- Schönheitengalerie
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Die Schönheitengalerie König Ludwigs I. im inneren südlichen Pavillon des Schlosses Nymphenburg umfasst 36 Porträtmalereien von Münchner Frauen sowohl adeliger als auch bürgerlicher Herkunft, die fast alle von Joseph Karl Stieler gemalt wurden, der 1820 zum Hofmaler ernannt worden war. Für König Ludwig schuf Stieler zwischen 1827 und 1850 die berühmte Schönheitengalerie im Schloss Nymphenburg. Zu den Porträtierten gehörten die Tänzerin Lola Montez, die Geliebte des Königs, die Schustertochter Helene Sedlmayr, die Schauspielerin Charlotte von Hagn, die damals vom Publikum in München, Berlin bis nach Sankt Petersburg verehrt wurde, sowie Marianna Marquesa Florenzi, eine Vertraute des Königs.
Inhaltsverzeichnis
Vorherige Sammlungen
Die Idee, Gemälde von schönen Frauen in einer Galerie zu sammeln, war keine Erfindung Ludwigs I., sondern scheint aus Italien zu stammen. Den frühesten Überlieferungen zufolge, soll einer der Markgrafen von Mantua im 17. Jahrhundert eine solche Sammlung besessen haben. Ähnliches wird von den Höfen des Tiroler Erzherzogs Ferdinand II. (Schloss Ruhelust) und von Lorenzo Colonna (Schloss Carnesino bei Como) berichtet.
Peter Lely (1618–1680) malte unter dem Titel The Windsor Beauties für Anne Hyde eine Serie von Hofdamen, die zuerst im Windsor Castle hing und später in den Hampton Court Palace zog. Dort befinden sich auch die Hampton Court Beauties, welche um 1690 von Godfrey Kneller erschaffen wurden.
Einen weitaus größeren Einfluss auf Ludwig I. hatte die Galerie von ursprünglich 40 Werken, die die bayerische Kurfürstin Henriette Adelheid von Savoyen in der Zeit zwischen 1650 und 1675 durch ihren Münchner Hofmaler Corlando anfertigen ließ. Die Galerie hing vermutlich zuerst im alten Schleißheimer Schloss und findet sich heute zumindest in Teilen im Vestibül des Cuvilliés-Theaters in München. Bei den Motiven handelt es sich um Allegorien mutmaßlicher Hofdamen Henriette Adelheids.
Nicht nur Ludwig I., sondern auch ihr Sohn, Kurfürst Maximilian II. Emanuel, ließ sich durch diese Werke inspirieren. In seiner Schönheitengalerie fanden sich Die schönsten Damen des französischen Hofes von den Zeiten Ludwigs XIV. von dessen Hofmaler Pierre Gobert (oder einer Kopienwerkstatt), aber auch Schönheiten des italienischen Adels (Marchesa d´Oliano, Gräfin di Rivalta) die Corlando zugeschrieben werden. Letztere könnten auch aus der Galerie Henriette Adelheids stammen.
Kurfürst August II. von Sachsen hatte in Schloss Pillnitz gleich mehrere Galerien mit Schönheiten: eine mit Hofdamen der Maria II. von England erstellt von Schülern Anthonis van Dycks, eine von Pietro Rotari (1707–1762), den er 1750 nach Dresden einlud und eventuell eine weitere mit schönen Polinnen.
Bei sämtlichen bisher erwähnten Schönheitengalerien ist keine Beziehung zwischen Herrscher und Motiv zu erkennen. Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel ließ von Johann Heinrich Tischbein dem Älteren 28 Schönheiten malen - 14 bürgerliche für das erste Vorzimmer von Schloss Wilhelmsthal, 14 adelige für das zweite, ihm näher gelegene. Diese Modelle Wilhelm VIII. als einem der ersten bekannt, es waren keine Bildnisse (oder gar Kopien existierender Werke) ihm unbekannter Damen anderer Höfe, wie es in den vorherigen Schönheitsgalerien durchaus üblich gewesen war.
Die vermutlich größte Schönheitengalerie stammt von Rotari. Zarin Elisabeth I. beauftragte den Maler aus Verona, der seit 1756 ihr Hofmaler war, mit der Schaffung eines Kabinetts der Moden und Grazien. Er sollte junge Frauen malen, die die Vielfalt der Völker Russlands abbildeten. Im Zuge dieses Auftrages schuf Rotaris nicht nur 360 Bilder bürgerlicher Russinnen für Elisabeth, sondern außerdem zusätzliche 50, die sie an die Russische Kunstakademie verschenkte. Elisabeths Bilder waren für Schloss Peterhof bestimmt; heute finden sich ca. 40 der Werke in Schloss Archangelskoje.
