Schmalspurbahn Wilischthal–Thum

Schmalspurbahn Wilischthal–Thum
Wilischthal–Thum/Ehrenfriedersdorf
Strecke der Schmalspurbahn Wilischthal–Thum
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen von 1902
Streckennummer: 6972; sä. WT (ex WE)
Streckenlänge: 29,776 km
Spurweite: 750 mm (Schmalspur)
Maximale Neigung: 29 
Minimaler Radius: 50 m
Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h
Legende
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0,000 Wilischthal 340 m
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(Anschluss von Zschopautalbahn)
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0,084 Zschopaubrücke (72,25 m)
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1,270 Anschl Papierfabrik Wilischthal
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2,062 Brücke Mühlgraben (29,3 m)
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2,310 Wilischau 355 m
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2,454 Wilischbrücke (10,1 m)
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2,788 Wilischbrücke (13,1 m)
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3,740 Grießbach (Wilischtal) 375 m
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3,858 Wilischbrücke (19,2 m)
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6,240 Gelenau 395 m
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2,454 Brücke Mühlgraben (17,8 m)
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7,190 Venusberg bis 1902 408 m
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8,380 Venusberg-Spinnerei ab 1902 420 m
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Anschl Spinnerei Venusberg
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9,376 Wilischbrücke (32,6 m)
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9,500 Unterherold 432 m
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10,750 Mittelherold 448 m
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11,300 Herold (Erzgeb) 458 m
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13,820 Ehrenfriedersdorf bis 1906 516 m
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12,454 Brücke Thumer Bach (12,8 m)
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13,160 Thum bis 1906 499 m
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13,286 EÜ Färberstr. (46 m)
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von Meinersdorf
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13,540 Thum 507 m
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nach Schönfeld-Wiesa

Die Schmalspurbahn Wilischthal–Thum (Wilischthalbahn) war eine sächsische Schmalspurbahn im mittleren Erzgebirge. Sie begann an der Zschopautalbahn im Bahnhof Wilischthal und führte entlang der Wilisch nach Thum. Von Oberherold zweigte zwischen 1886 und 1906 eine Stichbahn nach Ehrenfriedersdorf ab.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte & Eröffnung

Bereits seit 1855 sollte die Stadt Annaberg einen Bahnanschluss erhalten, daraufhin begannen 1858 Planungen, die neben anderen Streckenführungen auch einen Verlauf durch das Wilischtal über Thum und Ehrenfriedersdorf untersuchten. Stattdessen wurde aber der Entwurf durch das Zschopautal favorisiert, der dann 1866 mit der Zschopautalbahn auch umgesetzt wurde. Daraufhin schien ein Bahnanschluss für das Wilischtal lange unerreichbar, erst in den 1880er Jahren beschäftigte sich der Sächsische Landtag wieder mit dem Problem auf Druck der zahlreichen Papier- und Textilfabrikanten, die sich von einer Eisenbahn einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung versprachen. 1883/1884 wurde schließlich der Entwurf einer Schmalspurbahn ausgehend von Wilischthal nach Thum bzw. Ehrenfriedersdorf.

Nach dem Abschluss der Bauarbeiten, die im September 1885 begonnen hatten, konnte am 14. Dezember 1886 die Wilischtalbahn feierlich eröffnet werden.

Betrieb

Für die ab 1904 gebaute Verbindung mit Schmalspurbahn Schönfeld-Wiesa–Geyer entstand in Thum ein neuer Bahnhof. Noch vor der Inbetriebnahme der neuen Verbindung Richtung Geyer wurde ab 18. April 1906 ein vorläufiges Verbindungsgleis zum neuen Thumer Bahnhof von den Zügen der Wilischthalbahn genutzt. Die Strecke nach Geyer wurde am 30 April 1906 eröffnet, mit der Aufnahme des regulären Verkehrs einen Tag später - am 1. Mai 1906 - wurde die kurze Stichstrecke von Oberherold zum Bahnhof Ehrenfriedersdorf stillgelegt, da an der neuen Strecke nach Geyer ebenfalls ein Bahnhof für Ehrenfriedersdorf eingerichtet worden war. Während des Streckenbaus war die Stichstrecke nach Ehrenfriedersdorf als Anschlussgleis für mehrere Nutzer geplant, da diesen aber die Kosten für die Nutzung zu hoch waren, zerschlug sich dieses Vorhaben.

