Sklaverei in Kuba

Sklaverei in Kuba

Die Sklaverei in Kuba entstand mit der Kolonisierung von Kuba am Ende des 15. Jahrhunderts. Da die dünn besiedelte Insel nicht genügend Arbeitskräfte bot, setzten die spanischen Kolonisten von 1526 an in allen Wirtschaftsbereichen afrikanische Sklaven ein. Eine bedeutende Rolle spielte die Arbeitskraft von Sklaven auch im Zuckerrohr- und Kaffeeanbau. Abgeschafft wurde die Sklaverei in Kuba erst 1880, 18 Jahre bevor Spanien seinen Anspruch auf die Insel aufgab.

Geschichte

Die Ureinwohner der Insel erwiesen sich als billige Arbeitskräfte nicht geeignet, da sie zu anfällig gegen eingeschleppte europäische Krankheiten wie Masern oder Pocken waren. Sie eigneten sich aufgrund ihrer angestammten Lebensweise auch nicht für einen effizienten Einsatz in einem feudalen Produktionssystem. Auf Kuba wurde die Urbevölkerung regelrecht ausgerottet (siehe auch: Bartolomé de las Casas). 1512 wurde die Indianersklaverei schließlich durch den spanischen König Ferdinand V. verboten. 1526 erreichten die ersten Sklavenlieferungen aus Afrika die Insel Kuba. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts gelangten mehr als 600.000 afrikanische Sklaven lebend in die spanischen Kolonien Amerikas. Die Anzahl der gefangenen und transportierten Sklaven war freilich wesentlich höher, da viele auf dem strapaziösen Weg an die Küste und beim Transport auf den Sklavenschiffen verstarben.

Die Erste Industrielle Revolution führte zu einer völlig neuen Form der Sklaverei. Während bis dahin die Sklaven weitgehend (d. h. mit einigen Ausnahmen z. B. in den Erzminen des griechischen und römischen Altertums) im Rhythmus der ländlichen Produktionsweise arbeiteten und nicht massenhaft eingesetzt wurden und meist sogar zum Haushalt von Bauern gehörten, wurde mit dem Einsatz der Dampfmaschinen die Sklavenarbeit an den Rhythmus der Maschinen angepasst. Dampfbetriebene Zuckermühlen auf Kuba, Baumwolle verarbeitende Maschinen bei den Abnehmern der Baumwolle aus den Südstaaten der USA änderten vollständig den Charakter der Sklavenarbeit. Je mehr die Maschinen im Zuge des technischen Fortschritts verarbeiten konnten, desto härter und massenhafter wurde auch der Sklaveneinsatz. Die Arbeit der Sklaven etwa auf Kuba musste sich der ungeheuren Verarbeitungskapazität der dampfgetriebenen Zuckermühlen des 19. Jahrhunderts anpassen. Die Sklaven wurden zu Hunderten in Baracken in großen Lagern untergebracht, ihre Arbeitskraft bis zur Erschöpfungsgrenze ausgenutzt. Die Peitsche wurde zum gängigen Antriebsmittel bei der Arbeit. Sklavenaufstände wie auf Haiti und Kuba Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Folge der unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Trotz fürchterlicher Strafen flüchteten Sklaven als Cimarrónes auch immer wieder in die unwegsamen Wälder. Besondere Trupps von Sklavenjägern mit speziell auf Sklaven dressierten Hunden sollten sie dort aufspüren. Wurden die entlaufenen Sklaven gefunden, drohte ihnen zur Abschreckung der anderen die öffentliche Hinrichtung, meist auf abscheuliche Weise.

Ab 1807 kam es zu einer Beendigung des Sklavenhandels. In diesem Jahr wurde in Großbritannien aus wirtschaftlichen und religiösen Gründen ein Verbot des Sklavenhandels verabschiedet. Um keine Konkurrenznachteile zu erleiden, übte Großbritannien Druck auf andere Kolonialmächte aus, den Sklavenhandel ebenfalls einzustellen. Während in Preußen schon seit 1713 die Sklaverei untersagt war, wurde sie erst 1815 auf britischen Druck durch die politischen Mächte Europas auf dem Wiener Kongress verboten.

Besonders nach dem Einfuhrverbot für Sklaven auf Kuba gab es sogenannte „Aufzuchtprogramme“, in denen Sklavenkinder der Ersatz für den fehlenden Nachschub aus Afrika wurden. Sklavinnen entwickelten Methoden der Abtreibung (z. B. Einsatz von Kernen der Papaya), mit denen sie verhindern wollten, dass sie Kinder zur Welt brachten, deren Schicksal die Sklaverei war. Häufig kam es zum Selbstmord von Sklaven.

Massenhaft schlossen sich Sklaven in Kuba der Unabhängigkeitsbewegung an, die erst spät die Sklavenbefreiung in ihr Programm aufnahm. Als die Spanier 1898 nach dem verlorenen Spanisch-Amerikanischen Krieg aus Kuba abzogen, wurden die ehemaligen Sklaven zu Lohnarbeitern, ohne dass sich dadurch ihre soziale Lage entscheidend besserte. Während sie bis dahin als „Arbeitstiere“ auch in den Ruhezeiten der Zuckerproduktion am Leben gehalten wurden, führte Arbeitsmangel nun zu Entlassung und Hunger.

Erst am 13. Februar 1880 schaffte Spanien die Sklaverei in Kuba per Gesetz ab.

Das heutige Bild der Sklaverei ist weitgehend von der Form der Sklavenausbeutung aus der Anfangszeit des Kapitalismus geprägt, zumal diese umfangreicher dokumentiert ist als die jahrtausendealte Form der antiken Sklaverei.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Zeuske: Schwarze Karibik: Sklaven, Sklavereikultur und Emanzipation, Rotpunkt, Zürich 2004, ISBN 978-3858692726
  • Miguel Barnet: Der Cimarrón. Die Lebensgeschichte eines entflohenen Negersklaven aus Cuba. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1999, ISBN 3-518-39540-8
  • Laird Bergad: The Comparative Histories of Slavery in Brazil, Cuba, and the United States, Cambridge University Press, 2007, ISBN 0521694108

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