Spreeturm

Spreeturm
Berliner Fernsehturm
Basisdaten
Ort: Berlin
Verwendung: Fernsehturm, Restaurant, Aussichtsturm
Bauzeit: 1965–1969
Technische Daten
Höhe: 368,03 m
Aussichtsplattformen: 203,78 m und 207,53 m
Baustoff: Stahl, Beton

Der Berliner Fernsehturm ist mit 368 Meter das höchste Bauwerk Deutschlands und das vierthöchste nicht abgespannte Bauwerk Europas. Er wurde im historischen Zentrum Berlins im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) direkt neben der mittelalterlichen Marienkirche in Nachbarschaft zum Roten Rathaus und unmittelbar westlich des Alexanderplatzes errichtet. Betreiber und Eigentümer der Anlage ist die Deutsche Funkturm (DFMG), ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster.

Verwechselungsgefahr besteht mit dem Berliner Funkturm auf dem Messegelände.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planung

Turmspitze mit Antennenanlagen

Bereits in den 1950er-Jahren gab es Planungen für die Errichtung eines Fernsehturms in Berlin, der zunächst in den Müggelbergen im Bezirk Köpenick errichtet werden sollte. Der bereits begonnene Bau dieses Fernsehturms Müggelberge musste jedoch eingestellt werden, da er für die den Flughafen Berlin-Schönefeld an- und von ihm abfliegenden Flugzeuge eine Gefahr bedeutet hätte. Von diesem Bau wurde lediglich der Stumpf fertiggestellt. Als Standortalternative war eine Fläche am Rande des Volksparks Friedrichshain vorgesehen. Dieses Projekt kam jedoch über die Planungsphase nicht hinaus.

Im Jahre 1964 wurde unter maßgeblicher Einflussnahme des ersten Sekretärs des Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht, die Errichtung des Fernsehturms im unmittelbaren Stadtzentrum beschlossen. Die Architektur geht auf eine Idee von Hermann Henselmann und Jörg Streitparth zurück, die Bauplanung erfolgte im VEB Industrieprojektierung (Ipro) Berlin. Wichtigste Architekten waren hier: Fritz Dieter, Günter Franke und Werner Ahrend. Die Fußumbauung stammt von Walter Herzog und Heinz Aust.

Zwecks Baufreimachung für die Errichtung des Fernsehturms sowie die Umgestaltung seiner Umgebung wurde die in der Mitte der 1960er-Jahre in diesem Bereich noch erhaltene Bebauung mit Ausnahme der Marienkirche und des Roten Rathauses abgerissen und der ursprüngliche aus dem Mittelalter stammende Straßengrundriss der Berliner Altstadt aufgegeben.

Bau

Am 4. August 1965 war Baubeginn. Der Gesamtbauleiter und Chef der Deutschen Bauakademie Gerhard Kosel wurde bereits 1965 abberufen, da die Baukosten mit rund 200 Millionen Mark der DDR sechsmal höher wurden als ursprünglich kalkuliert. Grund hierfür war unter anderem, dass zahlreiche Materialien importiert werden mussten: die Außenverkleidung und die Scheinwerfer aus der Bundesrepublik, Aufzüge sowie Klimaanlagen aus Schweden und Fenster aus Belgien. Eine genaue Abrechnung über die Kosten wurde nie erstellt.

Bau der Turmkugel, 1968

Zunächst wurde der Turmschaft in Kletterbauweise betoniert, wobei in dem Hohlkörper ein Stahlgerüst mit in die Höhe kletterte. Dann wurde am Boden das Stahlskelett der Kugel zusammengebaut. Auf der Spitze des Betonschaftes montierte man einen Montagekran, der die einzelnen Stahlsegmente der Turmkugel heraufbeförderte. Der Kran befindet sich heute noch dort, sein Ausleger ist nach unten geklappt. Die Antenne wurde aus einzelnen – etwa vier Meter großen – Segmenten zusammengesetzt. Hierfür wurde ein kleiner mitwachsender Kran an der Seite der Antenne installiert, der nach Beendigung der Arbeit wieder entfernt wurde.

Nach gut vier Jahren Bauzeit wurde der Fernsehturm am 3. Oktober 1969 in Betrieb genommen. Er gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Berlin und zählt jährlich rund eine Million Besucher. Heute ist er im Besitz der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochter der Deutschen Telekom AG. Vorbild für die Konstruktion als Betonnadel war unter anderem der Stuttgarter Fernsehturm.

