Sklavenhändler

Sklavenhändler
Sklaventransport

Sklavenhandel bezeichnet allgemein den Handel mit Sklaven; insbesondere ist damit oft die Versklavung der Schwarzafrikaner und ihr Transport über den Atlantik nach Nordamerika und in die Karibik gemeint. Ideologische Grundlage war unter anderem die Hamitentheorie, die die „Überlegenheit“ der Weißen gegenüber den Schwarzen und anderen Menschen nichteuropäischen Aussehens „wissenschaftlich“ zu beweisen versuchte.

Inhaltsverzeichnis

Altertum

Für das Altertum und die Antike gibt es keine ernstzunehmenden Statistiken wie zum neuzeitlichen interkontinentalen Sklavenhandel. Vieles beruht auf Überlegungen, die man aus relativ wenigen literarischen, epigraphischen und archäologischen Quellen rekonstruierte. Es ist nicht genau zu eruieren, inwieweit Sklavenhandel neben der Aufzucht von im Haushalt geborenen Sklaven von Bedeutung war. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass das Ausmaß des Sklavenhandels zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlicher Bedeutung war.

Es gab verschiedene Möglichkeiten, in die Sklaverei zu kommen. Diese waren Schuldknechtschaft, juristisch erzwungene Sklaverei, Geburt in die Sklaverei, Menschenraub oder Versklavung im Zuge kriegerischer Handlungen. Letzteres war zunächst offenbar kein wichtiges Element bei der Sklavenbeschaffung, da laut altorientalischen Quellen die Bevölkerung eroberter Städte oft ausgelöscht wurde. Die Bevölkerung eroberter Städte stattdessen zu versklaven, war somit zunächst ein humaner Schritt.

Grabdenkmal des Sklavenhändlers Caius Aiacius, 30-40 n. Chr., Römisch-Germanisches Museum

Die wichtigste Beschaffungsquelle war zunächst der Menschenraub, insbesondere die Piraterie. Schon bei Homer wird von derartigen Kaperfahrten berichtet. Die Massenversklavung ist ein relativ spätes Phänomen und setzte erst mit der Schaffung von großen Sklavenmärkten ein, die im Zuge der Entstehung eines Marktes für Sklaven in der Zeit um 600 v. Chr. begann. Laut Theopompos waren es die Griechen auf Chios, die den ersten Sklavenmarkt eröffneten. Im Laufe des Peloponnesischen Krieges wurde die Bevölkerung ganzer Städte -vor allem die Frauen und Kinder, aber auch häufig Männer- in die Sklaverei verkauft. Es ist festgestellt worden, dass es im Altertum immer weitaus mehr weibliche Sklavinnen als männliche gab. Auch während der römisches Expansion kam es zur Massenversklavung der Bevölkerung ganzer Städte (etwas 209 v. Chr. in Tarent, 167 v. Chr. in Epeiros). Kriegsgefangene wurden in der Regel noch auf dem Schlachtfeld verkauft. Sklavenhändler gehörten zum Tross eines römischen Heeres.

Bereits das alte Ägypten „importierte“ schwarze Sklaven aus dem heutigen Sudan (Nubien). Die Griechen beschafften sich ihre Sklaven vor allem aus Thrakien und Kleinasien (hier vor allem aus Phrygien und Karien), die Römer später vor allem aus Griechenland, vom Balkan und aus Gallien. Im Allgemeinen war es üblich, dass versklavte Mitbürger sowohl bei den Römern als auch schon zuvor bei den Griechen vermieden werden sollten. So verkaufte man beispielsweise in Athen in die Schuldknechtschaft geratene Bürger in andere Städte. Das Zwölftafelgesetz schrieb den Römern den Verkauf solcher Personen in ein Gebiet jenseits des Tibers vor. Zentren des antiken Sklavenhandels waren Delos und Ephesos.

Der Sklavenhandel an sich war genau geregelt. Bei Platon sind Regeln überliefert, wann ein Sklavenkauf rückgängig gemacht werden konnte. Römische Sklavenhändler mussten Krankheiten und etwaige Verfehlungen eines zum Verkauf stehenden Sklaven angeben. Im Allgemeinen verlief ein Handel für einen Sklaven unwürdig, da er den potentiellen Käufern nackt präsentiert wurde. Aus Ägypten sind Kaufverträge überliefert. Ob die Preise für Sklaven hoch oder niedrig waren, ist in der Forschung umstritten. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist es heute schwer festzulegen, was ein Mensch wert ist. Zum anderen variierten die Preise für Sklaven je nach Region, Zeit und Qualifikation recht stark. Für manche Zeiten und Orte hat die Forschung anhand verschiedener Quellen versucht, die Marktpreise zu rekonstruieren, was jedoch immer mit sehr großen Ungenauigkeiten verbunden ist.

