Sesselbahn Oberdorf-Weissenstein

Sesselbahn Oberdorf-Weissenstein
Bergstation

Die Sesselbahn Oberdorf–Weissenstein ist eine Sesselbahn, die von Oberdorf auf den Weissenstein im Schweizer Kanton Solothurn führt. Sie wurde 1950 nach einem System der Firma Von Roll errichtet und ist seit der Einstellung des Betriebs der Sesselbahn zum Oeschinensee im September 2008 die letzte erhaltene Sesselbahn dieses Typs in der Schweiz.[1] Sie gilt als Technikdenkmal von nationaler Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Projekte einer Bahn auf den Weissenstein vorgelegt. Zu den Vorschlägen gehörten neben verschiedenen Systemen von Luftseil- und Standseilbahnen eine Zahnradbahn und ein Aufzug, der aus dem Weissensteintunnel der Solothurn-Münster-Bahn im Inneren des Berges auf den Weissenstein geführt hätte. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde jedoch nichts davon realisiert. Ende der 1940er Jahre kam es wieder zu konkreten Plänen, die 1950 nach Abwägung verschiedener Luftseilbahnsysteme mit dem Bau einer Sesselbahn umgesetzt wurden.[2] 1994 wurden an der Bahn größere Erneuerungsarbeiten durchgeführt.

Technik

Kurz vor der Bergstation

Die Sesselbahn führt vom Bahnhof Oberdorf SO in zwei Sektionen über die Zwischenstation Nesselboden auf den Weissenstein. Es handelt sich um eine kuppelbare Einseil-Umlaufbahn des Systems Von Roll VR 101. Zu den für den Fahrgast auffälligsten Merkmalen gehören die quer zur Fahrtrichtung stehenden Zweiersessel und der seit der Erneuerung 1994 automatische Weitertransport der Sessel zur nächsten Sektion in der Zwischenstation (zuvor wurden die Sessel manuell zum anderen Seil geschoben). Sie hat eine Länge von 2369 m (davon 1. Sektion 1622 m, 2. Sektion 747 m) und führt von der Talstation Oberdorf auf 661 m ü.M. zum Hotel Kurhaus Weissenstein auf 1280 m ü.M. Die Zwischenstation liegt auf 1064 m ü.M. Die ganze Strecke wird in 16 Minuten zurückgelegt.

Station Nesselboden


Bedeutung als Denkmal und Zukunft

Stütze der Sesselbahn

Die Konzession für die Sesselbahn läuft Ende 2009 ab. Für einen Weiterbetrieb der Bahn wären wieder umfangreiche Erneuerungsarbeiten notwendig, um sie den aktuellen Sicherheitsvorschriften des Bundes anzupassen. Die Betreiberin Seilbahn Weissenstein AG ist der Ansicht, dass eine solche Erneuerung zu kostspielig wäre und will die Sesselbahn daher durch eine Gondelbahn ersetzen. Zugleich möchte sie auf dem Weissenstein weitere Freizeitanlagen errichten, darunter eine Sommerrodelbahn und eine Tubing-Anlage. [3] [4]

Diesen Vorhaben ist seit ihrer Ankündigung breite Opposition erwachsen. Gemäß einem Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EKD) vom 10. Juni 2007 ist die Sesselbahn als Denkmal von nationaler Bedeutung nach Artikel 4 des Natur- und Heimatschutzgesetzes einzustufen. Es komme ihr als einziger noch betriebener Zweisektionen-Sesselbahn des Systems Von Roll mit Kuppeltechnik eine zentrale Bedeutung in der schweizerischen Technik- und Fremdenverkehrsgeschichte zu. [5] Bereits 2006 hat sich der Schweizer Heimatschutz gegen das Neubauprojekt ausgesprochen.[6] Im März 2008 hat der Heimatschutz den Rückzug der Planauflage gefordert, da die Dokumente die Bedeutung der Bahn als Baudenkmal ausblendeten und daher in einem massgeblichen Punkt unvollständig seien.[7]

Im Januar 2008 wurde der Verein Pro Sesseli gegründet, der sich für den Erhalt der Sesselbahn und gegen die zusätzlichen Freizeitanlagen einsetzt. Er hat am 4. April 2008 einen kantonalen Volksauftrag «Erhalt des historischen Sessellifts und eines intakten Naherholungsraumes Weissenstein» eingereicht.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hatte der Seilbahn Weissenstein AG aufgrund des hohen Aufwands einer Sanierung der alten Sesselbahn 2004 empfohlen, sich mit einem Neubau zu befassen. Es geht davon aus, dass die Sesselbahn durch die Maßnahmen, die für einen Weiterbetrieb notwendig wären, so stark verändert würde, dass es sich um eine Nachbildung und nicht mehr um die historische Sesselbahn handeln würde, und steht damit im Widerspruch zu ENHK und EKD, die davon überzeugt sind, dass die bestehende Bahn so saniert werden kann, dass ihr Denkmalwert erhalten bleibt.[8]

Das Bundesamt für Kultur will sich für den Erhalt der Sesselbahn einsetzen.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kandersteg: Sessellift ist Geschichte in: Solothurner Tagblatt, 8. September 2008, S. 32.
  2. Seilbahn-Nostalgie: Sesselbahn Oberdorf-Weissenstein, abgerufen am 27. Juni 2008
  3. Seilbahn Weissenstein AG: Die Zukunft der Seilbahn Weissenstein, abgerufen am 27. Juni 2008
  4. espace.ch: Pläne für neue Seilbahn liegen auf, 28. Februar 2008, abgerufen am 27. Juni 2008
  5. Bundesamt für Raumentwicklung: Richtplan Kanton Solothurn, Anpassung Gesamtprojekt Weissenstein: Vorprüfungsbericht (PDF), 16. Juni 2008, abgerufen am 27. Juni 2008. S. 6.
  6. Schweizer Heimatschutz: Sesselbahn Oberdorf-Weissenstein: Ein nationales Denkmal ist gefährdet!, 25. August 2006, abgerufen am 27. Juni 2008
  7. Schweizer Heimatschutz: Planauflage Weissenstein: SHS fordert Rückzug der Planauflage, 10. März 2008, abgerufen am 27. Juni 2008
  8. Richtplan Kanton Solothurn, Anpassung Gesamtprojekt Weissenstein: Vorprüfungsbericht, S. 5/6
  9. Heimatschutz und Denkmalpflege: Rückblick 2007 und Ausblick auf die Jahre 2008-2011, 17. März 2008, abgerufen am 27. Juni 2008

47.2454449536117.50709533694447Koordinaten: 47° 14′ 44″ N, 7° 30′ 26″ O; CH1903: (605184 / 232728)


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