Mit der Errichtung des Fernsehturmes wurde der gesamte Bereich zwischen der Stadtbahnstrecke am Bahnhof Alexanderplatz, der Karl-Liebknecht-Straße, der Rathausstraße und der Spree zu einer großzügig angelegten Freifläche mit Springbrunnenanlage, Baumgruppen und Blumenrabatten umgestaltet. Diese ist von vielgeschossigen Neubauten umgeben. Außer der Marienkirche und dem Roten Rathaus erinnert nichts mehr daran, dass man sich im historischen Stadtkern von Berlin befindet.

Die Kugel des Fernsehturms als Fußball verkleidet (Juli 2006)

Fußball-WM 2006

Die Kugel des Fernsehturms wurde im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit einer Folie aus 12.000 Einzelstücken in Form eines Fußballs beklebt. Als Werbung für die Deutsche Telekom trug diese neben Silber die Firmenfarbe Magenta.

Bei der Entfernung der Beklebung ab August 2006 traten Verzögerungen auf, sodass noch bis zum folgenden Oktober Folienreste an der Kugel zu erkennen waren. Die Telekom-Tochter „Deutsche Funkturm“ trat aber dem in Berlin verbreiteten Gerücht entgegen, diese Verzögerungen lägen an der Hartnäckigkeit des verwendeten Klebstoffs; die Folie lasse sich problemlos beseitigen. Stattdessen seien verschärfte Sicherheitsauflagen für die längere Dauer der Abschälaktion verantwortlich. Eine gleichzeitig für das Frühjahr 2007 angekündigte Säuberungsaktion der Kugel, die erste nach 1989, wurde damit begründet, dass sich im Laufe vieler Jahre durch die Sonneneinstrahlung eine feste Schmutzschicht auf der Oberfläche eingebrannt habe.[1]

Innenraum

Panoramaetage mit Treppenaufgang zum Telecafé

Im Inneren des Turmes befindet sich auf Erdgeschossebene ein großzügiges Foyer mit Souvenirläden. Mehrere kreuzweise angeordnete Treppen führen zum Obergeschoss der Eingangshalle. Dort befinden sich die Kasse und der Lifteingang. Für Besucher sind zwei Etagen im Inneren der Kugel zugänglich: die Aussichtsetage und das Telecafé. Zwei Lifte fahren in die Kugel und enden auf Höhe der Panoramaetage. Außer einem Rundgang hinter den Aussichtsfenstern befindet sich dort ein weiterer Souvenirstand und eine Panoramabar. In der darüber liegenden Etage befindet sich auf einer Höhe von 207,5 Metern das Telecafé genannte Turmrestaurant.

Im Turm können Trauungen vorgenommen werden. Sie werden von Beamten des Standesamts Berlin-Mitte durchgeführt.

Für Rollstuhlfahrer ist der Zugang zum Turm nicht möglich.

Technische Daten

Fernsehturm und Umgebung aus der Luft
  • Höhe an der Antennenspitze: 368,03 m (vor dem Antennenumbau 1997 betrug die Höhe 365 m)
  • Länge der Antenne: 118 m
  • Durchmesser der Antennenspitze: 1,80 m
  • Mittlere Höhe der Kugel: 212 m
  • Aussichtsetage auf 203,78 m
  • Telecafé auf 207,53 m (zwei Umdrehungen pro Stunde, ursprünglich eine)
  • Durchmesser des Fußes: 32 m
  • Durchmesser der Aussichtsetage: 24 m
  • Durchmesser des Telecafés: 29 m
  • Durchmesser der Kugel: 32 m
  • Gewicht des Betonschaftes: 26.000 t
  • Gewicht der Kugel: 4800 t
  • Gewicht der Antennenspitze: 245 t
  • Geschwindigkeit der Aufzüge: 6 m/s
  • Tiefe des Fundaments: 5 m
Pavillon am Fuße des Turms

Am Fuß des Turms wurde ein Baukomplex mit Ausstellungsräumen, Cafés und Restaurant, einer charakteristischen spitzgiebeligen Dachkonstruktion sowie einer großzügigen Treppenanlage errichtet, in deren Hauptachse der Neptunbrunnen von Reinhold Begas aufgestellt wurde.