Sklavenhandel war in der Antike ein nicht zu unterschätzender, aber auch nicht überzubewertender Wirtschaftsfaktor. Vor allem die Landwirtschaft, das Handwerk und das Prostitutionsgewerbe waren auf stetigen Nachschub an Menschenmaterial angewiesen.

Handel mit europäischen Sklaven

Der Handel mit europäischen Sklaven nahm während der Christianisierung im frühen Mittelalter besonderen Aufschwung, da die Franken oftmals Menschen, die nicht bereit waren den christlichen Glauben anzunehmen, in die Sklaverei verkauften. Mit zunehmender Christianisierung der sächsischen Gebiete verschoben sich die Hauptherkunftsregionen von Sklaven in östlichere und nördlichere Gebiete. Um 960 beschrieb der aus jüdische Reisende Ibrahim Ibn al Jaqub al Israili at-Turtuschi die Herkunfts- und Handelsorte der Sklaven in Europa.

Mit den Kreuzzügen hörte der Sklavenhandel auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands auf. Auch die Funde von Silbermünzenhorten mit Münzen aus dem orientalischen Raum enden in dieser Zeit.

Dennoch blieb der Sklavenhandel in Richtung Westeuropa bis weit ins 15. Jahrhundert hinein an der Tagesordnung. Daran beteiligt waren vor allem Kaufleute aus den italienischen Stadtstaaten, insbesondere Genua und Venedig, die über ihre Handelsniederlassungen im östlichen Mittelmeer (Thessaloniki, Chios, Famagusta auf Zypern, Candia auf Kreta) und im Schwarzen Meer (insbesondere Caffa, aber auch Trapezunt und andere) Sklaven vor allem tatarischen und slawischen Ursprungs nach Südwesteuropa und Ägypten transportierten (daher kommt wohl auch die Bezeichnung „Sklave“). Auch vom Balkan kamen viele sogenannte „fante“ nach Italien, deren Status dem eines Sklaven wohl sehr ähnlich war. Auch katalanische Händler, insbesondere die Katalanische Kompanie waren an diesem Handel von Ost nach West beteiligt.

Siehe auch: Mediterraner Sklavenhandel

Handel mit afrikanischen Sklaven seit dem Altertum

Sklavenmarkt, Gemälde des 19. Jahrhunderts (Gustave Boulanger)

Innerafrikanischer Sklavenhandel

Hauptartikel: Innerafrikanischer Sklavenhandel

Der innerafrikanische Sklavenhandel, in dessen Rahmen Afrikaner Afrikaner versklavten, ist noch wenig erforscht. Man geht von einer Opferzahl von 10 bis 15 Millionen aus. Versklavt werden konnte man infolge von Verschuldung oder indem man in Kriegsgefangenschaft eines anderen Stammes geriet.

Orientalischer Sklavenhandel

Hauptartikel: Ostafrikanischer Sklavenhandel

Durch die Sahara (Transsaharahandel), teilweise dann weiter über das Mittelmeer, später auch über den Indischen Ozean wurden Sklaven aus Afrika in die arabisch-islamische Welt verschleppt. Die ebenfalls davon betroffenen Frauen wurden oft in den Harems und die Männer als Eunuchen oder Arbeitssklaven eingesetzt. Die Zahl der Opfer dieses Handels wird auf 6-17 Millionen geschätzt. Diese Route des Sklavenhandels lag weitgehend in den Händen orientalischer (überwiegend muslimischer), aber auch katalanischer Kaufleute. Während erstere im Mittelalter vor allem den großen Bedarf an Sklaven für das ägyptische Heer zu decken versuchten, sorgten die Katalanen für Nachschub an Arbeitskräften auf den größeren, von Europäern bewirtschafteten Inseln des westlichen Mittelmeeres (im wesentlichen Sizilien und Balearen).

