Sprengel Ostfriesland

Sprengel Ostfriesland

Der Sprengel Ostfriesland ist einer von sechs nicht selbständigen Unterbezirken der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, die sich in die Sprengel Hannover, Hildesheim-Göttingen, Lüneburg, Osnabrück, Ostfriesland und Stade unterteilt.

Die Martin-Luther-Kirche in Emden, Predigtkirche des Landessuperintendenten des Sprengels Ostfriesland

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Sprengel Ostfriesland liegt im äußersten Westen Niedersachsens und der Hannoverschen Landeskirche. Er grenzt an die Nordsee, im Westen an die Protestantse Kerk in Nederland, im Süden an die Evangelische Kirche von Westfalen und im Osten an den Sprengel Osnabrück und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg.

Das Gebiet des Sprengels entsprach bis zu der von der Landessynode im November 2006 zum 1. Juli 2007 beschlossenen Sprengel-Strukturreform den alten Grenzen Ostfrieslands bzw. des Regierungsbezirks Aurich, also in etwa dem der Landkreise Aurich, Leer und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Emden mit einer Fläche von ca. 3200 km². Der Sprengel hatte die territorialen Änderungen der Gemeindereformen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nicht mitvollzogen. So kam es, dass der westliche Teil der Gemeinde Sande im Landkreis Friesland – das alte Amt Gödens – kirchlich zum Sprengel Ostfriesland gehörte, die Kirchengemeinde Idafehn in der Gemeinde Ostrhauderfehn im Landkreis Leer jedoch zur Oldenburgischen Landeskirche.

Mit Wirkung vom 1. Juli 2007 wurde der Sprengel Ostfriesland flächenmäßig stark vergrößert: der Kirchenkreis Emsland-Bentheim im Sprengel Osnabrück wurde umgegliedert. Er umfasst das Gebiet der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim. Wohnten im bisherigen Sprengelgebiet überwiegend evangelisch-lutherische Gemeindeglieder, so ist dies im neu dazu gekommenen Kirchenkreis anders: die Grafschaft Bentheim wird von überwiegend evangelisch-reformierten Gemeindegliedern bewohnt, im Emsland dagegen ist die römisch-katholische Kirche am stärksten.

Geschichte

Die Reformation in der Prägung durch Martin Luther hielt unter dem ostfriesischen Grafen Edzard I. (dem Großen) Einzug, der durch Luthers Schriften persönlich für die neue Lehre gewonnen werden konnte und seinen Untertanen Glaubens- und Lehrfreiheit gewährte.

Aber noch ehe die Wittenberger Botschaft das ganze Land erobert hatte, drang die reformierte Lehre Zwinglis vom Rhein her in Ostfriesland ein. Georg Aportanus (Jürgen van der Döre) verkündete sie in Emden und gründete dort eine große Stadtgemeinde.

Graf Edzards Sohn und Nachfolger Enno II. schwankte zwischen der lutherischen und der reformierten Lehre. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass weder die lutherische noch die reformierte Lehre die andere verdrängen konnte. Im Allgemeinen waren die Fürsten lutherisch und die ihnen widerstrebenden Stände unter Emdens Führung, gestützt auch auf die Niederlande, reformiert. 1599 schlichtete ein "Konkordat" den Streit zwischen den Konfessionen.

Es blieb über all die Jahre hinweg bei dem Nebeneinander der beiden evangelischen Konfessionen. Einen wirksamen Impuls zum Miteinander der beiden Konfessionen gab die Erweckungsbewegung. So hieß es 1893 in der Satzung der „Evangelischen Missionsgesellschaft“: „In Ostfriesland besteht eine beiden evangelischen Konfessionen angehörende Gesellschaft“.

Auch die Gründung der „Ostfriesischen Bibelgesellschaft“ im Jahre 1838 war eine Frucht der Erweckungsbewegung und trug zur Annäherung beider Konfessionen bei. Und so verwirklicht die gemeinsame Wahrnehmung kirchlicher Verantwortung sich heute in der gemeinsamen Trägerschaft verschiedener Arbeitsstellen und Dienste sowie Initiativen.

