Sowjetischer Kalender

Sowjetischer Kalender
Sowjetischer Revolutionskalender für 1930. Der Kalender ist eingeteilt nach der traditionellen siebentägigen Woche und zeigt die Gregorianischen Monate, zusätzlich sind farbig die fünftägigen Arbeitswochen zuzüglich der fünf Feiertage gekennzeichnet.

Der Sowjetische Revolutionskalender war von 1929 bis 1940 in der Sowjetunion in Gebrauch. Er ist allerdings nicht als eigenständiger Kalender zu betrachten; vielmehr wurde der Gregorianische Kalender beibehalten, jedoch um eine Fünf- bzw. Sechs-Tage-Arbeitswoche ergänzt.

Die Sowjetunion hatte auf Beschluss Lenins im Jahr 1918 vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender umgestellt, mit einem Sprung von 12 Tagen, auf den 1. Februar folgte der 13. Februar. Dieser Kalender war bis zum 30. September 1929 gültig.

Ab 1. Oktober 1929 wurde aufgrund eines Regierungsdekretes vom 24. September 1929[1] der Sowjetische Revolutionskalender in seiner ersten Variante eingeführt. Er sollte als antireligiöse Maßnahme die Sieben-Tage-Woche durch eine unterbrochene Fünf-Tage-Arbeitswoche mit 12 Monaten zu je 30 Tagen und 5 „überjahreszähligen“ arbeitsfreien Tagen überlagern und damit den christlichen Sonntag als Ruhetag abschaffen. Zusätzlich wurde in Schaltjahren nach dem 30. Februar ein Schalttag eingefügt, ebenfalls außerhalb der Jahreszählung. Die Länge der Jahre und der Monate wurde beibehalten.


Jahresaufbau des Revolutionskalenders von 1929
Woche 1 Woche 2 Woche 3 Woche 4 Woche 5 Woche 6
Tag 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Durch die Beseitigung der regelmäßigen Unterbrechung durch Nicht-Arbeitstage sollte die Effizienz der Industrieproduktion erhöht werden. Daher wurden alle Werktätigen in fünf Gruppen eingeteilt, die farblich unterschieden wurden, und jede Gruppe erhielt einen der neuen Arbeitswochentage als Ruhetag. 80 % der Belegschaft eines Betriebes waren nun jeden Tag in der Produktion eingesetzt, während sich 20 % ihren Ruhetag hatten. Damit verloren die traditionellen Wochentage der Sieben-Tage-Woche ihre Bedeutung.

Nicht als Arbeitswochentag zählten die folgenden allgemeinen Gedenk- bzw. Feiertage:

Die Unterteilung in Gruppen machte die neue Regelung problematisch, weil sie das familiäre und soziale Leben beeinträchtigte. Die erwartete Steigerung der Produktion trat ebenfalls nicht ein.

Mit dem 1. Dezember 1931 erfolgte eine Reform des Sowjetischen Revolutionskalenders durch Stalin. Es wurde ein System eingeführt, das eine Sechs-Tage-Arbeitswoche (die russische Bezeichnung „Schestidnewka“ könnte man, analog zu „Jahrzehnt“, etwa mit „Tagsechst“ übersetzen) mit einem gemeinsamen Ruhetag für alle Werktätigen am 6., 12., 18., 24. und 30. jeden Monats (sowie am 1. März) vorsah; hinzu kamen die oben genannten Feiertage.

1940 wurde schließlich der Revolutionskalender abgeschafft und die traditionelle Sieben-Tage-Woche wieder eingeführt. Damit erfolgte die vollständige Wiederherstellung des Gregorianischen Kalenders. Als Gründe werden genannt, dass sich die Tradition des Sonntags als Ruhetag in der Bevölkerung nicht unterdrücken ließ und Werktätige häufig sowohl am offiziellen Ruhetag als auch am Sonntag der Arbeit fernblieben. So wurden auch die alten Wochentagsbezeichnungen wieder bedeutsam.

Inhaltsverzeichnis

Einzelnachweise

  1. http://www.annalen.net/chronical/09/xxxx_09_24_b.html

Siehe auch

Literatur

  • Clive Foss: Stalin's topsy-turvy work week. History Today Jg. 54, H. 9 (September 2004) S. 46–47
  • Bonnie Blackburn; Leofranc Holford-Strevens: The Oxford Companion to the Year. Oxford University Press 1999, S. 688 f., ISBN 0192142313
  • R. W. Davies: The Soviet economy in turmoil 1929–1930. Cambridge University Press, 1989, S. 84–86, 143–144, 252–256, 469, 544
  • Adolf Wenjaminowitsch Butkewitsch; Moisei Samoilowitsch Selikson: Ewige Kalender. (Kleine naturwissenschaftliche Bibliothek, Bd. 23), BSB B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1989, ISBN 3-322-00393-0
  • The Riga correspondent of the London Times, „Russian experiments“. Journal of Calendar Reform H. 6 (1936), S. 69–71

Weblinks


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