Der Rollwagenverkehr wurde 1912/13 eingeführt, zur Schaffung der notwendigen Profilfreiheit waren diverse Umbauarbeiten notwendig.

Stilllegung

Die Wilischthalbahn wurde am 28. Mai 1972 stillgelegt und bis 1976 schrittweise von Thum bis zum Anschlussgleis der Papierfabrik abgebaut. Lediglich der Anschluss Papierfabrik wurde bis 1992 von Wilischthal aus noch mit Rangierfahrten bedient. Im Dezember 1991 fanden letztmalig mit einer IV K, einem Gepäck- und einem Reisezugwagen ein paar Sonderfahrten auf diesem Streckenstück des einst so großen Thumer Netzes statt.

Streckenbeschreibung

Vereinfachtes Höhenprofil der Schmalspurbahn Wilischthal–Thum

Betriebsstellen

Bahnhof Wilischthal

Der schmalspurige Teil des Bahnhof wurde 1886 eröffnet. Das bestehende Empfangsgebäude der Zschopautalbahn wurde dabei um einen Anbau erweitert. Neu errichtet wurden ein einständiger Lokschuppen, ein Kohleschuppen mit Aufenthaltsraum und einer angrenzenden Wasserstation, mit einem ca. 4 Meter ausladenden Wasserkran. Weiterhin eine Verladerampe für Schmalspurfahrzeuge und eine 1887 errichtete Rollgrube, die 1913 für die Verwendung von Rollfahrzeugen umgebaut wurde. Ab 1906 diente der Lokschuppen im Winter nur noch für anfallende Wagenreparaturen.

Lok- und Kohleschuppen waren bei Einstellung des Betriebs nach Thum 1972 bereits nicht mehr vorhanden.

Haltepunkt Wilischau

Am 1. Juni 1888 als „Haltepunkt Weißbach“ ohne Hochbauten eröffnet. Ab 1915 als „Haltepunkt Wilischau“ bezeichnet, später wird eine Wartehalle mit Nebenraum errichtet. Von 1925 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Bedarfshalt, mit dem Sommerfahrplan 1966 wurde der Haltepunkt geschlossen.

Bahnhof Gelenau

1886 mit Eröffnung der Bahnstrecke als Haltestelle mit Wartehäuschen, Güterschuppen und Freiabtritt in Betrieb genommen.

Aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommen wurde die Haltestelle „Bahnhof“, das Wartehäuschen durch ein massives Gebäude ersetzt. Der Bahnhof war Zugkreuzungspunkt.

Haltepunkt Unterherold

Am 15. Dezember 1886 wurde die „Haltestelle Unterherold“ eröffnet. 1910 wurde diese abgebaut und ca. 70 Streckenmeter in Richtung Thum als „Haltepunkt Unterherold“ neu errichtet.

Der Haltepunkt war dafür berühmt, das angeblich kleinste Empfangsgebäude der DR zu besitzen: einen ehemals zweiachsigen Wagenkasten der Gattung 760/761, der ohne Schiebetür als Unterstellmöglichkeit diente. Erst Anfang der 1990er Jahre wurde er abgerissen.[1][2]

Bahnhof Herold (Erzgebirge)

1886 als „Haltestelle Oberherold“ eröffnet. An Hochbauten wurden Warteraum mit Güteragentur, Nebengebäude mit Freiabtritt sowie ein zweiständiger Lokschuppen errichtet.

Mit Stilllegung der Stichstrecke nach Ehrenfriedersdorf 1906 wurde der Lokschuppen geschlossen. Ab dem Sommerfahrplan 1942 wird die Haltestelle als „Bahnhof Herold (Erzgebirge)“ bezeichnet.

