Badebekleidung

Badebekleidung

Als Badebekleidung wird Kleidung bezeichnet, die zum Schwimmen bzw. Baden entworfen und getragen wird. Sie bedeckt in jeweils unterschiedlichem Ausmaß den Oberkörper und die Beine. Ein zweiteiliger Badeanzug (schweiz. Badkleid, Badekleid) für Frauen wird als Bikini bezeichnet. Männer tragen in der Regel Badehosen oder Badeshorts.

Badebekleidung um 1910
"Betreten in Badebekleidung verboten"

Inhaltsverzeichnis

Badekleidung für beide Geschlechter

Obwohl sie bei Frauen öfter anzutreffen sind, werden Badekappen sowohl von Männern als auch von Frauen getragen. Dies ist zum einen auf die frisurschützende Funktion einer Bademütze und zum anderen auf die in wenigen Bädern noch immer vorherrschende Pflicht zum Tragen einer solchen Kopfbedeckung zurückzuführen. Während Männer bei Schwimmwettbewerben oft mit rasiertem Schädel antreten, verwenden Frauen ebenfalls eng anliegende Badekappen.

Badeschuhe, meist in Form von Sandalen, dienen im Schwimmbad als Schutz vor Fußpilzerkrankungen, am steinigen Strand hingegen eher der Vorbeugung vor Fußverletzungen. Hier werden sie oft auch während des Schwimmens anbehalten.

Wettkampfschwimmkleidung kann je nach Ausführung für Männer und Frauen auch lange Ärmel und Beine haben. Verbreitet sind neben traditionellen Anzügen und Hosen auch einteilige Ganzkörperbadeanzüge, die aufgrund ihrer glatten Oberfläche den Wasserwiderstand vermindern und damit die Geschwindigkeit erhöhen können. Es gibt Badeanzüge mit spezieller Oberflächenstruktur, die einen geringeren Wasserwiderstand erzeugen sollen. Einige Hersteller bieten solche Badeanzüge ausdrücklich unisex für Männer und Frauen an, andere Hersteller differenzieren Männer- und Frauenmodelle. Diese Bodyskin-Anzüge beinhalten meistens auch den Kunststoff Neopren, da die Oberfläche bei diesem Stoff noch geringeren Widerstand ermöglicht.

Moderne Badebekleidung für beide Geschlechter besteht aus Stoffen, die sich kaum mit Wasser vollsaugen und im nassen Zustand nicht schwerer werden. Auch trägt man sie direkt auf der Haut, also ohne Unterwäsche. In einigen Frei- und Schwimmbädern ist das Tragen von langen Shorts aus hygienischen Gründen verboten. Es werde viel Wasser mit den Bermudashorts aufgesaugt und aus dem Becken getragen. Dieses Wasser müsse dann wieder aufgefüllt werden und mache die Umgebung des Bassins rutschig. Auch könnten sich in den Taschen der Shorts Abfälle wie Taschentücher oder Zigarettenkippen befinden.[1][2]

Geschichte

Siehe auch: Badekultur
Mädchen beim Spiel; Römisches Mosaik

In der Antike, also auch in den Thermen Roms, war das Nacktbaden zumindest für Männer generell üblich. Ausgrabungen legten Bilder frei, die Mädchen in zweiteiligen Kleidungsstücken zeigten, die modernen Bikinis sehr ähnlich sehen. Nach dem Untergang des Römischen Reiches scheint dann Badebekleidung (und Badekultur ganz generell) für eine längere Zeit in Vergessenheit geraten zu sein. Nach einer kurzen Renaissance des Badens in Form von Badestuben zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert verschwand das Baden wegen damit (angeblich) übertragener Krankheiten wie der Syphilis wieder.

Im frühen 19. Jahrhundert kamen dann wieder vermehrt Meinungen auf, die den Vorteil des Waschens mit Wasser betonten. Es wurde, auch an Stränden, nur nach Geschlechtern getrennt gebadet. Um diese Geschlechtertrennung zu wahren, kamen am Meer etwa Badekarren in Mode. Das Bad im Meer als Freizeitvergnügen fand, ähnlich wie die meisten Breitensportarten, erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts allgemeine Verbreitung. Durch die Schwierigkeit, im Wasser die Geschlechter voneinander getrennt zu halten, wurde Badebekleidung nun erstmals überhaupt nötig. Bei der Eröffnung der ersten Volksbäder mit Schwimmhallen zu Ende des Jahrhunderts, blieb die Badekleidung erhalten, obwohl die Geschlechtertrennung durch Stundenpläne hier wieder sehr einfach durchführbar war.

Die frühen Badeanzüge bestanden aus Woll- oder Baumwollstoff oder Trikot, der im nassen Zustand schwer ist und nur langsam trocknet. Die primäre Aufgabe der Badeanzüge jener Zeit war, im Wasser nicht transparent zu werden. Zuweilen mussten sogar Gewichte eingenäht werden, damit die Röcke auch unter Wasser sicher in Form blieben. Der Stoff besteht daher heute meistens aus Nylon.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen dann die Badeanzüge zunehmend enger und für die Aufgabe angemessener zu werden. Besonders Damenbadeanzüge wurden sehr figurbetont, was zur häufigen Abbildung von Models in Schwimmanzügen führte.

