Snæfellsjökull

Snæfellsjökull
Snæfellsjökull
Snæfellsjökull

Snæfellsjökull

Höhe 1.446 m
Lage Halbinsel Snæfellsnes auf Island
Geographische Lage 64° 48′ 32″ N, 23° 46′ 16″ W64.809-23.7711446Koordinaten: 64° 48′ 32″ N, 23° 46′ 16″ W
Snæfellsjökull (Island)
Snæfellsjökull
Typ Stratovulkan
Letzte Eruption um 250 n. Chr. (aktiv)
Erstbesteigung 1.Juli 1753 durch Bjarni Pálsson und Eggert Ólafsson
Gipfel des Snæfellsjökull, Mai 2003

Gipfel des Snæfellsjökull, Mai 2003

Der Snæfellsjökull ['stnaiːfɛlsˌjœkʏtl˳] (dt. „Schneeberggletscher“) ist ein 1446 m hoher Stratovulkan am westlichen Ende der Halbinsel Snæfellsnes auf Island. Der Berg hieß ursprünglich Snæfell oder Snjófell[1], zur Unterscheidung von zwei anderen Bergen dieses Namens wird aber bei ihm die isländische Bezeichnung für Gletscher (jökull) an den Namen gehängt. Er liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Snæfellsbær.

Inhaltsverzeichnis

Erstbesteigung

Es gab einige Geschichten aus dem Mittelalter um mutige Männer, die den Berg bestiegen hätten. Unter ihnen befindet sich selbstverständlich der in der Gegend allgegenwärtige Bárður Snæfellsás – dieser ist allerdings als solcher nicht sehr glaubwürdig, sind doch die Geschichten um seine Person allzu volkssagenverdächtig.

Später wurde der Berg wie viele andere vom Aberglauben mit einem Nymbus von Geheimnis und Gefahr umgeben. Es bedurfte der mutigen Aufklärer Bjarni Pálsson und Eggert Ólafsson. Diese hielten am 1. Juli 1753 auf den Berg, bewaffnet u. A. mit Kompass, Thermometer und einem Essigfläschchen, für den Fall, dass die Atemluft in dieser enormen Höhe doch etwas zu dünn würde. Aber es gelang, und, wie im Falle der Hekla, gelten sie als die Erstbesteiger des Berges.[2]

Inzwischen ist der Berg sehr beliebtes Ziel bei Bergsteigern, und jedes Jahr gehen etliche Gruppen hinauf.

Höhenmessungen

Mit den Bestimmungen der Höhe des Vulkans hat es eine eigene Bewandtnis: Der Berg galt über viele Jahrhunderte als der höchste Berg von Island. Noch im Jahre 1753 waren die Erstbesteiger Eggert und Bjarni hiervon überzeugt und ihre Messungen ergaben die beachtliche Höhe von 2154 m.

Als man den Berg im Jahre 1804 erneut vermaß, kam man dem heutigen Maß mit 1436 m schon viel näher. Die genaue Höhe des Berges konnte aber erst 1910 ein dänischer Offizier feststellen, der sie auf 1446 m festlegte.[3]

Geologie

Die Kappe des Vulkans bildet ein Gletscher, der eine Caldera ausfüllt, an deren Rand drei kleine Vulkanschlote sitzen.

Der Vulkan

Der Zentralvulkan ist ca. 700.000 Jahre alt. Insgesamt ist er seit der Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren etwa 30 bis 40 mal ausgebrochen. Der letzte bekannte Ausbruch fand vor ca. 1800 Jahren statt.[4] All diese Ausbrüche waren explosiv. Der Krater mit den Schloten erschien beim letzten Ausbruch. Die Asche dieses Ausbruchs findet sich über den ganzen Westen Islands verstreut. Im Norden und Osten findet man eher tertiäre Gesteinsschichten, während die Süd- und Westhänge von nacheiszeitlichen Laven bedeckt sind.

Auch in der Umgebung des Berges haben beträchtliche Ausbrüche stattgefunden, bei denen viel Lava ausströmte. Die meisten dieser Lavafelder stammen aus der Unruheperiode, die dem letzten großen Ausbruch folgte. Seither gab es hier keinen Ausbruch mehr, aber der Vulkan gilt nach wie vor als aktiv.

Die Krater im Unterland des Berges haben eher basisches Gestein produziert (Basalt), während man in den Lagen der höher gelegenen Krater oft auch saures oder intermediäres Gestein vorfindet (z. B. Rhyolith). Die meisten der Krater liegen im Snæfellsjökull-Nationalpark wie etwa Saxhóll oder Öndverðarneshólar. Das Bárðarlaug bei Hellnar ist ein Krater aus der letzten Zwischeneiszeit. Die Lóndrangar sind Überreste eines Palagonitberges, der im Meer entstand.

Das Vulkansystem des Snæfellsjökull ist ca. 30 km lang und reicht vom Mælifell in Staðarsveit bis nach Öndverðarnes und vielleicht noch weiter ins Meer hinaus. Der Zentralvulkan selbst befindet sich im Westen des Systems. Das bekannte Lavafeld Búðahraun gehört zum System des Snæfellsjökull. Dabei strömte die Lava vor ca. 5000 bis 8000 Jahren aus dem Krater Búðaklettur.[5]

Der Gletscher

Der Gletscher auf den höchsten Anhöhen des Berges umfasst eine Fläche von 12,5 km².

