Slowinzen

Slowinzen
Freilichtmuseum Slowinzisches Dorf in Kluki

Die Slowinzen (kaschubisch: Słowińcë, polnisch: Słowińcy) waren ein westslawisches Volk, das im Slowinzischen Küstenland in Hinterpommern lebte. Ihr Siedlungsgebiet befand sich etwa zwischen den Städten Stolp (Słupsk) und Łeba, heute zur polnischen Woiwodschaft Pommern gehörig. Sie selbst bezeichneten sich auch als Lebakaschuben.

Die Slowinzen unterschieden sich von den in Pommerellen lebenden katholischen Kaschuben dadurch, dass sie protestantisch waren. Anders als die katholischen Kaschuben nahmen viele Slowinzen bereits ab Mitte des 17. bis in das 18. Jahrhundert die deutsche Sprache an, als der Gebrauch der Kaschubischen Sprache systematisch zurückgedrängt wurde, indem zum Beispiel Konfirmandenunterricht und Gottesdienst in kaschubischer Sprache abgeschafft wurden.[1] Von der slawischen Herkunft der Slowinzen zeugten außer zahlreichen Flurnamen auch ein paar Wörter im dortigen pommerschen Alltagsdeutsch.

Als 1945/46 die Pommern, soweit sie nicht schon vor der Roten Armee geflohen waren, aufgrund der Bierut-Dekrete vertrieben wurden, waren die Dorfbewohner, deren Muttersprache die slowinzische Sprache war, grundsätzlich davon ausgenommen. Teilweise durften auch Personen bleiben, die selber kein Slowinzisch beherrschten, aber ihre slowinzische Herkunft nachweisen konnten. So wohnten in den 1950er Jahren noch zahlreiche, in den 1980er Jahren noch ein paar der Vorkriegsbewohner in der Gegend. Die älteren wohnten bis zum Lebensende in ihren Häusern, viele der jüngeren sind irgendwann ausgewandert.

Nach dem Volk der Slowinzen ist der Slowinzische Nationalpark (Słowiński Park Narodowy) benannt. Bestandteil des Nationalparks ist das Freilichtmuseum Slowinzisches Dorf in Kluki (Klucken), in dem das Leben der Slowinzen dokumentiert ist. Eines der herausragenden Merkmale der Slowinzenhäuser ist übrigens das sichtbare Fachwerk, deutscher Bautradition näher als polnischer. Die slowinzische Sprache ist heute verschwunden.

Siehe auch: Slowinzische Sprache

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vergl. z. B. A. Hilferding: Die Überreste der Slawen auf der Südküste des baltischen Meeres, Zeitschrift für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft, 1. Band, 2. Heft, Bautzen 1862, S. 81-97.

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