Badekleidung für Frauen

Ganzkörperbedeckung war zu Beginn des öffentlichen Badebetriebes für Frauen und Mädchen Pflicht. Erst nach und nach wurde das Zeigen von Bein toleriert. Des Öfteren mussten Damen wegen zu schwerer Badekleidung gerettet werden.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in den Städten geschlossene Badeanstalten für Frauen. Gebadet wurde hier in der Unterkleidung: einem „Beinkleid“, der Frühform der weiblichen Unterhose, einem Leibchen und mit Strümpfen. Um 1850 gab es erste „Badekleider“ aus Perkal, Flanell oder Serge. Darunter wurde das „Beinkleid“ getragen. Etwa 1880 wurden die Badekleider kürzer. 1903 gab es dann die ersten Badeanzüge aus Woll- und Baumwolltrikot, eingeführt durch die amerikanische Schwimmerin Annette Kellerman. Diese Einteiler wurden jedoch erst in den 1920er Jahren wirklich populär. In vielen Badeanstalten mussten die Frauen darüber jedoch noch einen Rock tragen, damit nicht zu viel Bein zu sehen war. Ab 1928 durfte beim Baden etwas mehr Haut gezeigt werden; in den USA gab es die ersten zweiteiligen Badeanzüge, bestehend aus Pumphose und hemdartigem Oberteil.

Schon 1926 waren bei einer Modenschau in Berlin Badeanzüge für Frauen gezeigt worden, die für damalige Verhältnisse sehr freizügig waren. Konservativen Kreisen war die neue Bademode allerdings ein Dorn im Auge; sie sahen die Moral in Gefahr. Und so griff die preußische Regierung 1932 mit dem sogenannten Zwickelerlass ein, der festlegte, welche Teile des Körpers beim Baden zu verhüllen waren.

Typische Badebekleidung für Frauen des 20. Jahrhunderts ist ein Badeanzug (einteilig) und seit den 1950er Jahren ein Bikini (zweiteilig). Statt Woll- oder Baumwollstoff wurde nun Nylon verarbeitet. In der heutigen Zeit gibt es Badeanzüge und Bikinis nicht nur in den unterschiedlichsten Farben, sondern auch ihr Aussehen und die Form des Zuschnitts können sehr variieren.

Die Bikini-Schnitte sind in den letzten Jahrzehnten immer knapper geworden. Nach Tanga-, String-Bikini und G-String/String-Tanga gibt es jetzt auch einen Microkini.

Unter muslimischen Frauen findet mit dem sogenannten Burqini ein Ganzkörper-Badeanzug Verbreitung, der es diesen Frauen erlaubt, trotz strenger religiöser Normen in Anwesenheit von Männern baden zu gehen.

Badekleidung für Männer

Männer nutzen meist Badehosen, obwohl es durchaus auch Badeanzüge für Männer gibt und gab. Die Badehose hat sich der Bequemlichkeit wegen durchgesetzt. Bis ins 19. Jahrhundert war Badekleidung für Männer jedoch gar kein Thema. Männer badeten in separaten Badeanstalten nackt oder in Unterwäsche. Um 1900 kamen einteilige Badeanzüge mit kurzen Beinen aus gestreiftem Trikot auf. In den 1920er Jahren traten dann sehr knappe Badehosen für Männer auf, sogenannte Dreiecksbadehosen, die vielfach als skandalös betrachtet wurden.

In den USA wurden in den 1930er Jahren die ersten Badehosen mit Gürtel getragen. Mitte der 1950er Jahre wurden in den USA sehr kurze, eng anliegende Badehosen populär. Badeshorts für Männer (auch trunks genannt) stammen ursprünglich aus der Surfkultur und wurden bei der Ausübung dieses Sports getragen. Heute sind Shorts oder Turnhosen als Badebekleidung für Männer sehr beliebt. Daneben werden aber nach wie vor eng anliegende Badehosen getragen. Schwimmanzüge werden vor allem noch für den Schwimmsport verwendet, da sie einen geringeren Wasserwiderstand aufweisen als lose sitzende Shorts. Seit 2010 sind sie jedoch von der FINA bei Wettkämpfen verboten und nur noch "Jammers" bis oberhalb des Knies aus textilem Material erlaubt..

Zu Badekleidern wird von Männern oft keine Oberbekleidung getragen, ausgenommen etwa am Meeresstrand, allerdings nicht aus Gründen öffentlicher Moral, sondern als Schutz vor Sonnenbrand.

Einzelnachweise

  1. Schwimmbad-Bermudas runter!. Die Zeit (1. April 2008). Abgerufen am 30. Januar 2010.
  2. Frankreich gegen Sand - Baden mit Shorts verboten. n-tv (11. Juni 2007). Abgerufen am 30. Januar 2010.

Literatur

  • Werner Timm: Vom Badehemd zum Bikini. Bademoden und Badeleben im Wandel der Zeiten. Husum, Husum 2000. ISBN 3-88042-906-5.
  • Vera Bachmann: Bademode Zwischen Schamgefühl und Lebenslust; [Begleitbuch zur Ausstellung „Bademode zwischen Schamgefühl und Lebenslust“, 1. Oktober bis 31. Dezember 1997 im Hallenbad Ost, Kassel]. Verein zur Förderung der Badekultur e.V., Kassel 1997. (ohne ISBN).

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Badeanzug – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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