Sophistes

Sophistes

Der Sophistes (griechisch Σοφιστής) ist ein in Dialogform verfasstes Spätwerk des griechischen Philosophen Platon. Der Dialog wird auf ca. 365 v. Chr. datiert [1] und gehört zusammen mit den Dialogen Kratylos, Theaitetos, und dem Politikos zur zweiten Tetralogie der platonischen Werke. Durch den dargestellten zeitlichen Zusammenhang und die auftretenden Personen bilden die letzten drei Dialoge eine Trilogie. Während im Theaitet Fragen der Erkenntnis und der Bestimmung der Wahrheit behandelt wurden, ist der Sophistes nach dem Parmenides der zweite Dialog, der ausdrücklich die Frage des Seins thematisiert. Diese ist angebunden an die Klärung der Frage, was den Unterschied eines Sophisten zu einem Philosophen ausmacht.

Inhaltsverzeichnis

Dialogsituation

Obwohl Sokrates bei Abfassung des Sophistes bereits rund 35 Jahre tot war und die Auseinandersetzung mit den Sophisten kein vordergründiges Thema war, ließ Platon den Dialog in der Zeit des Prozesses von Sokrates spielen. Im Theaitet verabschiedete sich Sokrates von seinen Gesprächspartnern mit dem entschuldigenden Hinweis, er müsse nun zu einer Vernehmung wegen der Klage des Melitos, aber das Gespräch könne am nächsten Tag fortgesetzt werden (vgl. Theait. 210 b).

Wie am Vortag sind bei dem Gespräch neben anderen die beiden Mathematiker Theaitetos und dessen Lehrer Theodoros anwesend. Hinzu kommt ein Fremder aus Elea, den Theodoros zu Beginn des Gespräches als Gast einführt. Der Fremde bleibt während des Gespräches unbenannt. Seine Herkunft verweist auf die Schule der Eleaten und den Einfluss des Parmenides, mit dessen Auffassung zur Seinsfrage sich Platon im Dialog kritisch auseinandersetzt. Sokrates leitet zwar das Gespräch mit der Frage nach dem Unterschied von Sophisten, Philosophen und Politikern ein, bleibt aber im übrigen Gesprächsverlauf stumm. Der Dialog findet im Wesentlichen zwischen dem Fremden und Theaitetos statt. Die Gesprächsführung liegt bei dem Fremden. Theaitet hat nur eine passive Rolle und gibt fast nur ein Echo ab. Der Text hat daher eher den Charakter eines Vortrages als den eines Gespräches gleichwertiger Partner.

Inhalt

Dihairese des Begriffs von einem Sophisten

Dihairese des Begriffs “Angelfischerei”
(Sophistes, 218e-221b)
Richtige
Bestimmung
abgelehnte
Alternative
kunstvoll kunstlos
erwerbende Kunst herstellende Kunst
bezwingend austauschend
nachstellend kämpfend
jagend sammelnd
schwimmend zu Lande
Fischerei Vogeljagd
verwundend fangend
bei Tage bei Feuerschein
mit Haken mit Harpune
Angelfischerei

Aufgrund der Themenvorgabe durch Sokrates schlägt der Fremde vor, zum Einstieg zu bestimmen, was ein Sophist ist. Um das Verfahren der Bestimmung festzulegen, wird dies zunächst am Beispiel eines Angelfischers durchgeführt. Das angewendete Verfahren ist das der Dihairesis. Dies ist eine besondere erkenntnistheoretische Methode, mit der die Ableitung eines Begriffs durch schrittweise Unterteilung eines allgemeinen Begriffes in je zwei in ihm enthaltene (gegensätzliche) Unterbegriffe erfolgt.[2] Dabei ist allerdings der Erkenntnisgewinn nur gering, weil in dem Verfahren jeweils bekannte Begriffe analytisch strukturiert werden. Die jeweils behauptete Differenz wird mehr oder weniger willkürlich gesetzt.

Nach der Bestimmung des Angelfischers wird das Verfahren der Dihairese auf den Begriff des Sophisten angewendet. Nachdem ein Versuch so zu einem Ergebnis zu kommen, nicht ausreichend erscheint, setzt der Fremde mehrfach neu an. Im Verlaufe ergeben sich sechs Variationen als Ergebnis dieser Art der Begriffsbestimmung.

