Selbstbedienungsladen

Selbstbedienungsladen
Supermarkt in Portland, Oregon, USA

Ein Supermarkt (v. lat.: super über, mercatus Handel) ist ein großes Einzelhandelsgeschäft, das Lebensmittel, Genussmittel und daneben meistens auch Drogerieartikel und andere Artikel des täglichen Bedarfs anbietet.

Als Supermarkt werden Lebensmittel-Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 m² bezeichnet, die Lebensmittel einschließlich Frischwaren in Selbstbedienung führen und in denen der Anteil der für Nonfood vorgesehenen Fläche nicht über 25 Prozent liegt. Die meisten Supermärkte sind Teil einer Kette, die viele gleichartige Supermärkte besitzt oder steuert (oft im Rahmen eines Franchisevertrags) oder einer Verbundgruppe.

Dem Supermarkt verwandte Betriebsformen des Lebensmittelhandels sind, basierend auf der Einteilung von ACNielsen, das SB-Warenhaus (ab 5.000 m²) (im Ausland als Hypermarkt bezeichnet), der „Große Verbrauchermarkt“ (1.500-4.999 m²), der „kleine Verbrauchermarkt“ (800 - 1.499 m²) und die „sonstigen Geschäfte“ (groß 200-399 m², mittel 100 - 199 m², klein < 100 m²[1]. In der DDR war der Begriff Supermarkt ungebräuchlich. Dort wurden solche Geschäfte Kaufhalle genannt. Eine typische Größe ist die von 799 m² Verkaufsfläche für die Versorgung des Stadtviertels oder Dorfes. Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von über 800 m² gelten in der aktuellen Praxis und Rechtsprechung in Deutschland als „großflächig“ und sind nur in den Innenstädten sowie in ausgewiesenen Gewerbegebieten zulässig. Supermärkte, die ihre Produkte meistens zu vergleichsweise niedrigen Preisen mit entsprechend niedriger Handelsspanne anbieten, nennt man Discounter. Discounter wie Filialen der Ketten Lidl und Aldi haben üblicherweise eine Größe von 600-800 m².

Zunehmend gibt es auch Supermärkte, die ausschließlich Waren aus kontrolliert biologischer Erzeugung anbieten. Diese nennt man Biosupermärkte.

Inhaltsverzeichnis

Marketing des Handels

„Scheck in Center“ in Karlsruhe, Deutschlands Supermarkt des Jahres 2003
„Rewe“ in Eberswalde

Regale werden nach einem bestimmten Prinzip aufgebaut: Oben befinden sich nur schwer erreichbare Artikel (Streckzone), in der Mitte befinden sich Produkte, die bestmöglich verkauft werden sollen (Sichtzone) und ganz unten stehen Artikel, die nicht in großen Mengen verkauft werden sollen (Bückzone). Auf die Entscheidung, in welcher Zone ein Artikel zu finden sein soll, nehmen gelegentlich Hersteller Einfluss, der dann je nach Platzierung unterschiedliche Prämien zu zahlen bereit ist. Auch feinere Aufteilungen werden verwendet, so nennt die Neue Zürcher Zeitung in einem Fachartikel:[2]

Bezeichnung Höhe
Reckzone > 180 cm
Sichtzone 140 - 180 cm
Greifzone 60 - 140 cm
Bückzone < 60 cm

Die Sichtzone und die Greifzone sind für die ertragsstärksten Artikel reserviert. Günstigere oder No-name-Produkte sind meistens in der Reck- oder Bückzone positioniert, meist so, dass ein ergänzendes Produkt bei der Entnahme im Blickfeld steht, so dass zusätzliche Kaufanreize ausgelöst werden.[2] Nicht nur zählt die Frage der optimalen Warenplatzierung im Supermarkt (space management), die Frage des Wo und Wie der Platzierung Hunderter von Artikeln, zu den wichtigsten Entscheidungen des Handelsmarketings, "sondern jeder einzelne Artikel muss auch psychotaktisch möglichst optimal platziert werden".[3]

Sortiment

Bei Supermärkten unterscheidet man nicht nur zwischen verschiedenen Geschäftsgrößen, sondern auch zwischen verschiedenen Sortimentsgrößen. Während große Supermärkte – auch Vollsortimenter genannt – bis zu 40 000 Produkte im Sortiment haben können, haben manche Discounter üblicherweise um die 1000 Produkte. Dazwischen gibt es je nach Größe des Ladens und Händler alle möglichen Abstufungen.

Geschichte

Erster Augsburger Supermarkt 1948

Große Handelsketten für Lebensmittel mit zahlreichen Niederlassungen gab es in den USA spätestens seit 1859, zunächst in New York. Safeway z. B. kopierte die ursprüngliche Geschäftsidee der Great Atlantic and Pacific Tea Company (A&P) und stieg 1915 in die Branche ein. Supermärkte im heutigen Sinne gründete dann jedoch erst die King Kullen-Kette, deren Name an den damaligen Kinohit King Kong erinnern sollte und die ihren ersten Laden im August 1930 in einer ehemaligen Autowerkstatt in Queens eröffnete. Der selbsternannte Preis-Abwracker führte das Selbstbedienungsprinzip und das Lebensmittel-Komplettangebot (Fleisch, Backwaren, Obst und Gemüse, etc.), aufgeteilt über mehrere Abteilungen ein. Die Waren „hoch stapeln und zum Niedrigpreis verkaufen“ war sein Motto. Der vormalige Marktführer A&P reagierte zögerlich und verlor die Hälfte seines Marktanteils. Bis 1950 hatte sich der ehemalige Quasi-Monopolist jedoch an die neue Entwicklung angepasst und wenigstens ein Drittel des US-Marktes zurückerobert. Eine neue Herausforderung wurden dann aber bereits die großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese, die Shopping Malls.

