Schwarzburg (Schloss)

Schwarzburg (Schloss)
Blick auf die Schlossruine

Schloss Schwarzburg ist eine Schlossruine oberhalb der südthüringischen Gemeinde Schwarzburg.

Inhaltsverzeichnis

Vorgängerbauten

Blick vom Trippstein auf Schwarzburg mit dem Schloss vor 1900

Wann die erste Befestigungsanlage auf dem Schwarzburger Schlossberg errichtet wurde, ist unbekannt. Eine heute nicht mehr vorhandene Urkunde erwähnt aber bereits im Jahr 1071 die Swartzinburg. Der Standort wurde gewählt, da der Felssporn an drei Seiten schroff abfällt und deshalb nur schwer anzugreifen ist. Tatsächlich wurde die Burg niemals in ihrer Geschichte angegriffen oder belagert.

Im 12. Jahrhundert gehörte die Burg dem Adelsgeschlecht der Sizzonen, deren Schwarzburger Linie sie zu ihrem Stammsitz machte. Im Rahmen von Erbstreitigkeiten wurde die Burg im 14. und 15. Jahrhunderts gleichzeitig auf bis zu drei Linien der Familie verteilt. 1448 verkaufte Günther XXXII. die Burg an den Kurfürsten Friedrich II. von Sachsen. Aus dem Jahr 1453, als die Burg als sächsisches Lehen an eine Schwarzburgische Linien zurückgelangte, ist eine genauere Beschreibung der Anlage überliefert. Von Gräben, Wällen, Mauern, einer Zugbrücke über dem Zwinger im Norden, fünf Toren und einer Rüstkammer ist die Rede.

Die nächste detaillierte Beschreibung datiert auf 1548 und stammt von Graf Wolrad von Waldeck. Er berichtet von einem sehr holprigen Zugang, der durch fünf Tore führte, einem Schachtbrunnen, einer Leitung für Quellwasser und einem viereckigen Turm rechts vor dem ersten Tor. Zu diesem Zeitpunkt war die Burg bereits keine Residenz mehr, sondern Sitz der Amtleute des ausgedehnten Amtes Schwarzburg. Als solches enthielt sie ein Gefängnis sowie spezielle Räume, in denen adlige Frauen wegen eines Vergehens festgehalten werden konnten.

Im Dreißigjährigen Krieg siedelte die Grafenfamilie noch einmal von der Heidecksburg auf die sichere Schwarzburg um. Auch die einfache Bevölkerung des Umlandes suchte Zuflucht auf der Burg. Allerdings muss es im 17. Jahrhundert mehrfach zu Felsabstürzen gekommen sein, die die Burg bedrohten. 1664 fanden größere Umbauarbeiten statt, um die Burg im Falle eines türkischen Angriffs erneut nutzen zu können. Bis 1682 wurden auch die Wohnräume modernisiert und mit barocken Verzierungen ausgestattet.

Zwei Brände, am 10. Januar 1695 und am 21. Oktober 1726, vernichteten den alten Bau in weiten Teilen.

Schloss

Schloss Schwarzburg vor 1900

Nach dem zweiten Brand begannen die Bauarbeiten für das neue Schloss. Das repräsentative Haupthaus wurde im Westen errichtet. Es verfügte über ein heute noch vorhandenes, spätbarockes Portal. Vom Haupthaus zweigte rechtwinklig nach Osten ein Querhaus ab, das die Schlosskirche und den Turm beherbergte sowie das Kaisersaalgebäude umfasste, das den Brand überstanden hatte. An der Nordseite wurden Wirtschafts- und Wohnhäuser errichtet. Von der alten Schlossanlage war darüber hinaus noch das Zeughaus vorhanden. Neben dem Kaisersaal verfügte auch das Hauptgebäude über einen Saal sowie über Wohn- und Gesellschaftsräume mit barocker Stuckdekoration. Nach dem Wiederaufbau nutzten die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt das Schloss als Jagdschloss und Sommersitz. Der letzte Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, Günther, behielt auch nach seiner Abdankung 1918 Wohnrecht auf der Burg. Er verstarb 1925, seine Gattin Anna Louise musste 1940 im Zusammenhang mit den Umbauvorhaben bezüglich Schloss Schwarzburg in das Schloss Sondershausen umziehen.

Im Dritten Reich sollte das Schloss nach Plänen des Architekten Hermann Giesler zum „Reichsgästehaus“ für ausländische Staatsgäste umgebaut werden. Das Vorhaben lief unter „vordringliche Maßnahme“ und sollte laut „Führerbefehl“ innerhalb weniger Monate abgeschlossen sein. Das Torgebäude wurde für die Baufahrzeuge größtenteils abgetragen, das Hauptschloss total entkernt, das Quergebäude -außer dem Schlossturm- beseitigt. Das Zeughaus wurde -nach Überführung der Waffensammlung auf die Heidecksburg- als Materiallager genutzt. Die Bauarbeiten verzögerten sich durch den Kriegsverlauf erheblich und wurden im März 1942 auf Befehl von Albert Speer abgebrochen. Bis September 1942 erfolgten noch bauliche Sicherungsmaßnahmen. Das Kreis-Bauamt Rudolstadt hatte bis Kriegsende die Aufsicht über die Bauten. Anfang 1945 wurden die Spitzenwerke der Weimarer Kunstsammlungen wegen der Luftangriffe auf die Stadt in das Schloss Schwarzburg ausgelagert. Am 12.April 1945 erfolgte die Besetzung durch US-Truppen, ein Teil der wertvollen Gemälde ging im Juni verloren.

