Spekulationsverlust

Spekulationsverlust

Spekulation bezeichnet in der Wirtschaftssprache kurzfristige Investitionen, die aufgrund höherer Risiken meist eine höhere Rendite haben (lat. speculor: ich erspähe). Die Spekulation ist dadurch abgrenzbar von der langfristigen, strategisch geplanten Investition. Wird die Spekulation mit Fremdkapital finanziert, spricht man auch von gehebelter Spekulation.

Inhaltsverzeichnis

Betriebswirtschaftliche Sicht

Ziel einer jeden wirtschaftlichen Spekulation ist es, einen finanziellen Vorteil durch die künftige Realisierung einer erwarteten Markteinschätzung zu erzielen. Das finanzielle Ergebnis einer jeden Spekulation besteht dabei stets in der Differenz zwischen Kaufpreis und Verkaufspreis eines Marktgegenstandes, bereinigt um Kosten des Handels (Transaktionskosten).

Erfolgreiche Spekulationen sind hauptsächlich auf das frühzeitige Erkennen und Ausnutzen von vermuteten Fehleinschätzungen des Marktes durch Marktbeteiligte über künftige Kursentwicklungen zurückzuführen, die sich wiederum durch ungleich verteiltes Wissen und Können zwischen Käufern und Verkäufern erklären lassen. Korrigiert der Markt anschließend diese Fehleinschätzungen, resultieren daraus Spekulationsgewinne. Schlägt die Spekulation fehl, so können Spekulationsverluste entstehen.

Volkswirtschaftliche Bedeutung

Eine wichtige volkswirtschaftliche Funktion der Spekulation besteht darin, dass sich über den Kapitalmarkt gegebene unternehmerische Risiken gegen eine angemessene Renditeerwartung an die Gruppe der Spekulanten übertragen lassen (Hedging).

Der Spekulant nutzt erwartete Preisunterschiede zu Gewinnzwecken aus. Da seine Erwartungen in der Regel auf Informationen beruhen, werden durch Spekulationsgeschäfte Informationen eingepreist. Beispiel: Aufgrund schlechter makroökonomischer Fundamentaldaten wird eine Abwertung der Währung A erwartet, d. h. der Wechselkurs gegenüber einer anderen stabilen Währung B wird sich ändern. Der Spekulant kauft nun die seiner Meinung nach stabilere Währung B, um sie nach erfolgter Abwertung von A zurück zu tauschen. Eben diese Transaktion leitet aber die Abwertung ein. Insofern kann man sagen, dass der Kapital- bzw. Devisenmarkt angesichts der makroökonomischen Daten die Währungen neu bewertet hat. Spekulation ist hier also ein Mechanismus zur Anpassung des Preissystems an neue Informationen, so dass die Ressourcenallokation verbessert wird.

Spekulativer Lohnpolitik

In einer anderen Bedeutung wurde von Theodor Brauer, einem Vertreter der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, mit „spekulativer Lohnpolitik“ eine Lohnpolitik mit dem Ziel, die Lohnquote zu steigern, bezeichnet.[1]

Trendverstärkung

Nach Meinung von Kritikern kann Spekulation dazu beitragen, dass sich Markttrends verstärken und Spekulationsblasen entstehen. Spekulanten werden für Währungskrisen und Wirtschaftskrisen wie die Argentinien-Krise oder die Asienkrise verantwortlich gemacht. Eine Mindermeinung in den Wirtschaftswissenschaften (z.B. Globalisierungsgegner, Freiwirtschaft) vertritt daher Auffassung, Spekulation solle verboten oder erschwert werden. Eine Forderung zur Eindämmung der Spekulation ist die nach der Einführung einer Tobin-Steuer.

Die Forschungsergebnisse zeigen jedoch einen eindeutigen positiven Zusammenhang zwischen Transaktionskosten und der Volatilität (Instabilität) des Marktpreises (z. B. [2][3][4]). Tobins Hypothese von der stabilisierenden Wirkung höherer Transaktionskosten wird vielfach als empirisch widerlegt betrachtet.

Moralische Bewertung

Spekulation wird aus unterschiedlichen moralischen Gründen kritisiert. So werden Erträge aus Spekulation als "leistungslose Einkommen" wahrgenommen und die Kurzfristigkeit des Spekulationsgeschäftes kritisiert. Vielfach wird auch die Vermutung geäußert, den Gewinnen der Spekulanten stünden entsprechende Verluste Dritter gegenüber. Insbesondere Spekulationen in Lebensmitteln und Exportprodukten der Dritten Welt stehen im Mittelpunkt der Kritik.

Im öffentlichen Bewußtsein erfolgt eine Trennung zwischen der guten, langfristigen Investition und der schlechten, kurzfristigen Spekulation. Diese Vorstellung ist auch Grundlage der steurlichen Behandlung Privater Veräußerungsgeschäfte. Sofern diese innerhalb der Spekulationsfrist (bei Immobilien 10 Jahre) liegen, sind die Gewinne als Spekulation steuerpflichtig, werden die Anlagegüter länger gehalten, bleibt der Gewinn als Investitionsertrag steuerfrei.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Reinhard Bispinck und Thorsten Schulten: Das Konzept der expansiven Lohnpolitik - eine kritische Würdigung aus heutiger Sicht. In: Reinhard Bispinck, Thorsten Schulten, Peeter Raane (Hrsg.): Wirtschaftsdemokratie und expansive Lohnpolitik. Zur Aktualität von Viktor Agartz. VSA-Verlag Hamburg 2008. ISBN 978-3-89965-282-6. S. 48 bis 65.
  2. Ronen and Weaver (2001)
  3. Bessembinder (2001)
  4. Hau, Harald (2005) The Role of Transaction Costs for Financial Volatility: Evidence from the Paris Bourse Hau errechnet für eine 20%ige Erhöhung der Transaktionskosten eine Verstärkung der Volatilität an der Pariser Börse um 30 %.

Literatur

  • Saber, Nasser (1999): Speculative Capital Volume 1 - the invisible hand of global finance. Financial Times, Prentice Hall. ISBN 0-273-64155-7
  • Saber, Nasser (1999): Speculative Capital Volume 2 - The Nature of risk in capital markets. Financial Times, Prentice Hall. ISBN 0-273-64422-X

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