Entstehung
Vor Schaffung der Schönheitengalerie hatte es um das Jahr 1817 einen kleinen Skandal wegen zweier Werke Joseph Karl Stielers gegeben. Er hatte für Ludwig I. ein Bildnis der Gräfin Rambaldi, einer Mätresse des Königs gemalt. Dieses Erinnerungsbild, das die Gräfin allegorisch als Madonna darstellt, um sie zu anonymisieren, hing neben einem Porträt des Kronprinzen Ludwigs I. Die Öffentlichkeit jedoch erkannte das Motiv und war empört. Daraufhin entfernte man das Bildnis des Kronprinzen wieder, das Nathanael von Schlichtegroll in einem Brief an Georg Issel als „Meisterwerk“ bezeichnete.
Die Aufregung über dieses Bild war vermutlich eine der Ursachen, warum sich Ludwig I. zur Schaffung einer anonymeren Galerie entschied, von der bereits 1821 erstmals die Rede war. Zu diesem Zeitpunkt offerierte Stieler, noch Hofmaler ohne festes Gehalt, Bilder der Madame Lang und der Adelaide Schiasetti für Ludwigs Sammlung der schönen Köpfe. Beide Werke schafften es jedoch nicht in die Galerie. Letztgenanntes Porträt der römischen Opernsängerin[1] erwarb Ludwig I. 1823 jedoch für die Münchener Kunstausstellung. Nach des Königs Willen sollte die Galerie vor allem eine Sammlung von vaterländischen Schönheiten werden, in der jedoch auch Ausländerinnen Vertretung fanden; und an ihr sollte die Nachwelt erkennen können, wie sich der Charakter weiblicher Schönheit zur damaligen Zeit ausgesprochen hat.[2]
Mit Beginn seiner Erweiterung der Münchner Residenz plante Ludwig I. 1826 bereits die Räume in denen die Sammlung hängen sollte ein. Der Plan für die Räume sah roten und grünen Stuckmarmor in breiter horizontaler Schichtung für die Wände vor, die mit einer Sockelzone von runden 80 Zentimetern abgeschlossen werden sollen. Kassettendecke und Türfüllung werden mit Ranken-Ornamenten verziert. 1828 benannte er in einem Brief an Johann Georg von Dillis die ersten zehn Werke, die in den beiden, im Bau befindlichen, Konversationszimmern ausgestellt werden sollten:
- Marianna Marquesa Florenzi
- Isabella Gräfin von Tauffkirchen-Engelberg
- Charlotte von Hagn
- Auguste Strobl (2)
- Cornelia Vetterlein
- Maximiliane Borzaga
- Nanette Kaula
- Regina Daxenberger
- Anna Hillmayer
Diese zehn Bilder waren es auch, die 1829 der Öffentlichkeit im Rahmen einer Kunstausstellung zusammen mit Stielers Goethe-Porträt vorgestellt wurden. Das Bild der Nanette Kaula war jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt. Zu diesen zehn Porträts kamen weitere hinzu, so dass bei deren Einzug 1835 17 Bildnisse ausgestellt werden konnten, die in den letzten ungefähr acht Jahren entstanden waren:
- Amalie Freiin von Krüdener
- Lady Jane Ellenborough
- Amalia von Schintling
- Helene Sedlmayr
- Crescentia Fürstin von Öttingen-Öttingen und Wallerstein
- Irene Marquise von Pallavicini
- Caroline Gräfin von Holnstein
In den weiteren 15 Jahren bis 1850 fertigte Stieler die fehlenden 19 Porträts an und schloss seine Arbeit mit den Porträts von Lola Montez und Maria Dietsch ab. An letzterem wurden kosmetische Korrekturen vorgenommen, da Dietsch nach Auffassung Stielers „keine ausgezeichnete Schönheit“ war.
Auch bei seinem vorletzten Werk für die Galerie, dem Porträt der Lola Montez hatte der Künstler Schwierigkeiten: Er befürchtete die Reaktion der Öffentlichkeit, die für Montez nicht viel übrig hatte. Ludwig I. musste ihn 1846 mehrmals darum ersuchen, sie zu malen. Er malte sie schließlich im Kostüm einer spanischen Tänzerin, mit relativ freiem Oberkörper und einer Maske in der Hand. Ludwig I. echauffierte sich über das Motiv und ließ sie in schwarzem Samt erneut malen. Auch von dem Ergebnis dieser Arbeit Stielers, dessen Motivation eher gering war, war der König nicht begeistert. Dies galt auch für Marianna Marquesa Florenzi aus Florenz, bei der Ludwig I. immer wieder Rat, auch in Staatsgeschäften, suchte. Als ihr berichtet worden war, dass neben ihrem Porträt jetzt das Bild dieser Lola Montez hängen würde, verlangte sie in einem ihrer 3000 Briefe an ihn (er schrieb ihr ungefähr 1500) kategorisch, ihr Bild abzuhängen und drohte, ihm andernfalls ihre Gunst zu entziehen.[3]
Ludwig beauftragte 1861 Stielers Neffen und Schüler Friedrich Dürck (1809–1884) damit, zwei weitere Porträts für die Sammlung zu erstellen. So entstanden die einzigen beiden Bilder der Sammlung, die nicht direkt von Stieler stammen: Anna von Creiner und Carlotta Freiin von Breidbach-Bürresheim.
