Bagger 289

Bagger 289
Schaufelradbagger in Ferropolis
Tagebau Garzweiler bei Otzerath Schaufelradbagger Januar2008.ogv
Schaufelradbagger beim Abbau im Tagebau Garzweiler (1:40 Min., ca. 9 MB)
Größenvergleich Schaufelradbagger Mobilbagger im Tagebau Cottbus Nord

Schaufelradbagger sind Tagebaugeräte zum Abbau von Rohstoffen und für den Einsatz auf Großbaustellen. Besonders große Schaufelradbagger mit Ausmaßen von mehreren hundert Metern werden im Braunkohlebergbau eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Braunkohlebagger

Schaufelradbagger zählen zu den größten und spektakulärsten Baggern der Welt und werden seit den 30er Jahren hergestellt. Seit 1978 gibt es Bagger die täglich bis zu 240.000 Tonnen Kohle oder Kubikmeter Abraum bewegen können. Diese 240.000er sind bis heute die größten Bagger der Welt. Der 1978 von Krupp Industrietechnik gebaute Schaufelradbagger „288“ war der erste 240.000er. Er arbeitet momentan im Tagebau Garzweiler (RWE Power). Ein fast baugleiches Exemplar aus derselben Zeit ist der „Bagger 289“, gebaut von Orenstein & Koppel und LMG (Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft), der im Tagebau Hambach arbeitet.

Aufbau des Schaufelradbaggers

Schaufelrad eines Schaufelradbaggers

Ein Schaufelradbagger besteht aus Fahrwerk, drehbarem Oberbau und Verladeeinrichtung. Die Fahrwerke können als Raupenfahrwerke oder Schreitwerk ausgeführt sein. Am drehbaren Oberbau ist der Radausleger angebracht, an dessen Spitze sich das Schaufelrad befindet. Eine wichtige Unterscheidung ist die Ausführung des Radauslegers mit oder ohne Vorschub, was technische Parameter (beispielsweise Aufbau, Eigengewicht) wie auch die Gewinnungstechnologie beeinflusst.

Das Schaufelrad kann zur Radauslegerachse verschwenkt, verkippt oder beides sein. Die Verschwenkung des Schaufelrades (um die Vertikalachse) ist meist nötig, um den Freischnittwinkel für den seitlich angebrachten Schaufelradantrieb zu gewährleisten. Das Schaufelrad wird (um die Radauslegerachse) verkippt, um die Entleerungseigenschaften des Fördergutes zu verbessern.

Funktionsweise des Schaufelradbaggers

Der Fahrer schwenkt den Oberwagen in der Regel in einem Winkel von 90° in Abbaurichtung und geräteabhänig bis 35 Grad in Tagebaurichtung. Das Schaufelrad dreht sich dabei entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn (abhängig von der Anordnung der Löffel/Schaufel). Dabei nimmt dieses Erdreich bzw. Kohle auf. Diese wird dann um 180 Grad aufwärts transportiert, bis es durch die Schwerkraft auf die Schleißschienen (eine 45° schräge Rampe/Rutsche in der Schaufelradaustragsschurre) und somit auf das Förderband gelangt, womit es zum Unterwagen gefördert wird. Dort fällt es ein paar Meter tiefer auf ein zweites Transportband, das zum Beladegerät führt. Dabei handelt es sich um ein separat gesteuertes Gerät, welches den Bagger mit dem hauptsächlichen Förderband des Tagebaus, entweder zum Absetzer, Kohlezwischenlager (Kohlebunker) oder dem Kraftwerk, verbindet. Diese Einheit „Beladegerät“ ist aber fest mit dem Bagger verbunden und gehört somit dazu.

Technische Daten von Baggern

Bagger der RWE Power (vormals Rheinbraun)

Schaufelradbagger 258 auf dem Tagebau Garzweiler bei Nacht
Bagger der RWE Power (bitte ergänzen)
  Bagger 260 Bagger 262 Bagger 285 Bagger 288 Bagger 293
Baujahr: 1962 1966 1975 1978 1995
Besatzung: 4 4 4 4 4
Dienstgewicht: 7800 t 7386 t 13500 t 12840 t 13500 t
Nennförderleistung: 110.000 m³ / Tag 110.000 m³ / Tag 200.000 m³ / Tag 240.000 m³ / Tag 240.000 m³ / Tag
Länge: 195 m 195 m 210 m 215 m 225 m
Höhe: 67 m 67 m 92 m 96 m 96 m
Breite des Fahrwerks: 31 m 31 m 45 m 45 m 45 m
Anzahl der Raupen: 12 12 12 12 12
Antriebsleistung: 9.478 kW 9.500 kW 16.560 kW 16.560 kW -
Fahrgeschwindigkeit: 2-10 m / Min 2-10 m / Min 2-10 m / Min 2-10 m / Min 2-10 m / Min
minimaler Kurvenradius: 50 m 50 m 50 m 50 m 50 m
mittlerer Bodendruck: 12,3 N/cm² 12,0 N/cm² 18,0 N/cm² 17,1 N/cm² -
Schaufelrad-Durchmesser: 17,3 m 17,3 m 21,6 m 21,6 m 21,6 m
Anzahl der Schaufeln: 10 10 18 18 18
Schaufel Nenninhalt: 2,6 m³ 2,6 m³ 6,6 m³ 6,6 m³ 6,6 m³
Nennleistung

des Schaufelradmotors:

