Selbstinszenierung

Selbstinszenierung

Selbstdarstellung ist Summe aller bewussten Handlungen, die das eigene Erscheinungsbild beeinflussen sollen.

Inhaltsverzeichnis

Gründe

Die Wirkung des Erscheinungsbildes soll bei der Selbstdarstellung beeinflusst werden. Dafür kann es 3 Gründe geben:

1.) Konkrete Zieldefinition (Partnersuche, Job-Bewerbung, Kundenansprache,...)
  • Typisch dafür ist das "zurecht machen" vor einem "Date".
2.) Imagepflege (Dresscode, Small Talk, Feierlichkeiten,...)
  • Typisch ist der Besuch von Betriebsfeiern - sowohl von Seitens der Firma als auch der Mitarbeiter.
3.) Befriedigung (Begehrung, Macht, Belohnung,...)
  • Typisch dafür sind Statussymbole.

Im Alltag existieren viele Mischformen.

Methoden

Die einfachste Steuerung des Erscheinungsbildes erfolgt durch die Steuerung von Schlüsselreizen, denn sie stellen die stärksten Reize dar.
Beispiele hierfür sind:

  • Verwendung des Kindchenschema (Schutz, Vertrauen,...)
  • Steigerung der sexuelle Attraktivität (Status, "Marktwert",...)
  • alle Uniformen als Ausdruck der Macht (Armee,...) oder des Vertrauens (Businessanzug,...) oder der Gruppenzugehörigkeit (Dresscode,...).
  • Präsentation von Luxus (Individualität, Potenz,...)
  • Jammern und Wehklagen in der zwischenmenschlichen Kommunikation (Opferrolle, Gefahrlosigkeit,...)
  • u.v.a.

Wirkung

Das eigene Erscheinungsbild besteht aus einer Vielzahl von Faktoren, die bei Menschen Reaktionen auslösen können.
Die Reaktionen erfolgen in 3 Stufen:

1.) Wahrnehmung von Sinneseindrücken: optische, akustische, olfaktorische, haptische u.a. Reize.
  • Meist wirken mehrere Reize zugleich.
2.) Mustererkennung: Schematisierung und Vergleich mit bekannten Strukturen.
  • Umgangssprachlich wird in diesem Zusammenhang oft von Vorurteilen gesprochen.
  • Bewertungsstrukturen dienen zur schnellen Orientierung bei Sinneseindrücken.
3.) Interpretationen: Bewertung der Sinneseindrucke und Muster.
Die Bewertung von Eindrücken kann ein Vorurteil bestätigen oder abschwächen.

Grenzen

Beispiele für Faktoren, die das Erscheinungsbild beeinflussen. Alle Faktoren sind einer ständigen Änderung unterworfen.


Für eine Selbstdarstellung werden immer Teile des eigenen Erscheinungsbildes verstärkt, andere geschwächt. Eine Beeinflussung des gesamten Erscheinungsbildes ist in der Realität nicht möglich, da der Grad der Komplexität zu hoch ist.
Daher beschränkt sich die Selbstdarstellung im Alltag auf die Steuerung wenige Faktoren. Ungeachtet dieser Beschränkung wirken weiterhin alle Faktoren und können damit die Selbstdarstellung beeinflussen.

Nur in einer virtuellen Umgebung, bei der es eine überschaubare Menge von Faktoren gibt, kann das gesamte Erscheinungsbild beeinflusst werden.

  • Ein Beispiel für den Wunsch nach der kompletten (optischen) Beeinflussung des Erscheinungsbildes ist die Beautyretusche. Mit ihrer Hilfe werden u.a. biometrische Merkmale geändert, um das (optische) Erscheinungsbild einem virtuellen Ideal anzunähern.

Anwendungen

Die Darstellung des eigenen Erscheinungsbildes kann in öffentlichen und nichtöffentlichen Bereichen stattfinden.

Beispiel Bewerbungsfoto

Bewerbungsfotos sind ein typisches Beispiel für eine etablierte Selbstdarstellung [1] (im nichtöffentlichen Bereich), da sie einen wesentlichen Teil der Reaktionen auf das Erscheinungsbild bewusst und positiv beeinflussen können.

Die Verwendung von Bildern bei Bewerbungen unterliegt je nach Land und Art der Bewerbung starken Differenzen:
  • Zwischen "groß, auffällig und professionell" (Deutschland) und "darf nicht verwendet werden" (USA) existieren sämtliche Abstufungen.


Auf Grund des Gleichheitsgrundsatzes ist niemand verpflichtet, Bewerbungsfotos zu benutzen. Trotzdem raten in Deutschland fast alle einschlägigen Publikationen zu ihrer Verwendung [2]
Ziel: Durch die Übermittlung nonverbaler Informationen soll die Eignung des Bewerbers unterstrichen werden.

Typische nonverbale Informationen
  • Die Stelle ist mir wichtig, daher habe ich mir Mühe gegeben (...sowie Zeit und Geld investiert).
  • Ich bin bereit, bestimmte Konventionen zu akzeptieren (beispielsweise eine Krawatte zu tragen).
  • Meine Persönlichkeit (Soft Skill) passt zur angegebenen Stelle.


Die Darstellung "weicher Qualifikationen" wie: Disziplin, Umgangsformen, Motivation, Teamfähigkeit usw. ist ohne persönliches Kennenlernen nur schwer zu übermitteln.
Hier dient das Bewerbungsfoto der Andeutung dieser Qualifikationen.

  • Hierzu werden Schlüsselreize wie Lächeln, Aufmerksamkeit und Konzentration signalisiert.
  • Die Qualität, mit der diese Andeutungen auf dem Foto dargestellt werden, bietet dem Personalentscheider eine weitere Information.


Damit wird die gesamte Reaktionskette (auf das Erscheinungsbild) beeinflusst:

  • spezifische optische Schlüsselreize
  • positiv besetzte Vorurteile
  • vorhersehbare Bewertung

Beispiel Selbstinszenierung

Dient eine Selbstdarstellung ausschließlich der öffentlichen und aktiven "zur Schaustellung", spricht man von Selbstinszenierung. Diese Art der Inszenierung findet in vielen Bereichen des Alltags statt:

  1. in der Kunst (Theater, Selbstportrait, ...)
  2. in der Wirtschaft (Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, ...)
  3. in der Politik (alle Tätigkeiten mit Symbolkraft, die die handelnden Personen in einem positiven Licht erscheinen lassen sollen)
  4. im (Leistungs-) Sport (öffentliche Spenden, Skandale, ...)
  5. im Boulevard- und Showgeschäft (Galas, Regenbogenpresse, ...)
  6. uvm.

Professionelle Berater bieten dafür ihre Dienste an. Sie nehmen dabei Einfluss auf die Inszenierung bis in Bereiche wie Körpersprache, Kleidung, Frisur, oder Farbigkeit und Art des Bildhintergrunds. Der Film "Wag the Dog" und "Thank You for Smoking" schildert die Inszenierung von Politik und Wirtschaft.

siehe auch

Literatur

  1. Literatur: Erving Goffman, Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, München, 9. Aufl. 2001
  2. Psychologie als Humanwissenschaft Von Gerd Jüttemann
  3. Cristián Gálvez: Du bist, was du zeigst. Erfolg durch Selbstinsznierung. Motivieren, überzeugen, begeistern (Knaur-Verlag)
  4. Thomas Knieper / Marion G. Müller (Hrsg.): Authentizität und Inszenierung von Bilderwelten. Köln: Herbert von Halem Verlag, 2003.

Quellen

  1. wikibook
  2. Berufszentrum NRW, Focus, ....

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