Die zwei Ringe am Betonschaft unterhalb der Kugel sind Rettungsplattformen für den Notfall. Dorthin können sich 400 Besucher begeben, falls ein Brand in der Kugel auftritt. Dort kann man bis zur Löschung ausharren oder über eine Treppe weiter hinabsteigen.

Das Ende der Spitze des Fernsehturmes ist mit einem Gewicht versehen, das die dünnere (herausragende) Spitze bei starken Schwankungen (Wind) automatisch wieder einpendelt (Tilgerpendel).

Die Antennenanlage des Fernsehturms enthält übereinander angeordnet verschiedene Antennen für digitales Fernsehen (DVB-T), UKW-Radiosender und digitalen Rundfunk (DAB). Die Antennenanlage ist elektrisch beheizbar, da sie im Winter eisfrei gehalten werden muss, um die Umgebung des Fernsehturms vor herabfallenden Eisbrocken zu schützen.

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Rundumblick von der Aussichtsetage: Hochauflösendes 360°-Panorama
Rundumblick von der Aussichtsetage: Hochauflösendes 360°-Panorama

Frequenzen und Programme

Berliner Fernsehturm mit dem Reichstagsgebäude im Vordergrund

Analoges Radio (UKW)

Von den unterschiedlich hohen UKW-Antennen werden insgesamt 17 Radioprogramme abgestrahlt. Deren Sendeleistung reicht von 0,5 bis 100 kW. Auch die BBC und ein französischsprachiger Sender haben hier jeweils eine Frequenz.

Der Privatsender BB Radio nutzt seine für den Fernsehturm koordinierte Frequenz 107,5 MHz mit erlaubten 100 kW alternativ vom Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg mit nur 13 kW. Das Programm Fritz vom RBB darf vom Berliner Fernsehturm mit maximal 100 kW senden, die BBC mit maximal 20 kW.

Beim Antennendiagramm sind im Falle gerichteter Strahlung die Hauptstrahlrichtungen in Grad angegeben.

Frequenz
[MHz]
Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP
[kW]
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
87,9 STAR FM 87.9 STAR_FM_ 1023 - 1 ND H
90,2 BBC World Service BBCWorld D02E - 16 ND H
91,4 Berliner Rundfunk 91.4 BRF_91.4 D363 - 100 ND H
93,6 Jam FM _JAM_FM_ 10B2 - 2,4 D (330°-280°) H
94,3 r.s.2 94,3_rs2 D32B - 25 ND H
95,8 RBB Radio Eins _radio1_/vom_rbb_ D332 - 100 ND H
97,7 Deutschlandfunk __DLF___ D210 - 100 ND H
98,8 Kiss FM _KISS_FM 1024 - 1 ND H
99,7 Antenne Brandenburg Antenne_/vom_rbb_ D431 Potsdam 100 ND H
100,6 100,6 Motor FM MOTOR FM 1028 - 12,6 ND H
101,3 Klassik Radio KLASSIK_ D75B Berlin 4 ND H
101,9 JazzRadio 101.9 __Jazz__ 1027 - 0,5 ND H
102,6 RBB Fritz _Fritz__/vom_rbb_ D333 - 15 ND H
103,4 Energy Berlin _ENERGY_/_BERLIN_ 132F - 8 ND H
104,6 104.6 RTL 104.6RTL 132A - 10 ND H
105,5 Spree Radio 105,5 _SPREE__ 1022 - 5 ND H
106,0 Radio France Internationale ___RFI__ 1026 - 1 D (50°-20°) H

Digitales Radio (DAB)/Digitales Mobiles Fernsehen (DMB)

DAB beziehungsweise DMB wird in vertikaler Polarisation und im Gleichwellenbetrieb mit anderen Sendern ausgestrahlt.