Atlantischer Sklavenhandel

Hauptartikel: Atlantischer Sklavenhandel

Anfangs verpflichteten die spanischen und portugiesischen Kolonialherren in Amerika die indianische Urbevölkerung zur Zwangsarbeit in ihren Plantagen und Bergwerken. Viele Indianer hielten jedoch der harten Arbeit sowie von den Europäern eingeschleppten Infektionskrankheiten nicht stand, sodass man (u. a. auch auf Anregung von Bartolomé de las Casas, der dadurch die Indianer schützen wollte und diese Entscheidung später bereute) auf die Idee kam, schwarzafrikanische Sklaven einzuführen. Diese galten als widerstandsfähiger.

Der atlantische Sklavenhandel spielte sich nicht ausschließlich so ab, wie es das Modell des Dreieckshandels postuliert. Diesem zufolge tauschten die europäischen Sklavenhändler an der afrikanischen Küste Manufakturwaren (Werkzeuge, Waffen und Textilien) gegen Sklaven, die nach Amerika transportiert und dort verkauft wurden, um als Arbeitskräfte auf Zuckerrohr-, Baumwoll-, Kaffee-, Kakao- und Tabakplantagen sowie in Bergwerken zu arbeiten. Die Sklavenhändler erwarben dann die Erzeugnisse dieser Plantagen und Minen und verkauften sie in Europa mit Profit weiter. Damit verbundene Vorstellungen, wie die, dass ein Sklave, den man in Afrika für Tauschartikel im Wert von fünf Gulden erwerben konnte, in Amerika das Zehnfache in Zucker einbrachte, der in Europa wiederum für ein Vielfaches verkauft werden konnte, halten sich nach wie vor hartnäckig, entsprechen aber nur teilweise der Wirklichkeit.

Eine auf entsprechenden Quellen basierte Untersuchung der Fahrten von 195 niederländischen Sklavenschiffen des 18. Jahrhunderts ergab, dass nur 69 von ihnen auf ihrer Rückfahrt von Amerika voll mit Kolonialwaren beladen waren. 65 segelten nur mit dem nötigen Ballast (Sand, Wasser) heim, 52 weitere hatten eine nur geringe Frachtmenge an Bord. Der Grund für dieses eher unerwartete Faktum ist auch in der speziellen Bauweise der Sklavenschiffe zu suchen, die im Vergleich zu den herkömmlichen Handelsschiffen eine deutlich geringere Ladekapazität aufwiesen und daher weit weniger Güter transportieren konnten. Anders als bei einem gewöhnlichen Handelsschiff vergleichbarer Größe war aber die durchschnittliche Mannschaftszahl eines Sklavenschiffes mit 30 bis 40 Mann etwa doppelt so hoch, da für die Abwicklung des Einkaufes und die Bewachung der Sklaven entsprechend mehr „Personal“ gebraucht wurde.[1]

Zuweilen gingen die Europäer selbst auf Sklavenjagd; die meisten Sklaven wurden aber von lokalen Herrschern und Händlern an der afrikanischen Küste gekauft. Da Krieg die wichtigste Quelle für Gefangene war, die sich als Sklaven an die Europäer verkaufen ließen, führte der Sklavenhandel auch zu mehr Konflikten in Afrika. Teilweise wurden Kriege gezielt geschürt, um mehr Sklaven zu bekommen. Nach der Überfahrt mit eigens umgerüsteten Sklavenschiffen kamen jene Sklaven, welche diese „Middle Passage“ des oben angesprochenen Dreieckshandels überlebt hatten, in die Plantagen und Bergwerke Amerikas, vor allem Westindiens. Die holländische Insel Curaçao vor der Küste von Venezuela wurde zum bedeutendsten Sklavenmarkt der Welt.

Ausgehend von den quantitativen Untersuchungen, die der amerikanische Historiker Philip Curtin bereits in den 1960er Jahren durchführte, die später von anderen Wissenschaftern beständig erweitert wurden und 1998 schließlich in einer Datenbank kulminierten, in der etwa 27.000 transatlantische Sklaventransporte erfasst worden sind, geht die Fachwissenschaft heute davon aus, dass zwischen 1519 und 1867 etwa 11,06 Millionen Afrikaner im Rahmen des atlantischen Sklavenhandels nach Amerika verschleppt wurden, davon 3,9 Millionen nach Brasilien. Damit dürften ältere Schätzungen, die von 15 Millionen Verschleppten ausgingen, „an der Obergrenze des Realistischen liegen.[2] Dies besagt nichts über die Zahl derjenigen Sklaven, die als Folge des Sklavenfangs, während der innerafrikanischen Transporte und der Wartezeit in den Sklavenforts an der afrikanischen Westküste umkamen. Die ungefähre Zahl der Menschen, die während des Transports über den Atlantik starben, wird auf bis zu 1,5 Millionen Menschen geschätzt.[2] An verschiedenen Universitäten, vor allem in den Niederlanden und in den USA, laufen Forschungsprojekte, die diesbezügliche mehr Klarheit schaffen sollen.

