Spinnerin am Kreuz

Spinnerin am Kreuz
Spinnerin am Kreuz in Wien, April 2005

Die Spinnerin am Kreuz ist eine gotische Steinsäule in Wien-Favoriten.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Da es in Wiener Neustadt eine ähnliche Säule mit demselben Namen gibt, die vom Baumeister Michael Knab gegen Ende des 14. Jahrhunderts errichtet wurde, wird er auch bei dieser Säule traditionell als Urheber bezeichnet - bewiesen ist dies jedoch nicht[1]. Um die Spinnerin am Kreuz rankt sich auch eine Sage, welche die Entstehungsgeschichte der Steinsäule mit den Kreuzzügen in Verbindung bringt.

Geschichte

Historische Darstellung von 1841 durch Rudolf von Alt

Dieses sagenumwobene Wahrzeichen war in vergangenen Jahrhunderten auf dem Wienerberg gelegen weithin sichtbar. Im Mittelalter hatte man, von Süden kommend, von diesem Punkt aus den ersten Blick auf die Stadt Wien. Das Wiener Stadtrecht von 1296 erwähnte bereits „ain stainern kreucz ob meurling“. Der große, reich gegliederte Tabernakelpfeiler wurde 1375 erbaut. 1446 wurde das Bauwerk durch Scharen des János Hunyadi zerstört, 1452 von einem Dombaumeister des Stephansdomes, Hans Puchsbaum (zusammen mit Lorenz Spenning), in neuer Form wiedererrichtet, 1529 durch die Türken schwer beschädigt, 1598 durch den Wiener Hofsteinmetzmeister Paul Khölbl erneuert, 1606 durch Truppen des István Bocskai nochmals schwer beschädigt, 1624 renoviert, 1683 wieder durch die Türken beschädigt und 1709/10 abermals renoviert. Für das Jahr 1709 ist erstmals der Name Creutz-Spinnerin bzw. Spinnerin-Creutz belegt. Figural dargestellt sind die christlichen Motive der Kreuzigung, Geißelung, Dornenkrönung und Ecce homo.

Lage

Die Säule markierte die äußerste Grenze der Wiener Stadtgerichtsbarkeit. In unmittelbarer Nähe befand sich das Hochgericht, wo bis ins 19. Jahrhundert öffentliche Hinrichtungen durch den Galgen oder das Rad erfolgten. Beim Bau des in unmittelbarer Nähe gelegenen George-Washington-Hofes wurden 1927 unzählige Skelette verscharrter Gehenkter gefunden. Die letzte Hinrichtung wurde an dieser Stelle am 30. Mai 1868 an Georg Ratkay [2] vollzogen, der am 28.Mai 1868 in einem ordentlichen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt wurde.

Bauwerk

Heute ist die 16 Meter hohe Säule von dichter Bebauung umgeben und der stark frequentierten Triester Straße ausgesetzt. Der Sandstein ermöglichte die Gestaltung komplizierter Figuren, ist aber langfristig gegenüber atmosphärischen Angriffen anfällig. Der saure Regen und die saure Atmosphäre können aus dem Stein den Kalk herauslösen. Dabei entsteht Gips, der am Stein als schwarze, entstellende Kruste sichtbar ist. Diese gipsgebundenen Ablagerungen aus Staub, Sand, Ruß und Reifenpartikeln sind für sich zwar hart, darunter befindet sich mitunter schon zerbröselnder Sandstein. Das Wahrzeichen wurde bereits mehrmals restauriert. Wegen der starken Witterungsschäden wurde entschieden, die Originalfiguren durch Kopien zu ersetzen. Die Originale sind heute im Bezirksmuseum Favoriten zu besichtigen.

Ähnliche Säulen

Eine gewisse Ähnlichkeit zur Spinnerin am Kreuz besitzen neben der in Wiener Neustadt das so genannte Hochkreuz in Friesdorf, das Hochkreuz in Frauenwüllersheim, die Predigtsäule und die Wegsäule beim Jakobstor in Regensburg sowie die Zderadsäule in Brünn.

Einzelnachweis

  1. Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, S. 268
  2. http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1948/november.html

Literatur

  • Friedrich Dahm, Manfred Koller: Die Wiener Spinnerin am Kreuz. Verlag Deuticke, 1991, ISBN 3700546270.
  • Richard Kurt Donin: Meister Michael Knab. In: derselbe: Zur Kunstgeschichte Österreichs. Verlag Rohrer, 1951.
  • Ignaz Benda: 500 Jahre Spinnerin am Kreuz - eine kunst- und kulturgeschichtliche Studie. Verlag Volkshochschule Favoriten, 1953.
  • Werner Schubert: Favoriten. Verlag Bezirksmuseum Favoriten, Wien 1992.

Weblinks

 Commons: Spinnerin am Kreuz (Wien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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