Block Programme ERP
[kW]
SFN
12D
Brandenburg
(D__00012)
DAB-Block von Deutsche Telekom/GARV/Deutsche Telekom/Digital Radio BB:
  • Deutschlandfunk (192kbps)
  • Deutschlandradio Kultur (192kbps)
  • Stimme Russlands (128kbps-Mono)
  • EPG/MobileDatenBasic/MobileDatenPlus/TDC (56kbps-D)
1 Berliner Fernsehturm Alex, Pinnow, Pritzwalk (Buchholz-Wahrberg), Rhinow (Rhinower Berge), Zühlen, Belzig (Weitzgrund-Räuberberg), Petkus, Michendorf, Fürstenwalde (Rauener Berge), Eisenhüttenstadt (Diehlo-Meuselberge), Guben (Reichenbach-Mobilfunkmast), Cottbus (Madlow), Cottbus (Calau), Lauchhammer, Hohenleipisch
LA
Berlin
DMB-Multiplex von Deutsche Telekom/GARV/Deutsche Telekom/Digital Radio BB:
  • Classic FM (160kbps)
  • BFBS Radio 1 (112kbps)
  • Capital Life (80kbps-M)
  • Birdsong (64kbps-M)
  • Planet Rock (128kbps)
  • talkSPORT (64kbps-M)
  • Virgin Radio (160kbps)
  • the jazz (96kbps-M)
  • What's On (8kbps-DMB IP)
  • C4 (96kbps-DMB IP)
  • E4 (96kbps-DMB IP)
  • ITN News (96kbps-DMB IP)
  • ITV 1 (96kbps-DMB IP)
4 Berliner Fernsehturm Alex
12B
FhG FIRST-on-Air
DAB-Block von Deutsche Telekom/Fraunhofer FIRST:
  • FIRST Audio iDLS (128kbps)
  • FIRST T-DMB (544kbps DMB)
  • FIRST T-DMB CH2(544kbps DMB)
  • News (32kbps Daten)
  • SmartWeb (64kbps Daten)
  • SmartWeb-2 (64kbps Daten)
  • TDC-TPEG Bin Test (32kbps Daten)
  • Verkehr (8kbps Daten)
1 Berliner Fernsehturm Alex

Digitales Fernsehen (DVB-T)

Die DVB-T-Ausstrahlungen vom Berliner Fernsehturm Alexander laufen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten. In Deutschland war dieses Sendernetz, als es 2003 schrittweise startete, das Erste seiner Art.

Kanal Frequenz
[MHz]
Multiplex Programme im Multiplex ERP
[kW]
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FEC Guard-
intervall
Bitrate
[MBit/s]
SFN
E27 522 ARD national (rbb) 120 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)
E07 191,5 ARD regional (rbb) Berlin 10 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
2/3 1/8 12,90 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)
E33 570 ZDFmobil 50 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
2/3 1/4 13,27 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg), Frankfurt/Oder (Booßen)
E25 506 RTL-Group Berlin 20 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg)
E44 658 ProSiebenSat.1 Berlin 120 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg)
E05 177,5 Gemischt Berlin 1 10 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
3/4 1/8 14,51 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)
E56 754 Gemischt Berlin 2 10 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
3/4 1/8 14,51 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg)
E59 778 Gemischt Berlin 3
  • n-tv
  • Euronews
  • 90elf.de Interactive
  • Radio: 2255live, radio horeb, ERF Radio, Antenne Bayern, Star FM 87.9, Energy Berlin, Radio Paloma, 104.6 RTL, 105'5 Spreeradio, BluRadio, OldieStar Radio, radio ffn (Hannover), sunshine live (Satellit), 90elf
10 ND H 16-QAM
(8k-Modus)
3/4 1/8 14,51 Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Wannsee (Schäferberg)

Sonstiges

Der Bau des Fernsehturms gab Anlass für eine Vielzahl von Anekdoten:[2]

„Rache des Papstes“

Kreuzförmige Reflexion auf der Kugel („Rache des Papstes“)

Wenn die Sonne die Kugel der Blechprismen aus rostfreiem Stahl anstrahlt, erscheint eine Reflexion in Form eines Kreuzes. In Anspielung auf die atheistische Grundeinstellung der sozialistischen Regierung und die Diskriminierung kirchlicher Einrichtungen in der DDR bezeichneten Berliner dieses leuchtende Kreuz als „Rache des Papstes“ oder auch, nach dem damaligen evangelischen Bischof Otto Dibelius, als „Dibelius’ Rache“.[3]

Eine beliebte – allerdings nicht gesicherte – Anekdote in diesem Zusammenhang besagt, der Architekt sei nach Fertigstellung von der Stasi vernommen worden, um herauszufinden, ob er das Kreuz absichtlich mit eingeplant habe. Nach einer weiteren Anekdote beendete ein Regierungsmitglied die Diskussion mit dem Ausspruch: „Das ist kein Kreuz, sondern ein Plus für den Sozialismus!“ Die dritte Anekdote besagt, die Stasi habe anfänglich versucht, das reflektierende Kreuz mittels großer Spiegel vom Boden aus wegzublenden. Schließlich gibt es das Gerücht, dass in der Volkskammer der Abriss des Turmes diskutiert worden sei.