Da der Festsaalbau im Verlauf des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde, zog die Sammlung in den kleinen Speisesaal von Schloss Nymphenburg um. Es war ursprünglich geplant, sie ihren Platz in der Residenz bald wieder einnehmen zu lassen.
Die Gemälde
Betrachtet man die Liste der Porträtierten, so finden sich darin Angehörige verschiedener Völker, wie eine Griechin, eine Britin, eine Schottin und eine Israelitin, ebenso wie Verwandtschaftsbeziehungen: Es wurde sowohl die Ehefrau, als auch die Tochter von Ludwig von Oettingen-Wallerstein gemalt; bei Alexandra von Bayern handelt es sich um eine Tochter Ludwigs.
Name Lebensdaten Ehemänner Ausmaße Jahr Abbildung Auguste Strobl (1807–1871) Anton Hilber, Förster (∞ 1831) 72,5 x 59,2 cm 1827 Maximiliane Borzaga (1806–1837) Joseph Krämer, Arzt in Kreuth (∞ 1830) 72 x 58 cm 1827 Isabella Gräfin von Tauffkirchen-Engelberg (1808–1855) Graf Hektor von Kwilecky auf Kwilcz (∞ 1830) 72 x 59,8 cm 1828 Amalie von Lerchenfeld (1808–1888) Freiherr Alexander von Krüdener (∞ 1836–1852)
Graf Nikolai Wladimirowitsch Adlerberg (∞ 1855)72,2 x 59 cm 1828 Cornelia Vetterlein [4] (1811–1862) Reichsfreiherr Franz Ludwig von Künsberg auf Haim-Schmeilsdorf (∞ 1843) 72,5 x 59,2 cm 1828 Charlotte von Hagn (1809–1891) Alexander von Oven, Gutsbesitzer (∞ 1848) 73,2 x 59,5 cm 1828 Nanette Kaula (1812–1877) Salomon Heine, Bankier (∞ 1838) 72,2 x 59 cm 1829 Anna Hillmayer (1812–1847) 71,7 x 58,4 cm 1829 Regina Daxenberger (1811–1872) Heinrich Fahrenbacher (∞ 1832) 70 x 58,9 cm 1829 Jane Elizabeth Digby (1807–1881) Eward Law, 2. Baron und 1. Earl of Ellenborough (∞ 1824–1830)
Freiherr Karl von Veningen-Ulner (∞ 1834)
Graf Spyridon Theotoky (∞ 1841)
Scheich Medjuel el Mezrab (∞ 1854)72 x 58 cm 1831 Marianna Marquesa Florenzi (1802–1870) Ettore Marchese Florenzi
Evelyn Waddington71,6 x 58,4 cm 1831 Amalie von Schintling (1812–1831) Fritz von Schintling (verlobt, vor Hochzeit verstorben) 72 x 58,5 cm 1831 Helene Sedlmayr (1813–1898) Kammerlakei Hermes Miller (seit 1832) 71,4 x 58,2 cm 1831 Crescentia Bourgin (1806–1853) Ludwig Krafft von Öttingen und Wallerstein (∞ 1823) 72 x 58 cm 1833 Irene von Pallavicini (1811–1877) Graf Alois Nikolaus von Arco auf Steppberg (Sohn von Maria Leopoldine von Österreich-Este), später geschieden 72 x 58,2 cm 1834 Caroline von Holnstein (1815–1859) Graf Theodor von Holnstein aus Bayern (∞ 1831)
Freiherr Wilhelm von Künsberg (∞ 1857)71,5 x 58 cm 1834 Jane Erskine (1818–1846) James Henry Callander, Esquire of Craigforth (∞ 1837) 72 x 57,9 cm 1837 Therese Spence (1815–?) 72 x 57,8 cm 1837 Mathilde von Jordan (1817–1856) Freiherr Friedrich Ferdinand von Beust (∞ 1843) 72 x 59 cm 1837 Wilhelmine Sulzer (1819–?) Karl Schneider, Registrator (∞ 1838) 72 x 59 cm 1838 Luise von Neubeck (1816–1872) Stiftsdame des Heilig-Geist-Spitals (1870–1872) * seit 1936 verschollen 1839 Antonie Wallinger (1823–1893) Regierungsrat Friedrich von Ott (∞ 1860) 72,3 x 58,8 cm 1840 Rosalie Julie von Bonar (1814–?) Freiherr Ernst von Bonar etc. 72 x 58,2 cm 1840 Sophie