Fahrzeugeinsatz

Lokomotiven

Auf der Wilischthalbahn waren ab 1886 die Loks Nr. 25, Nr. 26 und Nr. 27 der Gattung I K eingesetzt. Die durch Kupplung der I K-Loks Nr. 2 und 3 hergestellte Lokomotive Nr. 62 A/B (II K) war vor und während des ersten Weltkrieges auf der Wilischthalbahn im Einsatz.

Bevorzugt im Thumer Netz und zwischen Wolkenstein und Jöhstadt sollte nach 1891 die neue III K im Einsatz dominieren. Die Fahrzeuggattung wurde ab 1892 jedoch schlagartig durch die Gattung IV K abgelöst.

Nach der Verstärkung des Oberbaus und der Brücken 1924/25 kamen mit 99 684 und 99 688 die ersten Heißdampfloks der Gattung VI K nach Thum. Ihnen folgten weitere Maschinen der gleichen Baureihe, so dass die Lokomotivbahnhöfe Thum und Geyer 1925 9, und 1928 gar 13 Exemplare (davon eine in Meinersdorf) beheimateten. Zwischen 1934 bis 1937 kamen mit den Nummern 99 612, 614, 615, 616 und 99 618 auch Lokomotiven der Gattung V K nach Thum.

Die Baureihe 99.77–79 bildet ab 1953 bis Betriebsende das Rückgrat des Betriebs

Im Sommer 1933 kamen mit der 99 751 und 752 die ersten 1'E1' Einheits-Neubaulokomotiven der DRG-Baureihe 99.73–76 nach Thum. Mit den Nummern 99 757 bis 762 kamen noch sechs weitere Loks der Gattung VII K (alt) zum Thumer Netz. Am 20. Juni 1953 erhielt das Bw Thum mit der 99 778 die erste Neubaulokomotive der DR-Baureihe 99.77–79. Einen Tag später folgte die 99 777. Auch die 99 776 und die 99 779 bis 793 machten ihren Fabrikanlauf auf den Strecken des Thumer Netzes. Außer den Exemplaren 99 772, 786, 788, 790 und 794 befuhren alle weiteren Neubauloks das Thumer Netz.

Bei den fünffachgekuppelten Lokomotiven der BR 99 77-79 trat in Folge der vielen Kurven, mit einem Mindestradius von 50 m im Tal der Wilisch eine große Spurkranzabnutzung auf. Das Bw Thum erdachte eine neuartige Steuerung und rüstete ihre Maschinen damit aus. Die Steuerung bewährte sich so gut, dass daraufhin alle Lokomotiven dieser Baureihe vom RAW Görlitz mit dieser ausgerüstet wurden.

Die Strecke heute

Auf dem Teilstück Wilischthal-Papierfabrik bis etwa auf Höhe der Kirche in Herold wurde die ehemalige Bahntrasse – mit kleineren Unterbrechungen – in einen Geh- und Radweg umgewandelt.[3]

Vom Anschluss Wilischthal-Papierfabrik in Richtung Bahnhof Wilischthal liegen bis zum ehemaligen Bahnübergang der Straße nach Gelenau die Gleise bis heute. Auf dem Reststück ab Bahnübergang wurden diese erst Anfang Juni 2009 zurückgebaut.[4]

Literatur

  • Dieter Bäzold: Das Thumer Schmalspurnetz. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1993, ISBN 3-922138-51-9
  • Stephan Häupel, Eberhard Schramm: Schmalspurbahnen um Thum. Verlag Kenning 2002, ISBN 3-933613-39-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eisenbahnstationen in Sachsen, abgerufen am 14. April 2010
  2. Press-Kurier, Ausgabe 2/2003 – Schmalspurbahn- und Museumsbahn aktuell, abgerufen am 14. April 2010
  3. Bahntrassenradeln – Bahntrassenradwege in Sachsen, abgerufen am 14. April 2010
  4. Gleisrückbau in Wilischthal - Beiträge im MySnip Foren-Archiv, abgerufen am 9. April 2010

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