3 x 630 kW 3 x 570 KW 4 x 630 kW 4 x 840 kW 3 x 1680 KW
Momentaner Einsatzort: Tagebau Hambach Tagebau Garzweiler Tagebau Garzweiler Tagebau Garzweiler Tagebau Hambach

Bagger des Mitteldeutschen und des Lausitzer Reviers

Schaufelradbagger SRs 1301/1530 in der Kohle des Tagebaus Welzow-Süd
Schaufelradbagger SRs 2000/1571 im Vorschnitt des Tagebaus Nochten
Schaufelradbagger SRs 6300/1510 im Vorschnitt des Tagebaus Nochten

Die Schaufelradbagger in den ostdeutschen Braunkohlerevieren (Mibrag und Lausitzer Braunkohle AG - jetzt Vattenfall Europe Mining AG) wurden ausschließlich vom Kombinat TAKRAF hergestellt. Die Gesamtzahl der in der DDR hergestellten und in den Tagebauen der DDR zum Einsatz gekommenen Schaufelradbagger beläuft sich dabei auf etwa 140 Stück. Hinzu kommen noch weitere Exporte in andere Länder des RGW.

Die wichtigsten Typen von TAKRAF sind:

  • SRs 630,
  • SRs 1301 - ca. 3.500 m³/h,
  • SRs 2000,
  • SRs 2400 und
  • SRs 6300 - ca. 14.000 m³/h

Die Bezeichnung SRs steht für "Schaufelradbagger auf Raupenfahrwerken, schwenkbar". In den meisten Fällen gibt die Zahl den Rauminhalt einer einzelnen Schaufel in Litern an. Der Baggertyp SRs 6300 dagegen weist ein Schaufelvolumen von 3300 Litern auf und hat mit Verladegerät eine Dienstmasse von 6300 t. Zwei dieser Geräte werden im Tagebau Welzow-Süd (Süd-Brandenburg) und im Tagebau Nochten (Sachsen) eingesetzt. Ein weiteres Gerät (Nr. 1550) dieser Größe ist 1988 im Tagebau Breitenfeld (Leipziger Revier) in Betrieb gegangen, wurde allerdings 1996 wieder verschrottet. Obwohl ihre Ausmaße unter denen des Baggers 288 (Rheinbraun) liegen, so erreichen sie doch mit bis zu 336.000 m³/Tag eine deutlich höhere Förderleistung.

Weiterhin waren zum Einsatz im Vorschnitt der Tagebaue Nochten und Jänschwalde noch größere Bagger mit 8000 Litern Schaufelinhalt (Typ SRs 8000; Baggernummern 1580 und 1587) geplant. Wären diese Giganten gebaut worden, so wären sie die mit Abstand größten Schaufelradbagger der Welt gewesen. Die Planung dieser Geräte wurde allerdings wieder verworfen.

Die größeren Geräte (ab SRs 2000) werden meist zur Abraumförderung eingesetzt, die Bagger mit den geringeren Schaufelvolumen meist zur Gewinnung von Braunkohle. Anfänglich wurden auch kleinere Bagger (zum Beispiel SRs 1200) zum Bewegen von Abraummassen verwendet.

Bagger im Lausitzer Revier

Heute sind noch im Lausitzer Revier im Einsatz:

Tagebau Cottbus-Nord

  • SRs 702/1555 (Kohle)
  • SRs 704/1556 (Kohle)

Tagebau Jänschwalde

  • SRs 1300/1504 (Kohle)
  • SRs 1300/1506 (Kohle)
  • SRs 1300/1512
  • SRs 1300/1523 (Kohle)
  • SRs 2000/1557 (Vorschnitt)

Tagebau Nochten

  • SRs 1301/1531 (Kohle)
  • SRs 1301/1535 (Kohle)
  • SRs 2000/1571 (Vorschnitt)
  • SRs 6300/1510 (Vorschnitt)

Tagebau Reichwalde (z.Z. Gestundet)

  • SRs 704/1575 (für den Betrieb in der Kohle vorgesehen)
  • SRs 1301/1534 (für den Betrieb in der Kohle vorgesehen)

Tagebau Welzow-Süd

  • SRs 630/1496 (Tondeponie)
  • SRs 1301/1530 (Kohle)
  • SRs 1301/1532 (Kohle)
  • SRs 2400/1481 (gesprengt am 11. Juli 2007)
  • SRs 6300/1519 (Vorschnitt)

Bagger im Mitteldeutschen Revier

Tagebau Amsdorf

  • SRs 320/1546
  • SRs 1200a/1447

Tagebau Profen

  • SRs 1200a/1424
  • SRs 1300/1541
  • SRs 1300/1553
  • SRs 2000/1511

Tagebau Vereinigtes Schleenhain

  • SRs 320/1548
  • SRs 703/1566
  • SRs 1300/1517
  • SRs 2000/1528
  • SRs 2000/1552

Verlegung von Braunkohlebagger in einen anderen Tagebau

Um einen Braunkohlebagger in einen anderen Tagebau zu verlegen, gibt es entweder die Möglichkeit, ihn zu demontieren und wieder zusammenzubauen, was sehr zeitaufwendig ist, oder – sofern keine größeren Hindernisse wie Flüsse im Weg sind –, ihn einfach über Land fahren zu lassen. Ein Braunkohlebagger hat ein Raupenfahrwerk und ist geländegängig. In den letzten Jahren wurde insbesondere bei der Rheinbraun AG letzteres Verfahren angewendet.