Aus dem Nebeneinander ist in Ostfriesland ein Miteinander geworden – auch wenn heute hier deutschlandweit in einzigartiger Weise die 267.000 Lutheraner und 90.000 Reformierten in zwei getrennten Landeskirchen organisiert sind, die beide Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland sind: die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers und die Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland.

Struktur

Zum Sprengel Ostfriesland gehören jetzt die sieben Kirchenkreise Aurich, Emden, Emsland-Bentheim, Harlingerland (Esens), Leer, Norden und Rhauderfehn (Westrhauderfehn), die sich in 136 Kirchengemeinden mit 208 Pastorinnen und Pastoren untergliedern. Hier wohnen etwa eine Million Menschen, von denen 45 Prozent zur evangelisch-lutherischen Kirche gehören dürften.

Im Gebiet des Sprengels Ostfriesland bestehen als Gegenüber der sechs Kirchenkreise seitens der reformierten Kirche die fünf Synodalverbände I, IV, Grafschaft Bentheim, Emsland-Osnabrück und Rheiderland, seitens der römisch-katholischen Kirche (Bistum Osnabrück) die sieben Dekanate Aschendorf, Bentheim, Freren, Haren, Hümmling, Lingen, Meppen und Ostfriesland.

Landessuperintendentur

Leitung

Fußgängerzone in Aurich mit Blick auf die Lambertikirche

Die Leitung des Sprengels liegt bei der Landessuperintendentur, bis 2007 in Aurich wurde sie im Rahmen der Strukturreform nach Emden verlegt.

Von hier aus werden bischöfliche Aufgaben wahrgenommen, die von der Bischofskanzlei in Hannover alleine schon aus Entfernungsgründen delegiert werden. Die Amtsinhaber der Landessuperintendentur werden darum auch oft „Regionalbischöfe“ genannt.

Predigtkirche war bis 2007 die Lambertikirche in Aurich, seither ist es die Martin-Luther-Kirche in Emden.

Die Amtsinhaber aller hannoverscher Landessuperintendenturen bilden zusammen mit dem Landesbischof den Bischofsrat der Landeskirche.

Landessuperintendenten

Sprengelbeirat

Dem Landessuperintendenten steht der Sprengelbeirat zur Seite, dessen zwölf Mitglieder aus allen Kirchenkreisen des Sprengels kommen.

Ephorenkonvent

Die leitenden Geistlichen der Kirchenkreise, die Superintendenten, bilden den Ephorenkonvent des Sprengels. Einer dieser Amtsinhaber ist zugleich Stellvertreter des Landessuperintendenten.

Sprengeldienste

Der Sprengel Ostfriesland bietet den Gemeinden und den Gemeindegliedern seines Gebietes mannigfache Dienste an:

  • Fachberatung Kindergärten und Kinderspielkreise
  • Frauenarbeit
  • Haus kirchlicher Dienste (Sprengelbüro)
  • Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
  • Männerarbeit
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Pastoralpsychologische Arbeit
  • Posaunenarbeit

Sprengeleinrichtungen

  • Arbeitsstelle für Evangelische Religionspädagogik Oldenburg/Ostfriesland
  • Kirchlicher Dienst in Freizeit, Erholung und Tourismus

Sprengelmitglieder der Landessynode

Der Sprengel Ostfriesland entsendet acht Mitglieder in das höchste parlamentarische Gremium der hannoverschen Landeskirche, in die Landessynode.

Derzeitige Landessynodale sind:

  1. Gerd Bohlen, Superintendent, Rhauderfehn
  2. Anne Holthusen, Rhauderfehn
  3. Alwin Pfanne, Fernmeldeoberamtsrat i. R., Aurich
  4. Friedrich Pralle, Diakon, Wittmund
  5. Ludwig Brüggemann, Bürgermeister a. D., Hage
  6. Heike Lübben, Juristin, Neuschoo
  7. Gunda Dröge, Hausfrau, Meppen
  8. Bettina Siegmund, Hausfrau und ehem. Agrar-Ingenieurin, Leer

Literatur

  • L. Tiesmeyer: Die Geschichte der Erweckungsbewegung in Deutschland. 1908/1912
  • Philipp Meyer: Aus der Reformationsgeschichte Niedersachsens. 1952
  • P. Alpers: Kleine Kirchengeschichte Niedersachsens. 1965

Weblink


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