  • Der Sophist als wohlbelohnter Nachsteller reicher Jünglinge
„Nach dieser jetzigen Rede also, o Theaitetos, wäre die von der nachstellend bezwingenden aneignenden Kunst, und zwar von der Tiernachstellung zu Lande auf Menschen, nämlich der nicht öffentlichen Überredungskunst lohnforderndem, für Geld sich verkaufendem, scheinbar belehrendem Teil auf reiche angesehene Jünglinge angestellte Jagd, wie diese Rede uns ausgegangen ist, die sophistische Kunst zu nennen.“ (223 b)[3]
  • als Großhändler für die Seele vorzüglich mit Kenntnissen
„Komm also, laß uns das Ganze zusammenstellen und sagen, es sei als des der erwerbenden Kunst umsetzenden kaufmännischen Zweiges, und zwar des Zwischenhandels mit Seelengütern, [d] nämlich als Reden und Kenntnisse über die Tugend verkaufender Teil zum zweitenmal nun erschienen die sophistische Kunst.“ (224 c - d)
  • drittens als ein Krämer mit eben diesen sowie viertens als Eigenhändler mit Kenntnissen.
„So würdest du also auch der erwerbenden Kunst umsetzenden kaufmännischen Zweiges, Kleinhandel und Selbstverkauf, beides, sobald es nur in diesen Gegenständen zur kenntnisverkaufenden Art gehört, allemal, wie es scheint, Sophistik nennen.“ (224 e)
  • als ein Kunstfechter im Streitgespräch
„So wäre also nichts anderes als die geldbringende Art der streitsprecherischen Kunst, welche von dem Wortwechsel, also der streitenden, fechtenden, kampfgeschickten und so erwerbenden Kunst ein Teil ist, wie die Rede uns jetzt gezeigt hat, der Sophist.“ (226 a)
  • der von Meinungen reinigt, welche in der Seele den Kenntnissen im Wege stehn
„So sei denn ein Teil der sondernden Kunst die reinigende, von der reinigenden werde der Teil für die Seele abgesondert, von diesem die Belehrung und von der Belehrung die Unterweisung, und von der Unterweisung, werde gesagt, sei die auf leere Scheinweisheit gerichtete Prüfung nach der jetzt nebenbei erschienenen Erklärung nichts anders als die edle und vornehme Sophistik.“ (231 c)

Nachdem so insgesamt sechs verschiedene Vorschläge für den Begriffsinhalt gefunden wurden, regt der Fremde an, das bisher besprochene zu reflektieren. Nachsteller, Jäger, Händler, Kunstfechter, Reiniger: Die Merkmale sind offensichtlich uneinheitlich und teilweise widersprüchlich. Auch nach den ersten sechs Fassungen einer Begriffsbestimmung sind sich der Fremde und Theaitet einig, dass es noch nicht reicht, das Wesentliche am Begriff eines Sophisten herausgearbeitet zu haben. So kommen sie auf die Frage des Scheins.

Das Sein des Nicht-Seienden

Sophisten behaupten, zu allem die richtige Antwort zu haben. Da aber niemand alles wissen kann, können ihre Antworten nur einen Schein erzeugen. Als Beispiele nennt der Fremde Trugbilder und unwahre Rede.

„Denn dieses Erscheinen und Scheinen, ohne zu sein, und dies Sagen zwar, aber nicht Wahres sagen, alles dies ist immer voll Bedenklichkeiten gewesen schon ehedem und auch jetzt. Denn auf welche Weise man sagen soll, es gebe wirklich ein falsch Reden oder Meinen, ohne doch schon, indem man es nur ausspricht, auf alle Weise in Widersprüchen befangen zu sein, dies, o Theaitetos, ist schwer zu begreifen.“ (236 e)

Es ist also die Frage zu diskutieren, wie Falsches als Nicht-Seiendes sein kann. Wie kann man von etwas Nicht-Seiendem reden? Der Begriff etwas ist immer gedanklich mit einem Inhalt verbunden.

Wenn man annimmt, dass eine Zahl etwas Seiendes ist, kann das Nicht-Seiende nicht mit einer Zahl oder der Einheit verbunden werden. Dennoch spricht man vom Nichts-Seienden auch in Verbindung mit einer Zahl. Also ist das Reden über Nicht-Seiendes widersprüchlich.