Nach der industriellen Revolution und dem Verbot des Sklavenhandels 1807 wurde der atlantische Sklavenhandel uninteressant und schließlich ganz aufgegeben. Als letzter beteiligter Staat schaffte Brasilien 1888 die Sklaverei ab. Ein erheblicher Anteil der heutigen Bevölkerung Brasiliens, Haitis und anderer Inseln der Karibik sowie der USA sind afrikanischer Abstammung.

Beteiligte Nationen

Portugal

Im frühen 15. Jahrhundert suchte der portugiesische Prinz Heinrich der Seefahrer einen Seeweg nach Indien, um vom Gewürzhandel zu profitieren. Die Expeditionen zur Erforschung der westafrikanischen Küste waren langwierig und teuer. Durch das Plündern von Küstendörfern konnten die Kosten nicht gedeckt werden. Schließlich verschleppten die Portugiesen Einheimische, um Lösegeld zu erpressen, wie man es früher schon mit den benachbarten Mauren gemacht hatte. Da die Geiselauslösung mit weit entfernten Ländern nicht funktionierte, wurden die Gefangenen später als Sklaven verkauft. Ein Fünftel des jeweiligen Verkaufserlöses gehörte Prinz Heinrich.[3]

Als Großmeister des Christusordens hatte Heinrich der Seefahrer gute Kontakte zu Papst Nikolaus V.. Mit den Bullen Dum Diversas (1452) und Romanus Pontifex (1455) wurde es erlaubt, Heiden zu versklaven und ihren Besitz zu nehmen. Somit hatten die christlichen Portugiesen eine moralische Rechtfertigung für ihre Geschäfte.[3]

Zunächst hatte Senegal große Bedeutung für den Sklavenhandel. Später nahmen die Portugiesen an der Goldküste intensive Handelsbeziehungen mit den dortigen Reichen auf. In Elmina wurde 1482 das Fort São Jorge da Mina errichtet, welches zu einem wichtigen Handels- und Militärstützpunkt wurde, an dem auch mit Sklaven gehandelt wurde.

Brandenburg

Brandenburg beteiligte sich am afrikanischen Sklavenhandel seit 1683. Es wird geschätzt, dass die in Emden ansässige Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie im Laufe ihres 17jährigen Bestehens ca. 17.000 Afrikaner nach Südamerika verkaufte. Da sich der transatlantische Sklavenhandel zu diesem Zeitpunkt bereits fest in portugiesischer Hand befand, kam das Unternehmen nie aus den roten Zahlen heraus.[4]

Preis der Sklaven

Es gehört zu den am weitesten verbreiteten Mythen, dass die Europäer die Afrikaner mit drittklassigen Waren und billigem Tand übertölpelt und zum Verkauf ihrer Landsleute bewogen hätten. Grund dafür sind neben rassistischen Vorurteilen vor allem die den Europäern häufig irrational erscheinenden Vorlieben der Afrikaner für ganz bestimmte Waren, wie etwa Kaurimuscheln, die in Afrika eine weit verbreitete Währung darstellten. Neuere Forschungen haben jedoch klar aufgezeigt, dass die Afrikaner nicht nur durchaus in der Lage waren, den Wert der von den Europäern angebotenen Waren klar einzuschätzen, sondern dass sie auch weitgehend das Warensortiment bestimmten, mit dem die Europäer die Sklaven einzukaufen hatten. Die europäischen Sklavenhändler waren im Allgemeinen gezwungen, den Afrikanern Waren anzubieten, die sie vorher aus den verschiedensten Ländern bezogen hatten. Kein Sklavenhändler konnte es sich erlauben, nur die Waren seines Heimatlandes anzubieten.[5]

Dementsprechend waren die Preise für Sklaven allenfalls in der Anfangsphase des spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Sklavenhandels billig. Berichte, wonach die Portugiesen 1446 am Senegal-Fluss für ein altes Pferd 25 bis 30 Sklaven, 1460 am Gambia-Fluss für ein Pferd 12 Sklaven und am Kongo-Fluss für einen Hund 22 Sklaven bekamen, erlauben nur für den jeweiligen Zeitraum und die betreffende Region Rückschlüsse auf den Preis eines Sklaven.