Der erste europäische Supermarkt überhaupt wurde 1948 in Zürich von der Migros-Genossenschaft eröffnet und fand alsbald regen Zulauf.

Der erste Supermarkt in Deutschland wurde ein Jahr später in Osnabrück eingerichtet, das Selbstbedienungsprinzip konnte sich zu dieser Zeit aber in Deutschland noch nicht durchsetzen und der Laden ging wieder ein. So kam es, dass in Deutschland erst wieder beispielsweise der Edeka-Verbund um 1954 zum Selbstbedienungsprinzip überging, ab 1959 wurden dort auch Non-Food-Produkte neben den Lebensmitteln angeboten.

Mit dem Selbstbedienungsprinzip, das vor King Kullen schon die Piggly Wiggly-Kette eingeführt haben soll, hielten auch fertig abgepackte Waren sowie vermehrt Markennamen Einzug in den Betrieb.

Internationaler Vergleich

Vereinigte Staaten

Self Check-out in einer amerikanischen Wal-Mart-Niederlassung. Die Kundin scannt ihre Waren hier selbst ein und bezahlt mit der Kreditkarte.
SB-Kühlregal gefüllt mit Bier in einem US-amerikanischen Supermarkt

Supermarktketten, die in den Vereinigten Staaten landesweit operieren, sind Wal-Mart, Kroger (King Soopers, City Market u.a.), Safeway, Delhaize Group (Food Lion, Hannaford Bros. Co., Sweetbay Supermarket u.a.) und Supervalu (Save-A-Lot u.a.). Daneben bestehen zahlreiche regionale Ketten, wie Andronico's, Nugget Markets, Save Mart (Kalifornien), Price Chopper, Tops und Wegmans (New York). Eine amerikanische Besonderheit sind Warehouse Clubs wie Costco, Sam's Club und BJ's Wholesale Club: Supermärkte mit vergleichsweise preiswertem Warenangebot, in denen nur Mitglieder einkaufen können, wobei die Mitgliedschaft gegen eine Gebühr von jedermann erworben werden kann. Discounter dagegen sind in den USA wenig verbreitet; eine Ausnahme bilden z. B. die Niederlassungen des Aldi-Konzerns.

Amerikanische Supermärkte unterscheiden sich von entsprechenden europäischen Märkten insbesondere im Service. So rechnen die Kassierer nicht nur ab, sondern wiegen an der Kasse auch Obst, Gemüse und andere lose Waren ab und verpacken die Ware in Tüten. Kunden können bar, per Scheck, mit der Debitkarte oder mit der Kreditkarte bezahlen. Manche Supermarktketten (z. B. Tops) bieten ihren Kunden neben herkömmlichen Kassen in einigen Niederlassungen auch Selbstbedienungskassen, an denen die Kunden ihre Ware selbst einscannen und bargeldlos bezahlen. In vielen Unternehmen stehen Mitarbeiter zur Verfügung, die älteren Menschen oder Personen mit kleinen Kindern beim Verstauen der Waren im Auto helfen. Supermärkte bieten in den USA grundsätzlich Kundentoiletten, und üblich sind nicht nur Einkaufswagen mit Kleinkindersitz oder Babyschale, sondern auch Wagen mit Sitzplatz für zwei Kinder sowie Elektroroller für gehbehinderte Kunden. Die Niederlassungen der meisten großen Supermarktketten sind rund um die Uhr an fast 365 Tagen im Jahr geöffnet.

Weit verbreitet sind in amerikanischen Supermärkten Kundenkarten (shopper’s club card u. ä.), mit denen Stammkunden auf ausgewählte Waren Rabatte erhalten. Daneben werden häufig auch Kunden-Kreditkarten angeboten.

Anders als in Deutschland sind in den Regalen amerikanischer Supermärkte auch Arzneimittel zu finden. Verschreibungspflichtige Medikamente werden allerdings nur in Apotheken gehandelt.

Kritik

Die wachsende Zahl von Supermärkten wurde für das Verschwinden der kleinen Einzelhandelsanbieter und für die verstärkte Abhängigkeit der Kunden vom Auto verantwortlich gemacht. Auch wirkt sich der zunehmende Trend, mit dem Auto zum Supermarkt oder Einkaufszentrum zu fahren, negativer auf die Energiebilanz aus, als die langen Anlieferungswege vormals exotischer Produkte wie Bananen, Orangensaft usw.

Weitgehend unbeachtet ist die Tatsache, dass der Supermarkt die Lebensmittel-Vertriebsform mit dem höchsten Personalkostenanteil darstellt. So liegt der Personalkostenanteil in aller Regel deutlich über 10 % des Brutto-Umsatzes und damit rund doppelt so hoch wie bei einem Lebensmittel-Discounter.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Siehe Definitionen auf Seite 13
  2. a b Reto U. Schneider (2006) Preiskampf in der Bückzone; NZZ Folio 11/06 [1]
  3. Hans-Otto Schenk: Psychologie im Handel, 2. Aufl., München/Wien 2007, S. 194.

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