Sip-Kanal

Sip-Kanal
Verlauf der Donau mit eisernem Tor
Taldurchbruch
Staumauer

Das Eiserne Tor (serb. Đerdap, Ђердaп; rum. Porţile de Fier) ist ein Durchbruchstal und zugleich ein Elektrizitätswerk an der Donau. Es liegt in den südlichen Karpaten (zwischen dem Serbischen Erzgebirge und dem Banater Gebirge) an der Grenze von Rumänien zu Serbien. Bis zu seiner Entschärfung 1972 im Zusammenhang mit dem Kraftwerksbau galt es als der für die Schifffahrt gefährlichste Flussabschnitt der Donau, der nicht ohne ortskundige Lotsenschiffe passiert werden konnte.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Es gilt als einer der imposantesten Taldurchbrüche Europas. An der schönsten Stelle, dem Cazan bzw. Kazan (dt. Kessel) zwischen den Städten Orşova und Donji Milanovac, wird die Anstauung der Donau auf 200 Meter Breite und 80 Meter Tiefe reduziert. Auf beiden Seiten der Donau wurden Schutzgebiete eingerichtet - in Serbien der Nationalpark Đerdap, auf der rumänischen Seite der "Naturpark Eisernes Tor" (Parcul Natural Porţile de Fier).

Die bekanntesten Städte in der Nähe des Eisernen Tores sind neben dem bereits erwähnten Orşova noch Drobeta-Turnu Severin (Rumänien) – wo auch ein Museum die Geschichte des Kraftwerks "Portile de Fier" erzählt – und Golubac, Donji Milanovac, Tekija und Kladovo in Serbien.

Das Kraftwerk

Im Jahr 1972 erbauten Jugoslawien und Rumänien gemeinsam ein Elektrizitätswerk. Die Talsperre ließ den 150 Kilometer langen Djerdapsee entstehen. Der Wasserspiegel wurde um 35 Meter gehoben. Neben der Energiegewinnung wurde so auch die Wasserstraße auf der Donau ausgebaut und die Schiffdurchfahrt erleichtert.

Im Jahr 1999 begann die damalige Sulzer Hydro, heute VA Tech Hydro, mit der Erneuerung des Kraftwerkes. Die Arbeiten dauerten bis 2007, am 30. März konnte die letzte der sechs Kaplanturbinen dem Kunden zum kommerziellen Betrieb übergeben werden.

Geschichte

Römische Ruinen

Ein bekannter römischer Fund ist die in den Fels des Eisernen Tors geschlagene Tabula Traiana an der serbischen Seite der Donau. Dabei handelt es sich um eine Tafel, die der römische Kaiser Trajan im Jahre 100 anlässlich der Beendigung des Straßenbaus in der unteren Schlucht der Donau anbringen ließ. An beiden Seiten der doppeltgeränderten Tafel sind schwebende Delfine dargestellt, oben schwebt ein Adler mit geöffneten Schwingen, rechts und links sind je drei sechsblätterige Rosen als Reliefs in den Stein gehauen. Bei den Bauarbeiten für das Kraftwerk wurde die Tafel versetzt, um sie zu erhalten. Heute ist sie nur noch vom Wasser aus sichtbar.

In den Jahren 102 bis 105 errichtete der bedeutende römische Architekt Apollodor von Damaskus im Taldurchbruch bei Drobeta-Turnu Severin die Trajansbrücke und verlängerte dadurch eine strategisch wichtige Römerstraße über den damaligen Grenzfluss hinaus. Die Brücke, die die längste Brücke der antiken Welt war, wurde schon bald zum Einmarsch nach Dakien im Zweiten Dakerkrieg 105/106 genutzt. Mit der Angliederung von Dakien als Römische Provinz wurde die Grenze des Römischen Reichs über die Donau hinaus geschoben.

Regulierung in den 1890er Jahren

Bereits in den 1830er-Jahren wurden im Auftrag Ungarns erste Felssprengungen zur Verbesserung der Fahrrinne durchgeführt. Beim Berliner Kongress 1878 war Österreich-Ungarn mit der Regulierung der Donaustrecke am Eisernen Tor betraut worden. Die ungarische Regierung ließ die Bauarbeiten unter Leitung Ernst von Wallandts in den Jahren 1890–1896 mit hohem Kostenaufwand und unter Überwindung großer technischer Schwierigkeiten ausführen. Die regulierte Donaustrecke am Eisernen Tor wurde am 27. September 1896 von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich eröffnet. Anwesend waren auch die benachbarten Souveräne, die Könige von Serbien und Rumänien.

Die Regulierungsarbeiten bestanden aus einem fast 8 km langen, 3 m unter dem tiefsten Stand des Pegels reichenden Kanal durch die Stromschnellen auf der Serbien zugewandten Seite der Donau. Der Kanal zerfiel in zwei Teile, eine über 6 km lange, bis in die Gegend der Kasanfelsenge führende Rinne unter Wasser, die durch Bojen markiert war und einen etwa 1700 m langen zu Tage tretenden unteren Teil, der von 12 m hohen Böschungen aus Felsenquadern auf 150 m Breite eingefasst wurde. Zur Herstellung des oberen Kanalteils mussten 253.000, des unteren 400.000 m³ Felsen gesprengt werden. [1]. Die hohe Strömungsgeschwindigkeit in diesem „Eisernen-Tor-Kanal“ oder serbisch „Sip-Kanal“ erschwerte aber die Bergfahrt der damaligen Dampfschiffe beachtlich, so dass dort zwei Schleppschiffe zur Vorspannleistung stationiert wurden.

Treidelbahn

Hauptartikel: Treidelbahn am Eisernen Tor

Bis in die 1960er-Jahre wurde am jugoslawischen, rechten Donauufer eine im Ersten Weltkrieg errichtete Treidelbahn betrieben. Diese, nicht mit dem europäischen Eisenbahnnetz verbundene Bahnstrecke, diente dazu, Frachtschiffe stromaufwärts zu ziehen.

Archäologie

Serbische Archäologen haben 2005 die Reste einer etwa 9.000 Jahre alten Siedlung im Osten des Landes entdeckt. Der Fundort befindet sich in einer unzugänglichen Höhle oberhalb der Donau. Bis jetzt sind Reste von Feuerstellen und flachen Steinen, die als Ambosse dienten, ausgegraben worden. Daneben wurden zahlreiche Knochen von Fischen und anderen Tieren gefunden. Der Fundort befindet sich unweit von Lepenski Vir, einer Stätte aus dem Mesolithikum. Dort war vor 40 Jahren eine über 8.500 Jahre alte Siedlung mit Grabstätten und kunstvollen Skulpturen entdeckt worden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel „Eisernes Thor“ In: Brockhaus’ Konversationslexikon, 14. Aufl. 1893–1897, Bd. 17, S. 368

44.67111111111122.5297222222227Koordinaten: 44° 40′ 16″ N, 22° 31′ 47″ O


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