Grundsätzlich gilt, dass die Sklavenpreise von der Anfangsphase des Sklavenhandels bis tief ins 17. Jahrhundert relativ niedrig blieben. Nach 1670 kam es zu einem kontinuierlichen Anstieg der Preise, wofür in der Forschung vor allem die rapide ansteigende Nachfrage in der Neuen Welt verantwortlich gemacht wird. Dort zahlte man beispielsweise zwischen 1676 und 1680 für einen Afrikaner von der Sklavenküste durchschnittlich 17,8 englische Pfund. Zwischen 1736 und 1740 betrug der Durchschnittspreis 34,4 Pfund, danach erhöhte er sich im Zeitraum zwischen 1786 und 1790 auf 67,5 Pfund. Seinen Spitzenwert erreichte er – bedingt durch die mit den Revolutionskriegen einher gehenden „Versorgungsengpässe“ – in den Jahren zwischen 1806 und 1810 mit 85,2 Pfund.[6]

Die versklavten Afrikaner wurden je Stück berechnet. Ein „Stück“ war zwischen 30 und 35 Jahre alt, 5 Fuß 11 Zoll groß (das sind ca. 180 cm) und ohne körperlichen Defekt. Für einen Heranwachsenden gab es Preisnachlass.

Die Spanier handelten mit den Portugiesen einen Vertrag über die Lieferung von 10.000 Tonnen Sklaven aus. Drei Sklaven bedeuteten in diesem Fall soviel wie eine Tonne.

Sklavenökonomie

Die Bedeutung der Sklaven für die Wirtschaft Portugals in den Jahren 1533 bis 1537 beschrieb der Flame Cleynaerts anschaulich:

Alles ist voll von Sklaven, alle Arbeit und Geschäfte verrichten Schwarze und gefangene Mauren, mit denen Portugal derartig vollgepfropft ist, daß, wie ich glaube, in Lissabon sich mehr Sklaven und Sklavinnen dieser Art befinden als freie Portugiesen. Kaum dürftest du ein Haus finden, das sich nicht wenigstens eine kleine Sklavin hält. Die Wohlhabenden besitzen mehrere beiderlei Geschlechts, die alles, aber auch alles tun und sich nur durch ihre Gestalt von Haustieren unterscheiden.

Die ersten Großabnehmer für Sklaven waren die Spanier in den Kolonien und ihre Lieferanten die Portugiesen. Bald waren Geschäftsleute vieler europäischer Länder beteiligt. Im 17. Jahrhundert wurden die Portugiesen von den Holländern übertroffen, die eine Zeit lang Teile Brasiliens in ihrem Besitz hatten. Im 18. Jahrhundert übernahmen die Engländer die Führung im Sklavenhandel.

Der erste englische Sklavenhändler war John Hawkins. Er lud auf seiner ersten Reise 1562/63 300 Sklaven auf sein Schiff namens „Jesus“. Der Transport war so erfolgreich, dass er 1564/65 eine zweite Fahrt unternahm. Sein Schiff war mit 400 Menschen vollgestopft. Die Anteilseigner des Unternehmens, unter ihnen die englische Königin, waren sehr zufrieden, denn er konnte eine Dividende von 60 Prozent ausschütten. Die dritte Fahrt 1567/68 war ein reiner Raubzug. Er ließ die Strohhütten einer Siedlung mit Brandpfeilen anzünden und schürte Stammesfehden. Bei der dritten Fahrt belud er sein Schiff mit 470 Sklaven.