„Siehst du also, wie ganz unmöglich es ist, richtig das Nichtseiende auszusprechen oder etwas davon zu sagen oder es auch nur an und für sich zu denken; sondern wie es etwas Undenkbares ist und Unbeschreibliches und Unaussprechliches und Unerklärliches?“ (238 c)
„Denn ich, der ich festsetzte, das Nichtseiende dürfe weder an der Einheit noch Vielheit teilhaben, habe es doch vorher und jetzt geradezu eins genannt. Denn ich sage: das Nichtseiende. Merkst Du was?“ (238 e)

Indem man das Nicht-Seiende in Aussagen verwendet, gesteht man ihm gedanklich schon zu, dass es Etwas ist, von dem etwas ausgesagt wird.

Wenn man das Nicht-Seiende als etwas Existierendes anerkennt, hat der Sophist ein leichtes Spiel. Dies gilt zum Beispiel, wenn man eine sophistische Darstellung als Trugbild bezeichnet.

„Also wenn wir behaupten, er besitze eine trugbildnerische Kunst: so wird er uns gar leicht bei diesem Gebrauch der Worte fassen und die Rede zum Gegenteil herumdrehen, indem er uns fragt, wenn wir ihn einen Bildmacher nennen, was wir denn überall unter einem Bilde meinen.“ (239 c - d)

Wenn man sich dem Sophisten nicht geschlagen geben will, ergibt sich als Aufgabenstellung, den Satz des Parmenides (dass Nichtseiendes unmöglich sein, gedacht und gesagt werden kann) zu untersuchen, obwohl dieser das für nicht zulässig erklärt hatte.

„Weil wir den Satz des Vaters Parmenides notwendig, wenn wir uns verteidigen wollen, prüfen und erzwingen müssen, dass sowohl das Nichtseiende in gewisser Hinsicht ist, als auch das Seiende wiederum irgendwie nicht ist.“ (241 d)

Untersuchung des Seienden

Die Prüfung des Begriffs des Nicht-Seienden setzt voraus, dass man weiß, was Seiendes ist. Genau diese Prüfung führt aber aus Sicht des Fremden zu erheblichen Schwierigkeiten.

  • Identität: Das All wird als Eines bezeichnet, aber auch als Seiendes. Ist das Eins und das Seiende trotz der unterschiedlichen Bezeichnung identisch? Andererseits stellte Parmenides sich das All als eine Kugel vor, also als etwas Zusammengesetztes, eine Vielheit. Kann das Seiende zugleich sowohl Einheit als auch Vielheit beinhalten? Die Frage bleibt zunächst offen.
  • Materialität: Es gibt die These, dass nur körperliches auch Seiendes ist. Andererseits gibt es auch die These, dass auch etwas sei, was keinen Körper habe. Schließlich gibt es sogar die Auffassung, dass nur die Ideen seiend sind, während alles Körperliche nur ein bewegliches Werden ist. (Vgl. 246 b- c)

Ein wesentlicher Einwand gegen die Materialisten ist für den Fremden und für Thaitet, dass ein Mensch eine Seele hat mit Vernunft, Gerechtigkeit und den übrigen Tugenden und dass von diesen gesagt wird, dass sie sind (existieren). Allgemeiner bestimmt spricht der Fremde von dem Vermögen eines Menschen, dass es gibt ohne körperlich zu sein.

„Ich sage also, was nur irgendein Vermögen besitzt, es sei nun ein anderes zu irgend etwas zu machen, oder, wenn auch nur das mindeste von dem allergeringsten zu leiden, und wäre es auch nur einmal. Das alles sei wirklich. Ich setzte nämlich als Erklärung fest, um das Seiende zu bestimmen, das es nichts anderes ist als Vermögen, Kraft.“ (247 d – e)

Gegen den absoluten Idealisten, der das Sein und das Werden als etwas Getrenntes annimmt, entwickelt der Fremde den Einwand, dass Leiden zum Beispiel aus der Einwirkung einer Kraft entsteht. Die Seele enthält sowohl ein Erkennen als auch ein Tun, als auch ein Erkanntwerden als ein Leiden. Würde man das leugnen, würde man behaupten, dass entweder das wahrhaft Seiende „weder lebe, noch denke, sonder hehr und heilig, der Vernunft entbehrend, unbeweglich stehe.“ (249 a)

  • Bewegung und Ruhe: Da beides entgegengesetzt ist und jedes für sich besteht, sind Bewegung und Ruhe im Seienden enthalten. Das Seiende ist also ein von Bewegung und Ruhe Verschiedenes. Das Seiende ist an sich weder Bewegung noch Ruhe. Andererseits kann es kein Seiendes geben, dass nicht entweder Bewegung noch Ruhe ist. (Vgl. 250 a – d) Diese vermeintliche Aporie löst sich auf, wenn man Seiendes (on) und Sein (ousia) unterscheidet. Während Seiendes (Ruhe) sein Gegenteil (Bewegung) ausschließt, haben beide Gemeinschaft im Sein. (Vgl. 252 d).