In seiner Rede vor dem Brandenburger Tor am 12. Juni 1987 griff US-Präsident Ronald Reagan eine Variation dieser Gerüchte auf. Er erklärte[4], die Ost-Berliner Behörden hätten seit dem Bau des Fernsehturms immer wieder mit dem Einsatz von Farbe und Chemikalien versucht, die Lichtreflexion an der Glaskugel zu verhindern, vergebens allerdings.

„St. Walter“

Das Bauwerk an sich wird aus demselben Grund auch „St. Walter“ (nach Walter Ulbricht) genannt. Ebenso wird der Begriff „Ulbrichts Gedächtniskirche“ deshalb seit dem Tode von Walter Ulbricht verwendet.

„Telespargel“

Von Reiseleitern und Stadtführern wird Touristen gern erzählt, die Berliner würden den Fernsehturm „Telespargel“ nennen, so wie für jedes bekanntere Gebäude der Stadt angeblich ein Name existiert, der von den Einheimischen benutzt wird. Dies ist in vielen Fällen nicht zutreffend, Berliner benutzen in der Regel die Bezeichnung Fernsehturm. Die Bezeichnung Telespargel war ein von den DDR-Offiziellen gewünschter Spitzname, der sich in der Praxis jedoch auch schon in der DDR nicht durchgesetzt hat.

Standortentscheidung

Parteichef Walter Ulbricht traf am 22. September 1964 vor einem Modell der Stadt höchstpersönlich die Wahl des Standorts in seiner unnachahmlichen Weise mit den Worten: „Nu, Genossen, da sieht man's ganz genau: Da gehört er hin.“ Und so geschah es, zunächst so geheim, dass es keine offizielle Grundsteinlegung und Baugenehmigung gab. Der Standort ist so gewählt, dass alle großen Straßen Ost-Berlins auf den Fernsehturm zuführen.

Das Fernsehturmlied

Briefmarke zur Eröffnung des Fernsehturms 1969

Die zweite Strophe des Fernsehturmliedes der Jungen Pioniere lautet:

Der Fernsehturm ist groß und schlank,
groß und schlank, groß und schlank
und hat ein Bäuchlein blitzeblank,
Bäuchlein blitzeblank, Bäuchlein blitzeblank.
Da ist kein Magen drin, nee, nee, sondern ein Fernsehturmcafé.
Groß und schlank, blitzeblank, Fernsehturmcafé.


Text: Helmut Stöhr/Ilse und Hans Naumilkat

Filmische Rezeptionen

Der Fernsehturm spielte in verschiedenen Filmen eine wichtige Rolle. In dem Film Tornado wird der Fernsehturm von einem Tornado fast zum Einsturz gebracht. Im Spielfilm Das Inferno – Flammen über Berlin bricht ein Feuer in der Restaurantetage des Turmes aus. Da man diesen Film aus Sicherheitsgründen nicht vor Ort drehen konnte, baute man eine orginaltreue Kulisse der Restaurantetage nach. Verschiedene technische Details wie das offensichtliche Fehlen einer Brandmeldeanlage und die absturzgefährdeten Lifte sind jedoch Fiktion. In der Telenovela Verliebt in Berlin ist der Fernsehturm das offizielle Symbol.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Müller: Symbol mit Aussicht. Der Ost-Berliner Fernsehturm. Verlag für Bauwesen, 2. Aufl., 2000, ISBN 3345007614
  • Sandra Siewert, Dirk Berger, Ingo Müller: Von der Partei zur Party. Der Berliner Fernsehturm als Grafisches Symbol. 2003, ISBN 3-00-012207-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reiner L. Hein, „Ärger mit der WM-Fußball-Folie am Fernsehturm“, Die Welt, 29. September 2006.
  2. Artikel über die Namen des Berliner Fernsehturms
  3. Leserbrief an die Wochenzeitung Die Zeit.
  4. Remarks on East-West Relations at the Brandenburg Gate in West Berlin, 12. Juni 1987.

52.52111111111113.417Koordinaten: 52° 31′ 16″ N, 13° 24′ 36″ O


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