Auch der berühmte französische Aufklärer und Religionskritiker Voltaire zog persönlichen Gewinn aus dem afrikanischen Sklavenhandel der französischen Hafenstadt Nantes. Er versuchte dieses Geschäft mit dem Satz zu rechtfertigen: „Es besteht ein ebenso großer biologischer Unterschied zwischen dem Weißen und dem Neger wie zwischen dem Schwarzen und dem Affen.[7]

Abschaffung des Sklavenhandels

Die im 18. Jahrhundert in Europa aufkommenden abolitionistischen Bewegungen konzentrierten ihre Kräfte zunächst auf die Abschaffung des Sklavenhandels und nicht der Sklaverei als Ganzem. Dahinter stand der Gedanke, ein Verbot des Handels wäre erstens politisch leichter durchzusetzen als ein Verbot der gesamten Institution Sklaverei, und zweitens würde ohne beständigen Nachschub der Sklavenhaltung irgendwann von alleine das Material ausgehen.

1807 verbot Großbritannien den Sklavenhandel und bekämpfte von da an auch aktiv den Sklavenhandel anderer europäischer Staaten. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurden Sklaverei und Sklavenhandel geächtet. Nach und nach wurden erst der Sklavenhandel und dann auch die Sklaverei von allen beteiligten Ländern verboten, sodass der Atlantische Sklavenhandel zum Erliegen kam. Mit dem Quintupelvertrag wurden am 20. Dezember 1841 in London ein wechselseitiges Anhalt- und Durchsuchungsrecht, gegenüber den unter den Flaggen der kontrahierenden Staaten fahrenden Schiffe, zum Zweck der Unterdrückung des Sklavenhandels und eine Beschlagnahme von Sklavenschiffen, in einem bestimmten Meeresgebiet um Afrika herum, festgelegt.

Im Zuge der Kolonisierung Afrikas drängten die europäischen Kolonialherren dort auch den orientalischen und innerafrikanischen Sklavenhandel allmählich zurück. Beide Händel existierten jedoch noch lange im Verborgenen weiter; in Saudi-Arabien wurde die Sklaverei erst 1968 offiziell abgeschafft.

Die heutige Sklaverei in Sudan sowie der Kinderhandel in Westafrika, wo laut Unicef 200.000 Kinder in Sklaverei leben, zeigen, dass Sklaverei auch heute noch existiert.

Filme

Literatur

  • H. D. Baker: Degrees of freedom: slavery in mid-first millennium BC Babylonia. World Archaeology 33/1, 18–26.
  • Philip D. Curtin: The Atlantic Slave Trade. A Census. Madison, Wisc. 1977 (2. Aufl). - Grundlegendes und wegweisendes Werk.
  • Christian Delacampagne: Die Geschichte der Sklaverei, 2004, ISBN 3-538-07183-7.
  • Hans Fässler: Reise in Schwarz-Weiss, ISBN 3-85869-303-0.
  • Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei, München: C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58450-3. - empfehlenswertes wissenschaftliches Werk zum Sklavenhandel
  • Jochen Meissner, Ulrich Mücke und Klaus Weber: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei. München: C.H.Beck, 2008, ISBN 978-3-406-56225-9. - Aktuelles und empfehlenswertes wissenschaftliches Werk zum transatlantischen Sklavenhandel.
  • Wolfgang Wimmer: Die Sklaven. Eine Sozialgeschichte mit Gegenwart. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1979, ISBN 3499171694. - Mit brauchbaren Dokumenten, aber ansonsten rein populärwissenschaftlich und insgesamt veraltet.
  • Michael Zeuske: Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikultur und Emanzipation, Zürich: Rotpunktverlag, 2004, ISBN 3-85869-272-7.
  • Ders.: Sklaven und Sklaverei in den Welten des Atlantiks. Umrisse, Anfänge, Akteure, Vergleichsfelder und Bibliographien, Münster: LIT, 2006, ISBN 3-8258-7840-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meissner, Mücke und Weber, Schwarzes Amerika, S. 84 und 88.
  2. a b Meissner, Mücke und Weber, Schwarzes Amerika, S. 47. Zum Umfang des atlantischen Sklavenhandels nach Herkunftsgebieten und Zielorten vgl. dort die Tabellen 1 und 2, S. 48 und 86f.
  3. a b Ronald Daus: Die Erfindung des Kolonialismus. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, ISBN 3-87294-202-6 (Gemeinsam herausgegeben mit der GEPA). 
  4. Brandenburg steigt in den Sklavenhandel ein; Zeittafel
  5. Meissner, Mücke und Weber, Schwarzes Amerika, S. 64 und 84.
  6. Meissner, Mücke und Weber, Schwarzes Amerika, S. 66.
  7. Peter Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage, S. 206, ISBN 3-442-15219-4.

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