Die Klimaveränderungen bewirken auch hier einen schnellen Rückzug des Gletschers. Die Firma Loftmynda ehf. maß die Dicke des Gletschers im Jahre 1999 und die Ergebnisse wurden mit neuen Messungen durch die deutsche Firma TopScan vom September 2008 verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass der Gletscher im Schnitt um 1,5 Meter pro Jahr dünner geworden war, insgesamt waren es ca. 13 Meter im Schnitt. Das heißt die Abschmelzgeschwindigkeit ist die doppelte von der des Hofsjökull und Vatnajökull und gleichzusetzen mit der des Langjökull. Als Grund für das besonders schnelle Abschmelzen des Snæfellsjökull nennt der Geologe Oddur Sigurðsson den Höhenunterschied: Hofsjökull und Vatnajökull sind ca. 400 bis 500 m höher.

Da der Snæfellsjökull ohnehin nur bis 30 m dick ist, kann man sich ausrechnen, dass er bei der derzeitigen Rückzugsgeschwindigkeit nach 20 Jahren ganz verschwunden sein könnte.

Allerdings hat der Gletscher nicht an allen Stellen gleichmäßig an Volumen verloren, sondern am Fuße viel mehr, d. h. bis zu 40 m, und am wenigsten rund um den Gipfel, wo man nur eine Abnahme von ca. fünf Meter im selben Zeitraum feststellen konnte.[6]

Aus dem Wasser des Snæfellsjökull speist sich der Wasserfall Klukkufoss.

Snæfellsjökull-Nationalpark

Der Vulkan liegt inmitten des nach ihm benannten Snæfellsjökull-Nationalparks und ist an klaren Tagen oft von Reykjavík aus zu sehen, das in Luftlinie ca. 120 km entfernt liegt. Der Nationalpark wurde 2001 gegründet, um die Naturschätze und Reste menschlicher Siedlungen – wie etwa die Überreste von Winterfischerhütten bei Dritvík – in dem Gebiet zu schützen und der Allgemeinheit zugänglich zu erhalten. Das Hauptbüro befindet sich in Hellissandur, ein Ausstellungsraum seit 2004 in Hellnar.

Viele Reit- und Wanderwege im Nationalparkgebiet sind inzwischen ausgebaut und gekennzeichnet worden, immer mehr Informationstafeln werden aufgestellt.

Der Berg in der Literatur

Er gilt als einer der berühmtesten Berge der Insel. Dies hat er nicht zuletzt dem französischen Autor Jules Verne zu verdanken, der in seinem Roman Reise zum Mittelpunkt der Erde den Einstieg in die Unterwelt genau am Snæfellsjökull anlegt. Außerdem werden dem Vulkan von Esoterikerseite her Qualitäten als Träger besonderer Kraftfelder zugesprochen; die hier relativ häufigen Lenticularis-Wolken wurden wiederholt als UFO missinterpretiert.[7]

Der isländische Nationaldichter Halldór Laxness hat mit seinem Roman Am Gletscher der Mystik isländischer Landmarken und besonders dem Gletscher ein Denkmal gesetzt.

An vielen Orten rund um den Snæfellsjökull stößt man auf die Spuren der Sagenfigur Bárður Snæfellsás. Die Handlung von zwei weiteren Isländersagas spielt teilweise an diesem Berg: Eyrbyggjasaga und Viglundarsaga.

Sonnenuntergang am Berg

Siehe auch

Literatur

Zur Geologie

  • Haukur Jóhannesson: Yfirlit um jarðfræði Snæfellsness. In: Einar H. Kristjóansson: Lýsing Snæfellsness frá Löngufjörum að Ólafsvíkurenni. Ferðafélag Íslands, árbók 1982, 151-172

Belletristik

Weblinks

Die Felsnadeln von Malarrif im Snæfellsjökull-Nationalpark, Reste eines Kraters
Snæfellsjökull von Norden
Satellitenaufnahme des Snæfellsjökull und seiner Umgebung

Fotos und Videos

 Commons: Snaefellsjokull National Park – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Zum Nationalpark

Wiss. Abhandlungen

Einzelnachweise

  1. Einar Haukur Kristjánsson: Lýsing Snæfellsness frá Löngufjörum að Ólafsvikurenni. in: Ferðafélag íslands. Árbók 1982, S.142
  2. Einar Haukur Kristjánsson: Lýsing Snæfellsness frá Löngufjörum að Ólafsvikurenni. in: Ferðafélag íslands. Árbók 1982, S.14
  3. Einar Haukur Kristjánsson: Lýsing Snæfellsness frá Löngufjörum að Ólafsvikurenni. in: Ferðafélag íslands. Árbók 1982, S.142
  4. Jónas Guðnason: Eldvirkni á íslandi á Nútíma. Háskóli Íslands. Nemandaritgerð í jarðvísindi. 2007 (April), S.5 http://www3.hi.is/.../2007%20-%20Eldvirkni%20a%20Islandi%20a%20Nutima.pdf Abgerufen: 4. Juni 2010 (PDF-Datei)
  5. Haukur Jóhannesson: Yfirlit um jarðfræði Snæfellsness. in: Ferðafélag íslands. Árbók 1982, S.168 ff.
  6. Morgunblaðið, 21. Februar 2009, S. 8.
  7. Lenticularis-Wolke

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