Sir Walter Raleigh

Sir Walter Raleigh

Sir Walter Raleigh (* 1552 oder 1554 in Hayes Barton, Devonshire; † 29. Oktober 1618 in London) war ein englischer Seefahrer, Entdecker und Schriftsteller sowie Günstling der englischen Königin Elizabeth I. Sein Nachname findet sich auch in den Schreibweisen Rawley, Ralegh und Rawleigh.

Portrait von Sir Walter Raleigh im Alter von 32 Jahren

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aufstieg

Um 1552 oder 1554 wurde Walter Raleigh als vierter Sohn einer adeligen, jedoch wenig begüterten protestantischen Familie in Hayes Barton, Devonshire, geboren. Immerhin konnte Walter später am Oriel College in Oxford studieren.

Im Jahr 1569 beteiligte er sich auf hugenottischer Seite unter Admiral Coligny an den Religionskriegen. Nach fast fünf Jahren in Frankreich schloss er sich mit seinem Halbbruder Sir Humphrey Gilbert zusammen. Zusammen unternahmen sie einige Piratenfahrten nach Westindien. Der Versuch, 1578 nach Nordamerika zu segeln, um dort den Traum Gilberts von einer Siedlerkolonie zu erfüllen, scheiterte.

Wie sein Halbbruder ging Raleigh 1580 nach Irland. Dort diente er bei der Unterwerfung des Landes als Befehlshaber einer englischen Kompanie.

Durch seine militärischen Taten in Irland wurde Königin Elisabeth I. auf ihn aufmerksam. Raleigh kam 1581 an den englischen Hof und gewann die Gunst und Freundschaft der Königin. Von dieser wurde er 1585 zum Ritter geschlagen. Bereits ein Jahr später wurde er zum Vizeadmiral ernannt und war außerdem zeitweise Parlamentsmitglied für Devon.

Koloniegründung und Südamerikaexpedition

Lady Elizabeth Throckmorton (1565−1647)

Ausgestattet mit Handelsprivilegien und als Berater im engsten Kreis der Königin wurde er zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten Englands. Dabei verfolgte er weiter seine Pläne zur Gründung von englischen Überseekolonien in Nordamerika. Mit Unterstützung von vermögenden Investoren finanzierte er mehrere Reisen nach Virginia, um dort seine kolonialen Ziele zu verwirklichen. Ihm selbst verbot die Königin jedoch die Teilnahme an den Expeditionen. Die Krone maß den Gründungen keine besondere Priorität zu, wichtiger war die Kolonisierung Irlands. Ein Ergebnis der von Raleigh finanzierten Expeditionen war im Jahr 1585 die Gründung von Roanoke (siehe Roanoke Island) in North Carolina. Diese englische Kolonie musste allerdings bereits ein Jahr später wieder aufgegeben werden. Ein weiterer Siedlungsversuch an derselben Stelle im Jahr 1587 mit 150 Kolonisten scheitert gleichfalls.

Im selben Jahr übernahm Raleigh die Befehlsgewalt der königlichen Leibwache und war somit verantwortlich für die Sicherheit Elisabeths. Er beteiligte sich weiter an der Kolonisierung Irlands und siedelte auf einem von ihm erworbenen Landstrich Bauern und ihre Familien an.

Für die Beteiligung Raleighs am Kampf gegen die spanische Armada gibt es keine Belege. Ab 1590 fiel er am Hof in Ungnade. Am 31. Mai 1592 heiratete Walter Raleigh in London Lady Elizabeth Bess, einzige Tochter von Sir Nicholas Throckmorton und seiner Frau Lady Anne Carew, sowie Lady of the Privy Chamber der Königin Elisabeth I. Tudor. Aus der gemeinsamen Ehe gingen zwei Söhne, Walter und Carew, hervor.

Raleigh führte 1595 eine Expedition nach Südamerika an, um dort das Goldland El Dorado zu suchen. Die Expedition erforschte den Orinoko, ohne jedoch das sagenhafte El Dorado zu finden. Nach seiner Rückkehr nach England publizierte Raleigh 1596 seinen Reisebericht The discoverie of the large rich, and bewtiful empyre of Guiana.

Im Jahr 1596 beteiligte sich Raleigh an der Eroberung von Cadiz in Spanien. Er erlangte wieder die königliche Gunst, wurde 1598 erneut Parlamentsmitglied, diesmal für Dorset, und wurde im Jahr 1600 zum Gouverneur der Insel Jersey ernannt.

Haft, Begnadigung und Tod

Portrait von Sir Walter Raleigh im fortgeschrittenen Alter
Raleighs Zelle im Tower of London, Aufnahme von 1890

Nach dem Tod Elisabeths I. 1603 fiel er beim neuen König Jakob I. in Ungnade. Wegen des Vorwurfs der Konspiration mit Spanien wurde Raleigh zum Tode verurteilt; später wurde das Urteil ausgesetzt und Raleigh im Tower of London inhaftiert. Hinter der Verurteilung eines der bekanntesten anti-spanischen Wortführer stand das Bestreben Jakob I., Frieden mit Spanien zu schließen. Im Jahr 1604 wurde dieser schließlich besiegelt.

Raleigh blieb dreizehn Jahre in Haft. In dieser Zeit schrieb er seine „Geschichte der Welt“.

Am 19. März 1616 wurde er aus dem Tower freigelassen.[1] In der Folgezeit unternahm er mit dem Ziel, Goldminen in Guayana zu finden, eine weitere Expedition nach Südamerika. Die Reise war erfolglos, und bei Kämpfen mit den Spaniern verlor Raleigh seinen Sohn.

Bei seiner Rückkehr wurde er auf Betreiben Spaniens erneut verhaftet und zum Tode verurteilt. Am 29. Oktober 1618 wurde er hingerichtet. Es existieren zwei verschiedene Versionen von Raleighs letzten Worten: „Wenn das Herz am rechten Fleck ist, spielt es keine Rolle, wo der Kopf ist.“ oder „Dies [die Enthauptung] ist eine scharfe Medizin, doch es ist ein Medicus für alle Krankheiten.

Walter Raleigh ist der Autor von The Last Fight of the Revenge (1591), The Discovery of Guiana (1596) und dem ersten Band von History of the World (1614).

Zur Ehren Walter Raleighs wurde die Hauptstadt Raleigh des US-Bundesstaates North Carolina nach ihm benannt.

Literatur

  • Sir Walter Raleigh: The Discovery of Guiana Project Gutenberg eText
  • William Stebbing, M.A.: Sir Walter Ralegh. Oxford, 1899 Project Gutenberg eText
  • Fernand Salentiny: Das Lexikon der Seefahrer und Entdecker. Stuttgart, 1974 S.310f.

Einzelnachweise

  1. http://www.britannia.com/bios/raleigh/chance.html

Weblinks


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