Dialektik

Ausgehend von der bisher ungelösten Frage, wie Eines und Vieles im Sein ohne Gegensatz sein können, sowie der zuvor diskutierten Frage des Zusammenhangs von Sein, Ruhe und Bewegung geht der Fremde über zur Diskussion der dialektischen Methode.

Wie Vokale durch Verbindung und das Eingehen einer Gemeinschaft mit den Konsonanten Wörter erzeugen, so führt auch erst eine bestimmte Art der Verbindung von Tönen zu Harmonien. Ähnlich wie in diesen Bildern verhält es sich mit den möglichen Verbindungen von Begriffen. Der Fremde beschreibt Dialektik dabei als eine Wissenschaft, mit der man zeigt,

  • welche Gattungen mit welchen übereinstimmen,
  • welche Gattungen nicht zueinander passen,
  • welche Gattungen vereinigend wirken und zu Vermischungen führen und
  • welche Unterscheidungen als ursprüngliche, nicht verknüpfbare Unterteilungen anzusehen sind.
„Das Trennen nach Gattungen, dass man weder dieselbe Gattung für eine andere, noch eine andere für diese halte, wollen wir nicht sagen, dies sei die dialektische Wissenschaft.“ (253 d)

Dabei beziehen sich die beiden ersten Unterteilungen auf das Seiende, während der dritte und der vierte Punkt auf das Umfassende des Seins abheben. Dialektik bedeutet nicht nur analytische Unterscheidung (Dihairesis), sondern auch verbindende Abstraktion (Synthesis).

In einer Nebenbemerkung verweist der Fremde darauf, dass die dialektische Methode dem Philosophen zuzurechnen ist, der sich damit gegen die Argumentationsweise der Sophisten wehrt. (Vgl. 253 e)

Kategoriale Ideen

Der Fremde konzentriert in einen weiteren Schritt seine Untersuchung auf Begriffe, die inhaltlich nicht mit anderen Begriffen verknüpfbar sind. Dies müssen Begriffe sein, die ursprüngliche Prinzipien des Seins darstellen, weil sie nicht auf andere zurückführbar sind. Platon entwickelte hier die erste Kategorienstruktur zur Beschreibung des Seins in der antiken Philosophie.[4]

Die Begriffe, die der Fremde herleitet, sind das Seiende, Ruhe und Bewegung, die ja schon angesprochen wurden, sowie zusätzlich Identität und Verschiedenheit. Die Gemeinschaft dieser Begriffe liegt in ihrem Anteil am Sein, während sie untereinander gänzlich verschieden sind. Keiner der Begriffe ist in einem anderen enthalten. Als Folge seiner Bestimmung der prinzipiellen Grundbegriffe kommt der Fremde auf das Grundproblem zurück, das Verhältnis von Seiendem und Nicht-Seiendem. Indem er das Verschiedene als „nicht-ist“, als Nicht-Identität, interpretiert, kann er sagen, dass das Nicht-Seiende etwas vom Seienden Verschiedene ist. Es geht nun nicht mehr um die Existenz von Nichts, sondern um die Abwesenheit eines (bestimmbaren) Seienden.

„ Also ist ja notwendig das Nichtseiende sowohl an der Bewegung als in Beziehung auf alle anderen Begriffe. Denn von allen gilt, dass die Natur des Verschiedenen, welche sie verschieden macht von dem Seienden, jedes zu einem Nichtseienden macht, und alles insgesamt können wir also gleichermaßen auf diese Weise mit Recht nichtseiend nennen und auch wiederum seiend und können sagen, dass es sei, weil es Anteil hat am Seienden.“ (256 d – e)

Dabei ergibt sich auch der Unterschied von Seiendem als Gegenstand und dem Seienden selbst (to on auto), das nicht ist (existiert), soweit es das übrige ist. Das Seiende ist hingegen, insofern es nicht das übrige ist, und ist dann eins. (vgl. 257 a) Mit dieser Bestimmung de Nicht-Seienden als Nicht-Identität ist Platon über Parmenides hinausgegangen, denn der Begriff wurde inhaltlich analysiert und als Aussagemöglichkeit, wenn auch in einer beschränkten Form anerkannt.

