Schweizerisches Rotes Kreuz, Kinderhilfe

Schweizerisches Rotes Kreuz, Kinderhilfe

Die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes war eine von 1942 bis 1955 bestehende Hilfsaktion des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) zugunsten von kriegsgeschädigten Kindern. Sie diente während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach der physischen und psychischen Erholung von Kindern, die durch die Auswirkungen des Krieges erkrankt oder verletzt worden waren oder traumatische Kriegserlebnisse, die Folgen einer Flucht, die Trennung von ihrer Familie oder den Verlust von Familienangehörigen erlitten hatten.

Geschichte

Die Kinderhilfe des SRK ging aus der 1940 ins Leben gerufenen „Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für kriegsgeschädigte Kinder“ hervor, die sich der Aufnahme von Kindern aus Frankreich und Belgien und ihrer Unterbringung in Schweizer Familien widmete. Im Jahr 1942 wurde die Arbeitsgemeinschaft als „Schweizerisches Rotes Kreuz, Kinderhilfe“ in das SRK aufgenommen. Während des Krieges wurden vorwiegend Kinder aus Frankreich, Belgien, Luxemburg und Holland aufgenommen, Italien und Deutschland verzichteten auf diese Möglichkeit. Nach dem Ende des Krieges kamen auch aus diesen Ländern sowie aus Österreich Kinder in die Schweiz.

Wichtigster Teil der Kinderhilfe waren Schweizer Familien, welche die Kinder für drei Monate aufnahmen, in dieser Zeit für die Verpflegung, Bekleidung sowie sonstige Versorgung aufkamen und die Kinder soweit wie möglich in das Familienleben integrierten. Bei der Zuteilung der Kinder zu den Familien wurde vor allem auf Übereinstimmung hinsichtlich der Sprache und der Konfession Wert gelegt. Die Familien wurden gegebenenfalls materiell durch das SRK unterstützt. Hinzu kam die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie dem Schweizerischen Pfadfinderbund, der vorwiegend ältere Jungen in sechswöchigen Sommerlagern betreute.

Zu den weiteren Hilfeleistungen der Kinderhilfe des SRK gehörten sogenannte Ausspeisungen in Wien und Niederösterreich, also die Versorgung von Kindern mit Nahrung vor Ort. Ab 1946 wurde darüber hinaus ein Patenschaftsprogramm für Kinder in dieser Region eingerichtet, die aus verschiedenen Gründen nicht an einem Aufenthalt in der Schweiz teilnehmen konnten. Im Rahmen dieser Patenschaften wurden rund 11.000 Kinder durch schweizerische Familien mit einem monatlichen Paket versorgt. Auch Kinder- und Waisenheime in Österreich wurden durch die Lieferung von Hilfsgütern unterstützt.

Finanziert wurde die Kinderhilfe vorwiegend durch Geld- und Sachspenden aus der Bevölkerung, durch Basare und Abzeichenverkäufe sowie durch Einnahmen aus dem Verkauf von Sondermarken. Um die Handlungsfreiheit und Unparteilichkeit der Hilfe zu gewährleisten, erfolgte die Finanzierung ausschließlich aus schweizerischen Mitteln. Da ein großer Teil der Spenden aus Naturalleistungen bestand, ist der gesamte Umfang nicht bekannt. Vorsichtige Schätzungen gehen von etwa 120 Millionen Schweizer Franken aus.

Bis zum Ende der Aktion im Jahr 1955 wurden rund 180.000 Kinder durch etwa 100.000 Pflegefamilien betreut. Bei einem Betrag von rund fünf Schweizer Franken pro Kind und Tag entspricht diese Hilfeleistung einem finanziellen Wert von rund 80 Millionen Schweizer Franken. Hinzu kam, dass sich der physische und psychische Gesundheitszustand der Kinder während ihres Aufenthaltes in der Regel deutlich verbesserte und sie fast immer mit einer reichhaltigen Ausstattung an Kleidern, Spielzeug und anderen Geschenken nach Hause zurückkehrten.

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