In der Zeit der SBZ und DDR verfiel die durch den unvollendeten Umbau geschädigte und unbeaufsichtigte Schlossanlage weiter, besonders Haupthaus und Zeughaus. Pläne für Ausbau und Nutzung als DDR-Regierungsgästehaus, Interhotel, FDGB-Gästehaus oder Wismut-Erholungsheim wurden nicht realisiert. Nur der Kaisersaal im Südhaus wurde ab 1962 wiederaufgebaut und 1971 eingeweiht. Beim illegalen Abbrennen eines Feuerwerks an Silvester 1981 durch Andreas Teucherdt, ein Mitglied der örtlichen freiwilligen Feuerwehr, auf dem Schlossturm fing der Dachstuhl Feuer und der Turm brannte aus. Die barocke Turmkuppel musste abgetragen werden.

Nach der politischen Wende kam es zögernd zu Notsicherungsarbeiten an der Anlage. 1994 wurde Schloss Schwarzburg an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen. 1996 gründete sich ein Förderverein Schloss Schwarzburg. Zielsetzung ist vorrangig der Wiederaufbau des Zeughauses, längerfristig die Wiederbelebung des Schlosses mit Nutzung als Kulturelles Zentrum. Auch Sanierungsarbeiten am ruinösen Haupthaus sind angelaufen.

Kaisersaal

Kaisersaal-Gebäude

Beim Wiederaufbau nach dem Brand 1725 wurde der Kaisersaal in das noch vorhandene Süd-Gebäude der alten Burg eingebaut. Der Name rührt von den 48 überlebensgroßen Kaiserbildern an den Wänden. Mit ihnen wollten die Schwarzburger Fürsten ihren durch Günther XXI. (1349 deutscher König) erreichten Status unterstreichen. Der Kaisersaal wurde als einziges Gebäude des Schlosskomplexes zur DDR-Zeit 1962 bis 1971 wiederhergestellt

Zeughaus

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich das Zeughaus der Burg zum zentralen Waffenarsenal der Grafschaft, dann des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Ab Mitte des 19.Jahrhunderts wurde es zum Museum, mit einer einzigartigen Waffensammlung aus vier Jahrhunderten: Harnische, Hieb- und Stichwaffen, Büchsen, Musketen, Geschützen, erbeuteten Trophäen, Prunkwaffen, Uniformen, Mützen und Helmen. 1940 wurde die wertvolle „Waffensammlung Schloss Schwarzburg“ aus dem Zeughaus in das Schloss Heidecksburg in Rudolstadt überführt. 1945 „traten durch die Wirren des Krieges Verluste auf“.

Es ist das Ziel des „Fördervereins Schloss Schwarzburg“, die Waffensammlung nach Wiedererrichtung des Zeughauses wieder an diesen historischen Ort zu bringen.

Fasanerie

Das zum Schloss gehörende Vorwerk Sonnewalde wurde 1715 zu einer Fasanerie umgebaut. Zunächst gab es dort nur ein Wohnhaus für den Fasanenwärter, doch wurde es in den Folgejahren immer weiter vergrößert. Um 1820 wurde die Fasananzucht eingestellt und die Anlage zu einem dreigeschossigen, wenig geschmückten Jagdschloss mit zwei kurzen Seitenflügeln umgebaut. Die Fürstenwohnung lag im Obergeschoss, im Erdgeschoss lebte ein Förster. An der Stelle der ehemaligen Fasanen-Volieren entstand ein kleiner Park. 1840 wurde in der Fasanerie erstmals ein Ausschank eingerichtet, ab 1928 wurde sie als Gaststätte genutzt.

Literatur

  • Jens Henkel: Die Schwarzburg. Kulturgeschichte eines Schlosses, hersg. vom Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, (Beiträge zur schwarzburgischen Kunst- und Kulturgeschichte 9), Rudolstadt 2008, ISBN 978-3-910013-70-4.
  • Staatliche Museen Heidecksburg (Hg.): Waffensammlung Schwarzburger Zeughaus, Heidecksburg, Rudolstadt 1990, ISBN 3-910013-09-0.
  • Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (Hg.in): Orangerie und Kaisersaal von Schloß Schwarzburg, bearb. von Helmut-Eberhard Paulus, (Amtlicher Führer Special), Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03091-3.

Weblinks

50.63833333333311.1938888888897Koordinaten: 50° 38′ 18″ N, 11° 11′ 38″ O


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