Definition des Sophisten

Dass das Seiende eine Verbindung eingehen kann, ergibt sich daraus, dass der Logos (Rede, sprachliche Äußerung der Vernunft) eine Gattung des Seienden ist. Dies wird auch von Sophisten anerkannt, weil sonst sinnvolle Aussagen überhaupt nicht möglich wären. (Vgl. 260 a - b) Mit dieser Feststellung verwendete Platon schon das grundsätzliche Argument gegen Skeptiker. Denn ein Skeptiker könnte seine Position nicht als sinnvoll vertreten, wenn er nicht wenigstens die Existenz des Logos als Grundannahme akzeptierte.

Dihairese des Begriffs “Sophist”
(Sophistes, 264e-268d)
Richtige
Bestimmung
abgelehnte
Alternative
kunstvoll kunstlos
hervorbringend erwerbend
bildhaft gegenständlich
Trugbilder Ebenbilder
durch sich selbst durch Werkzeuge
nachahmend [nicht benannt]
mit Kenntnis
(dünkelhaft)
ohne Kenntnis
(weise)
sich verstellend einfältig
in kleinem Kreis als Volksredner
Sophist

In den folgenden Passagen entwickelte Platon einige sprachliche Prinzipien, um zu zeigen, dass das Nicht-Seiende durch falsche Rede zur Täuschung führt.

Zunächst unterscheidet der Fremde zwei Wortformen, die Hauptwörter und die Verben. Beide sind notwendig, um einen Satz zu bilden. Falsche Rede entsteht, wenn über das Subjekt etwas ausgesagt wird, was mit diesem nicht übereinstimmt.

„Wird also von dir Verschiedenes als identisch ausgesagt und Nichtseiendes als seiend, so wird eine solche aus Zeitwörtern und Hauptwörtern entstehende Zusammenstellung wirklich und wahrhaft eine falsche Rede.“ (263 d)

Ähnlich verhält es sich mit Meinungen und Vorstellungen. Der Fremde schlägt vor mit diesen Grundeinsichten noch einmal eine Dihairese des Sophisten vorzunehmen. Dies führt zu dem abschließenden Ergebnis:

„Also die Nachahmerei in der zum Widerspruch bringenden Kunst des verstellerischen Teiles des Dünkels, welche in der trügerischen Art von der bildnerischen Kunst her nicht als die göttliche, sondern als die menschliche, tausendkünstlerische Seite der Hervorbringung in Reden abgesondert ist: wer »von diesem Geschlecht und Blute« den wahrhaften Sophisten abstammen lässt, der wird, wie es scheint, das Richtigste sagen.“ (268 c –d)


Anmerkungen

  1. Platon.Sophistes. Text und Kommentar von Christian Iber, Frankfurt 2007, 210
  2. Vgl. zur Methode der Dihairesis bei Platon auch Politikos 287 b – c, Phaidros 265 c – d und Philebos16 c – d
  3. Die Zitate aus dem Text des Sophistes erfolgen nach der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Stephanus-Paginierung.
  4. Platon. Sophistes. Text und Kommentar von Christian Iber, Frankfurt 2007, 289

Literatur

  • Michael Frede: Prädikation und Existenzaussage. Platons Gebrauch von „… ist …“ und „… ist nicht …“ im Sophistes (Hypomnemata, Bd. 18), Göttingen 1967.
  • Christian Glasmeyer: Platons Sophistes. Zur Überwindung der Sophistik, Heidelberg 2003. ISBN 3-8253-1495-2
  • Martin Heidegger: Platon: Sophistes (Gesamtausgabe Bd. 19), Frankfurt am Main 1992. ISBN 3-465-01177-5
  • Peter Kolb: Platons Sophistes. Theorie des Logos und Dialektik (Epistemata, Bd. 216), Würzburg 1997. ISBN 3-8260-1294-1
  • Moth Stygermeer: Während Sokrates schweigt. Der zweite Anfang der Philosophie in Platons Dialog Sophistes, Berlin 2005. ISBN 3-86504-149-3

Weblinks


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