 140–164
  • Arnold Winkelried, sein Denkmal in Stans, Ausstellungskatalog, Nidwaldner Museum, Stans, Stans 1986
  • Christ, Dorothea: Maler und Bildhauer der Basler Künstler Gesellschaft 1850–1950, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Basel, Basel 1980
  • Flüeler, Karl: Das Winkelried-Denkmal von Stans, Stans 1965
  • Waser, Otto: Schlöth, Lukas Ferdinand, in: Schweizerisches Künstler-Lexikon, redigiert von Carl Brun, Bd. 3, Frauenfeld 1913, S. 57–62

Weblinks


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