Friederike von Bayern (1805–1872) Erzherzog Franz Karl von Österreich (∞ 1824) 72 x 59 cm 1841 Katharina Botzaris (1820–1872) Prinz Georg Karadja (∞ 1845) 72,4 x 59 cm 1841 Caroline Lizius (1825–1908) Karl Albert von Stobäus, Legationsrat (∞ 1849) 71 x 59,4 cm 1842 Elise List (1822–1893) Gustav Pacher, Wiener (∞ 1845) 70,3 x 59,2 cm 1842 Marie Friederike von Preußen (1825–1889) Kronprinz Maximilian II. von Bayern (∞ 1842) 71,7 x 58 cm 1843 Friederike von Gumppenberg (1823–1916) Ludwig Freiherr von Gumppenberg, ihr Vetter (∞ 1857) 70 x 59,4 cm 1843 Caroline von Oettingen-Wallerstein (1824–1889) Graf Hugo Philipp von Waldbott-Bassenheim (∞ 1843) 71 x 59,5 cm 1843 Emilie Milbanke (1822–1910) Sir John Milbanke, britischer Gesandter in München (∞ 1843) 71 x 59 cm 1844 Josepha Conti (1823–1881) Anton Conti (∞ 1840, 1845 von ihm verlassen)
Anton Schirsner, Bezirksgerichtsrat in der Au (∞ nach 1856)71,5 x 58,5 cm 1844 Alexandra Amalie von Bayern (1826–1875) 70,5 x 59,2 cm 1845 Auguste Ferdinande von Österreich (1825–1864) Prinz Luitpold von Bayern (∞ 1844) 70,2 x 59 cm 1845 Lola Montez (1821–1861) Thomas James, Offizier
drei weitere72 x 58,6 cm 1847 Maria Dietsch (1835–1869) Georg Sprecher, Chefredakteur der Augsburger Abendzeitung (∞ 1865) 73 x 59 cm 1850 Anna von Greiner (1836–?) Emil von Greiner (von 1861–1865) 1861 Carlotta von Breidbach-Bürresheim (1838–1920) Graf Philipp Boos zu Waldeck (∞ 1863) vor 1863 Rezeption
Heinrich Heine schrieb in den 1840er-Jahren in seinen Lobgesängen auf König Ludwig über Ludwig I. und seine Schönheitengalerie folgende Zeilen:
„ Er liebt die Kunst,
und die schönsten Fraun,
Die läßt er porträtieren;
Er geht in diesem gemalten Serail
Als Kunsteunuch spazieren.[5]“Moritz Gottlieb Saphir veröffentlichte im Februar 1828 das Gedicht Die zwei Rosen, das sich mit dem Bildnis der Amalie Adlerberg befasst.
Literatur
- Ulrike von Hase-Schmundt: Joseph Stieler : 1781 - 1858. Sein Leben u. sein Werk. Krit. Verzeichnis d. Werke. Prestel, München 1971, ISBN 3791303406, S. 94 ff
- Konstantin Prinz von Bayern: Des Königs schönste Damen. Aus der Schönheitengalerie Ludwigs I. Verlag Süddeutsche Zeitung, ISBN 3799160876
- Gerhard Hojer: Die Schönheitsgalerie König Ludwigs I., 4. Aufl. Regensburg, Schnell und Steiner, 1997. (1. Aufl. 1979)
Weblinks
Commons: Schönheitengalerie – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ monumente-online.de: Monumente online - Küsse für den Fuß der Venus, Dezember 2007, Zugriff am 4. Februar 2008
- ↑ Hans Reidelbach: König Ludwig I. von Bayern und seine Kunstschöpfungen, 1887/1888, S. 231
- ↑ Egon Cesar Conte Corti: Ludwig I von Bayern, 1937 zitiert In: Gerhard Hojer: Die Schönheitsgalerie König Ludwigs I. . 2. neugestaltete Auflage 1973, Schnell & Steiner, München. S. 19/20 und S. 70.
- ↑ geboren 1811 in Münchberg
- ↑ zeno.org: Heine, Heinrich/Gedichte/Nachlese/Zeitgedichte/Lobgesänge auf König Ludwig/1. Das ist Herr Ludwig von Bayerland, Zugriff am 30. Mai 2008
Kategorien:- Schönheitengalerie
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