Bei solchen Aktionen bilden Hindernisse vieler Art Probleme. So müssen Freileitungen vor der Ankunft des Baggers demontiert und Straßen, Autobahnen und Schienenwege gesperrt und zum Schutz mit einer dicken Schicht Erde bedeckt werden. Da Braunkohlebagger elektrisch fahren, werden sie bei solchen Aktionen aus dem 20-kV-Netz über ein aufrollbares Kabel mit Strom versorgt. Aufgrund der begrenzten Länge der Kabel werden überall entlang der Fahrtstrecke Steckdosen, genannt „U-Boot“, installiert. Nach ca. 500 m Fahrstrecke muss der Bagger von einem „U-Boot“ auf das Nächste umgeklemmt werden.

Durchgeführte Baggerverlegungen der RWE Power

  • 1986: Verlegung des Baggers 287, des Absetzers 739 und des Bandschleifenwagens (BSW) 944 vom Tagebau Fortuna-Garsdorf zum Tagebau Hambach. Die Großgeräte überquerten die Autobahn A 61 und zwei DB-Eisenbahnstrecken. 1
  • 1992: Verlegung des Baggers 255, des Absetzers 737 und des Bandschleifenwagens (BSW) 939 vom Tagebau Garzweiler zum Tagebau Inden. Die Großgeräte überquerten die Autobahn A61 direkt am Autobahndreieck Jackerath.
  • 2001: Verlegung des Baggers 288 von Rheinbraun aus dem Tagebau Hambach zum Tagebau Garzweiler und Verlegung von Bagger 259 von Bergheim nach Hambach. Beide Bagger überquerten dabei die Autobahn A61.
  • 2004: Verlegung des Absetzers 755 von Bergheim zum Tagebau Garzweiler und die gleichzeitig durchgeführte Verlegung von Bagger 260, Absetzer 744 und BSW 931 vom Tagebau Garzweiler zum Tagebau Hambach. Für den Transport wurde teilweise die gleiche Trasse genutzt.
  • 2009: Geplant: Absetzertransport Abs. 756 vom Tagebau Bergheim zum Tagebau Hambach. 2

Zwischenfälle beim Betrieb

  • 1974 blieb in einem Tagebau von Rheinbraun ein Braunkohlebagger stecken und drohte umzustürzen. Zu seiner Sicherung und Bergung wurde eine umfangreiche Aktion eingeleitet, die wohl die bis dato aufwändigste Maßnahme zur Bergung einer Arbeitsmaschine in Deutschland war.
  • 1997 (Ende November) traten durch Abbaggern der Kohle des Hambacher Tagebaus 35.000 Liter/Minute Grundwasser mit einer Temperatur von ca. 32 ° C aus. Das Wasserloch konnte notdürftig gestopft werden, dabei musste die RWE Power auf 200.000 t Kohle verzichten. [1]
  • 2001 blieb ein Bagger in einem zugeschütteten See stecken. Er wurde mit Bulldozern herausgezogen. Danach mussten alle vorderen Ketten und einige Antriebe ausgewechselt werden.
  • 2005 kam es zu einem Unfall im Tagebau Hambach, als ein Bulldozer im Boden steckenblieb. Der Baggerfahrer sah es jedoch zu spät und ließ den Bagger das Fahrzeug aufnehmen, sodass es auf der Schaufelradaustragsschurre aufschlug. Der Fahrer des Bulldozer kam jedoch nicht zu Schaden, da er kurz zuvor ausgestiegen war.

Modellbau

Braunkohlebagger sind auch als Modelle verfügbar. Diese Modelle (Bausätze) wurden in den 80er/90er Jahren hergestellt und besitzen heute einen großen Sammlerwert. Das Modell zeigt einen SRs 6300 der 240.000er-Klasse (Bagger 289), welcher seit Ende der 70er Jahre im Tagebau Hambach im Einsatz ist.

Museum

Der Bagger 1452 kann besichtigt werden. Im Hessischen Braunkohle-Bergbaumuseum Borken befindet sich ein Schaufelradbagger. Er wurde im Jahr 1952 von der Firma Orenstein & Koppel Luebecker Maschinenbaugesellschaft konstruiert und war im Borkener Braunkohlerevier in der Kohlegewinnung eingesetzt. Das Großgewinnungsgerät ist circa 14 m hoch und etwa 30 m lang. Es wird den Museumsbesuchern im Demonstrationsbetrieb vorgeführt.

Weblinks


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